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Dresdner W Munal. königlich Lächfischrv Ataatsanzriger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 231. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeSin Dresden. <r Dienstag. 5. Oktober 1909. Bezug«prei»: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 8 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der Smal gespalt. Ankündigung-seite 2b Pf., die Zelle größere, Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Telle 60 Pf., unter dem Nedaktionsstrich . (Eingesandt) 7b Pf. Preisermäßigg. auf GeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer am Seminare in Zschopau Oskar Moritz Seidel das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Orgelbaumeister Johannes Friedrich Jahn in Dresden das Prädikat „Hoforgelbauer Sr. Majestät des Königs" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Konditor Friedrich Gustav Haußmann in Leipzig das Prädikat „Hoflieferant Sr. Majestät des Königs" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Präsident des König!. Sächs. Militärvereinsbundes Major d. L.-Jäger a. D. Justizrat Windisch in Dresden das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L- verliehene Ehrenkreuz 2. Klasse an- nehme und trage. Für den Monat September 1909 sind behufs Ver- gütung des von den Gemeinden, resp. Quartierwirten innerhalb der betreffenden Lieferungsverbände im Monat Oktober 1909 an Militärpferde zur Verabreichung ge langenden PferdefutterS in den Hauptmarktorten der Lieferungsverbände des Regierungsbezirkes Zwickau folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pferde» futter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert fest gesetzt worden. Aintshptmschft. Schwarzenberg Aintshptmschft. Zwickau Stadt Zwickau Amtshptmschft. Auerbach Amtshptmschft. Odlsnitz Amtshptmschft. Plauen Stadt Plauen Hafer 100 kg 20 M. 48 Pf. 21 M. 79 Pf. Heu 100 kg 11M. 72 Pf. I1M.03Pf. Stroh 100 kg 6 M. 56 Pf. 6 M. 83 Pf. Zwickau, am 2. Oktober 1909. 355 V Königliche Kreishauptmannschaft. 6713 Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» der Atuauze«. Beider Postverwaltung sind ernannt worden: Paech, seither Ober-Postkassenbuchhalter in Erfurt, als Ober-Postkassenkassierer in Chemnitz; Meister, seither Postsekretär, als Ober-Postsekretär in Riesa; Witt, seither Postsekretär in Sagan, als Ober-Postsekretär in Schandau; Boerckel, Postsekretär in Meseritz (Bez. Posen), als Ober-Postsekretär in Neugersdorf; Fischer, Fülleborn und Heidrich, seither charakterisierte Postsekretäre, als etatmäßige Postsekretäre; Allendorf und Reinhold, seither gegen Tage geld beschäftigte Postassistenten, Kahle, Voigt, F.O.O.Seidel, E.A. Seidel, Ludwig, Ackermann und Riemann, seither gegen Vergütung beschäftigte Postassistenten, als etatmäßige Post assistenten; Solzinstrumentenmacher Thomä als Postagent in Wernitzgrün. Im Geschäftsbereiche des Ministerium» de» Inner«. Ver- storben: Bureaudiener Greiner bei der amtshauptmannschaft lichen Delegation Sayda. — Pensioniert: Aufwärter Wagner bei der Akademie der bildenden Künste zu Dresden und Bureau diener Feldmeier be^ der Amtshauptmannschaft Auerbach. — Angestellt: Diätist Herrmann bei der Amtshauptmannschaft Freiberg und Militäranwärter Meyer bei der AmtShauptmann- schast Flöha als Expedienten sowie Militäranwärter Wappler bei der Kreishauptmannschaft Leipzig als Bureaudiener. — Ver setzt: Regierungsassessor vr. Brunst von der AmtShauptmann- schaft Dresden-Neustadt als Hilfsarbeiter zum Dresdner Journal; die Sekretäre Dibbern von der AmtthauptmannsHaft Chemnitz zur Amtshauptmannschaft DreSden-R. und Preiß von der 1. Ministerial - Rechnungsexpedition zur AmtShauptmannschaft Chemnitz; die Bureauassistenten Juppe von der Brand- Versicherungskammer al» Sekretär zur I. Ministerial. Rechnungs expedition und Bogel von der AmtShauptmannschaft Auerbach zur AmtShauptmannschaft Dresden-Altstadt; Expedient Lüdecke von der AmtShauptmannschaft Dresden-Altstadt zur Amtshaupt« Mannschaft Auerbach. Am Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Kult»» «. Sffe«t. Uche« Unterricht». Zu besetzen: die Kirchschulstelle in Mohorn. Koll.: Oberste Schulbehörde. 