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1. Beilage zu Nr. 129 des Dresdner Inurnnls Dienstag, 8. Juni 1909. Kunst «nd Wiffenschast. Wisienschaft. In der letzten Sitzung der Pariser dv« insoriptiou« machte Cerdier die Mit teilung, daß Mme. Buvard-Hamy, entsprechend dem Wunsch ihres Vaters, die Sammlung von Briefen Alexander v. Humboldts an Mme. Arage, an Mme. Laugier, an Mathieu und an Laugier der Bibliothek des Instituts zum Geschenk gemacht habe. Die Briefe bilden einen wertvollen Beitrag zur Ge schichte der Wissenschaften im 19. Jahrhundert. Literatur. Die vorgestrige Goethe-Aufführung in Bad Lauchstädt brachte das umfangreiche Programm der diesjährigen Tagung der Goethe-Gesellschaft in Weimar zum Abschluß. Das Theaterchen des weit- abgeschiedenen Landortes, das Goethe seinen Weltruf ver dankt, war nach der dreimaligen, mit stiller Heiterkeit aufgenommenen „Fanfare" im Nu bis auf den letzten Platz gefüllt. Stimmungsvoll eingeleitet, wurden die Aufführungen durch ein reizvolles Bruchstück aus dem Ballett, „Orpheus" von Deller, eine allerliebst gespielte Musik voll Anmut und Fluß. Goethes „Was wir bringen" war als Vorspiel für die Feier sogut wie selbstverständlich und hätte auch bei einer weniger treff lichen Aufführung in diesem Raum und in der selbst, verständlichen Stimmung seinen weihevollen Eindruck nicht verfehlt. Die Arie aus dem Concerto grosso in 8-moll von Händel leitete zum Hauptwerk der ganzen Feier, zum Festspiel „Pandora", über. Vielleicht hätte man gut getan, das lediglich als Experiment dienende Spiel für den Goethetag nicht wieder auszugraben. Zwei Tage früher hatte die Doethegemeinde bereits in Weimar drei ziemlich ermüdende » Kleinigkeiten" Goethescher Bühnenwerke statt eines großen Werkes vorgesetzt erhalten. Lauchstädts Programm war seit langem festgesetzt, aber in Weimar hätte man unter allen Umständen aus dem Dilemma andere Konsequenzen ziehen müssen. Dasselbe gilt vom letzten Stück der Lauchstädter Spiele, dem Goetheschen Drama „Satyros, der vergötterte Waldteufel" mit der Musik von Albert. Es ist bedguerlich, daß man die tüchtigen dar- stellerischen Kräfte der Berufsschauspieler, die jugendliche Kunstbegeisterung der Halleschen Studenten und die künstlerische Arbeit der drei Weimarer Fachleute in einen Dienst gestellt hatte, der weder der Mühe noch den Opfern an Zeit und Geld entsprach. Der reiche Beifall am Schluß der Spiele galt zum überwiegenden Teile dem Regisseur vr. Milan-Berlin und den genannten beteiligten Faktoren. — Die deutsche Uraufführung von Heyer- manns vieraktigem Stücke „Der große Flug" im Deutschen Volkstheater in Wien erzielte einen Heiterkeits- «rfolg. Das Stück behandelt des Luftschiffproblem in larkastisckem Sinn. Der letzte Akt fiel ab. — „4 x 7---28", Romain Coolus' dreiaktige Komödie, über deren Erfolg in Paris wir berichteten, ist von Franz v. Schönthan bearbeitet und vom Deutschen Volkstheater in Wien erworben werden. — Der Ortsbttrgerrat der Stadt Luzern be antragt, dem Dichter Karl Spitteler von Liestal (Baselland), geboren 1845, wohnhaft seit Jahren in Luzern, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Luzern zu erteilen. An seinem 60. Geburtstage haben ihn die Züricher Professoren zum Ehrenooktor ihrer Universität ernannt, und nun ehren ihn die Luzerner mit dem Schönsten, was sie zu vergeben haben. Er, der selbst spät begonnen hat, an seinem Ruhm zu arbeiten — er war 35 Jahre alt, als er sein Erstlings- werk (Pometheus und Epimetheus) schrieb — hat seinen Schweizern selbst einmal das Zeugnis ausgestellt, daß sie ihn nicht übermäßig lange auf Anerkennung warten ließen, während ihn das Ausland 20 Jahre lang ignorierte. Spitteler, dessen Poesie eine schwer errungene, aber um so köstlichere Spätblüte ist, gehört zu den Denkern und Sängern, die zu hoch steigen und zu tief schürfen, um volkstümlich werden zu können. Bilvenve Kunst. Für die zwölf Bilder von Jardinivre und Houbert Robert aus dem Nachlasse des Vicomte Chabert wurde, wie man aus Paris meldet, bei der öffentlichen Versteigerung eine halbe Million Francs vereinnahmt. — Auf ein bisher unbekanntes prachtvolles Bild von Tiepolo, das sich im Besitz des Hauptmanns Geiger in Neu-Ulm befindet, lenkt Bernhard Patzak im »Cicerone" (Verlag von Klinkhardt u. Biermann in Leipzig) Lie Aufmerksamkeit. Der Besitzer hält das Bild selbst für einen Veronese, und in der Tat hat der Künstler in der Komposition an die Art dieses Meisters angeknüpft. In dessen sind zahlreiche Einzelheiten, wie die Proportionen der dargestellten Personen, die viel zierlicher und ver feinerter erscheinen, die typische, verhältnismäßige Klein heit der Köpfe, die Kostümierung der Agierenden, die Modellierung der Gewänder und Körper in Licht und Schatten, die Gebärdensprache rc. so echt tiepolesk, daß das Bild Tiepolo zugeschrieben werden muß. Das trefflich erhaltene Bild stellt Rebelkas Abschied vom Vaterhause dar. Ein Teilstück wurde seinerzeit von Gabrieli auf Kupfer gestochen, ein Beweis, daß es als Kunstwerk ge schätzt war. Eine Replik dieses Bildes besitzt der Abt der Zisterzienser.Abtei in Sittich (Unterkrain), T. Gabriel Rüttimann. — Beiden Ausgrabungen in Tarent kam neuer- dings neben einer Fülle an jonischen und korinthischen Vasen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. eine Terra- kvttagruppe von großer Schönheit und bester helle nistischer Arbeit ans Tageslicht, die Amor auf den Schultern der Venus kniend darstellt. Musik. Von der II. Musik-Fachausstellung zu Leipzig wird uns ferner geschrieben: Dem geschmack- voll ausgestatteten Ausstellungskataloge folgend, betreten wir zuerst den Bariötösaal des Leipziger Kristallpalastes. Die 3 ersten der 17 Gruppen sind hier und in den Seitengüngen untergebracht. Eine Pfeisenorgel der Orgel chaugesellschaft Faber u. Grevet, Salzhemmendorf, eine Salonorgel mit automatischem Spielapparat der Firma Balcker u. Co., Ludwigsburg sind die Vertreter der Mappe 1. Sehr zahlreich sind die Aussteller der * Das Mitglied unserer Hofoper, Hr. Kammer sänger vr. v. Bary, gastiert gegenwärtig im Hof- und Nationaltheater zu München. Uber seine Leistung als „Lohengrin", den er am vergangenen Sonntag sang, schreiben die „Münchner N. N.": vr. Alfred v. Bary, der Heldentenor der Dresdner Hofbühne und Lohengrin und Tristan der letzten Bayreuther Festspiele, ist ein Münchener Kind. Reichlich spät ist er zu uns gekommen.- Freilich, der herzliche Empfang, der seinem gestrigen „Lohengrin" hier wurde, hat ihn die Verspätung seines Besuchs nicht entgelten lassen. Es gibt Sänger, die den Lohengrin stimmlich glänzender und gleichmäßiger singen als Bary, aber gegenwärtig wohl keinen, der ihn „größer" singt. Bon dem ganzen Wesen dieses Lohengrins strahlt der Adel des Gralstums, wir glauben ihm die Kraft seiner Sendung. Gerade dadurch, daß er das überirdische Wesen, die Göttlichkeit Lohengrins. an dem jedes Bösen Trug verloren ist, betpnt, gibt er einen wirksamen Gegen satz zum reinen, aber schwachen