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2. ZYKLUS-KONZERT MOZART-SCHUMANN-ZYKLUS Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 18. Oktober 1989, 20.00 Uhr Sonntag, den 19. Oktober 1980, 20.00 Uhr ocesoner ohilhQmniooiö* Dirigent: Solisten : Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Günter Pistorius geb. 1940 Robert Schumann 1810-1856 Das Konzert am 18. Oktober 1980 wird von Radio DDR II, Sender Dresden, aufgezeichnet Johannes Winkler Gerd Quellmelz, Dresden 1 Karl Jungnickel, Dresden c . . Gerald Becher, Dresden Schlagzeug Axel Ramlow, Dresden ) Sinfonie g-Moll KV 183 Allegro con brio Andante Menuett Allegro Konzert für Schlagzeug und Orchester (1979/80) Improvisation (Allegro vivace) Rhapsodische Vision (Andante) Scherzo (Allegro animato) Notturno (Adagio) Bacchantische Szenen (Allegro agitato) Auftragswerk der Dresdner Philharmonie fl Uraufführung PAUSE Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 79 (Rheinische) Lebhaft Scherzo (Sehr mäßig) Nicht schnell Feierlich Lebhaft und am 28. Oktober 1980 im Rahmen des „Dresdner Abends" gesendet. » r Uraufführung des Konzertes für Schlagzeug und ster von Günter Pistorius tritt die gesamte jzeuggruppe der Dresdner Philharmonie, die seit 1977 wiederholt als geschlossenes Ensemble auf getreten ist, solistisch hervor. Ihr gehören an: GERD QUELLMELZ (auf dem Foto rechts), Jahrgang 1943, 1962—1966 Studium (bei W. Zühlke) an der Franz- Liszt-Musikhochschule Weimar, 1966—1970 Schlagzeuger in der Staatskapelle Weimar, 1970—1976 im Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin, seit 1977 Solopauker der Dresdner Philharmonie; Mitwirkung im „musica viva ensemble“ Dresden; Solist der Uraufführung des Kon zertes für Pauken und Orchester von Gunter Groß im Februar 1980 in Berlin. KARL JUNGNICKEL (2. von links), Jahrgang 1939, 1953 bis 1957 Studium an den Fachgrundschulen für Musik Torgau und Görlitz, 1957—1961 (bei E. Ockert) an der Musikhochschule Leipzig, 1961—1966 Pauker im Orche ster des Landestheaters Dessau, seit 1966 Mitglied der Dresdner Philharmonie; 1977 Ernennung zum Kam mermusiker; Mitwirkung im „musica viva ensemble" Dresden. GERALD BECHER (1. von links), Jahrgang 1938, 1952 bis 1956 Studium an der Fachgrundschule für Musik Zwickau, 1956—1959 (bei P. Sondermann) an der Hoch schule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden, 1959—1967 Engagements in Görlitz und Dessau, seit 1967 Mitglied der Dresdner Philharmonie; solistische Tätigkeit; Mitwirkung im „musica viva ensemble" Dresden. AXEL RAMLOW (3. von links), Jahrgang 1944, 1959 bis 1962 Studium (bei E. Hennings) am Konservato rium Schwerin, 1961 62 Praktikant bei der Mecklenbur gischen Staatskapelle, 1962—1976 Schlagzeuger im Händel-Festspielorchester des Landestheaters Halle, seit 1976 Mitglied der Dresdner Philharmonie; Mit wirkung im „musica viva ensemble" Dresden. ZUR EINFÜHRUNG Der Ernst des Lebens, ja seine Tragik, scheint dem 17jährigen Wolfgang Amadeus Mozart schon bewußt gewesen zu sein, als er seine „kleine" g-Moll-Sinfonie KV 1 8 3 im Jahre 1773 schrieb (die „große" KV 550 entstand 1788 — drei Jahre vor seinem Tod). Die kontrastreiche Dynamik, die plötz lichen Auftakte, die scharfen Akzente, die Gei gentremoli des Werkes — all das weist auf persönliches leidvolles Erleben. Schmerzlichen, elegischen Charakter besitzt das im Einklang vorgetragene Hauptthema des ersten Satzes (Allegro con brio) mit seinem typischen Sept sprung. Das Andante ist kurz, aber konzen triert und zeigt erregte Vorhaltsthematik. Von herber Entschlossenheit ist der Menuett- Hauptsatz; im Trio entfalten die Bläser allein G-Dur-Freudigkeit. Wie in der „großen" g- Moll-Sinfonie, deren Stimmungsmomente hier in manchem vorweggenommen werden, wird im Finale das Menuett-Thema ausgebildet. Thematische Beziehungen bestehen auch — in synkopischen Bildungen, Akzenten — zum er sten Satz. Diese neue thematische Einheitlich keit, die Mozart hier erstmalig entwickelte, hat für die zyklische Form der Sinfonie, die Ein heit der Gattung wesentliche Bedeutung ge habt. Günter Pistorius wurde 1940 in Dres den geboren. Nach dem Studium der Kirchen musik in seiner Heimatstadt setzte er 1959 bis 1962 seine musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik „Carl Maria von We ber" Dresden fort. Sein Lehrer im Fach Flöte war Professor Fritz Rucker, in der Komposition unterwies ihn Professor Johannes Paul Thil- man. 1970—1974 schloß sich ein Abendstudium in Komposition bei Manfred Weiss an der Dresdner Musikhochschule an, an der er heute selbst unterrichtet. 1974—1976 besuchte er die Meisterklasse Professor Johann Cilenseks an der Weimarer Musikhochschule. Günter Pistorius ist bereits verschiedentlich mit großem Erfolg kompositorisch hervorgetreten. Für den Philharmonischen Chor Dresden schrieb er 1976/77 die „Gesänge des Hafis für 2 Chöre und Instrumente", nun kompo nierte er 1979/80 im Auftrag der Dresdner Philharmonie ein Konzert für Schlag zeug und Orchester, das heute seine Uraufführung erlebt und zu dem er folgendes mitteilt: „Ein Werk dieser Besetzung zu schrei ben heißt, daß die Soloinstrumente vorwie gend rhythmisch-metrische Aufgaben zu erfül len haben, während alle melodisch-harmoni schen Vorgänge vom begleitenden Orchester ausgeführt werden. Diese reizvolle Konstella tion in einem Solokonzert zwang mich zu neuer musikalischer Denkweise, treten doch Instrumente in den Vordergrund, die sonst oft nur begleitenden, untermalenden und akzen tuierenden Charakter tragen. Aus der großen Zahl von möglichen Schlaginstrumenten (etwa 300) habe ich eine repräsentative Auswahl ge troffen. Selbst bei dieser Auswahl mußten noch Teilungen und Zusammenstellungen vol genommen werden, um nicht zu verwirre’ sondern zu ordnen. Ich habe die ausgewählten 30 Schlaginstru mente in vier Gruppen eingeteilt: Instrumente mit einer Membrane (Pauken, Trommeln, Bon gos usw.), .klingende' Instrumente (Glocken spiel, Marimbaphon usw.), .hölzerne' Instru mente (Holzblöcke, Kastagnetten, Schüttel rohre usw.) und Metallinstrumente (Becken, Tam-Tams, Triangel usw.). Die fünf Sätze mei nes Konzertes tragen Überschriften, die keine Inhaltsangaben oder gar Programme darstel len, sondern als Leitfaden dienen können. Mit diesen Satzcharakterisierungen sollen Fanta sie und musikalisches Vorstellungsvermögen angeregt werden. Der erste Satz (Improvisation), der den Mem- branophonen vorbehalten ist, will in seiner Unmittelbarkeit, seinem plötzlichen Wesen und in seiner unregelmäßigen Motorik ver standen werden. Obwohl jede Note genau no tiert ist, wird der Charakter des Improvisatori schen hervorgerufen. Im zweiten Satz (Rhapsodische Vision) werden die .klingenden' Instrumente (Vibraphon, Ma rimbaphon, Xylophon, Glockenspiel, Antiki Zimbeln, Gongs) verwendet. Dieser umfang' reiche Satz ist in einer dreiteiligen ABA-Form gehalten. Spielerisch-tänzelnde Passagen wechseln mit zart-versponnenen. Im Mittelteil wird eine Melodie bedeutsam (Trompeten), die dann gegen Ende des Satzes vom Ma rimbaphon aufgegriffen wird. Der dritte Satz (Scherzo), in dem die .hölzer nen' Schlaginstrumente verwendet werden, ist ein im Vs'Takt dahinjagender Satz, ebenfalls in der ABA-Form konzipiert. Im ersten und dritten Teil begleiten die Bläser, während der Mittelteil (B), skurril und voller Taktwechsel, von den Streichern getragen wird.