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Beilage zu Nr. 209 des AfUfTUUlÄ Donnerstag, 9. September 1909. Kunst und Wisicnschast. Was bletbt am Nordpol noch zu tun? Von H. Singer. Die Ansichten darüber, ob Cool in der Tat den Nordpol bezwungen hat oder nicht, dürsten noch einige Zeit auseinander gehen. Dagegen wird der Erfolg Pearys Zweifeln nicht begegnen. Jedenfalls darf ange nommen werden, daß das mit heißem Bemühen um worbene Ziel erreickt ist und für sich allein niemand nuhr reizen wir.d. Die Frage liegt nun nahe, welche Entdeckungs- und Forschungsarbeit dort „oben" noch der Erledigung harrt. Nordpolarforschung und Bezwingung des Nordpols sind nicht dasselbe. Das geht schon aus dem Umstande hervor, daß der Nordpol durchaus nicht das Ziel aller Nordpolarreisenden gewesen ist. Ja, es hat lange Zeit räume gegeben, in denen er auf unternehmungslustige Forscher kaum irgendwelche Anziehungskraft ausgeübt hat; wir brauchen da nur an die etwa dreißigjährige Periode zu erinnern, die in der ersten Hälfte des vorigen Jahr hunderts die moderne Nordpolarforschung eingeleitet und nahezu ausschließlich der Nordwestdurchfayrt gegolten hat Und in jüngster Zeit sind es eigentlich nur die Ameri- kaner — Peary, Baldwin, Fiala, Wellman, Cook — ge- wesen, die dem Nordpol nachjagten, während Schweden, Norweger, Dänen, Engländer und auch Russen ganz andere Probleme bei ihren Forschungsfahrten im Auge hatten. Man hat sich sogar vielfach zu der Anschauung bekannt, daß die Eroberung des Nordpols allein, ohne Nebenergebnis, ein für die Wissenschaft recht zweckloser und unnützer Erfolg wäre, der in keinem richtigen Ver hältnis zu den dafür aufgewandten Mitteln an Kraft und Geld stände. In der Tat hat diese Auffassung zum mindesten für solche Reisen polwärts eine Berechtigung, die in Schlitten sahrten über das Packeis des Polarmeeres bestehen. Für derartige Fahrten ist größtmögliche Eile geboten. Im Winter während der ununterbrochenen Polarnacht tann man sie nicht durchführen; im Sommer auch nicht, weil dann das Eis in Bewegung ist. Es bleiben nur die wenigen Wochen übrig, die zwischen dem ersten Erscheinen der Sonne etwa im März und dem Beginn der Eisbewegung etwa im Mai, wenn nicht schon im April liegen. So müssen denn Zeit, Kunst und Nahmng in vollem Umfange für das Borwärtskommen genutzt werden. Nebenher können noch einige meteorologische Beobachtungen gemacht, die magnetische Mißweisung ab- gelesen werden; auch über die Beschaffenheit und die Treibrichtung des Eises kann man Aufzeichnungen machen. Seine Dicke wird man aber schon seltener zu ermitteln vermögen, und Tiefenlotungen mit Wasser- und Boden proben, die für die Geographie von höchstem Wert sind, lassen sich gar nicht ausführen. Weder Cook noch Peary haben solche Arbeiten vorgenommen. So gleicht denn der Weg des kühnen Pioniers zum Pol der Straße, die rin Schiff durch das offene Meer zieht: jener wird vom treibenden Eise wie diese durch die Wellen verwischt. Von Wichtigkeit im geographischen Sinne ist, daß wir über die Verteilung von Land und Wasser in dem Polar gebiet Kunde erhalten. Cook hat Land gesehen — es ist wohl ein Teil desselben Landes, das Peary 1906 etwas weiter südlich gesichtet und Crockerland benannt hat. Beider Entdeckung ist sehr interessant, aber beide haben es für nebensächlich gehalten, ihr nachzugehen; nebensächlich mußte ihnen ja alles sein, was nicht mit der Erledigung ihrer Haupt aufgabe zusammenhing. Das ist bedauerlich, wenn auch erklärlich. Es scheint aber nun festzustehen, daß es im unbekannten Teil des Polarbeckens große Inseln gibt, die sich mindestens bis zum 85. Breitengrad nordwärts vorschieben, über ihre