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Beilage zu Nr. 275 des Donnerstag 26 November 1908. Kunst und Wissenschaft. Sächsischer Kunstverein. XXII. I« der gegenwärtigen Ausstellung ist eine junge Münchner Malerin mit einer größeren Anzahl Bilder ver treten, die im vorigen Jahre in Richters Kunstsalon aus gestellt hatte: Margarete v. Gaffron. Die Künstlerin siel schon damals durch ihr reichentwickeltes, freilich noch nicht völlig ausgereiftes Talent auf. Es findet neue Bestätigung in dieser Ausstellung, die zudem die Viel seitigkeit der Künstlerin in der malerischen Betätigung zeigt. Im vorigen Jahre hatte sich Frl. v. Gaffron nur als Landschafterm vorgestellt: diesmal tritt sie daneben auch als Bildnismalerin auf. Ein Herren- und ein Tamenbildnis, sowie zwei Kinderbildnisse sprechen für diese Seite ihrer Begabung. Daß die Künstlerin als Porträtistin noch eine Suchende ist, daß sie noch mit den Mitteln zu kämpfen hat, durch die der Stoff ge meistert wird, weiß sie gewiß so gut, wie der Kunstrichter. Ihr reiches koloristisches Vermögen verleitet sie zunächst dazu, fast alles Gewicht ihres Könnens auf die farbige Behand lung des Gegenstands zu legen. Tas ist gewiß kein Fehler, denn der Maler ist ja immer zuerst Farbenkünstler: von der farbigen Behandlung hat sein künstlerisches Wollen auszu gehen. Aber mit dem farbigen Sehen hat das Sehen im Raume in Einklang gebracht zu werden; den koloristischen Qualitäten eines Bildes dürfen die zeichnerischen nicht dastehen, wenn wir zu vollem Genüsse eines Kunstwerks der Malerei kommen sollen. In den Bildnissen des Frls. v. Gaffron überwiegen vorläufig noch die koloristischen die zeichnerischen Werte. Mit großem Zuge, das ist zweifellos, ist das Herrenbildnis als farbige Erscheinung wiedergegeben: aber zeichnerisch an diesem Bilde bleibt doch mancherlei noch zu verbessern. Und das Besser werden darf nicht geschehen, indem die Künstlerin, wie an dem Bildnisse der Dame bemerkbar wird, mit spitzem Pinsel nachzuholen sucht, was ihr im ersten, schnellen, breiten Wurfe nicht voll gelang; hier vermag wohl nur wirklichen Erfolg die Schwarz Weißstudie zu bringen. Wir glauben, daß die Künstlerin schnell zu günstigen Ergebnissen kommen wird, wenn sie ihre Modelle zunächst rein zeichnerisch, in Kreide- und Kohlenstudien, in ihre Hand bringt. Glück licher in zeichnerischer Beziehung gelungen als die Bildnisse des Herrn und der Dame sind Frl. v. Gaffron übrigens die beiden Kinderbildnisse; namentlich das Porträt des kleinen Mädchens enthält mancherlei feine zeichnerische neben den vortrefflichen koloristischen Zügen. Das Beste aber bietet die Malerin auch diesmal wieder in ihren landschaftlichen Gemälden dar; der „Wiesenbach" ist eine Arbeit, die Anspruch auf volle Beachtung hat, er ist in prachtvoller Farbigkeit ge sehen und technisch mit Bravour wiedergegeben. Auch ein „Interieur" fesselt durch seine geschickte Wiedergabe; man wünschte nur ein anderes Sujet als das dargestellte, das nicht besonders glücklich gewählt erscheint. Neben dem Frl. v. Gaffron hat ein anderer Maler der Münchner Schule im Kunstverein gegenwärtig eine große Anzahl von Arbeiten ausgestellt: Richard Pietzsch- Jeking. Die Werke des Künstlers, zumeist große Lein wände, nehmen fast den ganzen Hauptsaal ein. Pietzsch ist reiner Landschafter, und er bevorzugt als solcher zwei in ihrem Wesen recht extreme