Menschentum Elsas, die der Versuchung unterliegt und unterliegen muß. Das Organ Barhs ist groß und glänzend, ein prachtvoller baritonaler Heldentenor, der aber noch nicht ganz gleich- mäßig durchaebildet ist. Die Aussprache, die im Affekt von einer kristallenen Klarheit ist, könnte im Mezzavoce deuilicher sein. Bei diesen Keinen Ausstellungen, die angesichts der imposanten Gesamtleistung wenig besagen wollen, muß man in Betracht ziehen, daß Bary in einem akustisch völlig unbekannten Hause sang. * 17 der größten Pensionats und Lehranstalten Dresdens haben m den letzten Wochen Veranlassung ge Gruppe 2: Harmonium. Die Leipziger Firmen M. Hof berg, Eduard Hüttner, Jul. Heinr. Zimmermann mit geschmackvollen und eleganten Instrumenten treten mit den Firmen Mason u. Hamlin, Boston und Amsterdam, und Bernh. Perl, Hartha, in Wettbewerb. Besonders stark sind die Pianofabrikanten vertreten. Wir nennen hier in erster Linie die Leipziger Firmen I. G. Irmler, Jul. Feurich, Gustav Fiedler, A. H. Francke, Wilh. Schimmel u. Co., H. Förster u. Co. rc., die mit den auswärtigen Firmen Grotrian, Steinweg Nachf., R. Hupser u. Co., Soph u. Sohn, R. Weißbrod und vielen anderen stark in Wettbewerb treten. Ihre weltbekannten Fabrikate stellt die A.-G. Ludwig Hupfeld aus, und zwar in großer Vielseitigkeit, während die Orchestrionfabrik Popper u. Co. allgemeine Bewunderung erregt. Anschließend an die Ausstellung der Klavierfabrikanten hat die Piano-Bestand- teile-Jnduflrie ihre Erzeugnisse übersichtlich ausgestellt. Zu erwähnen sind hier dre Pianomechanikfabriken von H. F. Flemming, Morgenstern u. Kotrade, Polenz u. Lange, Fritz u. Mayer, Dornheim u. Sohn rc. Eine interessante Neuerfindung, einen Notenblatt-Wendeapparat, führt die Firma Werner Schwarz in Altenburg vor. — Die diesjährigen Bühnenfestspiele in Bay reuth bringen, wie dem soeben erschienenen ausführlichen Programm zu entnehmen ist, zwei Aufführungen des „Rings des Nibelungey" (25. bis 28. Juli, 14. bis 17. August), sieben „Parsifal"-Vorstellungen (23. und 31. Jun; 4., 7., 8., 11. und 20. August) und fünf Auf- führungen des „Lohengrin" (22. Juli; 1., 5., 12. und 19. August). Die Orchesterleitung liegt in den Händen der Herren vr. Hans Richter, vr. Karl Muck, Michael Balling und Siegfried Wagner; letzterer zeichnet auch für die Bühnenleitung und Inszenierung. Unter den Dar stellern befinden sich die Damen Gulbranson (Christiania), Hafgren-Waag (Mannheim), v. Kraus-Osborne (München), Leffler-Burckard (Wiesbaden), v. Mildenburg (Wien), Reuß-Belce (Dresden), Rüsche Endorf (Hannover) und Wittich (Dresden), sowie die Herren v. Bary (Dresden), Braun (Wiesbaden), Briesemeister (Berlin), Burgstaller (München), Dawison (Hamburg), F. v. Kraus (München), E. Kraus (Berlin), Soomer (Leipzig), Bogllstrom (Mann heim) und Whitehill (Cöln). — Aus London wird berichtet: Eine Parodie auf die Musik Richard Strauß' wird am morgigen Mitt woch in Queenshall aufgeführt werden. Tie Komposition hat Sir Charles Villiers Ranford zum Verfasser und den Titel „Ocks to ckisoorck". Für die Aufführung sollen Instrumente erfunden worden sein, die zum Teil mit Dampf, Elektrizität und komprimierter Luft betrieben werden müssen. Darunter ist eine „Dreadnought- trommel", ein „Hydrophone", ein „Tamborine Bom- bastico" und ein „wirkliches Jambon". Beerbohm Tree hat einen „Gewittersturm" für die Ausführung geliehen. — Der auch hier in Dresden von seinem Auftreten im Biktoriasalon her bekannte Komiker Wilhelm Hart stein, der