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Beilage zu Nr. 233 des AüükllülA Donnerstag, 7. Oktober 1909. Kunst und Wissenschaft. Konzert. (Max Reger-Abend.) In der Folge der hierseldst gebotenen Vorführungen Max Regerscher Kompositionen die sechste, fand gestern diese Veranstaltung im Palmengatten unter regem Zuspruch des Publikums statt. Der Komponist, der die Rolle des Klavierinterpreten zu der er besonders berufen ist, übernommen hatte, war als spintua rvotor in Perfon zur Stelle, und kam in sofern auch nicht mit leeren Händen, als er eine Reihe von Neuschöpfungen mitbrachte, denen man in musikali schen Kreisen mit begreiflicher Spannung entgegengefehen hatte. Vor allem war das eine L-äur-Sonate op. 107 für Violine und Klavier, die in der Mitte der Vortrags- ordnung Platz gefunden hatte. Das Werk brachte in fofern eine angenehme Überraschung, als es sich beim ersten Hören eingängiger erwies, wie man dies sonst bei Regerschen Novitäten gewöhnt ist. Ein bewußtes Streben nach einer größeren Klarheit in der Anlage und Ausführung tritt unverkennbar zutage, und auch den Vorwurf, den man dem Komponisten so gern macht, seine Musik sei vorwiegend Hirnmusik, wird man zum mindesten stark einschränken müssen. Das Werk zeigt weit eher den Dualismus seiner Natur, sein ausgesprochen romantisches Fühlen und sein dazu in einem seltsamen Widerstreit stehendes nüchternes tüchtiges Musikertum. Mit anderen Worten also, es fehlt dem Werke an innerer und äußerer Harmonie, und das, obwohl es doch in seiner Anlage unter dem Gesichtspunkt einer höheren Einheitlichkeit konzipiert ist, eine strenge Trennung der einzelnen Sätze vermeidet und diese auch thematisch untereinander verknüpft. Aber, wie gesagt, das Werk, dem iu seiner lockeren formalen Gestaltung etwas Rhap sodisches anhastet und das überhaupt besser als „Phantasie- Sonate" bezeichnet worden wäre, hat seine Vorzüge, und sie finden wir gerade in den Partien und Episoden, in denen der Romantiker in Reger das Übergewicht ge winnt über den gewandten, aber nüchternen Könner. Sie aber finden wir in den Mittelsätzen, in denen man jedenfalls starken poetischen Intentionen begegnet. Auf seinem besonderen Gebiete der Bach Nachfolgeschaft, um nicht zu sagen Bach-Imitation begegnete man Reger dann in Sätzen aus einer ^ moll-Sonate für Violine allein. Für die neuen „schlichten Weisen" (op. 76. Bd. IV) konnten wir uns, ehrlich gestanden, nicht erwärmen. Ge nuß, poetisches Erfassen des Textinhalts, aber doch mehr äußeres, darf man dem Komponisten in seinem Klavier- pari zumeist nachrühmen, aber ein natürliches melodiöses Führen der Singstimmen wird ihm nachgerade fast un möglich. Alle Anerkennung darum Frau Sanna van Rhyn für die musikalisch treffliche Leistung, die sie als Liedersängerin an dem Abend bot. Als Geigerin be währte sich Dalma v. Paszthory, die uns keine Fremde ist, glänzend. Schöner, gesunder und kräftiger Ton und eine auf solidester Basis ruhende Technik vereinen sich in ihrem Spiel mit geschultem poetischen und musikalischen Empfinden. Warum der Konzertgeber am Schluß seines Abends mit Hrn. Paul Aron die Brahmsche k'-moll- Sonate op. 34 für 2 Klavier spielte, war uns nicht recht verständlich. Ob es klug war, sein Schaffen auf diese Weise gleichsam in Vergleich mit dem Brahmsschen zu stellen? Jedenfalls mußte man die imposante innere Geschlossenheit der künstlerischen Persönlichkeit des letz teren, dieses „letzten Klassikers" von neuem bewundern. O. S. Wissenschaft. Aus Friedrichshafen wird berichtet: Unter dem Vorsitze des Prinzen