Landschastsgebiete: das Isartal und Italien. Alles in ihm weist ihn auf das deutsche Lands chastsbild hin. Die weichen Linien, das glutvolle Kolorit des Südens liegen seiner Land bei weitem nicht so günstig wie die klaren Linien und die herben Farben der Jfartalgegcnden. In den Darstellungen aus diesen, die künstlerisch hoch er hoben sind über den Charakter reiner Veduten, entfaltet Pietzsch beträchliche Qualitäten als Kolorist. Er ist ein Maler, der mit tiefem Fühlen die Natur aussucht, der die Fähigkeit hat, sie in ihren intimsten Stimmungen zu belauschen, und dem die Gabe verliehen ist, diese Stimmungen eindrucksvoll in Farben fcstzuhalten. Man sieht in der Ausstellung Arbeiten, die uns das Isartal in den verschiedensten Licht- und Luststimmungen schildern, es festhalten in den mannigfachsten farbigen Eindrücken, im silbrigen Schimmer des Vorfrühlings, im tiefen, sonnigen Gold des Sommers, im Rot und Braun des Herbstes, im leuchtenden Weiß des Winters — immer ist der Künstler nicht nur treulich als Naturschilderer, sondern auch voll poetischen Fühlens. Man weilt gern vor seinen Bildern als Kund gebungen eines reichbeseelten und technisch weit vor geschrittenen Malers. Von den Bildern aus dem Süden, die Pietzsch ausgestellt hat, ist eins der besten der „Abend am Mittelmeer". In diesem Gemälde trifft der Künstler voll die tiefen, satten blauen Töne südlicher Landschaftsart: hier glaubt man ihm die Schilderung, während die meisten der anderen Bilder aus dem Süden, z. B. der „Sommerabend in den Klippen von Livorno" oder der „Camposanto", ja selbst die reine Farbenschilde rung „Florenz bei Sonnenuntergang" nichts Charakteri stisches für das Wesen südlicher Natur an sich haben. Ys. Restdenztheater. (Weise-Brenners „Wein, Weib, Gesang.") In die Reihe der diesjährigen Operetten-Abonnementsvorstellungen ist auch die burleske Operette der Herren Weise und Brenner, die beide Mit glieder des Residenztheaterensembles sind, ausgenommen worden. Das heitere, in seinen Melodien anmutige Werk übt, obwohl seine Entstehung bereits einige Jahre zurückliegt, noch vollen Reiz aus und unterhält aufs beste. Seine Ausführung mit Hrn. Carl Friese in der tragen den männlichen Rolle — einer grotesken Kleinbürger gestalt — und den Damen Käte Hansen, Hanna Simon, Berta Menzel und Ida Kettner ist vortreff lich belebt; der musikalische Part wird vom Komponisten mit großer Sorgfalt geleitet. s. Klavierabend. (Anton Foerster.) Als ein hier- selbst bisher unbekannt gebliebener Vertreter seines In struments spielte Hr. Foerster gestern im Palmengarten saale natürlich nur vor einer kleinen Hörerschaft. Immer hin mag er sich damit zufrieden geben, diese in eine ausnahmesreudige Zustimmung versetzt zu haben. Offen sichtlich aus guter Schule kommend, bringt er nicht nur eine solide Technik für seine Laufbahn mit, sondern auch musikalischen Geschmack und Verständnis. Indessen läßt es sich nicht verschweigen, daß demungeachtet seinem Spiel etwas Sprödes, eine gewisse Trockenheit oder Herbigkeit anhastet, die zum Teil aus dem Bau seiner Hand resp. Finger zu erklären zu sein scheint. Für die Chopin-Stücke, die er vortrug, fehlte es seinem Anschlag an Weichheit, seinem Ton an Fülle und Rundung. Mit der k moll Sonate von Brahms, die er als erste und Hauptnummer spielte, stellte er sich selbst jedenfalls den besten Rekord. Die Herbigkeit seines