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Noniglieh SAchsischev StttKtsttnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 241. r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung« Hoftat DoengeS in Dresden. <r Sonnabend, 16. Oktober 1909. vezug-preiS: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierieliührlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag- nachmittag-. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. «574. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. auf GeschLflSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Im Medijinalpersonal sind im HI. Vierteljahre 1909 folgende Veränderungen vorgekommen: I. Arzte: Verzogen sind Frau vr. meck. M. Pache-Riedel von Meerane nach Dresden-N., vr. Aistermann, Joh. Ant. Alois, Sekundärarzt am Stadtkrankenhause Chemnitz nach Cöthen, vr. Kolisch, Herm. Adolf Walter, Assift.-Arzt am Stadt krankenhause zu Chemnitz, unbekannt wohin, vr. Mittenzwei, Walter Felix, stellv. Hilfsarzt am Stadtkrankenhause zu Chemnitz, unbekannt wohin, vr. Rug-Rumpf, Otto Ludwig, Assist.-Arzt am Stadt krankenhause zu Chemnitz, nach Eichstädt. Niedergelassen haben sich vr. Böttger, Curt, geb. 1879, appr. 1908 als Assist.- Arzt an der städt. Nervenheilanstalt Chemnitz, Eidesheim, Gaston, geb. 1882, approb. 1909, als Hilfs arzt am pathol.-hyg. Institut zu Chemnitz, vr. Reichert, Ludwig, geb. 1874, approb. 1902, als Assist.-Arzt am Louisenhaus in Chemnitz, vr. Rupp, Adolf, geb. 1881, approb. 1907, als Hilfs arzt am Stadtkrankenhause zu Chemnitz', vr. Schuster, Gabriel, geb. 1875, approb. 1906, als Sekundärarzt am Stadtkrankenhause zu Chemnitz, vr. Sichel, Max, geb. 1880, approb. 1906, in Chemnitz, Annensiraße 13, vr. Sommer, Heinrich Johannes, geb. 1878, approb. 1903 als Assist.-Arzt an der Kgl. Landesanstalt Chemnitz-Altendorf. II. Apotheker: Gestorben ist Senff, Max, geb. 1848, approb. 1872, Besitzer der Lessing-Apotheke in Chemnitz. Neu eröffnet wurde die Kaßberg-Apotheke in Chemnitz, Weststraße Nr. 46, durch Apotheker Johannes Hüttig, geb. 1862, approb. 1892. 651VII Chemnitz, den 13. Oktober 1909. 7035 Königliche Kreishauptmannschaft. (Behördliche Bekanntmachungen erscheine« auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Born Königlichen Hofe. Dresden, 16. Oktober. Se. Majestät der König hielt heute eine Hochwildjagd auf Rehefelder Revier ab und kehrte nachmittags in das Hoflager nach Pillnitz zurück. Se. Majestät wird Sich am nächsten Montag 3 Uhr 41 Min. früh zu einem Besuche am Großherzoglich Mecklenburgischen Hose nach Schwerin begeben und dort 12 Uhr 29 Min. mittags eintreffen. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt Mittwoch, den 20. d. M., früh. Bom diplomatischen Dienst. Dresden, 16. Oktober. Der Königl. Gesandte Wirkl. Geh. Rat Graf v. Rex ist vom Urlaube nach Wien Mückgekehrt und hat die Leitung der Königl. Gesandt schaft wieder übernommen. Bom diplomatischen Korps. Dresden, 16. Oktober. Der Legationssekretär bei der hiesigen Königl. Preußischen Gesandtschaft Frhr. v. Heyl zu Herrnsheim ist zur Kaiser!. Botschaft in Washington versetzt worden. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. Chemnitz, 15. Oktober. Gestern nachmittag be sichtigte eine größere Anzahl Mitglieder deS Bezirken . schufse- und der Bezirksversammlung de- Chemnitzer Be zirks unter Leitung de- Hrn. Amt-Hauptmann vr. Morgen stern das vom Verein zur Fürsorge für bildungsfähige Krüppel aus den Regierungsbezirken Zwickau, Chemnitz und Leipzig unterhaltene Krüppelheim in Zwickau- Marienthal. An der Besichtigung nahm auch Hr. Oberregierungsrat Thiele von der Königl. Kreishaupt mannschaft Zwickau teil. Der Vorsitzende deS Verein-, Hr. Oberjustizrat Kautzsch-Zwickau hieß die Besucher in liebenswürdigster Weise willkommen und unterrichtete sie, zunächst in einem eingehenden Bortrage über die Ent stehungsgeschichte, die Zwecke und Ziele des Vereins und die Art der Behandlung in der Anstalt. Sodann wurde eine große Anzahl Pfleglinge den Besuchern vorgestellt und ihnen dadurch, daß gleichzeitig Photographien der Pfleglinge aus der Zeit ihrer Aufnahme in die Anstalt vorgelegt wurden, Gelegenheit gegeben, sich durch eigene Anschauung von den bedeutenden, vielfach überraschenden Erfolgen zu überzeugen, die durch die Behandlung der kranken Kinder in dieser so segensreich wirkenden Anstalt erzielt werden. An den Vortrag schloß sich ein Rundgang durch sämtliche Räume der Anstalt, die jetzt durch den Anbau einer orthopädischen Klinik eine Erweiterung er- sährt. Mit herzlichen DankeSworten an den Verein und seinen Vorsitzenden, denen Hr. Amt-Hauptmann vr. Mor genstern namens deS Chemnitzer Bezirks Ausdruck verlieh, schieden die Besucher hoch befriedigt über das Gesehene und Gehörte aus der Anstalt. Zeitungsschau. Unter der Überschrift „Ein Musterbeispiel für die in der Sozialdemokratie herrschende Frei heit" schreibt die „Deutsche Tageszeitung" in ihrer Nummer vom 15. Oktober: In Hamburg haben sich vor einiger Zeit die Beamten der roten Gewerkschaften zu einem Sonderbildungszirkel der Gewerk schaftsbeamten zusammengetan. In diesem Bildung-zirkel haben außer dem Engländer Gomper» die Genossen Calwer, v«. Müller, Peus und David geredet. Das kam der hamburgischen Landes organisation der Sozialdemokratie höchst verdächtig vor, und sie berief einen Delegiertentag, der zu der angeblichen „Sonder- bündelei" Stellung nehmen sollte. Der Delegiertentag sand kürz lich in Hamburg statt. Als erster Redner sprach Genosse Richter. Er ging scharf mit den „Sonderbündlern" in- Gericht. Ihm trat u. a. der sozialdemokratische Abgeordnete v. Elm entgegen. Ge nosse Elm begann seine Rede mit folgenden Sätzen: „Ich nenne mich mit Stolz Revisionist! Und es wird bald die große Mehr heit sein, die sich so nennt! Ihr Hamburger Genossen seid ja so revisionistisch wie nur möglich! Das sieht man an Eurer ganzen Arbeit!" Dann wurde Elm melancholisch. Er meinte, vor jedem bürgerlichen Gerichte herrsche mehr Gerechtigkeit als in der Sozialdemokratie, die Ketzer seien viel duldsamer als die Ge nossen, die immer nur aburteilen wollten. Er schloß seine Aus führungen, indem er ausrief: „Wir müssen einschreiten, ehe es zu spät ist, oder wir hören auf Sozialdemo kraten zu sein!" über die Borträge der Genossen David und Müller im Bildungszirkel urteilte Genosse Sittenfeld wie folgt: „David hat die Agrarfrage nur behandelt im Gegensätze zu Kautsky, vr. Müller, der frühere Gärtner und Marxist, Marx vermöbelt und die Werttheorie in Grund und Boden geredet." Nachdem Sittenfeld also gesprochen hatte, nahm man eine Resolution an, in der da- Gewerkschaftskartell auf gefordert wird, nachzuprüfen, ob es nicht