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Dresdner Journal : 06.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190910063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19091006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19091006
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-10
- Tag 1909-10-06
-
Monat
1909-10
-
Jahr
1909
- Titel
- Dresdner Journal : 06.10.1909
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Deutsches Reich. Vom Kaiserlichen Hofe. (W.T.B.) Königsberg, 5. Oktober. Se. Majestät der Kaiser ist mit dem Fürsten zu Dohna und den Herren des Ge- folge- nach ^1 Uhr hier eingetroffen und am Bahnhofe vom Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen empfangen worden. Bom Bahnhofe begab Sich der Monarch zu Wagen durch die ,m Flaggenschmucke prangende» Straßen nach der Kaserne des Grenadierregnnents Nr. 2, wo die Ankunft etwa um '/«1 Uhr erfolgte. Se. Majestät der Kaiser schritt auf dem Platz vor der Ka serne die Front des Vereins ehemaliger Angehöriger des Regiments und dann die Front der im Viereck auf gestellten Stammannschaften des Regiments ab. Alsdann begab Er Sich in das Offizierskasino zum Frühstücke. Nach dem Frühstück fuhr Se. Majestät der Kaiser im Wagen nach dem Bahnhofe, von wo um 3 Uhr 16 Min. die Abfahrt nach Kabinen erfolgte. (Teilweise wiederholt.) Kabinen, 5. Oktober. Se. Majestät der Kaiser ist um 5 Uhr 10 Min. hier eingetroffen und hat Sich nach dem Schlosse begeben. Die Richtlinien Ves Hansabundes. Präsidium und Direktorium des Hansabundes haben, wie der „Tag" schreibt, in ihrer gemeinsamen Sitzung vom 4. d. M. Richtlinien für die nächste Tätigkeit des Bundes einstimmig beschlossen, deren Hauptpunkte lauten: I. Der Hansabund ist davon durchdrungen, daß der moderne Staat nur gedeihen kann, wenn der Grundsatz der Gleich berechtigung aller Erwerbsstände den leitenden Ge danken und die unverrückbare Grundlage auch seine« Wirt schaftspolitik bildet DerHansabund wird daher dahin wirken: 1. daß Deutschlands Gewerbe, Handel und Industrie die ihnen aus Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zukommende Gleichberechtigung sowohl in der Gesetzgebung wie in der Ver waltung und Leitung des Staates eingeräumt werde; 2. daß den berechtigten Interessen dieser Stände nicht nur bei dem Erlaß von Gesetzen, Verordnungen und Verfügungen, sondern auch bei deren Ausführung Rechnung getragen werde; 3. daß der für eine gesunde wirtschaftliche Entwickelung der Nation wie für unser Verhältnis mit dem Ausland gleichermaßen unheilvolle Einfluß jener einseitigen agrar-demagogischen Richtung gebrochen werde, deren ganzes bisheriges Wirken von entgegen gesetzten Grundanschauungen getragen war. II. Bei der Durchführung dieser Grundsätze wird sich der Hansabund von folgenden allgemeinen Gedanken leiten lassen: 1. daß er, bei einem etwaigen Gegensätze die nationalen Interessen allen einseitigen gewerblichen Interessen ohne weiteres und bedingungslos voranzustellen hat; 2. daß er ausschließlich die gemeinsamen Interessen von Gewerbe, Handel und Industrie zu vertreten, zu fördern und vor Schädigungen und Angriffen zu schützen hat; 3. daß seine Reihen jedem, ohne Unterschied der poli tischen oder religiösen Überzeugung offen stehen, der seine Ziele zu den seinigen macht, und daß ihm daher jede Austragung politischer oder konfessioneller Gegensätze oder Interessen fernliegt; daß er somit selbst keine politische Partei ist, da die ihm mnerlich zugehörigen Mitglieder aller politischen Parteien in ihm Platz finden, wohl aber eine wirtschaftliche Bereinigung mit den durch ihr wirtschaftliches Programm bedingten, unter I fest gestellten politischen Zielen. Er wird daher, ohne Rücksicht auf politische Gegensätze, Füh lung mit allen Parteien unterhalten, die sich zu seinen Grund gedanken und Zielen bekennen, und wird auch bei den Wahlen die politischen Parteien bei Aufstellung und