1573 M. vom Schul-, 679,52 M. vom Kirchendienste und freie Wohnung. Gesuche bis 19. Okt. an den K. Bezirksschulinspektor Dresden II, Wartburgstr. 2. Vor stellung nicht erwünscht; — die Lehrerstelle in Reichenbach mit gesetzlichem Einkommen und den üblichen Stelleneinkünften. Koll.: Oberste Schulbehörde. Gesuche bis zum 20. Okt. bei dem Bezirks schulinspektor in Glauchau einzureichen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom diplomatischen Dienst. Dresden, 4. Oktober. Der Königl. Gesandte Frhr. v. Salza und Lichtenau hat nach beendetem Urlaub die Leitung der Königl. Gesandtschaft in Berlin wieder übernommen. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. --- Nach dem Hauptkatasterabschluß der Königl. Sächsischen Land esbrandVersicherungsanstalt Ende Juni hat die Zunahme der Versicherungssumme im ersten Halbjahr 1909 bei der Gebäudeabteilung 80665480M. und bei der Abteilung für freiwillige Versicherung von Maschinen rc. 3 379 980 M. betragen. Insgesamt waren zu dem genannten Zeitpunkt gegen Brandschaden ver sichert: Gebäude mit 7 340112 680 M., Maschinen -c. mit 158995 490 M. Zeitungsschau. Unter der Überschrift „Abrüstungsutopien" schreibt der Generalleutnant z. D. v. Reichenau in der Nr. 232 des „Tag" folgendes: „Es ist eine alte Erfahrung, daß die Phantasie durch das Bedürfnis nach Glück oft in Tätigkeit gesetzt wird, und daß es dann zur Vorspiegelung von Glückszuständen kommt, deren Er reichung außerhalb aller Lebensbedingungen liegt. Ein solcher Zustand phantastischer Täuschung waltet zurzeit auch hinsichtlich des Glaubens an die Möglichkeit einer Verständigung zwischen England und Deutschland über die Beschränkung der maritimen Rüstungen ob. Wenn solche Bestrebungen nicht als aussichtslos erkannt werden, so ist ein neuer Beweis für das Übergewicht phantastischer Träumereien über die Ergebnisse exakter Unter suchungen erbracht. Der hierdurch verursachte Wirrwarr in den Begriffen ist bedauerlich und geradezu gefährlich gegenüber der in allen Staaten obwaltenden Empfindlichkeit in Fragen der nationalen Verteidigung. Den utopistischen Schwärmereien auf diesem Gebiet kann deshalb, und zwar wie ausdrücklich bemerkt werden muß, im Interesse der Wahrung des Friedens nichi energisch genug entgegengetreten werden. Zunächst ist ein für allemal zu betonen, daß der Gedanke einer internationalen Abrüstung oder Rüstungsbeschränkung — was der Wirkung nach dasselbe ist — nur in einem Zeitalter des ewigen Friedens zur Aussprache geeignet sein könnte. Da wir aber auf den Eintritt dieses Zeitalters noch einige Äonen hin durch werden warten dürfen, so ist das Streben nach der Ver wirklichung eines jeden internationalen Übereinkommens über eine vorzunehmende Abrüstung oder Rüstungsbeschränkung unsinnig! Wer zum Gewaltakt des Krieges schreitet, kann das ver nünftigerweise nur in der Hoffnung auf den Sieg tun. Um diesen zu erringen, muß man aber, alles in allem, stärker sein als der Gegner, und da man nicht im voraus wissen kann, mit wel chem Gegner oder mit welcher Verbindung von Mächten man in kriegerische Verwickelung geraten kann, so ist das Bestreben einer jeden Nation naheliegend, ihre Verteidigungsmittel bis an die Grenzen ihrer Kraft zu steigern. Den großen