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Von den Fahrpost- Nur bei der Ostbahn einzelnen Postämtern Von 1400 Telephon- scheint im Abnehmen fehlen nur sehr wenig Beamte, beamten fehlen gleichfalls wenige, sind viele Ausständige. In den vollzieht sich der Dienst normal, beamten streiken 24; der Ausstand „Hohenzollern" ein Diner statt, zu dem außer der Erz- d. rzogin Maria Josepha der Marinekommandant, der Statt halter, der Korpskommandant und der Bezirkshauptmann eingeladen worden waren. Nach dem Diner statteten der Kaiser und die Kaiserin der Erzherzogin Maria Josepha einen Besuch auf der Jacht „Phantasie" ab, wo die Majestäten den Tee einnahmen. Um H5 Uhr erfolgte die Landung des Kaiserpaares an der Elisabeth Mole, wo eine Ehren kompanie und zahlreiche hohe Offiziere und Staats beamte bei dem dort haltenden Hofzuge Ausstellung ge nommen hatten. Die Musik spielte die deutsche National hymne. Nachdem Sich der Kaiser und die Kaiserin von der Erzherzogin Maria Josepha und den anwesenden hohen Offizieren und Beamten verabschiedet halten, setzte sich der Hofzug um H5 Uhr in Bewegung. Zum Besuche des Deutschen Kaiserpaares in Wien schreibt die „Wiener Abendpost": „Mit inniger Freude und mit verehrungevollen Empfindungen sieht die Be völkerung Wiens den Herrscher des mächtigen Deutschen Reiches und Seine erlauchte Gemahlin in den Mauern der alten Kaiserstadt. Die Bürgerschaft erblickt in dem Besuche des Deutschen Kaiserpaares die erneute und höchst eindrucksvolle Kundgebung jener treuen und innigen Freundschaft, welche die beiden Herrscherhäuser und die verbündeten Reiche vereint. Wärmer denn je sind die Gefühle, die heute den hochverehrten kaiserlichen Gästen hier und im ganzen Reiche entgegenfchlagen, nachdem in der letzten bewegten Epoche der internationalen Politik das Bündnis mit dem Deutschen Reiche sich als kostbare Friedensbürgschaft, als Segen des Weltteils bewährt hat. Die Bölker der habsburgischen Monarchie würdigen auch mit freudigem Danke jene persönlichen Empfindungen, die der Deutsche Kaiser unserem erhabenen Herrscher ent gegenbringt, und denen Kaiser Wilhelm bei der Be grüßung der deutschen Bundesfürsten im Jubeljahre so herzbewegenden Ausdruck verliehen hat. Dem hochsinnigen Herrscher und der erhabenen Frau, die Ihm in Hoheit und Milde zur Seite steht, bringt die Stadt ihre ehrfurchts vollen und huldigenden Grüße dar." — Auch die übrige Wiener Presse begrüßt den Kaiser mit außerordentlicher Wärme und Herzlichkeit und feiert ihn mit enthusiastischen Worten als den treuen Verbündeten und Friedensfürsten. Das „Fremdenblatt" erinnert daran, daß der Deutsche Kaiser wiederholt sein gewichtiges Wort für den Frieden in die Wagschale geworfen habe, und fährt fort: „Er hat diesmal den Wurf für uns getan. Daß Er mit hoher staatsmännischer Einsicht und zugleich mit Treue an der Allianz festhielt bis in alle Konsequenzen hinein, hat uns vor dem Kriege bewahrt. Aber die huldigenden Sprecher werden nicht nur die Wortführer dieser Stadt sein, die Bölker des Reiches allesamt werden Wilhelm II. be grüßen; und mancher Mutter, die morgen in der Menge die beiden Kaiser sehen wird, mag es dabei bedachtsam in die Seele fallen: Es ist etwas köstliches darum, ein mal im Leben die Treue gesehen zu haben. — Die ,,Neue Freie Presse" schreibt: „Die innere Be> Mannigfaltiges. Dresden, 14. Mai. * Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg besuchten heute die Inter nationale Photographische Ausstellung und besichtigten hier dre Amateur- und Österreichische Abteilung. * Der Hauptpunkt der gestrigen Stadtverordneten- sitzung betraf da- Schreiben des Rates vom 28. April >909, mittels dessen er den vom Statistischen Amte er statteten endgültigen Bericht über das Ergebnis der am 12. Oktober 1908 erfolgten Zählung der leerstehenden Wohnungen übersendet und in oem er mitteilt, daß besondere Maßnahmen zur Förderung des Baues von Wohnungen nicht ergriffen werden sollen. Es wird in oem Schreiben auSgeführt, daß nach dem Berichte des Statistischen Amtes der Stadt Dresden der Vorrat leer stehender Wohnungen von 3,8 Proz. aller Wohnungen im Jahre 1907 aus 2,57 Proz. im Jahre 1908 gesunken ist. Namentlich für die westlichen Vorstädte auf beiden Seiten der Elbe ist ein niedriger Vorrat leerstehender Wohnungen vorhanden. Der Rat hat daher beschlossen, die der Stadtgemeinde gehörigen Baustellen au auS- gebauten bauplanmäßigen Straßen, deren Neubebauung nichts im Wege steht, öffentlich zum Verkaufe auSzu- bieten. Das Ergebnis dieser mehrmaligen öffentlichen Ausbietung von rund 32 000 qm Bauland in allen Stadt teilen, überwiegend geschlossener Bauweise, war äußerst gering. In verbindlicher Form ist bisher nur ein An gebot abgegeben worden: im übrigen haben sich auch nur wenige Interessenten nach den Baustellen erkundigt, von sagte, der Kämpf würde nur ein Ende nehmen, wenn man das Syndikat der Beamten anerkenne. Clemenceau bekämpfe jetzt das Werk, an dem er bis zu den letzten Jahren gearbeitet habe. Als Barthou Reformen ver heißen habe, hätte jedermann verstanden, was man sich davon zu versprechen habe. (Lärm.) Zwischen einigen Sozialisten und sozialistischen Radikalen brach nunmehr ein lebhafter Streit aus, weil ein Radikaler einem So zialisten vorwarf, mit Hilfe der Reaktionäre ge wählt worden zu sein. Die Sozialisten stimmten die Internationale an, worauf der Präsident unter leb- Hafter Bewegung die Sitzung aufhob und die Tri bünen räumen ließ. Nach Wiederaufnahme der Sitzung verlangte Jaur^s, daß man klar fage, ob die Post beamten in gutem Glauben hätten annehmen können, daß man ihnen den Rücktritt des Unterstaatssekretärs Symian versprochen hätte. Er bat die Kammer, der reaktionären Politik der Regierung nicht zu folgen. Minister Barthou rechtfertigte darauf sein Verhalten und bemerkte, die Regierung habe eS an Fürsorge für ihre Beamten nicht fehlen lassen. Die These, daß die Be amtenfreiheit beschränkt sei, lasse sich nicht aufrecht erhalten. Der Minister warf Jaur^s vor, daß er für Briefträger, die antipatriotische Reden gehalten hätten, eingetreten sei, und verteidigte den Unterstaatsselretär Symian. Ministerpräsident Clemenceau führte aus, so lange das Kabinett die Macht in Händen halte, würden die Dienstentlassungen der Postbeamten aufrechterhalten bleiben. Die Kammer möge zwischen einer gesetzmäßigen republikanischen Politik und einer Politik der Abenteuer und Auflösung wählen. Nach weiteren Bemerkungen einiger Abgeordneten erfolgte die Abstimmung. Es wurde nach sechsstündiger sehr bewegter Debatte eine Tages- ordnung angenommen, deren erster Teil sich gegen den Beamtenausstand wendet und deren zweiter Teil ein Vertrauensvotum für die Regierung ausspricht. Für den ersten Teil stimmten 455 gegen 69 und für den zweiten Teil 365 gegen 158 Abgeordnete. Paris, 13. Mai. Heute nachmittag fand eine Ver sammlung der streikenden Postbeamten statt, in der die MitteUung, daß die sozialistischen Deputierten in der Kämmer die Internationale gesungen hätten und die Sitzung deswegen unterbrochen werden mußte, große Be geisterung hervor. Die Postboten stimmten die Inter nationale an und beschlossen, eine Abordnung in die Kammer zu entsenden, um die sozialistischen Deputierten zu ihrer Haltung zu beglückwünschen. Paris, 13. Mai. Der Schichtwechsel