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4. PHILHARMONISCHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Freitag, den 5. Dezember 1980, 20.00 Uhr Sonnabend, den 6. Dezember 1980, 20.00 Uhr ohilHisnnoooio Dirigent: Johannes Winkler «Selis-t-i kwm Prm-niUn.M ,yp p..ingrien, Klavioi Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie D-Dur KV 385 ° PeMscho WJadtgerow Konze r» fii r Kk»vter ttndOrchester < 4899-1-978 b Moll üp. 31 (1937)— TAHegw-modererte- Erstoufführuny Anton Bruckner 1824-1896 PAUSE Sinfonie Nr. 6 A-Dur Maestoso Adagio (Sehr feierlich) Scherzo (Nicht schnell) Finale (Bewegt, doch nicht zu schnell) IWAN DRENIKOW, 1945 in Sofia geboren, entstammt einer Musikerfamilie, die Mutter war Pianistin, der Vater Konzertmeister der Sofioter Philharmonie. Er studierte an der Musikschule in Sofia bei W. Wulcha- nowa und — seit 1965 — am Sofioter Konservatorium bei P. Peleschik. Daneben trieb er Studien bei Vin cenzo Vitale in Venedig (1965 67) und bei A. Bene- detti-Michelangeli in Bergamo, Lugano und San Ber nardo (1968). 1969 70 vervollkommnete er seine Aus bildung an der Wiener Akademie für Musik und dar stellende Kunst bei R. Hauser und J. Diehler. Förderung dankte er auch dem Komponisten Pantscho Wladigerow, der ebenfalls sein Lehrer war und des sen Klavierschaffen er sich als Interpret neben dem klassischen Repertoire besonders zugewandt hat. Er ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe (Sonderpreis des Nationalen Klavierwettbewerbes Sofia 1958, 3. Preis des Busoni-Wettbewerbes 1961, 1. Preis des Nationalen Wettbewerbes der Sofioter Philharmonie 1962, 1. Preis des Internationalen Pianistenwettbewerbes „F. P. Ne- gelia"), erhielt 1980 in Rom einen Preis für seine her vorragenden künstlerischen Leistungen, machte zahl reiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen und be reiste u. a. die Sowjetunion, die Schweiz, Österreich, Italien, die Ungarische VR und SFR Jugoslawien. Er ist Verdienter Künstler der VR Bulgarien, ständiger So list der Sofioter Philharmonie und gastiert im Rah men der „Tage der Freundschaft und Kultur der VR Bulgarien in der DDR" anläßlich des 1300. Jahrestages der Gründung des bulgarischen Staates. ZUR EINFÜHRUNG Pantscho Wladigerow, einer der be deutendsten (und im Ausland der wohl bekann teste der) bulgarischen Komponisten, wurde 1899 in Zürich geboren und erhielt frühzeitig musika lische Unterweisung. Seit 1910 besuchte er die Musikschule in Sofia und seit 1912 studierte er an der Berliner Musikhochschule bei P. Juon (Komposition) und bei H. Barth (Klavier). 1916 setzte er seine Studien in der Meisterklasse der Akademie der Künste in Berlin fort (Komposition bei F. Gernsheim und G. Schumann, Klavier bei L. Kreutzer). 1918 erhielt er (für sein 1. Klavier konzert op. 6) den Mendelssohn-Preis der Aka demie, desgleichen 1920 für das Orchesterwerk „Drei Impressionen" op. 9, das am 3. März 1925 von der Dresdner Philharmonie unter Eduard Mörike uraufgeführt wurde. 