Ausdehnung und Natur Aufschluß zu bringen, wäre eine recht dankbare Ausgabe, die schon durch eine Schlittenreise von der Nordwestecke des Elles merelandes aus ohne außergewöhnliche Schwierigkeiten zu bewältigen sein würde. Daß Amundsen auf seiner geplanten Drift durch das Polarbecken in diese Gegenden kommt, ist nicht mit Sicherheit anzunehmen; er dürfte sie zu seiner Rechten lassen. überhaupt steht man hier, im Nordwesten des arktischen Amerika, an der Schwelle des umfangreichsten „weißen Flecks" unserer Nordpolarkarten. Er umfaßt die Gegenden nordwestlick und westlich vom Parryarchipel und dem Reisegebiet Sverdrups, nördlich von Alaska und der Beringstraße bis zu den Routen der „Jeanette"- Expedition von 1880/81 und der Nansenichen „Fram"- Expedition von 1893/96. Mikkelsen ist 1907 von Alaska dec über den Rand jener terra mvoxmta nicht wesentlich hinausgekommen: eine größere Brefche in sie ist nur zwischen dem 50. und 100. westlichen Längengrade ge legt worden: 1906 und 1909 von Peary, 1909 von Cook nach dessen Behauptung. Aber noch ungefähr die acht fache Fläche des Deutschen Reiches bedeckt jener weiße Fleck. Eme nicht unbegründet erscheinende Annahme geht dahin, daß hier eine Jnselbrücke aus der Nähe der Neusibirischen Gruppe bis gegen den Parryarchipel reicht: sie stützt sich auf Erscheinungen in der Bewegung des Pack eises an den Rändern des Beaufortmeeres und auf Überlieferungen der Polarvölker. Jedenfalls hat durch die Reise Cooks die Theorie Nansens von einem Polar meer ohne Land von nennenswerter Ausdehnung eine Befestigung nicht erfahren. Hier ist also noch gewaltiger Raum für sehr weite Entdeckungszüge vorhanden, und zwei Polarfahrer, A. H. Harrison und R. Amundsen, wollen ja solche auch unternehmen. Harrisons Plan ist freilich mehr als kühn und er scheint namentlich seinen englischen Landsleuten als höchst abenteuerlich. Er will mit zahlreichen Eskimos, Schlitten und Hunden von der Mackenziemündung über das Polarmeer bis nach Spitzbergen vorzudringen ver- suchen und dabei sogar die Winternacht zum Reisen be nutzen, rechnet aber mit einem sehr langsamen Borrücken besonders für den Anfang, und bemißt die Expedition»- dauer auf 2H Jahre. Während eS sich indessen hier um ein noch ungesichertes Projekt handelt, steht Amundsen- AuSreise für das Jahr 1910 bereit- fest. Der norwegische Forscher hat eine Driftreise mit dem Schiffe nach dem Muster der großen Nansenschen Fahrt vor. Seinen Au- gang wird er aber von einem östlicheren Punkte nehmen als Nansen, ungefähr bei Point Barrow an der Nord küste von Alaska, weil er meint, so eher geradenwegs durch das Herz des unbekannten PolarbeckenS nach Spitz bergen oder Franz Josephland geführt zu werden. Amundsens Plan zeigte überaus deutlich die wich tigsten wissenschaftlichen Aufgaben der künftigen Nord- polarsorschung. ES gehört dazu zunächst die Feststellung der Ausdehnung, der Tiefe und des Charakters des Hauptpolarbeckens, der Beschaffenheit der untermeerischen Sockel, auf denen sich die angrenzenden Kon tinente erheben, und die Übergänge des Beckens zu den Nachbarmeeren. Zur Erledigung solcher Forschungs- aufgahen vermag nur eine Driftexpedition zu Schiff beizutrogen, weil dieses allein Zeit und sichere Vor bedingungen für die unerläßlichen hydrographischen Arbeiten gewährt. Man kennt heute Apparate, sagt Amundsn. die Proben nicht nur des obersten Meeres bodens selbst, sondern auch Schichten aus einigen Metern Tiefe heraufschaffen können, und aus diesen Proben er kenne man die Natur der übereinander liegenden Ab lagerungen, die dann erzählten „von der Geschichte langer Zeiten, in ähnlicher Weise, wie die geologische Formation mit Versteinerungen