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Dresdner Journal : 27.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190901273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19090127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19090127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-27
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1909
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erhalten und daß da« kochende Wasser zur Herstellung de« Vieh- sutter« verwendet werden sollte. Denn nach der eigenen Dar stellung de« -naben habe er, al« der Einsturz de« Ofen« erfolgte, keinerlei Hantierung daran vorgenommen. ES fehle da her an jedem Anhalt dafür, daß der Einsturz aus eine solche Hantierung zurückzuführen sei. Der Umstand aber, daß das Wasser im landwirtschaftlichen Betriebe verwendet werden sollte, rechtfertige für sich allein die Annahme eine« Betriebsunfall« nicht, e« müsse vielmehr eine mit dem Vorgang verbundene Tätigkeit des Verletzten vorliegen. Eine solche Tätigkeit habe der Verletzte nicht vorgenommen, insbesondere fehle e« an einem An halt dafür, daß der Zusammenbruch des Ofen« darauf zurück zuführen sei, daß er da« Feuer geschürt oder sich sonst am Ofen zu schaffen gemacht habe. Albin Oswald Helmert in Großrückerswalde war bei einem Dampfsägewerksbesitzer in Marienberg beschäftigt. Seinen am 14. September 1907 eingetretenen Tod führt die Witwe ursächlich auf einen Betriebsunfall zurück, den ihr Ehemann am 31. De zember 1906 erlitten habe. An diesem Tage habe er Klötzer ab zufahren gehabt. Als er nach Haufe gekommen sei, habe Helmert, dem man sogleich angemerkt habe, daß ihm etwas zugestoßen fein müsse, erzählt, daß der Schlitten sich auf der Fahrstraße zur Seite geneigt, daß er sich entgegengestemmt und daß die Klötzer ihm die linke Seite gedrückt hätten, wobei er Schaden genommen habe. Die Sächsische Holzberussgenossenschaft hat den Anspruch aus Hinterbliebenenrente abgelehnt, weil nicht erwiesen sei, daß Hel mert einem Betriebsunfall erlegen fei. Die Berufung der Hinter bliebenen, der sich der Ortsarmenverband angeschlossen hatte, ist erfolglos geblieben. Die behandelnden Ärzte hatten sich dahin ausgesprochen, daß der Unfall ein Herzleiden, an dem Helmert schon zur Zeit des Unfalls gelitten habe, derart verschlimmert haben könne, daß der Tod eingetreten sei. Ein anderer ärztlicher Sach verständiger hält die Möglichkeit eines ursächlichen Zusammen hangs des Todes mit dem Unfall nicht für ausgeschlossen, hat jedoch tatsächliche Momente, die dafür sprächen, nicht zu finden vermocht. Auf den Rekurs der Kläger nahm das Landes versicherungsamt im Verhandlungstermin ein Gutachten seines ärztlichen Sachverständigen darüber entgegen, ob vom Stand punkte der ärztlichen Wissenschaft aus eine überwiegende Wahr scheinlichkeit für das Vorhandensein eines solchen Zusammenhangs vorliege. Da der Sachverständige die Frage verneinte, wurde das Rechtsmittel verworfen. Wilhelmine Helene Weimar in Kössern hat im August 1907 im landwirtschaftlichen Betriebe des dortigen Ritterguts einen Unfall erlitten. Ihr Anspruch auf Unfallrente ist von den vorigen Instanzen abgewiesen worden, weil der Unfall nachteilige, über 13 Wochen andauernde Folgen nicht hinterlassen habe. Hierbei verblieb es ungeachtet ihres Rekurses. Heinrich Christoph Hühn in Leipzig hat im Betriebe der dortigen städtischen Gartenverwaltung im Jahre 1907 einen Bruch beider Knöchel und einen Splitterbruch am Sprungbein des linken Fußes erlitten. Die ihm deshalb von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft zugebilligte Unfallrente beträgt zurzeit 75 Proz. der Bollrente. Er beansprucht aber die Vollrente. Mit