Spieles, die wir feststellten, stört hier weniger und hindert ihn nicht, Gefühlswärme und Aufschwung zu entfalten. O. S. Kirchenkonzert. Zu wohltätigen Zwecken fand gestern abend in der Erlöserkirche zu Dresden-Striesen eine gut besuchte geistliche Musikaufführung statt, für welche die Veranstalter ein gewähltes Programm zu sammengestellt hatten. Uso Seiferts „Trauerzug", F. Möh- rings Motette „Selig sind die Toten, die im Herrn sterben", Einzelgesänge von Schubert (Litanei) und I. S. Bach, sowie des Letztgenannten tiefernste, in ihren erhabenen Klängen Herz und Gemüt packende Passacaglia wirkten als feierliche Nachklänge des letzten Sonntags, der dem Gedächtnis unserer Dahingeschiedenen gewidmet war. Dagegen kam in den Chören, Solo- und Duett gesängen der zweiten Programmhälfte („Wie soll ich dich empfangen" rc.)zuversichtlicheAdventstimmung zumAusdruck. Dazu gesellten sich die klangschönen, stimmungsfördernden Violinvorträge (Bach, Brahms, Goldmark) durch Frau Elfriede Aulhorn-Baldamus. Für die Wiedergabe der Gesänge stellten sich Frl. Meta König (klangvoller Alt) und Frl. Helene Seyfert (sympathischer Sopran) erfolgreich in den Dienst der guten Sache, während der Kirchenchor der Erlöserkirche unter Leitung des Hrn. Kantor Louis Fischer in vier- und achtstimmigen Chören seine bewährten Vorzüge entfaltete. Hr. vr. Ernst Schnorr v. Carolsfeld, die „Seele" der Aufführung, genießt als gediegener Musiker, trefflicher Solist und fein fühliger Begleiter an der Orgel mit Recht verdienten Ruf in der hiesigen Kunstwelt. Durch die wirkungsvolle Vorführung der schwierigen Passacaglia wurde dieses künstlerische Ansehen gestern aufs neue und erfreulichste befestigt. 88- Wissenschaft. Aus Hamburg wird gemeldet: Nus dem ersten Bericht der Südsee-Expedition der Hamburgischen wissenschaftlichen Stiftung ergibt sich die interessante Tatsache, daß die früheren Mitteilungen, zwischen etwa 144 und 146 Grad östl. L. befänden sich hohe Felsen, eine Sandbank und selbst eine oder mehrere bewohnte Inseln, nach der systematischen Absuchung des Gebiets nicht mehr zutreffen. Tie Inseln sind wahr scheinlich einer früheren Eruptionskatastrophe zum Opfer gefallen. — Tie Königl.Akademie gemeinnütziger Wissen schaften zu Erfurt wiederholt ihre Preisaufgabe: Ter sächsische Bruderkrieg (1446 bis 1551). Tie Arbeiten sind bis zum 1. Januar 1909 an den Sekretär der Aka demie Prof. vr. Emil Stange einzureichen. Ter Preis beträgt 800 M. — Ter Unterkiefer des Homo HeickkIberßenZis, der am 21. Oktober v.I. im Dorfe Mauer, 10 üm süd östlich von Heidelberg, in der ältesten Diluvialschicht oder gar noch in der jüngsten Tertiärschicht in einer dem Hrn. I. Rösch gehörigen Sandgrube gesunden wurde, ist von diesem dem geologisch - paläontologischen Institut der Universität Heidelberg zum Geschenk gemacht worden. Ter vom Heidelberger Privatdozenten vr. O. Schötensack auf das genaueste untersuchte und in emer demnächst bei W. Engelmann in Leipzig erscheinenden Monographie eingehend beschriebene und gewürdigte Fund ist insofern für die Anthropologie von Wert, als es sich vielleicht um das älteste bisher entdeckte fossile Skelettstück eines menschenähnlichen Wesens handelt. Literatur. In Hamburg sand die deutsche Ur aufführung des dreiaktigen Schauspiels „Revo lutionshochzeit" des Dänen Sophus Michaelis statt. Das Stück spielt zur Zeit des Jakobinerkonvents 1793 