Durchsetzung solcher Kandidaten unterstützen, welche die Gewähr dafür bieten, daß sie in ihrer parlamentarischen Tätigkeit von den Grundgedanken des Bundes nicht abweichen werden. Es folgt dann eine Auszählung der einzelnen Aufgaben, die der Bund im Staatsleben, in der Finanz!, Verkehrs-, Handels- und Gewerbe- sowie in der Sozialpolitik verfolgen will. Ins besondere will er eintreten für alle positiven Maßnahmen, die bestimmt und geeignet sind, den gewerblichen Mittelstand sowie das Kleingewerbe, den Detailhandel und das Hand werk in ihrer Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit zu erhalten und zu heben. In der Sozialpolitik sollen alle den berechtigten Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer dienenden gemein samen Angelegenheiten gefördert werden; dagegen will sich der Bund, unter Wahrung strikter Neutralität, jeder Tätigkeit da enthalten, wo sich entgegengesetzte Interessen und Forderungen der in ihm vertretenen Erwerbsgruppen und deren Angehörigen gegenüberstehen. Dies gilt insbesondere von entgegengesetzten sozialpolitischen Forderungen und Interessen des Großhandels und der Großindustrie einerseits und de» Mittel- und Kleingewerbes oder Handwerks anderseits und von denen der Arbeitgeber auf der einen und der Arbeitnehmer auf der anderen Seite. Der Hansabund vertritt nur die gemeinsamen Interessen von Gewerbe, Handel und Industrie, die Vertretung vonsozialpolitischen Sonderforderungen einzelner Erwerbs gruppen, insbesondere der Unternehmer und Angestellten, muß er ihren Sonderverbänden überlassen. Endlich stellt der Bund eine umfassende Aufklärungsarbeit in Aussicht; er wird auch, soweit seine Zuständigkeit gegenüber den Sonder vereinen reicht, zugunsten der im Inlands wohnenden Deutschen in seiner Berliner Zentralstelle und zugunsten der im Auslande wohnenden in seiner Hamburger Ausländsabteilung eine Aus kunftsstelle für die in ihm vereinigten Einzelmitglieder und Körperschaften in gewerblichen Fragen errichten. Er wird endlich seine oben beschriebene Tätigkeit durch diejenigen zu seiner Zu ständigkeit gehörigen Aufgaben erweitern, die ihm von den ein zelnen gewerblichen Gruppen und Vertretungen noch unterbreitet werden. Von den Landtagswahlen in Sachsen-Meiningen. (W. T. B.) Meiningen, 5. Oktober. Bei den gestern statt- gefundenen allgemeinen Wahlen zum Meininger Landtage wurden vier bürgerliche und neun sozialdemokratische Kandidaten gewählt. In drei Kreisen finden Stichwahlen statt, und zwar in zwei Kreisen zwischen bürgerlichen Kandidaten und in dem dritten zwischen einem Sozial demokraten und einem bürgerlichen Kandidaten. Bisher haben dem Meininger Landtag sieben Sozialdemokraten angehört. Im ganzen besteht der Meininger Landtag aus 24 Abgeordneten, von denen 16 durch allgemeine Wahlen, 4 durch die Großgrundbesitzer und 4 durch die Höchstbesteuerten zu wählen sind. (Teilweise wiederholt. Rundschreiben Konrad Haußmann» an Bebel. " Der anscheinend revisionistische Zug auf dem Nürn berger Parteitage hat den Reichstagsabgeordneten Konrad Haußmann zu einem offenen Briefe an August Bebel er mutigt, der in der neuesten Nummer des „März" ver- offentlicht^wird und nichts Geringeres ist als ein Appell an die Sozialdemokratie, ihre politische Methode zu ändern und sich endlich in die Rolle einer konstitutionellen Partei »u fügen. Der Führer der schwäbischen Volkspartei deckt darin die Widersprüche im Verhalten der Sozialdemo kratie auf, die die Klassengegensätze verschärfe, ine sie be seitigen wolle, die die Freiheit verheiße und das Gegen teil von Freiheit und Toleranz sei, die statt Lebensfreude nur eine Saat von Haß, Gift und Galle ausstreue und mit ihrer Dreimillionenzahl nur eine unfruchtbare, bühnenhafte Demonstrationsvolitik treibe Durch die Haltung von BebelS Partei sei die Entwickelung Deutsch lands zur Freiheit gehemmt, sie wirke wie ein Hemm schuh. Bebel solle dazu helfen, seine