besser wäre, wenn der Sonderbildungszirkel verboten würde. — Das nennt man bei den Genossen „Koalitionsfreiheit". Man kann e- wirklich dem Schweizer Genossen Büscher nicht verübeln, wenn er über die Freiheit, die in der deutschen Sozialdemokratie herrscht, wie folgt urteilt: „Noch heute kann ein preußischer HofgeschichtSschreiber mit viel mehr' Freimut die preußischen Könige kritisieren, als ein Sozialist den Charakter und die Werke von Karl Marx." Die „Kreuzzeituny" bringt in ihrer gestrigen Nummer zur Charakteristik der Sozialdemokratie folgende Ausführungen: Im sozialdemokratischen Lager hat es stets Helle Empörung hervdrgerufen, sobald gewiss e gemeingefährliche Anarchisten und Re volutionäre zwangsweise polizeilich photographiert wurden. Die sozialdemokratischen Organe nannten dieses Verfahren der Polizei eine brutale Vergewaltigung, und das Photographieren gegen den Willen der Photographierten einen Akt mittelalterlicher Folter. Rasch änderte sich aber die Ausfassung der Sozialdemokratie, als sie diese Folter gegenüber nichtsozialdemokratischen Arbeitern nachmachte. Rach einer Meldung deS „Westfälischen Kurier" haben die Metallarbeiter in Dortmund die Arbeitswilligen gegen ihren Willen photographiert und die Bilder in einem Streikbrecberalbum gesammelt, da« in den Geschäftsstellen der sozialdemokratischen Gewerkschaften jedermann zur Ansicht ausliegt, damit die „Übeltäter" unschädlich gemacht werden können. Wie verhält sich nun die Sozialdemokratie zu dieser neuesten terroristischen Gewalttat? Findet sie auch den Genossen gegenüber die gleichen scharfen Worte der Entrüstung, wie bei der Polizei? Durchaus nicht. Vielmehr wird von der sozialdemokratischen GewerkschastSpresse, z. B. vom „Bauhilfs arbeiter", Organ deS Zentralverbands der baugewerblichen Hilfs arbeiter Deutschland-, diese- Verfahren im Dienste de- Streits al» ein durchaus legale- Mittel gepriesen. Da- genannte Blatt schreibt darüber: „Die Arbeit-Willigkeit wird in den Augen der ehrlich kämpfenden Arbeiter al- ein Verbrechen angesehen, und was liegt da näher, al» sich vor diesen Elementen möglichst zu schützen, d. h. auch ander-wo au« Reinlichkeitsgründen sich mög lichst recht weit von ihnen fernzuhalten. Aber wer kann sie alle kennen! Well nun einmal die Wissenschaft allen Klassen der Gesellschaft gegen Geld und gute Worte dienstbar ist, so auch den Streikenden, damit das Konterfei der lieben Arbeitswilligen ihnen nicht aus dem GedächniS entschwindet." Zu dieser Benutzung der Photographie im Dienste sozialdemokratischer Agitatoren be merkt die „Korrespondenz des Ausschusses zur Förderung der Be strebungen Vaterländischer Arbeitervereine" mit Recht, dieser Vor gang beweise von neuem, daß die Sozialdemokratie eine doppelte Moral besitzt. Skrupellos wende sie Mittel an, die sie beim Gegner mit heuchlerischer Entrüstung al- unmoralisch und ver werflich brandmarkt. >. Deutsches Reich. Vom Kaiserlichen Hofe. Potsdam, 15. Oktober. Se. Majestät der Kaifer mit Ihrer Majestät der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise traf ^6 Uhr nachmittags auf dem Born stedter Felde ein, um einigen Flügen Orville Wrights beizuwohnen. Die Majestäten wurden von Hauptmann v. Kehler und Orville Wright empfangen. Der Kaiser begrüßte auch die ebenfalls anwesende Schwester Orville Wrights, Miß Catharine Wright. Orville