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Lob des hohen Verstandes Einstmals in einem tiefen Tal Kuckuck und Nachtigall täten ein Wett' anschlagen: Zu singen um das Meisterstück, gewinn es Kunst, gewinn es Glück: Dank soll er davon tragen. Der Kuckuck sprach: „So dir’s gefällt, hab' ich den Richterwählt," und tat gleich den Esel ernennen. „Denn weil er hat zwei Ohren groß, so kann er hören desto bos und was recht ist, kennen!" Sie flogen vor den Richter bald. Wie dem die Sache ward erzählt, schuf er, sie sollten singen. Die Nachtigall sang lieblich aus! Der Esel sprach: „Du machst mir's kraus! I — ja I Ich kann’s in Kopf nicht bringen!" Der Kuckuck drauf fing an geschwind sein Sang durch Terz und Quart und Quint. Dem Esel g’fiels, er sprach nur: „Wart! Dein Urteil will ich sprechen, ja sprechen. Wohl singen hast du, Nachtigall! Aber Kuckuck, singst gut Choral! Und hältst den Takt fein innen! Das sprech ich nach mein' hoh’n Verstand! Und kost' es gleich ein ganzes Land, so lass’ ich's dich gewinnen!" Kuckuck, Kuckuck, I — ja! Aus „Des Knaben Wunderhorn" Revelge Des Morgens zwischen drein und vieren, Da müssen wir Soldaten marschieren Das Gäßlein auf und ab; Tralali, Tralalei, Tralala, Mein Schätzei sieht herab. „Ach, Bruder, jetzt bin ich geschossen, Die Kugel hat mich schwer getroffen, Trag mich in mein Quartier, Tralali, Tralalei, Tralala, Es ist nicht weit von hier." „Ach, Bruder, ich kann dich nicht tragen, Die Feinde haben uns geschlagen, Helf dir der liebe Gott; Tralali, Tralalei, Tralala, I Ich muß marschieren in Tod." „Ach, Brüder! ihr geht ja an mir vorüber, Als wär es mit mir schon vorüber, Ihr Lumpenfeind seid da; Tralali, Tralalei, Tralala, Ihr tretet mir zu nah. Ich muß wohl meine Trommel rühren, Sonst werde ich mich ganz verlieren; Die Brüder dick gesät, Tralali, Tralalei, Tralala, Sie liegen wie gemäht." Er schlägt die Trommel auf und nieder, Er wecket seine stillen Brüder, Sie schlagen ihren Feind, Tralali, Tralalei, Tralala, Ein Schrecken schlägt den Feind. Er schlägt die Trommel auf und nieder, Da sind sie vor dem Nachtquartier schon Ins Gäßlein hell hinaus, (wiede Tralali, Tralalei, Tralala, Sie ziehn vor Schätzleins Haus. Des Morgens stehen da die Gebeine In Reih und Glied wie Leichensteine, Die Trommel steht voran, | Tralali, Tralalei, Tralala, Daß sie ihn sehen kann. Aus „Des Knaben Wunderhorn PAAVO BERGLUND, 1929 in Helsinki geboren, studier te an der Sibelius-Akademie seiner Heimatstadt und in Wien bei Otto Rieger. 1949 bis 1956 war er zunächst Geiger im Finnischen Rundfunk-Sinfonieorchester Hel sinki, 1956 bis 1962 Assistenz-Kapellmeister und 1962 bis 1971 Chefdirigent dieses Orchesters. Von 1972 bis 1979 wirkte er als Chefdirigent des Bournemouth Sym- phony Orchestra (England) sowie von 1975 bis 1979 als Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Helsinki. Seitdem widmet sich der prominente Künstler aus schließlich seinen umfangreichen Gastspielverpflichtun ¬ gen in Europa, USA, Japan und Australien, wo er stän dig führende Klangkörper dirigiert. Auch zahlreiche Schallplattenaufnahmen, mit denen er sich nicht zu letzt als Spezialist für das Schaffen seines großen Landsmannes Jean Sibelius, aber auch für Schostako- witsch sowie als Kenner der englischen Musik ausge wiesen hat, ließen seinen Namen zu einem festen Be griff im internationalen Musikleben werden. Bei der Dresdner Philharmonie gastierte er bereits 1958 und 1969.