um 11 Uhr im L»aupttelegraphenamte ist ohne Störung erfolgt. Es Z« -er neuen Au-stau-sbewe-un- in Frankreich. (W. r. B.) Paris, 13. Mai. Die Deputiertenkammer setzte heute die Verhandlungen über die Interpellationen, betreffend die Postbeamten, fort. Sembat (soz.) trat den Theorien des Ministers Barthou entgegen und erklärte, die Be amten hätten außerhalb ihres Bureaus wie alle übrigen Bürger das Recht, die Regierung zu kritisieren, und warf Clömenceau vor, den Krieg entfesselt zu haben. Jaurös friedigung bei dem Gedanken an die Hilfsbereitschaft Deutschlands wird von Osterreich-Ungarn nicht vergessen werden, wie auch Algeciras dort nicht vergessen worden ist. Sie wird um so stärker nachwirken, je heftiger in gewissen Staaten der Wunsch hervortritt, Deutschland zu schwächen, seine Bündnisse zu lockern und die Unsicher heit mancher Faktoren zu verstärken. Die Allianz der beiden Kaisermächte hat sich als eine fundamentale Macht vereinigung gezeigt, über die niemand, der den Frieden stören will, leicht hinaus kann. Osterreich-Ungarn und Deutschland haben vereinigt weder Einkreisungen noch Gehäßigkeiten zu fürchten und können des Friedens, den sie von ganzem Herzen wollen, sicher sein. Wenn Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph sich persönlich begegnen, so ist das eine Kundgebung ihrer Arbeit für den Frieden und die Ruhe Europas." — Das „Neue Wiener Tag blatt" hebt in ihrer Würdigung des Besuches hervor, daß die Trinksprüche von Brindisi die Kraft und Festig keit sowie die Unversehrtheit des Dreibundes verkündeten. Am Schlüsse des Aufsatzes heißt es: „Den Freund unseres Monarchen, den kaiserlichen Führer des klassischen Volkes der Treue, den während harter Zeit in tadelloser Echt heit bewährten Bundesgenossen, begrüßt heute die alt österreichische Kaisermetropole, die deutsche Stadt Wien. Wiens Bürgertum weiß sich in dem vollen und lebhaften Willkommenszuruf eins mit feinem Kaiser und eins mit dem ganzen Reiche. Indem es den Deutschen Kaiser ehrt, sendet es auch dem großen deutschen Volte, das so fest und überzeugt zu Österreich-Ungarn stand, brüder lichen Gruß." — Das „Neue Wiener Journal" schreibt: „Die Friedens- und Bundesbedeutung des Be suches des Deutschen Kaisers in Wien werden noch ge hoben durch die vorangegangene Begegnung mit dem König von Italien, bei der die Sonne des Dreibundes wieder voll erstrahlte. Die vergangene internationale Spannung ist auch eine Probe auf die Bündnisfähigkeit der österreichisch-ungarischen Monarchie gewesen. In der berechtigten Empfindung des eigenen Wertes begrüßt Osterreich-Ungarn den Deutschen Kaiser, dem es für die Treue seines Volkes dankt, mit dem Bewußtsein, ihrer sich nicht unwert erwiesen zu haben." — Das „Vater- land" widmet dem Besuche u. a. folgende Worte: „Heute darf Österreich selber dem Oberhaupte des Deutschen Reiches freudigen Dank sagen für die mutige Treue, die es in einem hochwichtigen Augenblicke der verbündeten Monarchie bewiesen hat. — Der „Pester Lloyd" widmet dem Kaiser und Seiner erlauchten Gemahlin einen Begrüßungsartikel, in dem es heißt: „Die Hul- digung gilt dem deutschen Monarchen als dem gekrönten Staatsmanns, der die Bündnispolitik für die Bevölkerung Osterreich-Ungarns zu einer Sache der Gefühlspolitik ge- macht hat. Sie gilt auch Seiner Gemahlin, die nach echt deutscher Frauenart ihren Einfluß wohl in der Stille, doch immer zugunsten hoher und schöner Ziele übt." Der Prozeß Lopuchin. (W. T. B.) St. Petersburg, 13. Mai. Im Prozeß Lopuchin hat der Gerichtshof den Angeklagten Lopuchin der Zu- gehörigkeit zu einer verbrecherischen Gemeinschaft für schuldig erklärt und ihn zu fünfjähriger