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sondern alle- ging Schlag auf Schlag." Angesichts des Ernstes der Zeiten wurde offensichtlich das Erhebende de- WerkeS doppelt empfunden. ES waren Jahre der Trauer, aber, wie ein alter sächsischer Offizier so schön sagte, auch Jahre der Treue für das Sachsenland angebrochen. Der russische Generalgouverneur Fürst Repnin hatte der Auf führung beigewohnt. Bald sollte sich auch die Königl. Kapelle von ihrer Auflösung bedroht sehen. Ihr Retter wurde recht eigentlich der jener Zeit mit der Direktion des Theaters und der Kapelle beauftragte Hofmarschall Joseph Friedrich v. Racknitz, der seinerseits volle Unter stützung in seinen Bestrebunaen bei dem Kapell meister Morlacchi und einer später eingesetzten, auS dem Generalmajor v. Vieth, dem Appellationsrat 0r. Körner (Theodor Körners Vater), dem Kammer- berrn v. Miltitz bestehenden Kommission fand. — Eine weitere denkwürdige „Schöpfung"-Aufführung fand am 29. Dezember 1826, und zwar mit ausdrücklicher Genehmigung de» Königs im sogenannten großen Opernhouse statt, das am 6. Mar 1849 ein R ub der Flammen wurde, und sie hat als das erste der Konzerte zum Besten des Unterstützungsfonds für die Witwen und Waisen der Kapellmitglieder, der heutigen Palmsonntagskonzerte, zu gelten. Die letzteren traten an die Stelle der bis dahin üblichen Karsonnabends- Aufsührungen in der katholischen Hofkirche, die auf An ordnung des damaligen Bischofs Mauermann ausfielen. Am 26. März 1826 fand die letzte dieser Aufführungen (Naumanns „I keUe^rini kl 8Lnto sspoloro") statt, am 8. April 1827 das erste wirkliche „Palmsonntagskonzert" (Friedrich Schneiders Oratorium „Das Weltgericht"). Um die Gründung des Unterstützungsfonds hatte sich Hofkapellmeister Morlacchi besondere Verdienste erworben Seit diesen beiden Ausführungen behauptete die Schöpfung ihre bevorzugte Stellung im Konzertleben Dresdens, und auch die „Jahreszeiten" konnten sie ihr nur vorübergehend streitig machen. Erst in der Neuzeit schün dem herrlichen, aus einem kindlich gläubigen Gemüt geborenen Oratorium in einer mehr vermeintlichen als tatsächlichen Erweiterung der Grenzen der Naturerkenntnis einige Gefahr zu drohen. Aber Werke seiner Artung sind gegen das Veralten gefeit, und so wird das hohe Lied von der Welt- und Lebensbejahung, von der Freude an allem Sein, das Lob- und Danklied von der Allmacht und Güte Gottes, das Vater Haydn sang, auch in alle Zukunft offene Herzen finden. O. S. * Große Aquarell-Ausstellung Dresden 1909. Die Nachfrage nach den ausgestellten Werken ist eine außerordentlich rege; es sind bereits wieder folgende Arbeiten verkauft worden: Nöther „Weg nach dem Zeug haus", Gietl „Fabrik", van der Waag „Waisenmädchen", Schnee „Herbstabend", Lenbach „Kaiserin Augusta", Hein „Frühlingsstrauß", Kubierschky „Kanal", Lenbach „Bis marck". Ganz besonders interessieren die reizenden Aquarelle der beiden Wiener Künstler Lefler und Urban, die in Reproduktionen im Sekretariat der Ausstellung erhältlich sind. * Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse. Die Ausstellung ist am 1. und 2. Feiertage von 11—6 Uhr geöffnet. Dauerkarten zum Preise von 3 M., Anschluß- und Studentenkarten zum Preise von 2 M. werden an der Kasse ausgegeben. * Erste Kunst-Ausstellung im Künstlerhaus zu Dresden. Die Juroren haben eine strenge Auswahl getroffen und es steht zu erwarten, daß sich die diesjährige Ausstellung der Dresdner Kunstgenossenschaft ihrem vor jährigen Anteil an der