diesem Verlangen wurde er auch in der Rekursinstanz abgewiesen, nachdem zuvor noch der ärztliche Sachverständige gehört worden war. Ida Amalie Funke in Görzig hat sich im Jahre 1901 bei einer Verrichtung im slandwirtschaftlichen Betriebe ihres Vaters Schaden getan. Die Berufsgenossenschaft hat ihr deshalb zunächst die Vollrente, später 50 Proz. und zuletzt 30 Proz. der Vollrente gewährt. Alsbald nach der letzten Rentenfeststellung veranlaßte sie die Funke, sich zwecks neuerer Untersuchung einem Frauen ärzte in Leipzig vorzustellen. Dieser Aufforderung ist die Funke nicht nachgekommen. Daraufhin hat die Berufsgenossenschaft beim Schiedsgerichte die Einstellung der Rente beantragt, welchem Anträge das Schiedsgericht entsprochen hat. Auf den Rekurs der Funke hob das Landesversicherungsamt das Schiedsgerichtsurteil auf und wies den Antrag auf Ein stellung der Rente zurück. Der Klägerin stehe die Vor schrift der Unfallversicherungsgesetze zur Seite, nach welcher nach Ablauf von zwei Jahren seit der ersten Rentenfeststellung eine anderweite Feststellung nur in Zeiträumen von mindestens einem Jahre beantragt oder vorgenommen werden soll. Diese Frist habe die Berufsgenossenschast im vorliegenden Falle nicht eingehalten. Die Unfallrente der Friederike Minna Walther in Cars- dorf, des Wirtschaftsbesitzers Ernst Louis Merkel in Priesen, des Kreissägenarbeiters Johann Georg Mündlein in Leipzig und des Dienstknechts Alfred Franz Uhlemann in Nossen sind neuer- dings auf niedrigere Prozentsätze herabgesetzt worden, weil sich die Unfallfolgen gebessert hätten. Die Rekurse der Walther und Merkels hatten den Erfolg, daß ihnen die Renten in der früheren Höhe wieder zuerkannt wurden, Mündleins Rekurs erledigte sich durch einen Vergleich und Uhlemanns Rechtsmittel wurde ver worfen. Das Rechtsmittel des Wirtschaftsgehilfen Alfred Richard Trobisch in Merbitz, dessen Unfallrente neuerdings eingestellt worden war, erledigte sich ebenfalls durch einen Vergleich, nach dem er noch die Hälfte der früheren Rente erhält. Die übrigen Angelegenheiten wurden in nichtöffentlicher Sitzung erledigt. Den Vorsitz hatte Hr. Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Apelt. Deutsches Reich. Vom Reichstage. Sitzung vom 25. Januar 1909. Am Bundesratstische Staatssekretäre Or.v. Bethmann-Hollweg, Dernburg, Krätke. Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Gesetz entwurfes zur Ergänzung der Gesetze betreffend Post dampfschiffsverbindungen mit überseeischen Ländern. Staatssekretär vr. v. Bethmann-Hollweg: Ich will kurz die Geschichte der Vorlage rekapitulieren. Im Jahre 1898 wurde dem Norddeutschen Lloyd von Reichs wegen eine Subvention von jährlich 270000 M für die Verbindung zwischen Singapore und Neuguinea gewährt. Zunächst erwies diese Linie sich als wenig rentabel. Doch brachte der Lloyd es dahin, daß der acht- wöchentliche Verkehr in einen vierwöchentlichen umgewandelt wurde. Der Lloyd dehnte den Verkehr bis Sidney aus und erweiterte ihn zu einem Jnseldienste. Im Jahre 1900 wurde der Singa- pore-Dienst eingestellt und statt dessen eine Verbindung zwischen Neuguinea, Hongkong, Yokohama und Sidney ein geleitet. Im Jahr 1907 beantragte der Lloyd eine Erhöhung der Subvention auf 770000 M. Der Reichs tag bewilligte nur 300 000 M. Der Lloyd hielt daraufhin den Dienst für das laufende Jahr aufrecht mit der Erklärung, bei Nichtbewilligung der Subvention sich auf die Singapore-Linie zurückziehen zu müssen. Können wir es verantworten, das deutsche Schutzgebiet Neuguinea von seiner jetzigen deutschen Ver bindung auf eine achtwöchige einzuschränken? Der Staatssekretär gab dann eine genaue Statistik des wachsenden Verkehrs des