1920 bis 1932 arbei tete Wladigerow als Komponist und Dirigent an dem von Max Reinhardt geleiteten Deutschen Theater in Berlin. In dieser Zeit entstanden et liche seiner bekanntesten Werke wie das 1. Vio linkonzert op. 11, die Bulgarische Rhapsodie „Wardar" op. 16 und das 2. Klavierkonzert op. 22, das wiederum die Dresdner Philharmonie — mit dem Komponisten als Solisten — unter der Leitung Paul Scheinpflugs am 28. Februar 1931 in Chemnitz zur Uraufführung brachte, nachdem schon Eduard Mörike mit den Dresdner Philhar monikern Wladigerows „Traumspiel-Suite für großes Orchester op. 13" am 7. April 1926 urauf geführt hatte. In der Zeit seines Berliner Wir kens verbrachte er regelmäßig einige Monate in seiner Heimat und konzertierte als Pianist vor nehmlich mit eigenen Werken. Im Herbst 1932 kehrte Wladigerow nach Bulgarien zurück und wurde Professor für Komposition an der Musik akademie in Sofia, eine Stellung, die er bis zu seinem Tode am 8. September 1978 innehatte. Sein umfängliches kompositorisches Schaffen, das mehrere Bühnenwerke, 2 Sinfonien, 5 Kla vierkonzerte, 2 Violinkonzerte, weitere Orchester werke, Kammer- und Klaviermusik sowie Lieder umfaßt, hat für die bulgarische Musikkultur, für die Herausbildung einer nationalen bulgari ¬ schen Komponistenschule grundsätzliche Bedeu tung und konnte sich auch im Ausland durchset zen. Berühmte Dirigenten, darunter A. Nikisch, K. Böhm, B. Walter, E. Ormandy, F. Reiner, E. Kleiber, I. Dobrowen, G. Fiteiberg und viele an dere, haben sich immer wieder für den Kompo nisten eingesetzt, dessen Musik, zumeist auf die bulgarische Folklore gestützt, einen tiefen na tionalen Charakter besitzt, meisterlich, auch ori ginell gearbeitet ist, in der spätromantischen Tradition wurzelt und in ihrer Emotionalität un mittelbar berührt, Der in seiner Heimat hochge ehrte und vielfach ausgezeichnete Künstler hatte auch große Verdienste als Pädagoge, bildete er doch eine Vielzahl der heute namhaften bulga. rischen Tonnsetzer aus. I Das Klavierkonzert Nr. 3 b-Moll op. 3 1 schrieb Wladigerow 1937 und brachte es selbst als Solist in einem festlichen Konzert der Staatlichen philharmonieSofia, mit dem der neu erbaute Konzertsaal „Bulgaria" der bulgari schen Hauptstadt eingeweiht wurde, am 3. Ok tober 1937 zur Uraufführung. Virtuosität, rhyth mische Impulsivität und melodischer Reichtum kennzeichnen das Werk, dessen nationale Prä gung unüberhörbar ist. Der erste Satz (Con moto mosso) des klassischer Dreisätzigkeit folgenden Konzertes exponiert nach kurzer Einleitung zwei Hauptthemen im Soloinstrument. Das erste — eine ausdrucksvolle, elegische Melodie im Volks ton, ruhig erzählenden Charakters — wird zu nächst piano in Oktaven, dann in dichten Akkor den mit starker Dynamik gespielt, das zweite Thema ist lebhaft, scherzoartig, mit Ornamenten verziert und wird über „hüpfenden" Orchester klängen vorgetragen. Die Entwicklung des soli- stischen Parts verläuft sehr virtuos, der Orche- slerpart erzeugt dramatische Spannung. Der zweite Satz (Andante) beginnt ebenfalls mit einer Einleitung, in der — neben dem Solocello — das Klavier einen impzovisatorisch-rhapsodij sehen Monolog anstimmt. Danach führt das SrS loinstrument ein träumerisches, poetisches Volks liedthema („Der alte Mann hütet die Schafe") ein, das zu pathetisch-weitausladender melodi scher Entwicklung gebracht wird. Der dritte Satz (Allegro moderato) ist wie der erste in Form eines Sonatensatzes mit Introduk tion und Coda gebaut. Die Einleitung ist stür misch und voller Spannung. Nach einer Soloka denz erklingt — wiederum im Klavier, zu rhyth mischer Begleitung des Orchesters —, das Hauptthema, eine temperamentvolle, tänzeri sche Volksmelodie. Auch das zweite Thema hat tänzerischen Charakter. Mit einer virtuosen Coda endet das brillante Finale.