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2. LANDHAUS-KONZERT Saal des Landhauses Sonnabend, den 4. Oktober 1980, 19.00 Uhr hilhönnniomiek Ausführende: Flötenquartett und Streichtrio der Dresdner Philharmonie: Helmut Rucker, Flöte Eberhard Friedrich, Violine Hans Vos, Viola Peter Doß, Violoncello Wolfgang Bemmann, Oboe Gunther Scherei, Klarinette Lothar Böhm, Horn Hans-Joachim Marx, Fagott Eugen Röder, Kontrabaß Karl Jungnickel, Vibraphon Paul Büttner 1870-1943 Triosonate für Violine, Viola und Violoncello g-Moll (1933) (Kanons mit Umkehrungen im doppelten Kontrapunkt der Duodezime) Grave — Allegro Andante grazioso Adagio sostenuto Andante cantabile Largo Finale (Presto) Rainer Lischka geb. 1942 Kontakte für Altflöte, Vibraphon und Kontrabaß (1973) Franz Schubert 1797-1828 Trio für Violine, Viola und Violoncello in einem Satz B-Dur Allegro PAUSE Franz Danzi 1763-1826 Bohuslav Martinü 1890-1959 Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violon cello d-Moll op. 56 Nr. 2 Allegretto Andantino Menuett (Allegretto) Allegretto Nonett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabaß (1959) Poco Allegro Andante Allegretto „Paul Büttner brauchte dem Volk nicht ,aufs Maul zu schauen“, um die Sprache zu fin den, die es verstand; denn des Volkes Sprache war auch die seine", war in einen späten Nach ruf auf diesen 1943 verfemt und vereinsamt ver storbenen Dresdner Komponisten zu lesen, der — Sohn eines erzgebirgischen Bauern — sich sein Studium als Schüler Felix Draesekes am Dresd ner Konservatorium durch Musizieren auf Dorf tanzböden selbst hatte verdienen müssen. Bütt ner, 1870 in Dresden geboren, wirkte seit 1896 selbst als Lehrer am dortigen Konservatorium und stand ihm seit 1924 als künstlerischer Direk tor vor. Daneben war er jahrzehntelang als ver dienstvoller Chorleiter in der Arbeitersängerbe wegung, als Dirigent — u. a. auch von Konzerten der Dresdner Philharmonie — und als Kritiker an der sozialdemokratischen „Dresdner Volkszei tung" tätig. 1933 jedoch wurde der überzeugte Sozialdemokrat fristlos aus seinen Ämtern ent lassen, seine Volkschöre wurden aufgelöst, und als Büttner zehn Jahre später starb, mußte jede jfl^itliche Würdigung seines Wirkens unterblei- WF Als Komponist ist Paul Büttner vor allem auf den Gebieten der Kammermusik, der Chorkom position und der Sinfonik hervorgetreten. Heute wird an ein bedeutendes Kammermusik werk Büttners erinnert, das sein großes satztech nisches Können demonstriert: die Triosonate fürVioline, Viola und Violoncello g - M o I I, die im März 1934 im privaten Kreise von Dresdner Philharmonikern mit Arthur Frey- mann an der Spitze uraufgeführt wurde und so dann 1935 im Dresdner Tonkünstlerverein ihre erste öffentliche Darbietung erlebte. Das Werk bildet sich aus der Aneinanderreihung mehrerer Kanons mit Umkehrungen im doppelten Kontra ¬ punkt der Duodezime. „Jedesmal wird ein neues Thema zugrundegelegt, das dann mit viel kon- trapunktischem Feingefühl als Kanon erklingt. Im ersten Kanon gliedert ein kurzes Grave die einzelnen Verarbeitungsstufen, und dem zweiten Kanon fügt sich ein nochmals in sich variiertes Trio ein. Der Kanon selbst spielt stets zwischen zwei Instrumenten, während das dritte, zwar stützend, dennoch selbständig dazutritt. Werden die Kanons auch überwiegend quasi imitatorisch eingeführt, so erscheinen zumal in den langsa men Sätzen größere melodische Entfaltungen im Kanon. Die Sätze geben sich in verschiedener charakteristischer Aussage, vor allem das Ron do-Finale im Gigue-Charakter" (J. Beythien). Der 1942 geborene Rainer Lischka stu dierte 1960 bis 1966 an der Dresdner Musikhoch schule „Carl Maria von Weber" Komposition bei Manfred Weiss und Johannes Paul Thilman; bei letzterem absolvierte er in den Jahren 1966 bis 1969 eine Aspirantur. 1969/70 erhielt er das Mendelssohn-Bartholdy-Stipendium des Kultur ministeriums ; seitdem ist er als Oberassistent an der Dresdner Musikhochschule tätig. Der Kom ponist legte bisher zahlreiche Kammermusik- und Orchesterwerke für das Laienmusizieren vor, Chormusik für Kinder, Unterrichtsliteratur für Klavier, Chansons, Schauspielmusik, Musi cals, Orchester- und Kammermusikwerke, in de nen er bewußt Unterhaltsamkeit anstrebt. „Ich halte sie für ein sehr wichtiges Prinzip, auch in der neuen Musik", äußerte Rainer Lischka, der zu dem heute erklingenden Stück Kontakte für AIt f I ö t e, Vibraphon und Kon-