Schutzgebietes und Deutschlands. Der Reichszuschuß, der jetzt eine Million betrage, müßte beträchtlich wachsen, wenn wir der jungen Kolonie den Verkehr unterbinden. Der „Lloyd" habe bisher stets bewiesen, daß er für nationale Interessen Verständnis habe. Abg. Semler (nat): Ich beantrage die Überweisung des Entwurfs, der unserer Ansicht nach unbedingt angenommen werden muß, an die Budgetkommission. Die Verbindung der Kolonie mit Hongkong, Japan und Sidney darf nicht Wegfällen, Abg. Hahn (kons.): Ohne die Subvention würde die deutsche Flagge au« der Südsee verschwinden. Andere Nationen würden die von den Deutschen aufgegebenen Linien Herstellen. Abg. Erzbergers Z.): Dem regierungsseitig wiederholt betonten Grundsatz, keineAu«gabe ohne dasürvorhandene Deckung zu machen, wird von der Vorlage nicht entsprochen. In der Kommission ist genau zu prüfen, ob der Lloyd speziell an dieser Linie Verlust hat oder ob er au« der Gesamtheit der vom Reiche subventionierten Linien ein Betriebsdefizit erzielt. Abg. Hormann sfrs. Bp): Wir halten das in der Vorlage verlangle Kapital für eine werbende Anlage und meinen, daß die Vorlage davon ausaeht, einmal angelegte Kapitalien zu er halten. Es kann un« nicht gleich sein, ob unsere Flagge in der Südsee dominiert oder nicht. Nicht vom Lloyd ist die Erweiterung der Linien ausgegangen, sondern vom Ersuchen der Ansiedler. Der Lloyd würde ohne die subventionierten Lmien kaufmännisch besser abschl eßen als heutzutage. Staatssekretär Dernburg: Ich kann mich über die Stellung der Vorredner, welche die Vorlage im Prinzip billigen, durchaus freuen. Schwerwiegende Interessen Neu-Guineas stehen auf dem Spiele Ein Zusammenbruch der großen dort engagierten deutschen Interessen wäre die Folge, wenn die Vorlage abgelehnt würde; denn Neu-Guinea wäre dann vom Weltverkehr abge schnitten. Produkte des Weltmarkts, wie Neu-Guinea sie liefert, dürfen nicht vom Weltverkehr ferngehalten, auf langsame Ver bindungen angewiesen oder der Tariswillkür fremdländischer Linien preisgegeben sein Die dem Reiche gehörigen Dampfer müssen dem Reiche jeden Augenblick zur Verfügung stehen. Auf sie können sich die Ansiedler nicht verlassen, sie können den Fracht- und Personenverkehr nicht regelmäßig mit übernehmen. Gewiß stehe auch ich auf dem Standpunkt: keine Subvention, sondern Leistung nur für Gegenleistung! Aber wir dürfen jetzt noch nicht fragen: Was wird im Jahre 1914? Es ist notwendig, noch eine Reihe von Jahren bei dieser Frage allein auf ihre Wichtigkeit für die deutsche Schiffart zu blicken. Es würden ja nicht nur die deutschen Dampfer aus jenen Meeren verschwinden, auch deutsche Agenturen, Magazine und Verproviantierungsinstitute müßten zusammenbrechen, nicht nur der Norddeutsche Lloyd, sondern auch eine Reihe anderer deutscher Häuser würden in Mitleiden schaft gezogen werden, und das darf uns nicht gleichgültig fein. (Beifall.) Abg. Noske (soz): Das Reich sollte seine Arbeiten nur an Firmen vergeben, die sich an die gesetzlichen Vorschriften der Arbeitergesetzgebung halten. Der Norddeutsche Lloyd aber tritt das Koalitionsrecht seiner Angestellten mit Füßen. Außerdem achtet der Norddeutsche Lloyd die Förderung der nationalen Arbeit so wenig, daß er aus platten Geschäftsrücksichten mit far bigen Leuten fährt. Ich zweifle nicht daran, daß der Norddeutsche Lloyd speziell an dieser Subvention kein besonderes Interesse hat. Aber die deutschen Interessen in Neu-Guinea sind überhaupt minimal, und den Hauptteil davon nimmt die Neu-Guinea- Kompagnie für sich in Anspruch. Die Vorlage sollte nicht eine Subventionsvorlage für den Norddeutschen Lloyd, sondern eine solche für die Neu-Guinea-Kompagnie genannt werden. Abg. Raab (wirtsch. Vgg): Ich stimme dem Vorredner darin bei, daß der deutsche Arbeiter ein Recht hat, dem farbigen vorgezogen zu werden und daß keine Gesellschaft, auch der Nord deutsche Lloyd nicht, berechtigt ist, ihren Angestellten das Koalitionsrecht zu verkümmern. Aber das darf unsere Stellung zur Vorlage selbst nicht beeinflussen. Daran, daß die Geschäfts lage des Norddeutschen Lloyd nicht die günstigste ist, ist der Lloyd selbst schuld. Er hat sich durch allzu große Expansion, Schiffsbauten und dergleichen über seine Kräfte engagiert. Die Verlustrechnung, die er von den subventionierten Linien aufstellt, scheinen mir namentlich durch die Art, wie die Abschreibungen vorgenommen werden, doch nach einem Modus hergestellt worden zu sein, der den Verlust größer erscheinen läßt, als er tatsächlich ist Auch kommt es mir vor, als seien die Petitionen der Beamten in der Südsee von der Regierung bestellt. Denn sie werden mit einer Schnelligkeit vorgelegt und mit einer Wärme unterstützt, wie es sonst bei Beamtenpetitionen nicht Art der Regierung ist. Wir lehnen die Vorlage nicht grundsätzlich ab, aber es wird zu untersuchen sein, ob nicht eine andere deutsche Gesellschaft den Schiffahrtsbetrieb dort aufnehmen will; oder wir sollten den Be trieb in eigene Hand nehmen. Zum mindesten aber müßten Reichsbeamte das Aufsichtsrecht bei den subventionierten Linien haben. Abg. v. Dirksen (Rp.): Solche Vorlagen sollten nicht vom Reichsamt des Innern, sondern vom Reichskolonialamt allein aus gearbeitet werden. Auch meiner Ansicht nach handelt es sich hier nicht um eine Subvention, sondern um ein Entgelt für tatsächliche Leistungen, um eine produktive Anlage. Abg. Erzberger (Z.): Ich möchte den Staatssekretär bitten, daß er die Missionsinteressen nicht nur dann in den Vordergrund rückt, wenn er Geld von uns haben will, sondern daß er ihr Interesse dauernd wahrnimmt. Vor allem muß für Deckung ge sorgt werden, eventuell durch Abstriche am Kolonialetat. Vielleicht legt uns der Staatssekretär ein paar Diamanten als Deckung vor. (Heiterkeit.) Abg. Hormann (frs. Bp.): Ich stelle fest, daß tatsächlich Mangel an wirklich brauchbarer deutscher Schiffsmannschaft vor liegt. In einem Falle erkrankten unter gleichen Verhältnissen in den Tropen von der deutschen Schiffsmannschaft 40 Proz., von der malaiischen nur 13,5. (Hört! hört!) Abg. Noske (foz.): Gegen den Vorwurf, daß der Lloyd den Arbeitern das Koalitionsrecht verkümmere, hat Abg. Normann den Lloyd nicht zu verteidigen vermocht. Nach dem statistischen Material des Schiffsarztes vr. Schmidt ist die deutsche Mann schaft ebenso widerstandsfähig wie die chinesische. Nach einigen persönlichen Bemerkungen wurde die Vorlage der Budgetkommission überwiesen. Darauf vertagte sich das Haus. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. Tagesordnung: Sozial demokratische Interpellation wegen Gewäbrung des Koalitions rechts an die ländlichen Arbeiter und das Gesinde. Preußisches Abgeordnetenhaus. (W. T. B.) Berlin, 26. Januar. Im Preußischen Abgeordneten- Hause wurden die Wahlrechtsanträge der Frei- sinnigen und Polen abgelehnt. Auch der Eventual, antrag Hobrecht wurde abgelehnt. Punkt 2, betreffend die direkte Wahl, wurde in namentlicher Abstimmung mit 169 gegen 163 Stimmen abgelehnt, ebenfalls in einfacher Abstimmung mit demselben Stimmenverhältnis die geheime Wahl. (Wiederholt.) Bayern. (W. T. B.) München, 26. Januar. Der Prinz-Regent, der heute abend aus Berchtesgaden zurückkehrte, sandte noch von Berchtesgaden aus an Kaiser Wilhelm folgendes Telegramm: „Wenn ich mir auch zu meinem lebhaften Bedauern versagen muß, Dir meine Gratulation zum 50. Geburtstage persönlich dar- zubringen, nehme