in Frankreich. Die unnatürliche Handlung und die dem Leben entrückten Menschentypen, auch die dramatische Ungeschicklichkeit des Verfassers brachten die Aufführung zu Fall. Tas Stück wurde abgelehnt. — Nus Cöln a. Rh. wird gemeldet: Die Urauf führung der vieraktigen Komödie „Mittagsgewölk" von G. Herzberg im hiesigen Schauspielhause wurde freundlich ausgenommen, doch hörte man am Schluß auch Zischen. Das Werk ist eine schlechte Novelette mit von Akt zu Akt wachsenden Unmöglichkeiten und schemenhaften Charakteren. — Aus Düsseldorf wird gemeldet: „Das Leben des Menschen", ein Spiel in fünf Bildern von Leonid Andrejew, wurde bei seiner Uraufführung im hiesigen Schauspielhaus mit ernstem Schweigen aus genommen und erfuhr zum Schluß eine deutliche Ab lehnung. Es erzielte eine spukhafte, durch vorzügliche Regie trefflich herausgebrachte, jedoch unsagbar peinigende Wirkung. — Am 17. Dezember findet im Leipziger Neuen Theater die Uraufführung eines neuen Dramas von Wilhelm Henzen „Menschenopfer" statt. — Aus Magdeburg schreibt man uns: Das hiesige Stadttheatcr, das in letzter Zeit mit günstigem Erfolge verschiedene Uraufführungen veranstaltet hat, bringt am nächsten Sonnabend die Komödie des Berliner Schrift stellers Gans „Rechts herum" gleichfalls in Urauf führung heraus. — Bei der Preisverteilung für einen Roman der in Reclams Verlag in Leipzig erscheinenden illustriertenWochen- schrift „Das Universum" aus Anlaß des in diesem Jahre stattfindenden 25jährigen Jubiläums der Zeitschrift erhielt den Preis von 30000 M. der in Friedrichshagen bei Berlin lebende Schriftsteller Bruno Witte, der be kannte Begründer der Berliner Freien Bühne, für seinen Roman „Die Abendburg". Bilvenve Kunst. Aus Rom wird berichtet: Ter Direktor der Ausgrabungen von Pompeji, Prof. Antonio Sogliano, hat dem italienischen Kultusminister soeben Mitteilung gemacht von der jüngsten Auffindung einer Anzahl von Grabdenkmälern, die im Zusammenhang zu stehen scheinen mit der großen Nekropolis vor Pom peji, die schon Plinius erwähnt und deren Auffindung bisher trotz aller Bemühungen nicht gelingen wollte. „Die langwierigen Ausgrabungsarbeiten vor der Porta Vesuvio", so heißt cs in dem Bericht, „sind von be merkenswertem Erfolg gekrönt gewesen. Längs der Publia-Straße, wenige Meter vor dem Tore, wurden drei Grabdenkmäler freigelegt. Das erste war dem Aedil Cajus Vestorius Priscus errichtet, der nach der Inschrift im Alter von nur 22 Jahren verstarb; der Platz für das Grab wurde von der Ordo Decurionum, dem Stadtrat, zur Verfügung gestellt, der auch 2000 Sesterzen für die Begräbniskosten aussetzte. Das Grabdenkmal wurde von der Mutter des Verstorbenen, Mulvia oder Milvia Prisca, errichtet und bestand aus einem stuckgeschmückten Altar, der sich zwischen vier Pfeilern erhob, die ursprünglich scharlachrot gefärbt waren. Die ganze Anlage ist von einer rechteckigen Umfriedung umgeben. Das zweite Grabmal, weitaus das schönste, besteht aus einer schlanken Säule mit zwei Basen, einer viereckigen, welche die In schrift trägt, und einer kreisförmigen, die mit einem halb runden Sitz geschmückt ist. Der Sitz laust zu beiden Seiten in zwei Plinten aus, die mit Basrelifs versehen sind. Ursprünglich neigte man zu der Annahme, daß das Monument von einer Urne bekrönt wurde, da man in unmittelbarer Nähe Urnenfragmente fand. Allein bald gelang die Feststellung, daß das