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vergrößern wird. — Die für einen erweiterten Geschäft»- vertehr freizuaebenden Sonn- und Festtage werden sich auf höchstens sechs im Jahre beschränken lassen. Bei der Festsetzung der Beschästigungsstundev wird zu beachten sein, daß die Beschäftigten am Besuche de» Gottesdienstes nicht gehindert werden. — Bei der Berschiedenheit der Verhältnisse wird von einer einheitlichen Ladenschlußzeit am Sonntag (etwa 2 Uhr nachmittags) abgesehen werden müssen. Um jedoch zu verhindern, daß die Zwecke der SonntaaSruhegesetzgebung vereitelt werden, und um eine möglichst einheitliche Durchführung im Reiche zu sichern, wird dem Bundesrat vorzubehalten sein, nähere Weisungen für die Anordnungen der Verwaltungsbehörden und «ne nähere Regelung der Voraussetzungen und Bedingungen der Zulassung von Ausnahmen und des Umfangs dieser Ausnahme zu treffen. (Nordd. Allg. Ztg.) Zur Einführung einer allgemeinen progressiven Einkommensteuer in Bayern. (W. T. B.) München, 4. November. Die Sammer der Ab- geordneten hat mit 130 gegen 20 Stimmen das Ein« kommensteuergesetz angenommen, durch das eine all gemeine progressive Einkommensteuer im Königreiche Bayern eingesührt wird. Ausland. Eine Erklärung der slawischen Union zur Lage. (W. T B.) Wien, 4. November. Die parlamentarische Kom mission der slawischen Union nahm in der heutigen Sitzung einstimmig folgenden Antrag deS Abg. Sustersic an: Tie slawische Union erklärt sich außerstande, mit der Regierung in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung zu verhandeln. Hingegen ist die slawische Union bereit, die friedliche Lösung der Krisis zu fördern und mit einer Regierung in Verhandlungen einzutreten, die eine Gewähr für ein System der vollen Gerechtigkeit gegen alle Völker des Reiches bieten würde. Annahme der Finanzbill durch da» englische Unterhaus. (W. T. B.) London, 4. November. Unterhaus. Am heutigen letzten Tage der Debatte über das Budget nahm Schatz, kanzler Lloyd George im Laufe einer Rede, in der er seinen Standpunkt mit Entschiedenheit verteidigte, für die Regierung in Anspruch, daß sie für die Einnahmen Sorge getragen habe, die zur Erreichung der für die Sicherheit des Staates und die Wohlfahrt des Volkes gestellten Ziele notwendig seien. Die von der Regierung geforderten Maßnahmen würden schließlich die Schwierig keiten, die gegenwärtig die Industrie bedrücken, be- fettigen und dem Wohle aller Klassen der Bevölkerung dienen. Im weiteren Verlauf der Verhandlung kenn- zeichnete Balfour das Budget als sozialistisch. Der Premierminister erklärte, das Budget werde die Billigung der überwiegenden Majorität der einzigen Instanz dieses Landes erhalten, die verfassungsmäßig befugt sei, sich mit den Finanzen des Landes zu beschäftigen und sie zu regeln. Diese Herausforderung gegen die Lords wurde von den Ministeriellen mit starkem Beifall begrüßt. Das Finanzgesetz wurde in dritter Lesung mit 379 gegen 149 Stimmen angenommen. Die Nationalisten enthielten sich der Abstimmung. Nach der Verkündigung des Ergebnisses fand eine große Kundgebung der Liberalen statt, die Asquith und Lloyd George enthusiastisch feierten und sie zur Beendigung des langen Kampfes beglück wünschten. Zur Altersversorgung in Frankreich. * Paris, 4. November. Senat. In der heutigen Sitzung erklärte der Berichterstatter Cuvinot, die Kom mission für die Altersversorgung habe sich für die obliga torische Beitragszahlung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter Mitwirkung des Staates und für die Zulassung freiwilliger Beitragszahlungen ausgesprochen. Das Gesetz werde eine Mehrbelastung von 100 Millionen für den Staat zur Folge haben. Der Berichterstatter der Finanz kommission teilte mit, daß die Kommission das System der einmaligen Kapitalszahlung an Stelle der Renten zahlung angenommen habe. Bon der franzSfischen Fremdenlegion. Die Rekrutierung der Fremdenlegion ist nach den Ausweisen de- „Bulletin du Comitä de l'Afrique Fran- ^aise" durch die Angriffe der deutschen Presse keineswegs beeinträchtigt worden. 