ich doch nicht minder herzlichen Anteil an der Kundgebung der deutschen Bundesfürsten, die sich zur Geburts tagsfeier bei Dir versammeln, um ihrer treuen Verehrung für Dich warmempfundenen Ausdruck zu geben. Von Herzen schließe ich mich darum den Gefühlen und den aufrichtigen Wünschen an, die mein Sohn Ludwig gemeinsam mit den Bundesfürsten Dir morgen mündlich ausdrücken wird." Der Kaiser erwiderte: „Ich danke Dir innigst für Deine freundlichen Glückwünsche zu Meinem morgigen Geburtstage und die Entsendung Deines Sohnes Ludwig, dessen Besuch UnS sebr angenehm ist. Auch Ich bedauere lebhaft, Dich als verehrten Nestor der deutschen Bundes- fürsten nicht persönlich begrüßen zu können und wünsche Dir von Herzen eine recht gute Erholung in dem schönen Berchtesgaden." München, 26. Januar. Zu Ehren des Geburts- tages Er. Majestät des Kaisers gab der preußische Ge sandte v. Schloezer im alten Gesandtschaftsgebäude, das nächstes Jahr durch ein neues ersetzt wird, em Festmahl, an dem die Gesandten von Sachsen, Württemberg und Baden, sowie die bayerischen Staatsminister teilnahmen. Dabei brachte Ministerpräsident Frhr. v. Podewils folgenden Trinkspruch auf den Kaiser aus. Mehr als ein Menschenalter ist dies Haus das Heim ge wesen der gesandtschaftlichen Vertretung, deren freundschaftliche Gast- ichkeit uns heute das letztemal in seinen Räumen vereinigt am Vorabend des Tages, der dem deutschen Volke der teuersten einer leworden ist im Jahre. Zeiten nationaler Trübsal sind darüber finweggezogen, und Zeiten gewaltigster nationaler Kraftentfaltung. Ihre Größe leuchtet flammend noch dem heutigen Geschlechte, so licht strahlt dem deutschen Volk das Symbol der Einheit, das >ie Geschichte, die ernste Mahnerin, ihm mit der Kaiserkrone auf den Werdepsad gegeben hat, daß kein Schatten, wie er da oder dort aus der Sorge des fchnellwandelnden Tages auftauchen mag, ihm einen Glanz zu trüben vermöchte, und so ehern verankert ist der bau des Reiches, wie ein starkes Geschlecht ihn errichtet, daß feindselige Kraft ohnmächtig sich erschöpft, versuchte sie, an ihm zu rütteln. In stiller ernster Freude richtet die Nation daher heute den Blick nach der Hauptstadt des Reiches, sie sieht dort ne Häupter und Vertreter der erlauchten Dynastien versammelt, reren Geschichte so traulich-eng mit dem Geschick an- ;estammter Lande verknüpft ist. Sie sieht die Fürsten, irren Väter, deren Vorgänger ine Verträge beschworen, die mit heiligem Band das Reich umschlingen, um den Deutschen Kaiser geschart, der dem erhabenen Amt, zu den ihn die Vor- iehung berufen hat, in zwei an Arbeit und Mühe überreichen Jahrzehnten sein Bestes gegeben hat. Sie segnet den Tag, welcher der Welt ein Bild zeigt von jener Treue, die nimmer stirbt, von der deutschen Treue, und sie segnet den Kaiser. Das bayerische Volk, in dessen Mitte Sie, Hr. Gesandter, wie wir alle wissen, sich so gerne tätig sehen, nimmt, dessen brauche ich Sie nicht mehr zu versichern, herzenswarmen Anteil an der Freude des Tages, an dem Kaiser Wilhelm fein 50. Lebensjahr vollendet. In schlicht treuem Gedenken geleitet es den erlauchten Sohn des allgeliebten Regenten, fühlt sich eins mit den innigen Wünschen bewährter Freundschaft, die er dem Kaiser zu entbieten hat. Mir aber, dessen amtliches Wirken pflichtgemäß und freudig der vertiefenden Pflege des Vertrauensverhältnisses gewidmet ist, das Preußen und Bayern aus großer Zeit verbindet, ist es eine erhebende Stunde, die es mir wiederum vergönnt, den Gesinnungen Aus druck zu geben, von denen ich meinen allergnädigsten Herrn und Regenten, das Königliche Haus und das bayerische Volk für Se. Majestät den Kaiser erfüllt weiß. Die Kundgebung dieser Stunde