Heinrich von Preußen fand am vergangenen Dienstag hier eine Sitzung des Arbeitsausschusses der Deutschen arktischen Zeppelin-Luftschiffexpedition statt, an der Graf Zeppelin, Geh. Regierungsrat Prof. Hergesell, Geh. Kommerzienrat v. Friedländer-Fuld, Geh. Oberregierungs rat vr. Lewald und Werftbesitzer Oertz teilnahmen. Zu der Sitzung wurde der Polarforscher Lerner zuge zogen. Der Arbeitsausschuß, der die aus der Eigenart des Planes erwachsenden besonderen Schwierigkeiten des Unternehmens in vielstündiger Sitzung durchberiet, be schloß, die Grundlagen des Vorgehens zunächst durch eine Vorexpedition nach allen Richtungen zu untersuchen. Tie Vorexpedition soll im Sommer 1910 nach Spitzbergen mit Vorstößen ins Polareis ausgesandt werden und die Bedingungen für den Betrieb von Luftschiffen in polaren Regionen feststellen. Der Arbeits ausschuß legt großen Wert darauf, daß die Weiter entwickelung des Zeppelinschen Luftschiffs für lange Fahrten, insbesondere übers Meer, zum Zwecke wissen schaftlicher Erforschungen mit allem Nachdruck gefördert werde. Es soll daher der Entwurf eines entsprechend gebauten Luftschiffs schon jetzt in Angriff genommen werden, damit es zu Beginn des Jahres 1911 Übungsfahrten von einem deutschen Seehafen aus antreten kann. — Die Hauptversammlung des Kepler-Bundes findet von morgen, Freitag, bis einschließlich Sonntag in Cassel, Zentralhotel, statt. Es reden vr. Hans Driesch über Vitalismus, Prof. vr. Dennert über Natur- erkenntnis und Naturgenuß, vr. A. Braß über das biogenetische Grundgesetz, Prof. vr. P. Volkmann über die Eigenart der Natur und der Eigensinn des Monis mus, Dir. W. Teudt über Freie Wissenschaft und freier Glaube. — Aus Cambridge meldet man: Die Professoren vr. plül. Eduard Meyer und vr. jur. Otto Gierke, die von der Berliner Universität zu der gestrigen Inauguration des Rektors der Harvard - Uni versität delegiert waren, sind von dieser zum vr. ok lottere bez. zum vr. ok vaws ernannt worden. Adolphus Busch sandte aus Anlaß der Inauguration aus Langenschwalbach ein Telegramm mit der Mitteilung, daß er seinen Beitrag zum Bau des Germanischen Museums auf 150 000 Doll, erhöhe. — AuS New York berichtet man: Der bekannte Polarforscher Baldwin will eine neue Nordpol expedition im Interesse der Wissenschaft unternehmen. Er erklärt, Peary und Cook hätten mit ihren Eilfahrten nach dem Pol nicht- für die Wissenschaft Wichtige- erreicht. Dafür fei die einzige Möglichkeit eine erhebliche Ausdehnung- des Aufenthalts ^n den arktischen Gebieten. Baldwin begleitete die Expedition Pearys nach Nord grönland 1893 und die Wellmannsche Expedition nach dem Franz Josepheland 1898, ferner entdeckte und er forschte er 1899 das Graham Bcll-Land. s Wie aus New York gemeldet wird, ist dort der Historiker Mr. Frederick Burton gestorben, der als eine der größten lebenden Autoritäten auf dem Gebiete der Geschichte der Indianer galt. Literatur. Aus Rostock meldet man: „Der Fall Henner", das vieraktige Schauspiel von JohannWiegand- Bremen, erlebte am hiesigen Stadttheater seine Erstauf führung. Es ist eine Art Tendenzstück, in dem sich der Dichter auf den Standpunkt stellt, daß die humanistische Bildung nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entspreche, und daß deshalb das humanistische Gymnasium der Re- formschule zu weichen habe. Wiegand verarbeitet den Stoff in geschickter Weise, die von Bühnenkenntnis und Geschmack zeugt, über die kleinen Schwächen, von denen das Drama nicht frei ist, täuscht die formgewandte Sprache hinweg. Das Stück wurde beifällig