1908 haben sich 3072 Personen für die Legion anwerben lassen, mehr als, abgesehen von 1902, seit zwölf Jahren sich meldeten. Man kann feit 1904 eine regelmäßige Vermehrung erkennen, und auch im laufenden Jahre scheint diese fortzuschreiten. Bemerkenswert ist die Zunahme der Deutschen und Elsaß-Lothringer in den letzten Jahren; während näm- lich 1905 nur 272 Deutsche und 131 Elsaß - Lothringer sich für die Legion werben ließen, stellten sich diese beiden Ziffern im Jahre 1908 auf 307 und 939. In dem Berichte wird auf eine sehr bedeutende Un- annehmlichkeit hingewiesen, die darin besteht, daß die Franzosen, die sich für die Fremdenlegion stellen, in physischer wie moralischer Hinsicht immer mehr zu wünschen übrig lassen. Bedauerlich sei ferner die Fest- stellung, daß die Zahl der Naturalisierten, welche die Elite der Legion bilden, unaufhaltsam zurückgehe. Während sie nämlich 1900 noch 1648 betrug, ist sie für das vorige Jahr auf 853 gesunken. DaS müsse auf die Entscheidung de- Staat-rat- im Jahre 1904 zurück- gefühtt wewen, derzufolge die Paturalisierung nicht mehr Vorbedingung für die proportionelle Pensionsberechtigung nach 15 Dienstjahren ist. Zur Loge in Griechenland. (W. T. B.) Athen, 4. November. Da- Königliche Schloß wird zurzeit von zwei Schwadronen Kavallerie und einem Bataillon Infanterie bewacht. TypaldoS wird wegen poktischen Verbrechen-, auf dem Todesstrafe nicht steht, abgeurtellt werden. .. -- Bo« der Anotoltsche« Eisenday«. (W. T. B.) Konstantinopel, 4. November. Heute nachmittag fand in Gegenwart des deutschen Botschafters und zahl- reicker anderen Mitglieder deS diplomatischen KorpS sowie unter starker Beteiligung der Spitzen der deutschen, französischen und englischen Kolonien die feierliche Er öffnung deS Bahnhofsgebäudes der Anatolischen Eisen bahn in Heidar Pascha statt. TürkischerseitS wohnten der Feier der Minister de- Innern, der Finanz-, Justiz- und Arbeitsminister und zahlreiche höhere Offiziere und Würdenträger bei. Im Namen der Bahngesellschaft sprachen der Direktor der Deutschen Bank v. Gwinner und Direktor Kautz. Namens der türkischen Regierung sprach der Arbeit-minister, der in längerer Rede die Be- deutung de- Unternehmen- für die wirtschaftliche und politische Entwickelung der Türkei hervorhob. An die Festlichkeit schloß sich eine Besichtigung des Bahnhofs gebäude-, dessen Anlage ungeteilte Anerkennung fand. Zur Erinnerung an die Feier ließ der Sultan dem Direktor Kautz eine goldene Uhr mit Namen-zug über- reichen. Direktor v. Gwinner wurde vom Sultan in Privataudienz empfangen. Z«r Lage in Marokko. (W.T.B.) Pari-, 4. November. Die Nachricht auswärtiger Blätter, daß man in Casablanca die Ankunft von zehn tausend Mann französischer Truppen erwarte, wird vom Kriegsminister für vollständig unbegründet erklärt. Madrid, 4. November. Der Minister des Äußeren übergab dem marokkanischen Gesandten die Antwort Spaniens auf die letzte Note deS Sultans und erklärte es für notwendig, die Unterhandlungen, insbe sondere soweit sie die Bedingungen der Hasidischen Ge sandtschaft zur