zurzeit im Berliner Apollotheater gastiert, will zur Oper übergehen. Er hat eine Tenorstimme in sich entdeckt und läßt sich in der Berliner Opernschule des Kammersängers Theo Görger für sein neues Fach ausbilden. Theater. Das Naturtheater in dem romantischen Nerotale der Stadt Wiesbaden, das von Ernst v. Wolzogen am Pfingstfeiertag mit einer Aufführung seiner „Maibraut" eröffnet wurde, ist bereits am Ende seiner Tage angelangt. Es wird darüber berichtet: Die Eröffnungsvorstellung am Pfingstfeiertag hatte sich kein Bewohner des Weltkurortes am Taunus entgehen lassen, soweit er in den Besitz einer Freikarte gelangt war. Als aber die Kurdirektion, welche die Unter nehmerin des Naturtheaters ist, die nicht einmal zu hohen Eintrittspreise für die Vorstellungen normiert hatte und forderte, blieb das Publikum aus, und so fand mit der zweiten sonntägigen Aufführung der „Mai braut" das Unternehmen bereits ein frühzeitiges Ende. Ernst v. Wolzogen, der mit einer ausgezeichneten Schau spieltruppe von in der Hauptsache Darmstädter und Wiesbadener Künstlern die Aufführungen acht Tage hin durch mit Todesverachtung geleitet hat, beabsichtigt nun mehr, mit der „Maibraut" eine Gastspielreise durch die größeren deutschen Städte zu unternehmen. Die Kur- direktion Wiesbaden bat bei dem Unternehmen etwa 40000 M- verloren. Uber das Schicksal der Anlage im Nerotale verlautet zurzeit noch nichts, man wird aber nicht fehlgehen in der Annahme, daß dort ein Lawn Tennisplatz oder ein Fußballspielplatz sich breit machen wird. nommen, bei einem Rundgange durch die ständige Ausstellung der „Raumkunst" (Bereinigte Werk stätten für Kunstgewerbe) Biktoriastraße 5/7, ihren Zög lingen eine Art kunstgewerblichen Anschauungs unterricht zu bereiten. Diese originelle Art der An führung in das Verständnis unserer modernen kunst gewerblichen Errungenschaften wird sicherlich einen guten praktischen Erfolg haben: Hat es doch vor allem die zu künftige Frau des Hauses in der Hand, das einstige Heim behaglich und individuell zu gestalten. Wie kaum wieder in einer anderen Stadt bot die einzigartige und reichhaltige „Raumkunst-Ausstellung" in ihren wen über lOO Ausstellungsräumen vielseitiges Studienmaterial (künstlerisch vollendete, vollständige Inneneinrichtungen, Teppiche, Gardinen, Stoffe, Dekorationen und Kunst- gegenstände, Keramiken, Bronzen, Beleuchtungskörper, Bilder, Porzellan, Silber, Wäsche rc.). Theater, Konzerte, Vorträge. * Residenztheater. Morgen, Mittwoch, findet eine Wiederholung der Operette „Der Zigeuner baron" statt. Am Donnerstag wird „Die lustige Witwe", am Freitag „Die Förster-Christl" und am Sonnabend „Die Fledermaus" in Szene gehen. * Im Zentraltheater findet morgen, Mittwoch, das 5. Gastspiel Albert Bozenhards und Ella Kobolds aus Hamburg statt. Zur Aufführung kommt „Gretchen", Groteske in drei Akten von Gustav Davis und Leopold Lipschütz, mit Albert Bozen- Hard als „Erlaucht" und Frl. Kobold als „Grete Gloom" * Das Koschat-Quintett konzertiert Dienstag, den 29., und Mittwoch, den 30. Juni, unter Leitung Thomas Koschats im Zoologischen Garten. Hauptversammlung der Deutschen Kolonial- gesellschast. I. Dresden, 8. Juni. Die bedeutungsvolle Tagung der Deutschen Kolonial- gesellschast in Dresden wurde gestern abend mit einem Empfang der zur Borstandssitzung des heutigen TageS eingetroffenen Herren durch den Vorstand der Abteilung Dresden im oberen Saale des Königl. Belvedere der Brühlschen Terrasse eingeleitet. Die Herren wurden von