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Orchester entstand 1977 im Auftrag der Städtischen Bühnen Erfurt und wurde im glei chen Jahre mit Alfred Lipka als Solisten unter der Leitung von GMD Ude Nissen uraufge führt. Es ist zweisätzig, wobei der Komponist auf die herkömmlichen Satzüberschriften im Sinne von Vortragsbezeichnungen verzichtet. Der erste Satz (Ballade) ist als ein breitange legtes Präludium, das das eigentliche konzer tante Geschehen vorbereitet, zu verstehen. In rhapsodisch freier Handhabung von Soloin strument und Orchester wechseln virtuose Pas sagen mit Episoden „einstimmenden'' Charak ters. Dabei kommt die Solo-Viola zunächst noch nicht voll zur Entfaltung; immer wieder l/ird sie in ihrer Entwicklung durch das Orche ster „gestört". Erst gegen Ende des Satzes tritt sie mehr in den Vordergrund. Doch bereits kurze Zeit später verklingt der Satz in großer Ruhe. Der zweite Satz ist in drei sich deutlich von einander absetzende Teile gegliedert. Der erste Teil (Spiel) ist ausgesprochen virtuos, seinem sehr schnellen Zeitmaß entsprechend. Hier do miniert die Solo-Viola eindeutig. Verschiedene Orchestereinwürfe — gleich Farbtupfen — Ord en sich unter. Nur einige wenige ruhigere Epi soden unterbrechen den rasanten Ablauf die ses Teiles. Eine orchestrale Überleitung führt zum mittleren Teil (Gesang) des Satzes hin. Er ist der eigentliche langsame Teil des ge samten Werkes. Das Orchester ist hier auf die Streicher reduziert, nur ganz sparsam durch Harfe und Vibraphon ergänzt. Beherrschendes Element ist die Melodik, in deren Dienst sich auch das Soloinstrument — trotz freier Behand lung — stellt. Der dritte Teil (Abgang) des Satzes schließt sich nahtlos an. Er ist abermals von größter Virtuosität und erinnert in seinem Charakter .aber auch hinsichtlich des Tempos und der Thematik, an den ersten Teil. Dadurch Lird ein sehr geschlossener Eindruck des ge samten zweiten Satzes erreicht . Insgesamt geht es dem Komponisten in sei nem Konzertstück für Viola und Orchester we niger um detaillierte thematische Arbeit (Alea- torik wendet er in beiden Sätzen an), sondern vielmehr um die Orientierung des musikali schen Ablaufs auf Klang und Bewegung als seine bestimmenden Komponenten. Die 4. Sinfonie in B-Dur op. 60 kom ponierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1806 und brachte sie im März 1807 ne ben anderen eigenen Schöpfungen in Wien zur Uraufführung. Der Meister war zu jener Zeit — trotz der Enttäuschungen, die er mit sei ner einzigen Oper „Fidelio“ eben erlebt hatte — „heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsin nig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch", wie uns sein Zeitgenosse Seyfried überlieferte. Seine auch nach Mißerfolgen un gebrochene Schaffenskraft und jene geschilder te Stimmung haben sich in der „Vierten", die in relativ gedrängter Zeit entstand, niedergeschla gen. Die Sinfonie weist durchweg eine inhalt liche Helle, eine heitere Atmosphäre auf, die von Haydn und Mozart gewiß nicht unbeein flußt ist, obwohl Beethoven auch in diesem Werk — nach der Eroika — eine neue Stufe sei ner Entwicklung erreicht hat, die sich etwa in der diffizilen Harmonik und der inhaltlichen Klarheit offenbart. Der Aufbau der 4. Sinfonie ist locker, fast improvisiert, sie strotzt vor musi kalischen Einfällen, die den Eindruck optimi stischer Lebenshaltung erzeugen. Nur selten einmal werden Schatten beschworen, Hinter gründe gesucht. Geheimnisvoll wirkt zunächst die Adagio-Ein leitung des ersten Satzes, aus deren verschwe- bend-erregenden Klängen sich plötzlich in fri schem Allegro-Vivace-Tempo das heiter-be wegte Hauptthema mit seinem Trioienauftakt herauslöst ,das für den Satzablauf bestimmend wird. Dem reizvoll-beschwingten Spiel mit die sem Thema werden noch zwei Seitenthemen in F-Dur, durch Holzbläser vorgeführt, beigege ben, die im Gefolge mit dem Hauptgedanken die urmusikantische Stimmung der Durchfüh rung vorantreiben. Keine Konfliktsituation kommt auf. Doch allmählich weicht die Turbu lenz der Entwicklung einer Episode inniger Ruhe und Schönheit. Auf schwebenden H-Dur- Harmonien scheint die Bewegung zu Ende zu sein. Doch über einem sich steigernden Pau kenwirbel fängt das Spiel mit dem Hauptthe ma noch einmal an und wird zu einem glanz vollen Schluß geführt. Der melodisch-empfindungsvolle langsame Satz, ein Adagio in Es-Dur, wird von zwei Themen getragen. Dem Hauptthema, in den Violinen erklingend, schließt sich ein schwärmerischer Seitengedanke in den Klarinetten an. Unbe schreiblich friedvoll,traumhaft, sphärisch rein mutet dieses Adagio mit seiner differenzierten Dynamik und der eigenartigen Instrumentation an. Der Einbruch des Leides in diese glück hafte Welt wird überwunden. Typischen Scherzocharakter besitzt der dritte Satz, Allegro vivace, mit seiner rhythmischen Ursprünglichkeit, der Derbheit seines Aus ¬ drucks. Das Trio verarbeitet eine verspielt-hei tere Ländlerweise ,die in den Holzbläsern an gestimmt wird. Lebenssprühend, wirblig gibt sich das Finale, Allegro ma non troppo, das, zwar in Mozart- schem und Haydnschem Geiste entworfen, doch in vielen Schroffheiten den typischen Beethoven erkennen läßt. Ruhelose Sechzehn telbewegungen charakterisieren das markante erste Thema, volksliedhafte Melodik das zwei te. Welch ein Spiel mit Motiven, Stimmungen und Steigerungen! Welch meisterlicher Humor durchpulst diese Partitur! Man achte auch auf die Überraschungen des Schlußteils mit seinen Orchesterschlägen und Generalpausen. Mitrei ßend im wahrsten Wortsinn ist dieses Sinfonie- Finale. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, 28. Juni 1980, 18 Uhr, Schloßpark Pillnitz (Freiverkauf) Sonntag, 29. Juni 1980, 18 1. SERENADE Uhr, Schloßpark Pillnitz (Freiverkauf) Philharmonischer Chor und Kammerchor Leitung Heiwig Saffert Programmblätter der Dresdner Philharmonie Spielzeit 1979 80 - Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig fvp- n 25 M Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-44-80 tvr. u.an 10. PHILHARMONISCHES KONZERT 1979/80