Opfern, die eine solche Rüstungsarbeit erheischt, wünschen sich die Abrüstler nun durch eine Verständigung mit anderen Nationen über eine Be schränkung der Rüstungen, teilweise wenigstens, zu entziehen. Man scheint dabei indes zu vergessen, daß es nur komisch wirken kann, wenn man den Kämpfern, die bereit sind, aus Leben und Tod miteinander zu ringen, den Vorschlag macht, doch dieser oder jener Rücksicht zuliebe nur mit einem Teil ihrer Kräfte zu ringen. Würde die Zumutung, sich die eine Hand auf den Rücken binden zu lassen, nicht mit grimmem Hohnlachen zurückgewiesen werden? Und würde ein Volk eine Niederlage vor dem R chterstuhl seines Gewissens verantworten können, wenn es nicht seine ganze Kraft zur Anwendung gebracht hätte? Müßte eS sich nicht sagen, daß das Geschick sich vielleicht zu seinen Gunsten hätte wenden können, wenn es zur rechten Zeit für seine Rüstung getan hätte, was ihm zu tun möglich war? Wer wollte )ie in einer solchen Frage liegende Verantwortung tragen? Und >ann — kostet ein verlorener Krieg nicht mehr als eine volle Vorbereitung auf den Krieg? Und läßt sich in Ersparnissen ein Ausgleich für das verlorene Ansehen des Riedergeworfenen er blicken? Kein Volk, keine Regierung kann eine Verantwortung auf ich nehmen, wie sie die üblen Folgen einer vernochläisigten RastungSarbeit ausbürden So ist man denn auch, soweit die ge- schichtliche Kenntnis reicht, stet» und überall m den Krieg«- rüstungen so weit gegangen, wie man gehen konnte, oder wie die geographische oder politische Lage des Lande» es verlangte. Niemals aber sind Rüstungsverminderungen eingetreten, die auf gütlichem Übereinkommen mit anderen Nationen beruht hätten. Eine solche Möglichkeit läßt sich nur in eine Welt hinein konstruieren, wie sie nach der Ansicht von Träumern sein sollte — nicht aber in die Welt, wie sie ist — nicht in eine Welt, in der auch der Krieg zu den natürlichen Geschehnissen gehört und sich daher ebensowenig ausschalten läßt wie der Vollzug der natürlichen Vorgänge überhaupt. Mit dem Krieg nicht minder wie mit anderen Unvollkommenheiten des Lebens hat die Menschheit bei dem Zustande der sie umgebenden Welt zu rechnen. Der Krieg ist ein Teil des unentrinnbaren Menschen geschicks, und er läßt sich als ein Teil des gesamten Daseins kampfes nicht unterdrücken, dessen Wogen niemals zur Ruhe gelangen. Somit erweisen sich, solange Kriege geführt werden müssen, alle Abrüstungsgedanken als weltferne Phantasien. Daran ändert sich selbst dann nichts, wenn der Krieg für unver einbar mit den religiösen Überzeugungen gehalten werden sollte, was Lord Avebury nach einem im Oktoberhest der „Deutschen Revue" mitgeteilten Aufsatz behauptet. Aber — rufen erschreckt die Abrüstler aus — wir werden untergehen, wenn wir weiter, immer weiter rüsten müssen, unsere Rüstungen werden uns niederzwingen, sie werden allen Wohlstand und alle höhere Kultur unterdrücken! Beruhigt euch, ihr Klein mütigen! Kein Volk wird untergehen, das sich trotz emsigen Emporstrebens in weiser Beschränkung seine Ziele steckt. Gewiß gibt es auch in den Kriegsrüstungen eine Grenze, die zu über schreiten unklug wäre, weil sie eher eine Schwächung als eine weitere Kräftigung zur Folge haben würde. Jede Nation, auch die reichste, hat sich Beschränkungen aufzuerlegen, aber man darf diese nicht mit den Hemmungen verwechseln, die aus gütlichem Übereinkommen mit anderen Staaten erwachsen. Weise Selbst beschränkung ist nötig und nützlich, jede auf einem internationalen, freiwillig betätigten Vertrag erwachsende Rüstungseinschränkung aber wird zu einer gefahrbringenden Fessel sür die nationale Kraft. Nebenbei mag auch hier noch der schon ost erfolgten Hin weise Erwähnung geschehen, daß es