den Vorstandsmitgliedern der Abteilung Dresden unter der Führung des Hrn. Prof. vr. Gravelius auf das herzlichste begrüßt. Unter den Anwesenden be merkte man auch Ihre Hoheiten den Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regent von Braunschweig und den Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg. Im ganzen mochten gegen 200 Herren anwesend sein, unter denen man von Dresdner Herren Se. Exzellenz Hrn. Wirkl. Geh. Rat vr. Mehnert, Hofmarschall Graf v. Rex, Geh. Sanitätsrat vr. Creds rc. bemerkte. Leipzig war u. a. durch Hrn. Geh. Hofrat Prof. vr. Hans Meyer vertreten und von Hrn. Oberbürgermeister Geh. Rat Beutler war ein in überaus herzlichen Worten gehaltenes Begrüßungstelegramm aus Bad Gastein eingegangen. Die Herren nahmen zunächst an bereitgestellten kleinen Tischen Platz, um dem von Hrn. Generaldirektor Sendig servierten vorzüglichen kalten Imbiß zuzusprechen und mehrere Stunden in an regender Unterhaltung zu verweilen. Im Verlaufe des Abends teilte Hr. Prof. vr. Gravelius auf Wunsch Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg mit, daß die heutige Vorstandssitzung infolge der reich haltigen Tagesordnung bereits um 9 Uhr beginnen solle. Weitere Ansprachen wurden nicht gehalten. Um das Gelingen des Abends sowie der Tagung überhaupt haben sich besonders die Herren Prof. vr. Gravelius, Land- gerichtSrat vr. Feigenspan, Kommerzienrat Bierling, Oberst z. D. Graf v. Holyendorff, Generalmajor z. D. Schmidt, Hoflieferant Heß und Telegraphendirektor Mohrmann verdient gemacht. * Heute vormittag 9 Uhr begann im Saale des Vereinshauses die Vorstandssitzung der Deutschen Kolonialgesellschaft, wozu sich die Vorstandsmitglieder und Ortsgruppenvertreter aus ganz Deutschland zahlreich eingefunden hatten. Die Verhandlungen wurden von Sr. Hoheit dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg geleitet und waren nicht öffentlich. Um 1 Uhr fand in den Nebenräumen des Vereinshauses ein gemeinsames Mittagessen statt, worauf die Verhand lungen H3 Uhr nachmittags wieder ausgenommen und bis gegen Abend fortgesetzt wurden. Heute abend 8 Uhr findet eine Begrüßung der Deutschen Kolonialgesellschaft durch die Abteilung Dresden im Konzertsaale des Städtischen Ausstellungspalastes statt. Aus Anlaß der Tagung ist im Saale des Vereins hauses eine zwar nicht sehr umfang-, aber sehr lehrreiche Kolonialbaumwollausstellung errichtet worden, die vom kolonialwirtschaftlichen Komitee veranstaltet worden ist. Aus mehreren großen Tafeln geht hervor, daß die Baumwollausfuhr aus Ostafrika und Togo in der letzten Zeit erfreulich gestiegen ist. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1902: 82 Ballen, 1903: 166, 1904: 1187, 1905: 1290, 1906: 1435, 1907: 2671 und 1908: rund 4000 Ballen zu je 250 Kx. Zwei dieser Versandballen sind ebenfalls mit ausgestellt und fallen besonders durch ihren mächtigen Umfang auf. Die preußische höhere Fachschule für Textilindustrie in München-Gladbach hat mehrere Schaukästen ausgestellt, in denen die Bearbeitung der Baumwolle vom Rohmaterial an bis zum Faden, die Färbung der Baumwolle und die aus deutscher Baumwolle angefertigten Stoffe dargestellt sind. Einige Landkarten unserer Kolonien sind ebenfalls vorhanden. Leider war es nicht möglich, die besonders für Kolonial- freunde bemerkenswerte Ausstellung heute zu besichtigen, da sie in demselben Saale aufgestellt worden war, in dem die nicht öffentlichen Verhandlungen des Vorstands der Deutschen Kolonialgesellschaft stattfanden.