auf dem Landgebiet". Ferner biete sich ausgiebige Gelegenheit, die gewaltige Wassermasse des Polarbeckens selbst zu untersuchen in bezug auf Temperatur und Salzgehalt; Mächtigkeit und Ursprung der verschiedenen Wasserschichten werde sich daraus er mitteln lassen. Dann würden Strommessungen in den tieferen Meeresschichten vorzunehmen sein, aus denen man Schlüsse auf die Ursachen der Strömungen abzu leiten erhoffen dürfe. Noch andere Gegenstände der Untersuchung wären die Flutwellenerscheinungen, die Bedeutung des Windes für die Meeresströmungen, die biologischen, meteorologischen und erdmagnetischen Zu stände und Vorkommnisse. Gerade für solche Forschungen biete das Polarmeer eine viel günstigere Gelegenheit, als jeder andere Ozean. „Es sind die eigentümlichen Verhältnisse dort oben, die dies mit sich bringen — ein 4000 m tiefes, ja vielleicht noch tieferes Meer, auf dessen Oberstäche man sich fast wie auf festem Lande bewegen kann. Man kann auf dem Eise leben und bauen; man kann von dort alle seine Instrumente ins Meer hinunter senken und die größten Tiefen erreichen ohne alle Schwierigkeiten, mit denen man in Unwetter und bei hoher See auf dem offenen Meere zu kämpfen hat. Einen idealeren Platz für Meeresforschungen gibt es nicht." Freilich, wer ein so riesiges und mannigfach ge- artetes Arbeitsfeld bestellen will, muß sich in Geduld wappnen, seinen Ehrgeiz nicht in schnellen Erfolgen sehen; auf ein vier- oder fünfjähriges Treiben im Eise muß er sich gefaßt machen. Kleinere, aber doch nickt unwichtige Teile des Polarmeers harren der Erforschung nördlich von West sibirien bis zur Route Nansens mit dem „Fram". Auch das Innere des vergletscherten Grönland ist zum weitaus größten Teil noch unbekannt. Die Nansensche Durch kreuzung von 1888 fand im äußersten Süden dieses Polarkontinents, unter dem 64. Breitengrad, statt, die Pearysche von 1892 hoch im Norden, unter dem 81. Grad. Aus der dazwischen liegenden Hauptmasse Grönlands von 1900 km in der Breitenausdehnung sind nur kurze Vorstöße von Westen her (so durch Norden- skiöld 1883 und durch Peary 1886) zu verzeichnen. Der noch gänzlich unerforschte Teil Grönlands hat mindestens den zweifachen Flächengehalt des Deutschen Reiches. Biele andere Probleme verbleiben dann noch der Einzel forschung, ist doch sogar das Innere Spitzbergens trotz der zahlreichen schwedischen Expeditionen noch keineswegs vollständig bekannt, am wenigsten das anscheinend ganz vereiste Nordostland. Noch mehr gilt das von den vielen Inseln des Franz Joseph-Landes, um deren Inneres sich die Nordpolstürmer, die den Archipel zum Ausgangspunkt wählten, nur wenig gekümmert haben. Hier, auf der europäischen Seite der Antarktis, liegen die topographischen und physikalischen Aufgaben des von Gras Zeppelin und Prof. Hergesell geplanten Luftschiff unternehmens. Auch in der amerikanischen Arktis hat die bisherige Aufklärungstätigkeit sich in der Hauptsache darauf beschränkt, die Küstenumrisse der Inseln notdürftig festzulegen. Wie es im Innern aussieht, weiß man eigentlich nur vom mittleren und nördlichen Teil des Ellesmereland (durch Greely, Peary, Sverdrup und Cook). Welcher Art ist dort die Tier- und Pflanzen welt und die geologische Bildung? Und noch ein recht bedeutsamer Punkt soll erst aufgeklärt werden: die Frage, in welchem Umfange die Polarländer einst vom Menschen bewohnt gewesen sind, zusammen mit der Frage nach den Wanderungen der Eskimos, deren heutige Sitze man nur kennt. Auf der europäisch, asiatischen Polarseite sind Anzeichen für eine frühere Be wohnerschaft nirgends gesehen worden. Dagegen hat man aus der amerikanischen Seite in heute völlig ver lassenen Gebieten Spuren