Großen Kunstausstellung würdig ur Seite stellen wird, in der die Werke der Dresdner Kunstgenossenschaft vier Säle füllten. Die Ausstellung wird am 5. Juni eröffnet. * Kunstausstellung Emil Richter, Prager Straße. Die Bildnisse Sr. Majestät des Königs von Georg v. Boddien, die den König an der Spitze des Großen hainer Husarenregiments und im Schloßhofe dem Ein bringen der Fahnen beiwohnend darstellen sowie das für die Verbindung „Grimmensia" in Leipzig bestimmte Königsbildnis von Helene Schurig-Dresden sind nur noch wenige Tage zu sehen. Vielen Beifall findet die große Sonderausstellung von Werken Carl Max Rebels-Rom, etwa 40 Gemälde enthaltend, wovon be reits einige in hiesigen Privatbesitz übergegangen sind. Neu ausgestellt worden ist eine Sammlung von Ge mälden Wilh. Kuhnerts.Berlin, Tier-und Landschafts darstellungen aus unseren Afrikanischen Kolonien mit einer interessanten GesechtSszene aus dem Ausstand in Deutsch Ostafrika. Die Studien zu den Werken sind alle an Ort und Stelle entstanden, da sich der Künstler jahre lang in Afrika aufgehalten hat. * In der Galerie Ernst Arnold, Schloßstraße, ist die bereits angekündigte Ausstellung der Samm- langen von Werken des Grafen L. v. Kalckreuth, und Frank Brangwyns gestern eröffnet worden. Neben diesen find noch zur Ausstellung gelangt: eine Sammlung von Werken W. Leibls, Th Wits und R. Hirth du FröneS', sowie Cinzelwerke von Silvestre, Hugo Bürgel, F. v. Len bach, Emanuel Hegenbarth, L. v. Hofmann, I. Klever CH. Palmier u. a. m. * In der Kunsthandlung von Ernst Arnold, Schloßstraße, befindet sich zurzeit eine Ausstellung f irbiger Originalradierungen deutscher, sowie fran zösischer Meister, u. a. Leopold Braun, W. Unger, I. F. Raffaelli, Bernard Schumacher rc. Theater, Konzerte, Vorträge. * Mitteilung auS dem Bureau der Königl. Hoftheater. Im Königl. Opernhaufe wird Sonntag, den 6. Juni zum erstenmal aufgeführt: „Die Dame Kobold", komische Oper in drei Aufzügen frei nachdem gleichnamigen Lustspiel von Pedro Calderon de la Barca mit der Musik zu „6os> k»n tutts" von W. A. Mozart, bearbeitet von Carl Scheidemantel. Das Schauspiel „Revolutionshochzeit" von Sophus Michaelis, das nächsten Dienstag im Königl. Schauspielhause zum erstenmal aufaeführt wird, ist wie folgt besetzt: Marc-Arron: Hr. Wiecke, Alainede l'Estmle: Frl Trebnitz, Ernest des Trsssailles: Hr. Wierth, Du B-rtaS: Hr. Dettmer, Adbs Copin: Hr. Bauer, Leon tine: Frl. Verden, Maitre Jerome: Hr. Weinmann, Prosper: Hr. Rens, Montaloup: Hr. Fischer, Davout: Hr. Eggerth, Jean LaSque: Hr. Gunz. Der Vorverkauf beginnt kommenden Montag vormittags ^11 Uhr an der Kasse des Königl. Schausprelhauses. * Zentraltheater. Während der drei Pfingst feiertage finden je zwei Vorstellungen statt: Sonn tay, den 30.Mai (1. Feiertag), wird nachmittags sH4 Uhr He, ermäßigten Preisen „Entweder-Oder", Schwank in drei Akten von Emil und Arnold Golz, abends 8 Uhr bei gewöhnlichen Preisen „Die Tür ins Freie", Lustspiel in drei Akten von Oscar Blumepthal und Gustav Kadelburg, gegeben. Montag, den 31. Mai (2. Feiertag), wird nachmittag-^4 Uhr bei ermäßigten Preisen „Entweder — Oder", abends 8 Uhr bei ge wöhnlichen Preisen „Die Tür in- Freie" wiederholt. Dienstag, den 1. Juni (3. Feiertag), geht nachmittags ^4 Uhr bei ermäßigten Preisen „Der Teufel", abends 8 Uhr bei gewöhnlichen Preisen „Die Tür ins Freie" in Szene. Die Kasse ist Sonn- und Feiertags von 11, wochentags von 10 Uhr ab ununterbrochen geöffnet. Täglich bis 2 Uhr sind im