aus genommen. — Ein einaktiges Drama von Clarice Tartufari: „Irrlichter im Schnee" (deutsch von Hans Barth) gelangt am Deutschen Volkstheater in Wien zur Uraufführung. Bildende Kunst. Wie aus Düsseldorf gemeldet wird, wurde den Malern Wilhelm Düringer und Gerhard Jansen der Professortitel verliehen. — Man berichtet aus London: Nach einer Mit teilung der „Times" ist es vr. Wilhelm Bode gelungen, während seines letzten Aufenthalts in England eine sehr seltene und schöne, nicht drapierte, lebensgroße Wachs büste einer Frau für das Berliner Museum zu erwerben. Die Büste, an welcher der Kopf ausgezeichnet erhalten sei, datiere etwa aus dem Jahre 1500. vr. Bode sei geneigt, sie Leonardo da Vinci oder seiner Schule zuzusckreiben. — Die Briefe der Frau Henriette Feuerbach, der Stiefmutter des Malers Anselm Feuerbach, sollen mit Zustimmung der Familie gesammelt und heraus- gegeben werden. Infolgedessen ergeht an alle Be sitzer von Briefen der Frau Feuerbach das Ersuchen, sie in Abschriften oder Originalen dem Herausgeber vr. Hermann Uhde-Bernays, Hersching am Ammersee (Ober- bayern), zur Verfügung zu stellen. Die Originale werden selbstverständlich unversehrt zurückgestellt werden. Die Familien Feuerbach und Heydenreich erkären sich aus- drücklich gegen etwaige sonstige nicht autorisierte Publi kationen. Die Veröffentlichung wird im Verlag S. Fischer, Berlin, erfolgen. 7 In Liebertwolkwitz bei Leipzig starb dieser Tage der frühere Holzschneider Hermann Krüger. Er war lange Jahre Mitglied des Leipziger Künstlervereins, um dessen Entwickelung er sich bedeutende Verdienste er- worben hat. Vor 16 Jahren^ als das unzureichend werdende Augenlicht ihn zur Aufgabe seines Berufs zwang, siedelte Krüger nach Liebertwolkwitz über, um daselbst einen ruhigen Lebensabend zu genießen. Musik. Aus Berlin schreibt man uns: Die Komische Oper hat ihren ersten großen Abend hinter sich: sie rückte vorgestern in einer künstlerisch wertvollen, szenisch geradezu glänzenden Wiedergabe Franco Alfanos „Auferstehung" — vier Bilder aus dem Leben Kat- juscha snach dem Roman Leo Tolstois von Cesare Hanau ins Licht der Rampen und errang damit einen lauten, großen Erfolg, der von der Anwesenheit des vielfach ge- rufenen Komponisten sichtbar aufs günstigste beeinflußt wurde. Das Verdienst des Abends fällt in der Haupt sache Hrn. Direktor Gregor zu, dessen hervorragende Regiekunst dem Werke gar nicht hoch genug einzuschätzende Dienste leistete. Schuf er doch Bühnenbilder, wie wir sie ähnlich tief und groß in der Wirkung nur bei Stanis lawski gesehen haben. Die Schneelandschaft des letzten Aufzugs mit ihrer trostlosen Einsamkeitsstimmung, das Frauengefängnis mit all den verschiedenen Typ n ver lommener weiblicher Existenzen, der kleinrussische Bahnhof mit seinem bunten Leben und Treiben, — welch andere Berliner Bühne vermag szenische Bilder von gleicher Eindringlichkeit zu bieten?! Aus der Reihe der Mit- wirkenden hoben sich leuchtend heraus: Maria Labia als Katjuscha und Hr. Otto Marak als Fürst Nekledoff. Dieser bestach durch die Noblesse seines Spieles wie seines Gesangs, jene durch die Schönheit ihrer stimmlichen Mittel und das Temperament ihrer Darstellung. In einer kleinen Partie (Simonson) fiel derBaritonist Karl Ärmster durch den Klangzauber seines Organs auf. Das Libretto des in den weitesten Kreisen unbekannten Cesare Hanau greift mit gewalttätiger Willkür aus dem Tolstoifchen Roman vier Bilder heraus, stutzt sie rein äußerlich dra matisch etwas zu und bringt Anfang und Schluß — beide spielen in der Osternacht — lose zueinander in symbolische Beziehung. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, die Unverfrorenheit Hanaus, aus dem Roman ein leidlich brauchbares Textbuch herauszuholen, oder den Mut Alfanos, den Stoff als Musikdrama zu verwerten. Der Komponist konnte schließlich nur eins tun: eine die Höhepunkte des Librettos möglichst greifbar illustrierende Stimmungsmusik zu schreiben. Dies hat Alfano nicht ohne Glück und Geschick zustande gebracht. Daß er hier bei nicht sonderlich originell verfahren ist, daß er sein Bestes bei Puccini holt und Massenet, Charpentier, ja gar Saint-SaSnS nicht in seinem Anlehnungsbedürfnis zu beachten verschmäht, braucht nicht verschwiegen zu werden. Er hat ohne Frage mehr Geschmack als Per sönlichkeit, mehr Nachahmungstalent als schöpferisches Vermögen und geht in seiner ganzen Art, zu komponieren, mehr auf farbige Wiedergabe der Stimmung, denn auf Tiefe der Empfindung aus, wie das ja der jungitalieni schen Schule nn allgemeinen eigen ist Die melodische Erfindung fließt nicht sonderlich kräftig, dafür entschädigt die vornehme Behandlung des Orchester-. Nur die Singstimmen sind im Affekt bisweilen auffällig undankbar gesetzt und werden leicht von den dick auftragenden Be gleitungsinstrumenten erdrückt. — Alles in allem aber jedenfalls ein interessanter Abend, der das Beste für die kommenden Monate in der Komischen Oper verspricht. P. A. — „Feierlicher Einzug" betitelt sich, wie die „Allgemeine Musikzeitung" mitteilt, eine neue, soeben veröffentlichte Komposition von Richard Strauß, die für Blasinstrumente komponiert ist und ursprünglich für die Investitur der Johanniterntter bestimmt war. Die Erstaufführung fand beim großen Zapfenstreich des diesjährigen Kaisermanövers statt und machte auf die Zuhörer einen starken Eindruck. — Aus Weimar wird berichtet: Der Allgemeine deutsche Musikverein plant hierfür dasFrühjahr 1911 ein großes Fest, in dessen Mittelpunkt die Feier zur Erinnerung an die 100. Wiederkehr von Franz Liszts Geburtstag stehen soll. Theater. Aus Berlin wird gemeldet: Ein Di rektionswechsel im Friedrich Wilhelmstädtischen Schauspielhause dürfte sich in Kürze vollziehen. Als Bewerber um die Direktion werden der bekannte Ober regisseur Woldemar Runge und Ernst Gettke, der frühere Direktor des Wiener Raimund-Theaters, genannt, die beide mit der Besitzerin der Bühne Frau Fritsche gegenwärtig in Unterhandlung stehen. Vom Polizei präsidium wird bei einem Wechsel der Direktion zur Bedingung gemacht werden, daß die laufenden Verträge der darstellenden Mitglieder von dem neuen Pächter zu übernehmen sind. — Das neue Meininger Hoftheater, das der Herzog mit einem Kostenaufwande von 1 Mill. M. er bauen läßt, soll in der letzten Hälfte des November eröffnet werden. Als Eröffnungsvorstellung ist die Wallenst intrilogie gewählt worden. Am ersten Abend wird „Wallensteins Lager" und „Die Piccolomini" in Szene gehen, am zweiten Abend „Wallensteins Tod". * Eine Gedächtnisfeier für Detlev v. Lilien- cron sand gestern abend im Künstlerhaus statt. . Auf hohem Sockel ragte aus dunklem Grün der Lorbeer bäume die Büste des Mannes hervor, dem der Abend galt. Ernster und sinnender, als man sich Liliencron nach den üblichen Abbildungen vorstellt, wirkte diese ins Übermenschliche gesteigerte Büste. In Otto Julius Bierbaum und in Paul Wiecke waren dem Dickter zwei ausgezeichnete Interpreten erstanden. Nicht sein Leben, sondern sein Dichten, seine Poesie zog an dem geistigen Auge des Hörers vorüber. Worte und Werke zeugten von tiefer Kenntnis des Dichters; nur