alter Eskimosiedelungen ange troffen: Greely hat Hüttenringe und Gerätschaften auf Ellesmereland gefunden, Sverdrup ebenfalls. Ohne Zweifel würde eine gründliche Durchforschung der Insel welt, in die sich das nördliche Amerika polwärts auflöst, noch manche Entdeckung zur Prähistorie der Polarwelt ergeben. Knud Rasmussen Hat sich an diese Aufgabe herangemacht. Vielleickt ist es von Vorteil für den künftigen Gang der Nordpolarforschung, daß sie jetzt durch Cook oder Peary jenes Zieles beraubt worden ist, das man als die Eroberung des Nordpols bezeichnet hat. Sie wird nun möglicherweise einen ruhigeren und zugleich für die Wissenschaft ersprießlicheren Verlauf nehmen, als im letzten Jahrzehnt, da die Amerikaner den Pol mit ihrer Flagge bestürmten. Nach wie vor bleibt das meiste noch zu tun. . «önigl. Opernhaus. (Richard WagnerS „Rhein- gold".) Die zyklische Vorführung Wagnerscher Werke ist nunmehr bis dahin vorgeschritten, daß al» deren Krönung die erste „Ring" - Aufführung in dieser Spi lzeit beginnt. Als machtvoller Prolog»» ging gestern das „Rheingold" in Szene, von dem ersten riesigen Orgelpunkt in L« bis zu dem Motiv de» Regenbogen», „über den die lachenden und leicht sinnigen Götter in Walhall einziehen", seinen ganzen Reichtum einer eindringlichen, kaum eines Kommentars mehr bedürfenden musikalischen Charakteristik entfaltend. Unter Schuchs plastisch gestaltender Leitung bot unsere stönigl. Kapelle in der Wiedergabe des orchestralen Teiles eine so hervorragend schöne Leistung, daß selbst die nicht zu verschweigenden Mängel in der Rollenbesetzung nicht allzuscharf empfunden wurden. Wirklich am Platze von den neuen Vertretern ihrer Rolle war eigentlich nur Hr. Lordmann als Fasolt. Es bleibt abzuwarten, was uns der Sänger in unserem einheimischen Ensemble sonst noch werden mag, da ihm stimmlich die Eigenschaften eines echten Bassisten fehlen; aber jedenfalls muß anerkannt werden, daß er Stil und Charakter der Rolle ersaßt hatte, und namentlich vortrefflich dellamierte. Hingegen blieb sein Riesen-Genosse, der Fafner des Hrn. Ludikar, vieles schuldig. Die Stimme ist ersichtlich von Haus aus ein kräftiger und gesunder, sogar robuster Baß gewesen, aber sie ist niemals posiert worden, und heute schon steht eigentlich kein Ton wirklich fest. Auch bei Hrn Soots Froh ist etwas Ähnliches festzustellen. Die Stimme dieses jungen Sängers ist ebenfalls durchaus nicht ohne Wert, aber der mangelhafte, offene Tonansatz nimmt ihr den Wohl laut, der ein wesentliches Erfordernis gerade für sein Rollenfach, das des lyrischen Tenors, ist. Die Partie der Erda war FU. Tervani zugefallen, entspricht aber nicht ihrer Veranlagung. Die junge Sängerin ist ein starkes Spieltalent, die ruhige Gesangdeklamation dieser kleinen, aber wichtigen Partie liegt ihr nicht. So boten, da auch Hr. Ermold als Donner nur mäßigen Ansprüchen ge nügen konnte, wiederum die bewährten älteren ein heimischen Kräfte die besten Leistungen des Abends, ernteten dessen künstlerische Ehren, vor allem Hr. Perron als Wotan von überzeugender Hoheit und Aus druckskraft, Hr. Burrian aks in der Beherrschung des Gesangpartes schlechthin vorbildlicher Loge und Hr. Plaschke als in Maske, Spiel und Gesang vortrefflicher Alberich. O. S. Wissenschaft. Zu der Angelegenheit der Erreichung des Nordpols durch Cook und Peary liegen heute folgende neue Meldungen vor: London, 8. September. Die Londoner Geographische Gesellschaft, die ihren Präsidenten Darwin beauftragt hat, Peary zur Er reichung des Nordpols zu beglückwünschen und zu einem Vortrage einzuladen, während Cook weder Glückwunsch noch Einladung erhielt, sieht Peary, nicht Cook, als den ersten Erreicker