Zwangsarbeit verurteilt. Da Lopuchin Edelmann ist, wird das Urteil dem Kaiser unterbreitet werden. Die Verkündigung des Urteils in seiner endgültigen Form erfolgt morgen. begriffen, nur von den Arbeitern streikt noch ein Drittel. Unter den Drucksachenboten wird lebhaft agitiert. Die Provinz ist ruhig, immerhin streikt in Carcassonne ein Fünftel, in Lille ein Drittel der Beamten. Auch in Havre dauert der Ausstand fort. In Lille ist ein Tele graphenapparat zerstört, in Paris ein Briefkasten mit 150 Briefen verbrannt worden. Die Regierung hat für die entlassenen Postbeamten bereits neue eingestellt, nur für die vom Dienste suspendierten Fahrpostbeamten ist noch kein Ersatz geschaffen worden. 150 Drucksachenboten des Hauptpostamts, die sich weigerten, ohne Begleitung von Soldaten hinauszugehen, da sie fürchteten, von den Ausständigen belästigt zu werden, sind sofort entlassen worden. Paris, 14. Mai. Die Postbeamten haben während der Nacht eine große Versammlung abgehalten, in der die Fortsetzung des Ausstands befürwortet und an der Hand von Ziffern erklärt wurde, daß der Ausstand an Ausdehnung gewinne. Der Sekretär des Verbands der in Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter erklärte, das Komitee der Leitung habe beschlossen, im Notfälle einen Generalausstand der Staatsarbeiter zur Unterstützung der Postbeamten zu organisieren und möglichst auch die Mitglieder der Arbeitersyndikate, der Privatindustrie mit hineinzuziehen. Die Versammlung nahm eine Tages ordnung an, in der gegen die zur Beschränkung der Meinungsfreiheit getroffenen Maßnahmen und den Wort bruch Cl^menceaus Widerspruch erhoben und erklärt wird, der Ausstand würde bis zum äußersten durchgeführt werden. Paris, 14. Mai. Nach den letzten Feststellungen feierten im Hauptpostamte von 660 männlichen Ange stellten 67 und von 700 Damen 10. Der Dienst wird in normaler Weise ausgeführt. Es wurden ungefähr 100 000 Telegramme befördert. Im Telephonbetriebe fehlen von 2500 Damen 70. Ferner waren 125 Arbeiter nicht erschienen, von denen aber 80 baten, wieder ein gestellt zu werden. In den einzelnen Postämtern fehlten insgesamt 700 Angestellte. Nachrichten aus der Provinz zufolge ist der Ausstand dort -in der Abnahme begriffen. Das neue portugiefische Kabinett. (W. T. B.) Lissabon, 13. Mai. Das Kabinett hat sich nun mehr folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitz und Inner»» Wenceslao Lima, Justiz Mendeizos, Finanzen Aze»edo, Außeres Bocage, Krieg Cordeira, Marine und Kolonien Terra Vianna, öffentliche Arbeiten Barjona. Zur bosnischen Angelegenheit. (W.T.B.) Wien, 13. Mai. Der Ausschuß für bosnische An gelegenheiten lehnte heute die Resolution des Abgeord netenhauses ab, die gegen das Vorgehen der österreichi schen Regierung in bezug auf die Agrarbank gerichtet war. Angenommen wurde u. a. eine Resolution, die eine weitgehende Einflußnahme der österreichischen Re gierung auf die Geschäftsführung der Bosnischen Agrar- bank sowie umfassende Selbstverwaltung Bosniens, nament lich hinsichtlich der Eiseubahnangelegenheit, verlangt. Verschwörung in Montenegro. (W.T. B.) Cattaro, 13. Mai. In Montenegro ist man einer weitverzweigten neuen Verschwörung auf die Spur ge- ommen. Es wurden viele Verhaftungen vorgenommen. Die Verhafteten verweigern jede Aufklärung. Einer von ' ihnen versuchte im Kerker Selbstmord. Zur Lage in -er Türket. (Von einem Privatlorrespondenten.) Konstantinopel, 13. Mai. Die Kammer ver- sandelte heute in geheimer Sitzung und in Anwesenheit des GroßwesirS, sowie der Mehrzahl der Minister über das türkisch - bulgarische Protokoll. Der Minister des Äußern legte die Notwendigkeit