ausgeschlossen ist, zu annehm baren Grundlagen für eine praktisch durchführbare Abrüstung zu gelangen. Die große Verschiedenheit der Lebensbedingungen der in Betracht kommenden Staaten schließt das aus. Das alles ist vom logischen Standpunkt aus so selbst verständlich, daß man in allen Abrüstungsvorschlägen weit eher politische Agitationsmittel als sachlich ernstgemeinte Gedanken er blicken muß. Jedenfalls darf man Deutschland zu der Weigerung Glück wünschen, auf nähere Verhandlungen über die englischen, erfreulicherweise nicht offiziellen Anregungen zur Beschränkung der maritimen Rüstungen nicht eingegangen zu sein. Deutsch land darf es ruhig dem allgemeinen Urteil überlassen, ob der ihm seitens der englischen Presse aus seiner Weigerung erwachsene Vorwurf der Unfriedfertigkeit gerechtfertigt ist. Steht doch die Friedensliebe Deutschlands und besonders des heutigen Deutsch lands über allem Zweifel! Man ist in Deutschland mit Recht überzeugt, daß dem Frieden besser gedient wird, wenn man Verhandlungen über einen Gegen stand ausweicht, der seiner Natur nach nicht nur äußerst heikel, son dern auch gänzlich hoffnungslos ist. Schließlich darf nicht vergessen werden, daß einseitige Ver handlungen mit einem Staat überhaupt ausgeschlossen sein müßten, da bei Verhandlungen über den zulässigen Grad der Kricgsrüstung die Interessen auch der übrigen Kulturländer in so hohem Grade beteiligt sind, daß sie unbedingt zu den Verhandlungen heran gezogen werden müßten. Damit werden aber die Schwierigkeiten nicht kleiner, sondern größer! Was bleibt nun also übrig von den Aussichten einer englisch deutschen Verständigung über Rüstungsbeschränkungen? Nichts als das Ergebnis eines Traumes, als das Luftschloß einer Utopie!" Die „Magdeburgische Zeitung" führt unter der Über schrift: „Immer noch kein Arbeitsfrieden in Schweden" folgendes aus: Wie bereits telegraphisch berichtet, ist der Bermittelungs- versuch im Streit zwischen der „Schwedischen Arbeitgeber vereinigung" und den beteiligten Arbeiterorganisationen gescheitert, und damit die Hoffnung auf eine endliche Wiederherstellung ruhiger und friedlicher Arbeitsverhältnisse nach dem heftigen Kampf, der schon etwa zwei Monate dauert, vereitelt. Die Lage ist dieselbe wie vor dem Ausbruch des Riesenstreiks, und die Aussichten einer Beilegung des Streiks sind zurzeit nur gering. Das äußere Bild auf dem schwedischen Arbeitsmarkte ist zwar wieder ruhig und normal; solange aber in Wirklichkeit die alten Streitfragen sämtlich noch ungelöst sind, kann von einem Frieden selbstverständlich nicht die Rede sein; neue Unruhen können zu jeder Zeit ausbrechen, und weite Kreise der Arbeiter sind geneigt, die Kämpfe der letzten Monate nur als eine Art „Generalprobe" für später anzusehen. Das Scheitern der Vergleichsverhandlungen beruhte haupt- ächlich darauf, daß die Arbeitgeber sich mit der Erledigung der restehenden Streitpunkte nicht begnügen wollten, sondern >ie Vereinbarung von Garantien für die Zukunft gegen Störungen der ArbeitSruhe zum wesentlichen Inhalt des etzt zu schließenden Vergleich» zu machen wünschten, während >ie Vertreter der Arbeiter erklärten, daß sie sich auf Festsetzungen derartiger „Zukunftsgarantien" zurzeit noch nicht Anlassen könnten; zum mindesten sei, so wurde seitens der Ar beiter ausgeführt, das Ergebnis der Verhandlungen der in nächster Zeit zusammentretenden Generalversammlung der LandeSorgani- ation der Arbeiter abzuwarten, bei denen gerade die „Garantie irage" der Gegenstand eingehender Behandlung werden soll. Von diesem Standpunkt ausgehend, erklärten die Vertreter der Arbeiter, daß sie sich zurzeit nur auf eine Verhandlung zur Schlichtung de» vorliegenden Streik» einlassen könnten; sie seien