Beruhigung de- Riff betreffen, fortzusetzen. Wie aus sicherer Quelle verlautet, hatten die Kabylen in der Umgegend von Lallamarnia in den letzten Kämpfen mit. den Spaniern so zahlreiche Verwundete, daß sie den französischen Konsul baten, ihnen Sanitätspersonal zu schicken. General Liauthey, dessen Einwilligung nach gesucht wurde, schlug die Bitte ab. Pari-, 5. November. Aus Oran wird gemeldet, daß infolge des fortdauernd heftigen Regens in der spanischen Riffarmee überaus zahlreiche Krankheitsfälle an Ruhr, Typhus und Sumpffieber auftreten. Aus den einzelnen Lagern würden täglich über 200 Kranke nach den Spitälern gebracht. Internationale Konferenz znr Regelung des marokkanischen Bergbauwesen-. (W. T. B.) (W.T. B.) Paris, 5.November. Die fachmännischen Vertreter Deutschlands, Englands, Frankreichs und Spaniens sind hier zusammengekommen, um Bestim mungen über das Bergbauwesen in Marokko auszuarbeiten. Der Vertreter Deutschlands ist Geh. Rat Hafer. Zur Lage in Persien. (W.T. B.) Täbris, 4. November. (Meldung der St. Peters burger Telegr.-Agentur.) Laut hier eingetroffenen Nach richten hat Rakhim Khan mit Schahsewennen Ardebil über fallen und die Basare, die Karawanserei und den größten Teil der Häuser geplündert. Der Gouverneur, der Endschumen und die Geistlichkeit sind in das russische Vizekonsulat geflüchtet. Tiflis, 4. November. Bon hier ist ein Zug einer Grenadierbatterie ausmarschiert, der sich in Baku mit einem Bataillon des Saljanregiments und drei Kosaken- sotnien zu einem für Ardebil bestimmten Detachement vereinigen soll. St. Petersburg, 4. November. Den letzten Nach richten aus Ardebil zufolge forderten die Schahsewennen den russischen Bizekonsul auf, die Flüchtlinge auszuliefern. Außer den zur Verstärkung der Konsulatswache unterwegs befindlichen Truppen ist noch eine weitere Truppenabteilung dahin ab gesandt worden, um nötigenfalls energisch gegen die Schahsewennen vorzugehen. Bom Befinden de- Kaiser- Menelik. (W.T.B.) Addis Abeba, 4. November. Die Besserung im Befinden des Kaisers ist zwar gering, hält aber an. Bon den Unruhen in Nicaragua. (W. T. B.) New dork, 5. November. Nach Meldung eines Berichterstatters de- „Sun- haben die Revolutionäre in Nicaragua die Truppen des Präsidenten Zelaya gestern in einem heftigen Gefechte bei Lajos, bei dem auf beiden Seiten einige hundert Kämpfer gefallen sind, geschlagen und sich dadurch den Weg zur Hauptstadt frei gemacht. Die Schaffung eine- australische« Milizheere-. Da- neue Landesverteidigungsgesetz ist vom Reprä sentantenhause in dritter Lesung angenommen worden und soll mit dem Jahre 1911 in Kraft treten. Australien schafft sich damit ein Milizheer, dem alle Wehrfähigen vom 20. bis zum 26. Lebensjahre angehören. Die Mannschaften erhalten eine Ausbildung von 16 Tagen in jedem Jahre ihrer Dienstpflicht. Doch soll die militärische Vorbildung schon bei der schulpflichtigen Jugend be ginnen. Bom zwölften Lebensjahre an werden die Knaben jährlich 120 Stunden gedrillt und zu Schieß. Übungen angehalten. Die Kosten belaufen sich jährlich auf rund 60 Mill. M. Sonach entfallen bei 4K Mill. Bewohnern auf den Kopf der Bevölkerung 13^ M., während in den letzten Jahren zu den Ausgaben deS deutschen Heeres vom Kopf der Bevölkerung nur 10 bis l1 M. beizutragen waren. Die Kosten de- australischen Milizheere- sind also verhältnismäßig nicht unerheblich höher als die Kosten deS deutschen Heere», eine Tatsache, die nicht gerade geeignet ist, die von sozialdemokratischer Seite befürwortete Einführung eines Milizheere» zu unter- stützen. (Kreuzztg.) Kleine politische Mitteilungen. Guayaquil, 4. November. Der Kongreß genehmigte den Vertrag mit englischen Finanzgruppen, durch den diesen das Recht zur Ausbeutung von Petroleumlagern gegeben wird. « Lanvtagswahlrrgebniffe. über die gestern erfolgte« Stichwahlen liegen fol gende Meldungen vor: l- Chemnitz: Bäckerobe,meister Biener, Mittelst. 