Partei politisch aktionsfähig zu machen. „Eine gesunde Erneuerung der deutschen Arbeiterpartei durch Anwendung einer modernen Methode würde eine Gesundung der inneren Politik mit heraufführen und eine nationale, friedliche Erstarkung Deutschlands bedeuten." An einen nahen Erfolg seines Appells glaubt freilich Haußmann selbst nicht. Er denkt an die Kämpfe, „welche die Reichstagsabgeordneten nach uns zu schlagen haben". Erfreulich sind, so schreibt die „Magdeburgische Zeitung" zutreffend, seine Ausführungen insofern, als sie jedenfalls zeigen, daß die schwäbische Demokratie selbst mehr und mehr mit der Rolle einer wsitiv mitarbeitenden parlamentarischen Partei sich be- reundet. Bebel hat übrigens nach dem Stuttgarter „Be obachter" den offenen Brief Konrad Haußmanns in einem sersönlichen Brief an diesen beantwortet. Es ist sonst nicht Bebels Art, der öffentlichen Erörterung auszuweichen. Warum er hier eine Ausnahme macht, weiß man nicht; darüber wird man aber wohl noch Näheres erfahren. Ausland. Bom englischen Parlament. (W.T.B.) London, 5. Oktober. Der Premierminister Asquith verließ heute im Verlaufe der Debatte über wichtige Budgetfragen das Unterhaus und begab sich nach Bal- moral zum König, der ihn telegraphisch unerwartet zu ich berufen hatte. Dem Besucht des Premierministers vird große Bedeutung beigelegt, zumal er dem Besuche res Earl of Cawdor folgte, der zu den einflußreichsten Mitgliedern der Opposition im Oberhause gehört. In iberalen Kreisen wird vermutet, daß von höchster Stelle rarauf hingewirkt werden wird, den schweren kon stitutionellen Kampf abzuwenden. Bom dänischen Staatshaushalt. (W.T.B.) Kopenhagen, 5. Oktober. Finanzminister Neergard brachte heute im Folkething den Finanzgesetzentwurf für 1910/1911 ein. Die Gesamteinnahme wird darin auf 96735788, die Gesamtausgabe auf 117335629 Kronen veranschlagt, es ergibt sich also ein Defizit von 20 581 841 Kronen. Für die ordentlichen und außer ordentlichen Ausgaben des Kriegs- und Marine ministeriums sind zusammen 35818888 Kronen angesetzt, die gesamten Ausgaben für das Kriegs- und Marine ministerium sind gegen das Vorjahr um ungefähr 13^ Mill. Kronen erhöht. Der Finanzminister hob hervor, daß auch die Ausgaben für humane Zwecke be ständig stiegen. Die allgemeine finanzielle Lage sei zwar recht ernst, aber das Wirtschaftsleben des Staates fei gesund und besitze große Entwickelungsmöglichkeiten. Die Einführung neuer Steuern wolle die Regierung vermeiden, solange dieses möglich sei. Die Antwort Ver Pforte auf das Demisfionsgesuch des armenischen Patriarchen. (W. T. B.) Konstantinopel, 5. Oktober. Dem armenischen Patriarchen ist heute die Antwort der Pforte auf sein Demisfionsgesuch zugegangen. In dieser Antwort erklärt die Regierung, daß sie für ihre politischen Maßnahmen dem Parlament verantwortlich sei. Es liege daher für den Patriarchen kein Grund vor, wegen der in Adana vollstreckten Todesurteile sein Amt niederzulegen. Die Regierung ersuche ihn vielmehr, die religiösen Angelegen heiten des Patriarchats weiterhin zu leiten und ihre Bemühungen um die Eintracht aller Nationalitäten zu unterstützen. Die Antwort hat auf dem Patriarchat nicht befriedigt. Der Patriarch hält seine Demission aufrecht. Zu den Unruhen tn Arabien. (W.T.B.) Konstantinopel, 5. Oktober. Gestern ist das Transportschiff „Hodeidah" mit Truppen, einer Gebirgs batterie und einer Maschinengewehrabteilung sowie mit Lebensmitteln und Munition an Bord nach Yemcn abgegangen. Nach Meldungen aus Yemen haben in den letzten Tagen heftige Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den vereinigten Streitkräften der Mahdis Said Idris und Jman Jahia stattgefunden. Die Regierung beeilt sich, neue Verstärkungen auf den Kriegsschauplatz zu entsenden. Heute gingen vier Bataillone ab. Unter den Truppen befinden sich viele Freiwillige. sZur Lage in Marokko. (W. T. B.) Melilla, 5. Oktober. Jnfant Don