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Entstehung meiner Sinfonie fällt in eine Zeit, in der ich mich ausführlich mit der Sinfonik Mahlers auseinandergesetzt habe. Das Prinzip der permanenten Durch führung habe ich versucht, auf eigene Art meine Arbeit einzubeziehen. Formal ist das Stück vierteilig angelegt mit einer kurzen abschließenden Coda. Ausgehend vom Ton cis, der Zentralachse des gesamten Werkes ist, entwickelt jeder Abschnitt unterschiedliche Klangstrukturen bis hin zu einem Höhepunkt, wo das Tutti jeweils eine der vier harmonischen Klangsäulen im Fortissimo aus leuchtet, die gleich zu Beginn von den Streichern als statisches Material vorge stellt wurden. Während im ersten Abschnitt der musikalische Ablauf nur von einem in sich changierenden akkordischen Geschehen um den Ton cis bestimmt wird, der seine Farbe ständig ändert und so für mich die einfachste Form von Melodie dargestellt, gewinnt Melodisches im Verlaufe der weiteren Abschnitte immer mehr an Bedeutung, von einfachen zweitönigen Motiven bis hin zu kom pliziert polyphonen Strukturen. Aber auch Rhythmische und motorische Elemente tragen zur formalen Gliederung bei. Aus dem kalkulierten Korrespondieren und Kontrastieren dieser verschiedenen musikalischen Mittel erwachsen Spannungen, denen Expressionen und Emotionen einbeschrieben sind. In der Coda kehrt das Stück nach und nach zu seinem Ausgangston cis zurück, um den als Schlußpunkt noch einmal die vier Hauptakkorde in Piano-Flageolett-Färbung erscheinen. Für das Verständnis des Stückes wichtiger als diese Hinweise zur Konstruktion ist die Bereitschaft des Hörers zur unbefangenen Aufnahme der expressiven Klang- lichkeit der Musik.“ Wolfgang Amadeus Mozarts einziges Oboenkonzert galt als verloren. Er hatte es im September TTTJ für Giuseppe Ferlindis geschrieben, der damals der erz bischöflichen Kapelle in Salzburg angehörte. Im Dezember desselben Jahres schreibt Mozart seinem Vater, er habe das Konzert in Mannheim dem Oboisten Friedrich Raum zum Präsent gemacht, der es dann dort mehrmals mit Erfolg auf geführt habe. In Mannheim lernte Mozart durch Vermittlung des Flötisten Johann Baptist Wendling den Holländer De Jean kennen, von dem er den Kompositions auftrag für drei leichte Flötenkonzerte und Quartette erhielt. Mozart nahm das willkommene Angebot an und schrieb das Quartett KV 285 und das G-Dur- Konzert. Da er jedoch infolge einer näherrückenden Abreise nach Paris in Zeit not geriet, aber dringend das Honorar benötigte, wandelte Mozart kurzer Hand sein Oboenkonzert schnell in ein Flötenkonzert um, in dem er das Konzert von C-Dur nach der Flöte gemäßeren Tonart D-Dur transponierte. Die Partitur des Oboenkonzertes ging verloren. Erst im Jahre 1920 aufgefundene alte Stimmen ließen eine gültige Rekonstruktion des als verloren geglaubten Oboenkonzertes zu, das in dieser Form wieder in den Konzertsälen zu hören ist. Das unterhaltsame, unproblematische Werk gibt dem Soloinstrument, in ge nauer Kenntnis seiner Eigenart, seiner Technik und der eigentümlichen Effekte, viele Möglichkeiten zu glänzender Entfaltung. In den drei Sätzen wechseln be schwingte Einfälle mit schlichter Melodik wirkungsvoll ab. Im Schlußsatz fällt die Triobehandlung von Oboe, Violine I und II auf. Das Rondothema griff Mozart übrigens später in Blondchens Arie „Welche Wonne, welche Lust“ in seinem Sing spiel „Die Entführung aus dem Serail" wieder auf. Robert Schumann lebte von 1844 bis 1850 in Dresden. Einer Anregung seines Arztes folgend, der ihm seines schlechten Nervenzustandes wegen (erste bedenk liche Anzeichen seiner späteren Geisteskrankheit waren aüfgetreten) Dresden als gesündere Stadt empfohlen hatte, siedelte der 34jährige im Dezember 1844 mit seiner Familie von Leipzig nach Dresden über Er fand hier Zugang zu einem neuen Bekanntenkreis, dem u. a. die Komponisten Richard Wagner und Ferdi nand Hiller, die Witwe Carl Maria von Webers, der Maler Ludwig Richter, der Dichter Robert Reinick und der Bildhauer Ernst Rietschel angehörten. Seit No vember 1847 wirkte Schumann als Nachfolger Hillers als Dirigent der Dresdner Liedertafel, im Jahre 1848 gründete er einen Verein für Chorgesang. Besonders intensiv beschäftigte sich der Komponist in der Dresdner Zeit mit den Werken Johann Sebastian Bachs. An den revolutionären Ideen von 1848/49 nahm er durchaus Anteil (so komponierte er z. B. drei Freiheitslieder und vier Revolutions märsche für Klavier), flüchtete aber vor den „unheimlichen“ Ereignissen des Jahres 1849 in die Dresdner Umgebung und suchte mit seiner Familie, um der Militärdienstpflicht zu entgehen, zuerst auf Schloß Maxen, dann in Kreischa Zu flucht. 1849 gestaltete sich für ihn mit der Komposition von überaus zahlreichen (insbesondere Kammermusik- und Chor-) Werken zu einem ganz besonders pro duktiven Schaffensjahr, nachdem vorher in Dresden u. a. bereits die beiden letzten Sätze des Klavierkonzertes a-Moll, die heute erklingende zweite Sinfonie, das erste Klaviertrio op. 63, die Oper „Genoveva“, die Schauspielmusik zu Byrons „Manfred" und das „Album für die Jugend“ op. 68 entstanden waren. Anfang September 1850 zog Schumann von Dresden nach Düsseldorf, wo er die Stelle des städtischen Musikdirektors übernahm. Die Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61, eine Frucht der Dresdner Jahre des Meisters, komponierte er 1845/46. Das am 5. November 1846 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung Mendelssohns uraufgeführte Werk ist eigentlich bereits seine „Dritte“, da es nach der später umgearbeiteten d-Moll-Sinfonie (4. Sinfonie) ge schrieben wurde. Im Verhältnis zu seinen anderen Sinfonien arbeitete Schumann relativ lange an dieser Komposition. „Mir hat sie manche Mühe gemacht, manche unruhige Nacht habe ich darüber gebrütet, manches fünf und sechsmal umge stürzt", schrieb er zur Arbeit an der C-Dur-Sinfonie, die zum Teil noch durch längere Krankheit unterbrochen wurde. „Ich skizzierte sie, als ich physisch noch sehr leidend war; ja ich kann wohl sagen, es war gleichsam der Widerstand des Geistes, der hier sichtbar influiert hat und durch den ich meinen Zustand zu be kämpfen suchte.“ Heroischer Kampf gegen die widerstrebenden Mächte des Le bens und endlicher Triumph über diese Mächte ist denn auch — ähnlich wie oft-