10641 St , Kaufmann Zeißig, sozdem. 8884 St. Vtener gewählt. H LhenuUtz: Kaufmann und Fabrikant Langhammer, natlib. 1S VS4 St., Redakteur Müller, sozdem. 7690 St. Lang. Hammer gewählt. ». städtischer: Bürgermeister Wittig, kons. Sl47 St., Natu«, heilkundiger Wolf, sozdem. 3786 St. Willig gewählt. 1L städtischer: Kaufmann Nitzschke, natlib. 6718 St., Sekretär DSHnel, sozdem. 477k St. Nitzschke gewählt. 14. städtischer: AppreturanstaltSbesitzer Posern, natlib. 9348 St., Musikdirektor Stolle, sozdem 9044 St. Posern ge wählt. ». ländlicher: Eisenbahngehilfe Schäfer, natlib. KK84 St., Gauleiter Linke, snzdem. KK90 St. Linke gewählt. 12. ländlicher: Privat»» vr. Böhme, kons. 7624 St., Lagerhalter Hänsel, sozdem. 4273 St. vr. VSHme gewählt. 1». ländlicher: Baumeister Göpfert, natlib. 7637 St., Geh. Okonomierat Andrae, kons. 63S6 St. Göpfert gewählt. 22. läadlicher: Gutsbesitzer Friedrich, Bd.d.Ldw. 8009 St., Parteifekretär Ryssel, sozdem. 5149 St. 1 kleiner Ott fehlt. Friedrich gewählt. Der neue Landtag setzt sich danach, was die Partei zugehörigkeit der Abgeordneten betrifft, wie folgt zu- sammen: 30 Konservative (einschließlich Bund der Land- wirte, Mittelstand w.), 28 Nationalliberale, 8 Freisinnige, 25 Sozialdemokraten. Mannigfaltiges. Dresden, 5. November. * Die Feier des 75jährigen Bestehens der Kinderheilanstalt fand gestern abend ihren Ab- schluß durch ein Festmahl im oberen Saale des König!. Belvedere. Auch hier war Hr. Ministerial- direktor Geh. Rat vr. Rumpelt zugegen. Die Reihe der Trinksvrüche eröffnete Hr. Geh. Regierungsrat vr. Krug v. Nidva mit einer Huldigung für Se.Maiestät den König. Er pries den Monarchen als den warmherzigen Schützer der Bedrängten, der Tränen zu trocknen und Schmerzen zu stillen sich bestrebt, dessen Mitempfinden als Protektor der Anstalt sich auch der leidenden Kinderwelt zuneigt und ihr tatkräftig zu helfen sich bemüht. „So ist der Dank, der uns aus dem Herzen dringt", schloß der Hr. Redner, „wenn wir Seiner in Liebe gedenken, nicht das einzige, sondern wir fassen Mut und Willen zum tatkräftigen Borwärtsstreben. Dies wollen wir bezeugen, indem wir das Gelöbnis der Treue erneuern mit dem Rufe: Se. Majestät der König, Er lebe hoch, hoch, hoch!" Begeistert stimmte die Versammlung in den Huldigungsruf ein. Hr. Justizrat vr. Pleißner feierte Hrn. Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Rumpelt als den Chef des sächsischen Medizinalwesens und als warmen Freund der Kinder heilanstalt. Dieser erhob sich alsbald und nahm das Wort zu etwa solgender Rede: M. H! Es liegt mir am Herzen, Ihnen herzlich sür die liebenswürdige Einladung zum heutigen Feste und dem Hrn. Vor sitzenden für die freundlichen Worte zu danken Ich bin besonders dankbar, daß mir das heutige Fest Gelegenheit gibt, in meiner neuen Stellung als Direktor der zweiten Abteilung des Ministeriums des Innern mit den medizinischen Kreisen Und mit den medi- zinischen Einrichtungen und Angelegenheiten unserer Stadt Fühlung zu nehmen Bekanntlich schätzt der Mensch das am meisten, was er nicht hat und was er nicht kann, und ich glaube, so geht es mir auch, denn ich wüßte nicht, wozu ich weniger Anlage hätte als zum Arzte. Ich glaube, meine Befähigung würde nicht