Carlos, der das Kommando über eine Kavalleriebrigade übernehmen soll, ist heute hier eingetroffen. Madrid, 5. Oktober. Ministerpräsident Maura er klärte, daß anstatt der ganzen Division des Generals Ampudia nur eine Brigade nach Melilla abgehen würde. Um Verstärkungen in dieser Höhe habe übrigens General Marina auch nur gebeten. Pari-, 5. Oktober. Angesichts der von der Presse verbreiteten Gerüchte über weitausgreifende Pläne Spaniens in Marokko erklärte der hiesige spanische Bot schafter gegenüber einem Redakteur des „TempS", die Gerüchte, Spanien wolle nach Tama marschieren und Tetuan und Larrasch besetzen, seien widersinnig. Ebenso falsch sei die Behauptung, daß Spanien dem Sultan Mulay Hafid den Krieg erklären wolle. Sollten die Spanier angegriffen werden, so würden sie sich aller- ding- verteidigen. ' Madrid, 5. Oktober. Der „Heraldo" meldet au- Tetuan, der dortige Gouverneur habe gegenüber einem spanischen Journalisten, dem ehemaligen Staatssekretär de- Innern Armenan, erklärt, der Riffkrieg werde, wenn Spanien ihn nicht beendige, lange dauern. Der Feldzug werde von keinem Nutzen sein, auch wenn Spanien triumphiere, denn es handle sich um einen Krieg gegen Rebellen ohne Zahl, die vom Sultan so unabhängig seien, daß weder dieser noch der Maghzen eine Berant- Wortung übernehmen könnten. Der Sultan empfinde tiefe- Bedauern über die Haltung Spaniens. Sein Mißmut werde vermehrt durch die Befürchtung, daß er trotz seiner loyalen Freundschaft für Spanien zu einem heiligen Kriege gezwungen werden könnte, wenn die Dinge so weitergingen. Reve Ves Großadmirals v. Käfter über deutsch- snglische Beziehungen. New York, 6. Oktober. Gestern abend gaben die bedeutendsten englischen Vereinigungen New Yorks zu Ehren des Admirals Seymour und der Offiziere des englischen Geschwaders ein Festmahl, wozu auch der deutsche Großadmiral v. Köster geladen war. Dieser gab in einer Ansprache der Hochachtung der deutschen Marine für Admiral Seymour Ausdruck, erinnerte daran, daß viele deutsche Kameraden während der chinesischen Un ruhen im Jahre 1900 unter Seymours Kommando ge- standen hätten, und gedachte des freundlichen Empfangs der deutschen Flotte in Plymouth im Jahre 1904. Es ist zweifellos, sagte Großadmiral v. Köster, wo auch immer Deutsche und Engländer sich begegnen, müssen sie als die Mit- glieder zweier gleicherweise aufstrebender Nationen in eifrigen Wettbewerb treten. Nichtsdestoweniger werden die Bemühungen beider Nationen angesichts der gemein samen Abstammung und ihrer Handelsinteressen stets auf die Herstellung guter Beziehungen und freundschaftlichen Verkehrs untereinander gerichtet sein. Doppelt muß das in Amerika der Fall sein, wo sich Deutsche und Eng länder unter einem energischen, mit hochentwickelter In- telligenz ausgerüsteten Volke begegnen, um an den weiteren Fortschritten dieses erwählten herrlichen Adoptiv- landes teilzunebmen. Wir hoffen, daß Deutsche und Engländer hier Wie einst die Marinesoldaten unter Seymour Seite an Seite marschieren und zugleich den Interessen ihrer neuen Heimat bestens dienen. Zur Zollpolitik VeS australischen Bundesstaats. Melbourne, 4. Oktober. Der Bundeszollminister Sir John Best empfing heute 30 Delegierte, die zum kürzlich in Sydney abgehaltenen Jahreskongreß der briti schen Handelskammern gekommen waren. Als eifriger Ver fechter der Vorzugszölle begrüßte er die zugunsten dieser Politik gefaßten Beschlüsse des Kongresses. Obgleich Australen im Interesse des Ausbaues seiner Industrie Schutzzollpolitik treibe, sagte er, müsse es Waren einführen, und es wünsche, soweit als möglich, Waren britischen Ursprungs. Es fühle, daß eine Ablenkung der Einfuhr vom Mutterlands und von den britischen Besitzungen an rivalisierende Nationen einer Unter stützung an letztere gleichkäme, Flotten zu bauen und militärische Rüstungen zu betreiben. Die Erfahrungen des letzten Jahres hätten die Vorteile der zu Englands