Vorverkauf Karten für das Sonnabend, den 5. Juni, beginnende Gastspiel von Albert Bozenhard in „Gretchen", Groteske in drei Akten von Gustav Davis und Leopold Lipschütz, zu haben. * Der 1884 gegründete Dresdner Lehrergesang- Verein feiert am 19. und 20. Juni das Fest feines 25jährigen Bestehens. Das Hauptereignis dieser Tage wird ein Wohltätigkeitskonzert in der Frauenkirche sein. * Im Naturtheater des Verein- Volkswohl im Heide park gelangen an den drei Pfingstfeiertagen nachmittags 4 Uhr folgende Stücke zur Aufführung: Sonntag, den 30. Mai(1. Pfingst feiertag) „Im weißen Röss'l", Lustspiel in drei Akten von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg; Montag, den 3t. Mai (2.Pfingstfeiertag) „Der Herrgottschnitzer von Ammergau", Bolksstück in fünf Akten von L. Ganghofer und H. Neuert, und Dienstag, den 1. Juni (3. Pfingstfeiertag) Kindervorstellung „Lügenmäulchen und WahrheitSmündchen", Märchen- fpiel von Karl Goerner. Regie: Hr. Theaterdirektor Emil Conrad. Kartenvorverkauf in sämtlichen Bolksheimen. Von Sonntag, den 6. Juni an finden nachmittags 3 Uhr Kindervorstellungen und je um b Uhr Aufführungen für erwachsene Theater besucher statt. M68Ü3Ü6N * Zentrum 6vr Stallt. Xocbbruonoa, Xurbaus unck Tkoatsr. ^Uor mockvrnsr Xomtort. Orossvr sobattixer Oartsu. (3395^ Lssitror Mannigfaltiges. Aus dem Reiche. (Berl. Morgenbl.) Berlin, 29. Mai. Auf den Drogisten Sieling in der Rigaer Straße feuerte ein I7jähriger Bursche, der ausgelernt hatte und heute das Geschäft verlassen sollte, wegen geringfügiger Streitig keiten, in die er mit seinem Lehrherrn geraten war, drei Revolverschüsse ab. Der Drogist wurde im Ge sicht und an den Schläfen verletzt. Der Täter wurde verhaftet. Harzburg, 29. Mai. Ein schweres Verbrechen ist, wie wir bereits in einem Teile der gestrigen Auflage unseres Blattes mitteilten, am Donnerstag mittag auf dem Brocken verübt worden. Als der Direktor Friedrich des Elektrizitätswerks Steglitz bei Berlin in Begleitung einer Dame auf dem sogenannten Schneeweg, der 1500 m vom Brockenhotel entfernt ist, ging, wurden aus einem Revolver drei Schüsse abgefeuert, die sämtlich Hrn. Friedrich trafen und schwer verletzten. Der Getroffene blieb bewußtlos auf dem Platze liegen. Seine Begleiterin fiel vor Schreck in Ohnmacht. Unmittelbar nach der ruchlosen Tat beraubte der Verbrecher sein Opfer, dem er die ganze Barschaft, bestehend in 1300 M. in Hundert markscheinen, abnahm. Darauf ergriff er die Flucht. Als die Begleiterin des Schwerverletzten sich erholt hatte, war von dem Verbrecher, den sie jedoch noch zu beschreiben in der Lage war, da sie ihn, als er die Schüsse abgab, aus der Nähe erblickte, nichts mehr zu sehen. Direktor Friedrich ist bereits an seinen schweren Verletzungen ge storben. Wie Berliner Blätter melden, ist das gesamte Brockengebiet gestern mit Hilfe von Polizeihunden ab gesucht worden. Als Direktor Friedrich am Donnerstag mittag zum Abstieg rüstete und seine Zeche bezahlen wollte, bemerkte er, daß er kein kleines Geld hatte, und ließ sich durch den Oberkellner einen Tausendmarkschein wechfeln. Die- sah ein Tourist, der mit einer dunklen Joppe beNeidet war und einen schäbigen grünen Rucksack trug. Bevor der Kellner mit dem Gelbe zurückkehrte, war der Tourist verschwunden. (W.T.B.) Tiegenhof, 29. Mai. Gestern nach- inittag brach in der Ortschaft Jungfer Großfeuer aus, das 30 Gehöfte einäscherte. Nur die Kirche, die Schule und der Teil des Dorfes, in dem die Fischer wohnen, blieb vom Feuer