fei eine Bekräftigung des Gelöbnisses zum Kaiser und Reich, auf dem die Stärke des deutschen Volkes beruht. Diese Gesinnungen, wir fassen sie zusammen in den Ruf: Se. Majestät Kaiser Wilhelm er lebe hoch! hoch! hoch! Die neue Reichsversicherungsordnung. Wie die „Köln. Ztg." hört, ist die neue Reichs versicherungsordnung, deren einzelne Abschnitte vom Reichsamt des Innern während der letzten Monate bereits dem preußischen Staatsministerium und den Bundesregierungen zugestellt wurden, nunmehr zu einer einheitlichen, 1739 Paragraphen umfassenden Vorlage um gestaltet. Man hoffe, daß der Gesetzentwurf vom preußi schen Staatsministerium bis Anfang Februar und dann vom Bundesrat in den nächsten Wochen durchberaten werden könne. Der Entwurf werde auf alle Fälle noch vor Ostern dem Reichstag zugehen, damit der Vorschrift im § 15 des Zolltarifgesetzes hinsichtlich der Witwen- und Waisenversorgung Genüge geschieht. Ausland. Österreich. (W. T. B.) Wien, 26.Januar. Der Kaiser empfing heute vor mittag den Präsidenten des ungarischen Abgeordneten hauses Justh in dreiviertelstündiger Audienz. Abgeordnetenhaus. In der fortgesetzten Verhand lung über die Dringlichkeitsanträge betonten die Abgeord neten Soukup und Vr. Renner die Notwendigkeit der Schaffung des nationalen Friedens, mindestens aber eines Waffenstillstands, zur Durchführung dringender wirtschaft licher und sozialpolitischer Reformen. Alle Nationen und alle Parteien seien verpflichtet, für den nationalen Frieden zu arbeiten, nicht in geheimen Konventikeln, sondern offen im Abgeordnetenhause. — Freitag wird die Verhandlung fortgesetzt. Im Einlaufe befinden sich weitere drei Dring lichkeitsanträge, darunter ein tschechisch-radikaler, betreffend den jüngsten Posterlaß. Im Budgetausschusse des Abgeordnetenhauses erklärte der Ministerpräsident: Da die anfänglich vor handene günstige Stimmung für eine Sprachenenquete einen Umschwung erfahren habe, habe sich die Regierung entschlossen, Gesetzentwürfe, betreffend den Sprach gebrauch bei den staatlichen Behörden in Böhmen, sowie betreffend die Organisation der politischen Verwaltung, einzubringen. Dabei werde auch der Weg gezeigt werden, um aus den gegenwärtigen politischen Schwierigkeiten herauszukommen. Eger, 26. Januar. Abends veranstaltete eine große Volksmenge Kundgebungen gegen einen Gastwirt, der einem tschechischen Postbeamten Wohnung gegeben hatte. Tie Wachmannschaft schritt mit aufgepflanztem Bajonett ein und verwundete zahlreiche Personen. Um 11 Uhr nachts war die Ruhe noch nicht wiederhergestellt. Rußland. (W. T. B.) St. Petersburg, 26. Januar. Auf dem heutigen Festessen des Reichsvereins hielt der Deutsche Bot schafter Graf v. Pourtalös folgende Rede: Zur Feier des Geburtstags des Deutschen Kaisers ver- sammelt, wollen wir dem erhabenen Herrscher des mächtige« Reiches, unter dessen Schutz wir leben, dessen Gastfreundschaft wir genießen, den ersten Huldigungsgruß darbringen. Mit allen treuen Untertanen des Zaren blicken auch wir in Rußland lebende Deutsche in dankbarer Verehrung und Anhänglichkeit auf den edlen Monarchen, der in hoher, ernster Auffassung des Herrscher berufs dem Volke als leuchtende« Beispiel treuer Pflichterfüllung vorangeht. Während des zu Ende gegangenen Jahres ist es Sr. Majestät dem Kaiser Nikolaus vergönnt gewesen, im Reiche d e durch vvrhergegangene Krisen gestörte Ruhe und Ordnung immer mehr gefestigt zu sehen. Die innere Gesundung Rußlands hat weitere Fortschritte gemacht und es der jungen Volksvertretung ermöglicht, sich in ernster Arbeit der Prüfung und Beratung großer, für die Zukunft des Reiches hochwichtiger Fragen der Ge-
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