des Nordprls an. Da Peary seit 1898 die goldene Medaille der Geographischen Gesellschaft be sitzt, soll für ihn eine besondere Denkmünze geprägt werden. — Kopenhagen, 8. September. Cook bat Kapitän Sverdrup, ein Schiff zu beschaffen, mit dem Sverdrup abreisen solle, um auf Cap AoU die beiden Eskimos zu suchen, die Cook nach dem Nordpol be gleiteten, um sie daun so schnell wie möglich nach New York zu bringen. — Kopenhagen, 8. September. „Ritzaus Bureau" erhielt einen Brief von Frau Dagmar Knud Rasmussen, in dem die Behauptung des Londoner „Daily Chronicle", daß ihr Mann Cooks Mitteilung, die beiden Eskimos bestätigten seine Behauptung, da^ er den Nordpol gesunden habe, dementiert haben soll, für un wahr erklärt wird. Ihr Mann zweifle nicht im geringsten daran, daß Cook am Nordpol gewesen sei. — New ^)ork, 8. September. Peary richtete an seine Frau folgende Depesche aus Jndianharbour: „Durch Sturm auf gehalten. Gräme dich nicht über die Cook- geschichte. Ich habe ihn festgenagelt." — vr. Cook befindet sich, das ist zweifellos, in einer wenig angenehmen Lage. Mit nur wenig Instrumenten ver sehen, von zwei Eskimos beg eitet, die nie als Zeugen für ihn werden austreten können, will er den Nordpol erreicht haben, hat ihn vielleicht auch erreicht. Kaum aber, daß seine Mitteilung die Welt durchlief, erhoben die Zweifler ihre Stimmen, welche die Nachricht nicht auf Treu und Glauben entgegennehmen, sondern Beweise, klare unanfechtbare Beweise haben wollen. Und wenige Tage nach ihm meldet sich Peary, der größer und anerkannter als er ist, mit allen diesen Beweisen, mit gelehrten Augenzeugen. Kann Cook beweisen, daß er tatsächlich zum Nordpol vorgedrungen ist, so bleibt er Sieger im Wettstreit. Cook und Peary sind Nebenbuhler und stehen an der Spitze zweier rivalisierender arktischer Klubs. Zu den Nordpolfahrten Cooks und Pearys äußert sich Prof, vr Eugen Oberhummer in der „Wiener N. Fr. Pr." wie folgt: „Die Nachricht, daß Robert Peary ebenfalls den Nordpol erreicht habe, ist auf den ersten Blick natur gemäß höchst sensationell und überraschend, kommt aber für jene, die Pearys bisherige Leistungen kannten, nicht unerwartet. Schon am 21. April 1906 hat Peary von Grantland aus die bisher höchste Breite von 87 Grad 6 Min., das heißt einen halben Grad mehr als Cagni und einen Grad mehr als Nansen erreicht und dadurch die Distanz vom Pol auf 324 km vermindert, eine Strecke, die immerhin noch beinahe der Luftlinie von Wien bis München oder Triest gleichkommt. Cooks Expedition war zu sehr mit dem Schleier des Geheimnisses umkleidet, um über ihre Chancen etwas voraussagen zu können. Auch erweckten wohl die bescheidenen Mittel, mit denen sie ausgerüstet war, kein großes Vertrauen. Indessen hat uns die Erfahrung der letzten Jahre, besonders die Nordwestpassagc Amundsens, gezeigt, daß in den Polarländern ost mit einem kleinen Schiffe, dessen Ausrüstung sich auf das notdürftigste be schränkt, mehr erreicht werden kann, als mit großen und kostspieligen Expeditionen. Ich kenne vr. Cook nicht persönlich und kann über ihn nur nach seinen früheren Leistungen und nach seinem Buche über die belgische Südpolexpedition (1898/99) mitteilen, daß er durchaus als ernsthafter Forscher genommen werden muß. Peary hat niemals auf die literarische Bearbeitung seiner Reisen Wert gelegt und, so viel ich weiß, auch selten darüber öffentlich gesprochen. Daher ist er außerhalb Amerika» dem großen Publikum weit weniger bekannt geworden als andere Polarforscher. Als ein Mann der Tat war Peary stets von dem Gedanken an neue Unternehmungen beseelt. Die Zähigkeit und Energie, mit der er trotz mancher Mißerfolge immer und immer wieder zu neuen