verschont. (Berl. Morgenbl.) Münster, 28. Mai Ein hiesiger Fabrikdirektor, der sich mit seiner Gattin in Waldbröl auf Sommerfrische befand, riß sich auf einem Spaziergange nach einem hastigen Abschiede von seiner Frau los, sprang auf den Bahndamm und warf sich vor den heran- brausenden Zug, der ihn zermalmte. (Berl. Morgenbl.) München, 28. Mai. Bis jetzt unermittelte Friedhofschänder zerstörten auf dem Nord friedhose mehrere Gräber, namentlich hervorragender Persönlichkeiten. (Mydb. Ztg.) München, 28. Mai. In Kronach hat der 16iährige, wegen Diebstahls und Sittlichkeits verbrechens schon vorbestrafte Bäckerlehrling Georg Geist seine 34jährige Meisterin Frau Diller in der Vorratskammer meuchlings überfallen, ihr eine Schlinge um den Hals geworfen und sie dann mit einem Beil totgeschlagen. Das hinzukommende fünfjährige Kind der Meisterin griff der Mörder bei den Beinen und warf es an die Wand, daß dem Kinde der Schädel zerschmettert wurde und das Gehirn herausspritzte. Dann hängte der Unmensch die beiden Leichen auf, nahm aus der Tasche der Frau den Kammerschlüssel und raubte 270 M., vielt sich aber ruhig im Hause auf. Er hatte sogar die Frechheit, in Nachbarhäusern nach den Vermißten zu fragen. Schließlich floh er nach einem Nachbarort, wurde aber verfolgt und festgenommen. Auf dem Amtsyericht zu Kronach gestand er dann, daß er seine Meisten» und deren Kind „kalt gemacht" habe. (W.T.B.) Stuttgart, 29.Mai. Bis gestern abend hatten sich 113 Mitglieder des Reichstage» und mehrere Vertreter de- Bundesrates zum Besuch in Friedrichshafen am 5. Juni angemeldet. Die Zeppelin-Gesellschaft hat eigene Postkarten mit der An- sicht des „Zeppelin II" zur Verteilung an die Reichs tagsmitglieder Herstellen lassen. (Berl. Morgenbl.) Friedrichshafen, 28. Mai. Der neuerbaute „Zeppelin II" ist abends bei Regen zu einer Nachtfahrt, angeblich in nördlicher Richtung, auf gestiegen. Au» dem Auslande. (W.T. B.) Wien, 28. Mai. In der heutigen Sitzung des Gemeinderates verlas Bürgermeister vr. Lueger ein Schreiben des deutschen Botschafters, in dem dieser mit teilt, Se. Majestät der Deutsche Kaiser habe bei Seinem jüngsten Wiener Aufenthalt 2000 M. für die Armen Wiens gespendet. Die Versammlung erhob sich bei Ver lesung des Schriftstückes zum Zeichen des Dankes. (W. T. B.) Wien, 28. Mai. Heute mittag fand zwischen den Abgeordneten Malik und Rolsberg ein Pistolenduell statt. Nach dem ersten Kugelwechsel er klärten die Sekundanten infolge eines Mangels an der Pistole Maliks das Duell für beendet. Die Gegner schieden unversöhnt. (W.T.B.) London, 28. Mai. Die Mitglieder der städtischen Behörden Berlins begaben sich heute vormittag in Automobilen von de Keysers Hotel aus nach Windsor zu einem Besuch des dortigen Schlosses. Herr liches Wetter begünstigte die Fahrt nach hierher, wo von der Stadt London ein Frühstück geboten wurde. Die Gesellschaft besichtigte Schloß Windsor und legte am Grabe der Königin Viktoria einen Kranz nieder. Dann kehrten die Gäste im Extrazug nach London zurück. Abends ver anstaltete die Stadt London zu Ehren der Gäste ein Ab schiedsbankett. Der Obmann des Empfangsausschusses sagte in einer Ansprache, von heute ab sei es gewiß, daß Deutschland und England Freunde sein müßten. Diese Worte wurden mit lautem Beifalle ausgenommen. Alle Anwesenden sangen „Die Wacht am Rhein". Ober bürgermeister Kirschner dankte für die außerordentliche Herzlichkeit des Empfanges. Der Lordmayor dankte dem Oberbürgermeister für die den Armen