Gunsten gewährten Vor zugszölle bewiesen. Ohne den geringsten Druck ausüben zu wollen wäre Australien bereit, einen Vertrag auf Gegenseitigkeit mit England abzuschließen, sobald das Mutterland es für vorteil haft erachte, den Schutzzoll einzuführen. Die hierauf folgende Aussprache zeigte ausgeprägte Gegensätze unter den Delegierten in Beurteilung der Beibehaltung oder Änderung der bisherigen Handelspolitik Englands. Zur Landtagswahlbewegung. * Gestern abend wurden drei Wählerversammlungen abgehalten: In einer vom nationalen Bürgerwahlausschuß für den 1. Dresdner Landtagswahlkreis nach Meinholds Sälen zusammenberufenen Versammlung (Vor sitzender Hr. Gymnasialoberlehrer vr. Heinemann) stellte sich Hr. Buchbinderobermeister Stadtverordnetenvizevorsteher P. Un rasch als der Kandidat des Konservativen Vereins, der Mittelstandsvereinigung und des Hausbesitzervereins seinen Wählern vor. Er sprach über das Thema: Rechts oder links. Der Hr. Redner beantwortete zunächst die Frage, warum er die Kandidatur angenommen habe, dahin, daß dies in Konsequenz der von ihm verfochtenen Ansicht, daß auch ein Hand werksmeister zur Vertretung im Parlamente sich eigne, geschehen sei. Weiter beantwortete er die Frage, warum er der konservativen Partei beigetreten sei. Es habe dies besonders deshalb getan, weil in ihr die verschiedenen Richtungen auf eine Mittellinie sich einigen und weil die konservative Partei, namentlich in den letzten Jahren, für das Wohl des mitüeren Handwerkerstandes Ver- ständnis und Herz gehabt habe und in ihr auch der Handwerker rächtet werde und zum Einfluß komme. Der Hr. Redner wies b erbei den Vorwurf zurück, daß das Handwerk rückschrittliche Wünsche habe. Alt sei nur der Name Innung, neu sei der Geist, der in ihnen lebt. Besonders in Sachsen habe allein die konservative Partei Forderungen die Handwerker verbeten; er erinnere an die Umsatzsteuer. Da gegen sei das, was die liberalen Parteien den Handwerkern zu» weise, die Selbsthilfe und eine bessere berufliche Ausbildung, selbstverständlich. Doch müsse die Regierung daS Handwerl auch schützen und fördern, in seinen Bestrebungen vorwärts zu kommen. Der Redner ging dann zur Besprechung der Reichs finanzreform über. Hier sei die konservative Partei wenigstens konsequent und fest gewesen gegenüber der schwankenden Haltung der Liberalen. Das Zustandekommen der Reichsfinanzreform sei doch eine nationale Tat gewesen (Widerspruch bei einem Teile der Versammlung). Bei der festen Haltung der konservativen Partei könne man zu ihr dar Vertrauen haben, daß sie auch die Inter essen des Handwerks weiter vertreten werde. Hr. Unrasch wandte sich ferner gegen den ihn gemachten Vorwurf, daß er beamten feindlich sei. Er kennzeichnete weiter seine Stellung zur sozial demokratischen Partei, die ein Gegner des Mittelstandes sei, und deren Bestrebungen er daher im Interesse der Erhaltung des Staates als konservativer Mann niemals unterstützen werde. Der Mittelstand tue gut, sich zusammenzuschließen, wie es in der Mittelstandsvereinigung geschehen sei, denn die politischen Parteien würden sich jedenfalls in Zukunft zu wirtschaftlichen umgruppieren. Von den linksstehenden Parteien, welche die Organisationsbestrebungen des Mittelstände» bekämpfen, sei eine Hilfe für den Mittelstand nicht zu erwarten. Diese wollten den Mittelstand in einer gewissen Abhängigkeit erhalten, während dieser doch gestärkt und wirtscbaftlich und politisch selbständiger gemacht werden müsse. Al» Vermittlerin zwischen recht» und links werde die wirtschaftliche Bereinigung, der er — Redner — angehöre, in den nächsten Landtagen sehr viel Gutes wirken können. (Lebhafter Beifall.) Dem Bortrage folgte eine Aus sprache, die sich zum Teil recht bewegt gestaltete, da die Ausführungen einzelner Redner oft von stürmischen Zwischenrufen — zumeist durch Angehörige der zahlreich er-
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