der Annahme des Proto olls dar. Die Ausführungen der Abgeordneten richteten ich in der Hauptsache gegen die alte Regierung, sowie legen das Ministerium Kiamil Pascha, das eS nicht ver- tanden habe, dem türkischen Standpunkt Geltung zu »erschaffen. Bor Eintritt in die geheime Sitzung hatte )ie Kammer in öffentlicher Sitzung einen Antrag der Regierung angenommen, zum Zwecke der Feststellung der Urheber der Unruhen eine gemischte Kommission nach Adana zu entsenden. Die Kommission wird aus zwei Mitgliedern des Parlaments und zwei Vertretern der Regierung bestehen, unter denen s ch je ein Türke und ein Armenier befindet. Im weiteren Verlaufe der Debatte über das türkisch-bulgarische Protokoll machte ich eine heftige Opposition seitens der Griechen gegen »essen Annahme geltend. Mehrere griechische Deputierte führten aus, die Rechte der orthodoxen Griechen in Bul- garien würden nicht gewahrt werden. Jussuff Kemal wies die griechischen Angriffe mit der Bemerkung zurück, die Türkei habe die religiösen Rechte der Mohammedaner Bosniens bei dem Abschlusse des österreichisch-ungarisch- ürkischen Protokolls gewahrt. Hier ständen jedoch Christen den Christen gegenüber; es sei ihre Aufgabe sich untereinander zu verständigen. Die Beratung wurde durch die Erklärung des Ministers des Auswärtigen be- endet, daß er zuracktreten werde, wenn die Kirchensrage aufgeworfen werden würde. Nachdem der Antrag Risas, das Haus möge die Revision der bulgarischen Grenze verlangen, abgewiesen worden war, nahm die Kammer das türkisch-bulgarische Protokoll mit 121 gegen 34 Stimmen an. (Boneinem Privatkorrespondenten.) Konstantinopel, 13. Mai. Nach beim armenischen Patriarchat eingelausenen Telegrammen sind in Marasch 20 Armenier von Kurden ermordet worden. Die Hauptschuld an den Vorgängen in Adana soll den dortigen, bereits abgesetzten Wali treffen, der einer strengen Bestrafung entgegensieht. Zur Orientbahnangelegenheit. (W. T. B.) Konstantinopel, 13. Mai. Die Kommission der Pforte zur Ordnung der Orientbahnangelegenheit hat der Direktion der Orientbahn mitgeteilt, daß sie gleich- zeitig alle schwebenden, sowie alle sonstigen Fragen zu regeln beabsichtige. Die Direktion der Orientbahn hat diesem Anträge unter der Bedingung entsprechender Garantien für seine Durchführung zugestrmmt. Zur Lage in Marokko. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" in Madrid telegraphiert, daß in dortigen politischen und militärischen Kreisen die Lage in Fes und Marokko anfange, ernste Sorgen Hervorzuzufen. Eine von dem betreffenden Korre spondenten in höchsten Kreisen eingeholte Information besagt, daß der Sultan sich geweigert habe, mit dem spamschen Gesandten in irgendwelche Unterhandlungen einzutreten, solange die Spanier nicht Marchica und Cabo geräumt haben. Der spanische Gesandte ließ ihm darauf mitteilen, daß er am 12. Mai von Fes abreisen werde, wenn er nicht sofort empfangen werden solle, worauf Mulay Hafid erwiderte, daß er selbst im Begriffe stehe, eine marokkanische Sondergesandtschaft nach Madrid zu entsenden, über deren Charakter er aber nichts verlauten ließ. Die spanische Regierung erklärte, daß der Sultan die Absicht habe, die Politik passiven Widerstands nicht nur Spanien, sondern auch Frankreich, England und über haupt allen europäischen Staaten gegenüber in Anwen dung zu bringen. Der Korrespondent betont in seiner Meldung nochmals, daß die Lage sicher als eine sehr ernste bezeichnet werden müsse, aber trotzdem scheine jener Pessimismus, der in den militärischen Kreisen Spaniens herrsche und der schon mit einer bevorstehenden Mobilmachung rechne, vorläufig wenigstens unbegründet zu sein.