ein mal zum Kurpfuscher auSreichen, daher habe ich unbedingte Hoch- schätzung vor dem ärztlichen Berufe, und ich hoffe, daß ich in folgedessen auch mit einer durch keine vermeintliche Sachkenntnis getrübten Unbefangenheit meines Amtes in den medizinischen An gelegenheiten werde walten können. (Heiterkeit.) M. H.l Ich habe schon früher Gelegenheit gehabt, mich mit ärztlichen Angelegenheiten zu befassen. Ich war lange Zeit Vor sitzender Ihres ärztlichen Ehrengerichtshofes und bin dadurch in Ihre StandeSfragen, Sorgen und Röte reichlich eingeweiht worden. Ich kann Ihnen versichern, daß ich auch in meiner neuen Stellung Ihre Interessen mit ganzem Herzen und mit allen meinen Kräften wahrzunehmen suchen werde. (Beifall.) Freilich bitte ich, keine allzu hohen Wechsel aus mich zu ziehen, ich könnte mich doch in dieser Beziehung als zahlungsunfähiger Wechfelschuldner gelegentlich herausstellen, aber ich verspreche, was geschehen kann von meiner Seite auS, um die medizinischen Angelegenheiten in unserem Lande hochzuhalten und zu fördern, da» soll gewiß gern geschehen (Beifall) Wenn ich nun auf unser heutige» Fest und auf unsere heutige Veranlassung komme, so drängt sich mir hier zunächst der Eindruck auf, daß das 7b jährige Bestehen der Kindeicheilanstalt eigentlich ein Zeichen ist, daß da» berühmte Zeitalter de» Kinde» nicht erst mit unserem Jahrhundert begonnen hat, sondern daß für da« Lind auch im vorigen Jahrhundert recht viel Ersprießliches und Gutes geleistet worden ist. Und noch etwa« andere» lehren mich diese vergangenen 7b Jahre. In diesem Zeiträume haben sich die Anschauungen über sehr viele Angelegenheiten, namentlich in öffent- lichen Dingen ganz erheblich geändert Nur eins ist geblieben, das Bedürfnis zu helfen. Trotz aller immer intensiver werdenden Kämpfe gegen menschliche Not und menschliche Leiden ist da» Bedürfnis zu helfen nicht geringer geworden, sondern hat sich fast gar nicht verändert. Gewechselt hat nur, und zwar zu wiederholten Malen die Überzeugung in bezug auf die Mittel und Wege In der Zeit, als die Kinderheilanstalt gegründet wurde, da herrschte der Glaube an die Selbsthilfe, daß nur durch die freieste Betätigung aller Kräfte in Staat und Gesellschaft ein wirNiche« Ziel erreicht werden könnte. Das hat sich später gewandelt. Wir haben Zeiten durchgemacht — und sie sind noch nicht so fern —, wo man fast alles vom Staate verlangte, wo niemand mehr sich aus sich selbst und auf die freiwillige Tätigkeit verlassen wollte, wo der Staat alles leisten, überall bei der Hand sein sollte, um dann hinterher überall gescholten zu werden und nicht al» der gütige, sondern al« der karge und hartherzige Vater angeschrieben zu werden. Ich glaube, diese Zeit, wo man alle« vom Staate er wartete, liegt auch wieder hinter un«. Die gewonnenen Er fahrungen lehren unS, daß nicht einseitig auf die eine oder andere Weife, sondern nur durch da» Zusammenwirken auf allen Wegen, auf dem Wege der freiwilligen Liebestätigkeit, und wenn e« nicht ander» geht, auch durch d e Staat-Hilfe unsere gesellschaftlichen, unsere allgemein menschlichen Verhältnisse vorwärts gebracht werden können Ihr Verein, Ihre Anstalt, m. H , die Kinderheilanstalt be- steht heute noch und hat die ganze Zeit über bestanden aus dem Grundsätze der Selbsthilfe, der freiwilligen Liebestängkeu. unterstützt durch die kommunale Selbstverwaltung, und ich hoffe und wünsche Ihnen, m H., daß Sie auf dieser Grundlage, die Sie jedenfÄ» sesthalten wollen, noch zu einem recht erfreu lichen Ziel kommen werden, daß Ihre Anstalt wachse, blüh« und