Wright voll- führte trotz de- widrigen, böigen Windes außerordentlich gut gelungene Aufstiege bis zu einer Höhe von 150 m. Der Abstieg erfolgte glatt. Die Vorführung dauere etwa eine halbe Stunde. Se. Majestät ließ Sich alsdann noch eingehend den Apparat erNären und überreichte Orville Wright Sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift. Ergebnis der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise 1 Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 15. Oktober. Amtliche- Wahlergebnis. Bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise 1 Sachsen- Coburg-Gotha sind insgesamt 12 672 Stimmen abgegeben worden. Davon haben erhalten Redakteur Zietsch- Charlottenburg (soz.) 6183, Regierungsrat vr. Quarck- Coburg (natlw.) 3445, Fabrikbescher Arnold-Neustadt (frs. Bp.) 3043 Stimmen. Ungültig war eine Stimme. Erhebungen über die Wirkungen des neuen Tabaksteuergesetzes. Im Auftrag des Reichskanzlers finden, wie die „Köl nische Zeitung" mitteilt, gegenwärtig in allen Einzel- floaten, in denen die Tabakindustrie einen größeren Um fang aufweist, Erhebungen über die in der Tabak industrie in letzter Zeit eingetretenen Arbeiterentlassungen, Lohnverminderungen oder Verkürzungen der Arbeitszeit statt. Unter Ausfüllung einer Zählkarte haben die In haber von Zigarrenbetrieben anzugeben, wie viele Arbeiter (Fabrikarbeiter oder Heimarbeiter) sie im Kalender- jahr 1908, im Kalenderjahr 1909 vor dem 15. August und wie viele nach dem 15. August beschäftigt haben, ob Lohnheradsetzungen eingetreten sind, und ob entlassene Arbeiter anderwärts untergebracht werden konnten. Be sondere Sorgfalt ist auf die Beantwortung der Frage zu legen, ob etwa in den nächsten Monaten Arbeiter entlassungen oder Betriebseinschränkungen zu erwarten sind. Das Ergebnis der Erhebungen soll dem Reichstag nach dessen Zusammentritt vorgelegt werden. -- Die in Berlin am 15. Oktober ausgegebene Nr. 5b des Reichs-Gesetzblatts enthält: Bekanntmachung, betr. den Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf der Welt ausstellung in Brüssel 1910 sowie Bekanntmachung, betr. Ergänzung und Änderung der Anlage 6 zur Eisenbahn-Verkehrsordnung. Koloniales. * Die Geflügelzucht ist für manche tropische Kolonie deshalb von besonderer Wichtigkeit, well dort infolge von Tierkrankheiten, wie Tsetse und andere, die Haustiere aus der Klasse der Wiederkäuer, also Rinder, Schafe, Ziegen nicht gezüchtet und längere Zeit am Leben er halten werden können. Zum Nachteil für den Gesundheits- zustand der Europäer ist man dort zum großen Teil auf Büchsenfleisch angewiesen, und Beschaffung von frischem Fleisch ist nur durch Geflügelzucht möglich. In anderen Kolonien, wo die Haltung von Wiederkäuern möglich ist, bildet die Geflügelzucht eine recht annehmbare Neben einnahme. An die Kolonialabteilung der Deutschen LandwirtschastSgesellschaft wurde schon wiederholt da- Erfucken gerichtet, Geflügel für Zuchtjwecke zu beschaffen. Die Beschaffung stieß aber aus Schwierigkeiten, weil auf Anfrage bei Geflügelzuchtvereinigungen leine oder nicht rechtzeitige oder zu teuere Angebote erfolgten. Es ist daher sehr erwünscht, wenn sich Geslügelzuchtvereinigungen und Geflügelzüchter, die gute Nutzrassen ziehen, mit An geboten an oie Kolonialabteilung der Deutschen Land- wirtschaftSgesellschast, Berlin 81iV 11, Dessauer Straße 14,