Londons gewidmete Spende. (W.T.B.) London, 28. Mai. Eine Anzahl Mit glieder der Arbeiterpartei des Unterhauses haben heute die Reise nach Deutschland angetreten. (W.T.B.) Paris, 28. Mai. Die Jury der inter nationalen Roten Kreuz-Ausstellung, die infolge der Stiftung des Maria« Feodorowna-Fonds durch die Zarin-Mutter im Anschlusse an die internationalen Rote Kreuz-Konferenzen zu einer ständigen Einrichtung ge worden ist, hielt heute unter dein Vorsitze von Exzellenz v. Martens-Petersburg hier eine Sitzung ab, in der die Grundsätze für die nächste in Washington stattfindende Ausstellung beraten wurden. Im Auftrage des Zentral komitees des deutschen Roten Kreuzes nahm Prof. vi. Pannwitz an den Verhandlungen teil. (W. T. B.) Belgrad, 29. Mai. Der „Franks. Ztg." wird gemeldet: An der serbisch-türkischen Grenze nächst Wranja ist es wieder zu einem Zusammenstöße, dies mal zwischen der serbischen und der türkischen Grenzwache gekommen. Auf feiten der Serben ist ein Grenzwächter gefallen. Eine gemischte Kommffsion ist mit der Untersuchung beauftragt worden. Arbe tterbew egung. Zur neuen Ausstandsbewegung in Frankreich. Paris, 28. Mai. In der Deputiertenkammer stellte der Sozialist Coutant einen Antrag auf Begnadi gung der entlassenen Postbeamten und ersuchte die Kammer, für diesen Antrag die Dringlichkeit zu beschließen. Arbeitsminister Barthou erwiderte, es hieße die soziale Ordnung bloßstellen, wenn man Leute, die für derart schwere Vergehen bestraft feien, begnadigen wolle. Er Kelle dem Dringlichkeitsantrage gegenüber die Vertrauens frage. Ferner stellte Coutant den Antrag, die Regierung zur Wiederanstellung der entlassenen Beamten aufzu fordern. Jaurös und Groufsier erklärten die Entlassungen für willkürlich. Barthou sagte, die Regierung weise düsen Antrag ebenso wie den Dringlichkeitsantrag zurück. Tie Kammer lehnte dann die Dringlichkeit mit 338 gegen 141 Stimmen ab. Marseille, 28. Mai. Infolge des Ausstandes der eingeschriebenen Seeleute sind seit mehreren Tagen schon etwa 300 Passagiere an der Überfahrt nach Algiec und Tunis gehindert. Sie haben sich nun durch eine Deputation mit der Bitte um Abhilfe an den Präfekten und an den Hafenkomniandanten gewandt. Dieser hat daraufhin den Marineminister um Bestimmung eines Kriegsschiffes zum Transport der Passagiere gebeten. Aus Algier und Tunis sind heute morgen drei Passagier dampfer angckommen, deren Mannschaft sofort an Land ging. Die eingeschriebenen Seeleute hier haben heute morgen nochmals beschlossen, bis zur Erlangung voll ständiger Genugtuung im Ausstand zu verharren. Heute ist ein Torpedobootzerstörer mit der Post nach Böne ab gegangen. Aus Paris wird gemeldet: Der Ministerrat be schäftigte sich heute mit den angesichts des Ausstandes der eingeschriebenen Seeleute zu treffenden Maßnahmen, insbesondere mit zwei von der Zollkommission der Kammer zu dem Gesetzentwurf über die Aufhebung des Mono pols der Flagge zwischen Frankreich, Algier und Tunis gestellten Abänderungsanträgen. Handelsminister Cruppi soll heute nachmittag die Kommission mit den Absichten der Regierung bekannt machen. Paris, 29. Mai. Wie aus St. Nazaire gemeldet wird, schlossen sich die Mannschaften des gestern aus Veracruz eingetroffenen Postdampfers „Champagne" der Compagnie TranSatlantique den streikenden See leuten an. Die Zahl der durch den Ausstand betroffenen Schiffe der Gesellschaft betrügt 14. Paris, 29. Mai. Aus Marseille wird gemcldet, daß zahlreiche Reisende, die infolge des AuSstandS