eins fiel auf, der allzu ernste, gehaltvolle Ton, der beide Vor tragende beherrschte. So wurde uns mehr ein Bild Liliencrons des Grüblers und Kämpfers denn des sinnen frohen Genießers, der jedem Tage, mochte er auch noch so rauh sein, etwas Gutes abgewann, gezeigt; gerade die heilere Poesie läßt uns Liliencron recht erkenuen. Bierbaum schöpfte aus der Fülle persönlicher Erlebnisse, die er im Verkehr mit Liliencron gesammelt hatte, heute in wenigen Strichen ein wundervoll plastisches Bild des Heimgegangenen Poeten, und zeigte, wie aus den ver meintlichen Gegensätzen ein Ganzes durch das Künstler tum entstand. Nicht seine literarische Rangstellung wies ihm Bierbaum an, sondern er zeigte ihn als den Be fruchter, der neben Nietzsche den größten Einfluß auf das poetische Schaffen der folgenden Generation geübt hat, ohne eine Kämpferstellung einzunehmen und eine Schule zu bilden. Noch Bierbaums Worten, die gleich sam nur den Auftakt bildeten, trug Wiecke Prosa und Poesie vor. überall trat die Persönlichkeit des Dichters lebhaft hervor, bei dem Vergangenheit und Gegenwart zu einem lebendigen, kraftvoll geschauten Bilde sich ver bindet. Ob die Auswahl nicht ein wenig reicher und bunter an Farben hätte sein können, wollen wir dahin gestellt sein lassen. Tiefen Eindruck hinterließen zwei bisher unbekannte Gedichte aus der hinterlassenen Samm lung „Gute Nacht", nämlich „Abschied vom Leben" und „Begräbnis". Der von Rudolf Zwintscher trefflich ge spielte Reitermarsch des Großen Kurfürsten, unter dessen Klängen Liliencron begraben sein wollte, beschloß den Abend, der, wenn auch kein vollständiges,' so doch ein abgerundetes Bild des Dichters hinterließ und des Stiles nicht entbehrte. Brt. * Im Vortragssaale der „Raumkunst", Viktoria straße 5/7, hielt gestern abend Frau Josephine Gratz vor einem gewählten, vornehmlich aus Damen bestehenden Zuhörerkreise den ersten ihrer Vorträge über „Die Mode von heute und morgen". Frau Gratz, die viele Jahre lang Mitarbeiterin des verstorbenen Frhrn. Franz v. Lipperheide an seiner Vorbildersammlung für Kostüm- rc. Kunde war, benutzte den gestrigen ein führenden Vortrag, um allgemeine Hinweife aus Wesen und Zweck der Mode zu geben. Sie sprach manch feines Wort über guten und schlechten Geschmack in der Mode. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß eine, wie es scheint, außerordentlich feinfühlige Ästhetin für weibliche Moden Gelegenheit nimmt, ihre Erfahrungen einer größeren Allgemeinheit zunutze zu machen, und man muß es der Leitung der „Raumkunst" Dank wissen, daß sie zur Vermittelung dieser anregenden Unterhaltungen ihre Räume in uneigennütziger Weise zur Verfügung stellt. In dem nächsten ihrer Vorträge wird Frau Gratz von den allgemeinen Gesichtspunkten zur speziellen Be trachtung unserer gegenwärtigen Frauenmoden übergehen, ys. * Die Figuren für den Samariterbrunnen der Stadt Hainichen, die der hiesige Bildhauer Oskar Nassau entworfen hat, sind soeben im Steinatelier des Hrn. Bildhauers Schwarz, Camelienstraße, fertiggestellt worden und werden in den nächsten Tagen an ihren Bestimmungsort abgesandt werden. Der Brunnen besteht aus einem gefälligen Oberbau im Kirchenstil, zu dem Hr. Geh. Oberbaurat Möckel-Dobran den Entwurf geliefert hat. Darunter sieht man das Brunnenbecken, aus dem die Samariterin Wasser schöpft. Ihr gegenüber sitzt Christus, der ihr seine Schale entgegenhält und mit ihr spricht. Die Figuren sind in Lebensgröße auSgesührt und von außerordentlicher Naturwahrheit. Die gesamte Brunnengruppe, von der ein Modell im Atelier au--