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mals bei Beethoven — das eigentliche geistige Thema des großangelegten Werkes, an dem der Musikhistoriker Philipp Spitta einst „große Tiefe und Reife der Empfindung, kühne Entschlossenheit und überwältigenden Reichtum des Aus drucks" rühmte. Eine Art „Motto", quasi ein „Schicksalsmotiv", tritt in sämtlichen Sätzen (außer dem Adagio) auf, Ausdruck des Betriebes, die Sätze gedanklich miteinander zu verknüpfen. Der erste Satz ist nach dem Selbstzeugnis des Komponisten „voll dieses Kampfes und in seinem Charakter sehr launenhaft, widerspenstig". In der langsamen Ein leitung (Sostenuto assai) erklingt erstmals das lapidare, pathetisch-romantische „Motto". Das Hauptthema des folgenden Allegro-Teiles entsteht aus einem punktierten Bläsermotiv, zeichnet sich durch seinen scharf profilierten Rhythmus aus und bestimmt im wesentlichen das thematische Geschehen des größtenteils von kämpferischen Stimmungen erfüllten Satzes, da sich ihm gegenüber einige Seitengedanken kaum durchsetzen können. In der Coda ist abermals das Motto der Sinfonie zu hören. Das Scherzo steht hier nicht, wie meist üblich, an dritter, sondern an zweiter Stelle. Eine eigenwillige Sechszehntel-Figur der ersten Violinen ist das wichtigste Motiv des Satzes, der im allgemeinen die Stimmung des ersten Satzes fortführt. Zwei Trios, eines im wiegenden Trioienrhythmus, das zweite schlicht-liedhaft an gelegt, unterbrechen das Scherzo, in dessen Schlußteil durch Hörner und Trom peten im Fortissimo wieder das Motto ertönt. Im „Adagio espressivo" beginnen die Violinen, gestützt von den tiefen Strei chern, mit dem kantablen Hauptmotiv, gefolgt von Oboe und Fagott. Nach den sanften, wehmutsvollen Klängen des c-Moll Beginns und einem kleinen Streicher fugato im Mittelteil klingt der Satz in klarem C-Dur aus. Seelische Befreiung bringt endlich das von einem schwungvollen C-Dur-Tonleiter lauf der Streicher eröffnete Finale (Allegro molto vivace). „Erst im letzten Satz fing ich an, mich wieder zu fühlen", berichtet der Komponist. Der architektonisch gewaltige Satz, in ganz freier, von der Tradition abweichender Form geschrieben, bietet neben den frischen, zuerst im Bläsersatz erklingenden Hauptthema eine Fülle von weiteren Themen und Motiven, die teilweise auch aus den vorherge henden Sätzen abgeleitet wurden, und läßt größtenteils frohe Bilder an uns vorüberziehen. Der längste Teil des Finalsatzes ist die abschließende gigantische Coda, die u. a. auch den Mottogedanken der Sinfonie wieder aufgreift; die Schlußsteigerung des Satzes wird durch ein neues Motiv, das Zitat einer Beet- hovenschen Melodie aus dem Liederkreis „An die ferne Geliebte", bestimmt. Nächstes Konzert: Mittwoch, den 14. Januar 1981 Konzert mit dem Günther-Fischer-Sextett, DDR Preis des Programmheftes 0,25 M III 9 92 JtG 059 20 80