Grabmal mit einer Sonnenuhr geschmückt war, dem Sinnbild der der Ewig keit zustrebenden Zeit, und diese Sonnenuhr ist das Original der berühmten Sonnenuhr, die man auf dem bekannten Mosaik der Philosophen im Museum zu Neapel gewahrt. Das dritte Grabmal besteht aus einem vier eckigen Steinblock, über dem eine elegante Säule aus Tuffstein emporstrebt, die leider sehr zerstört ist. Ter Stein trägt eine Inschrift, aus der hervorgeht, daß das Denkmal zum Gedächtnis einer Matrone namens Septimia errichtet wurde; auch hier stellte die Stadt den Platz um sonst zur Verfügung und stiftete die üblichen 2000 Sesterzen für das Begräbnis, woraus geschlossen werden kann, daß oie Verstorbene entweder bei der Bevölkerung sehr be liebt oder die nahe Anverwandte einer hochstehenden Persönlichkeit war." — In Rudolf Lepkes Berliner Kunst- Vcrsteigerungshaus wird am 1. Dezember die Galerie A. v. Herrenburger (Dresden) zur Versteige rung kommen. Ter illustrierte Katalog verzeichnet 164 Bilder alter und neuer Meister, darunter Arbeiten von Berchem, Courtois, Dolci, Jordaens, Hobbema, Poussin, Rembrandt, Tiepolo, E. Schleich, Voltz, E. Hilde brandt u. a. Musik. „Högnis letzte Heerfahrt", eine ein aktige Oper von Peter Faßbender, hat die Ur aufführung am Stadttheater in Bern erfolgreich erlebt. — Im zweiten Panzner-Konzerte im Mozartfaale zu Berlin wurde die symphonische Dichtung „Die Nonne" für großes Orchester von Leo Blech erst malig ausgeführt. — In Gütersloh wurde eine symphonische Dichtung „Ton Carlos von G. Christiansen mit Er folg zur Uraufführung gebracht. — Ende Januar n I. führt das Mannheimer Hoftheater ein Bühnenwerk des Komponisten Arnold Mendelssohn „Die Minneburg" erstmalig auf. — Ter Karlsruher Hofkapellmeister Alfred Lorentz hat eine Oper, „Finale" betitelt, fertiggestellt, die das Drama eines Musikers während einer Faschingsnacht be handelt. — Kapellmeister Julius Prüwer arbeitet gegen wärtig an einer dreiaktigen Oper „Johannes Kreisler". — Kapellmeister Karl Schadewitz, durch seine Lehr- und kompositorische Tätigkeit an der Königl. Musik schule zu Würzburg bekannt, arbeitet zurzeit an einer dreiaktigen, burlesken Operette „Der Lenkbare", die im Luftschiffermilieu spielt und Schriftsteller Lothar Sachs (Würzburg) zum Verfasser hat. Tie Operette wird voraussichtlich noch in dieser Spielzeit ihre Urauf führung erleben f Aus Paris berichtet man: Paul Taffanel, der Meister der Flöte, ist am Sonntag abend nach schwerer Krankheit gestorben. Tassanel hat sich als Flöten virtuose in ganz Europa einen Namen geschaffen. Er wurde in Bordeaux geboren, studierte in Paris am Konser vatorium, gehörte von 1866 bis 1890 der National akademie für Musik an und wurde dann Kapellmeister verschiedener Orchester. Seit 1893 war er Professor der Flöte am Konservatorium, seit 1897 auch noch Professor der Orchesterklasse. Theater. Die Direktion des neuerbauten Kur theaters in Bad Salzungen ist dem Direktor des Bamberger Stadttheaters Hans Amalfi übertragen worden. — Der Eingebildete Kranke von Moli«re ist auch uns nicht fremd durch Aufführungen vom Königl. Hostheater her. Doppelt anziehend war es daher, der Aufführung der Pariser Truppe des Hrn. Roubaud gestern nachmittag im Residenztheater beizuwohnen, die dieses durch die Tradition geheiligte Stück, das sich so tragisch mit des Dichters Ende verknüpft, würdig ihres Meisters spielte. Dabei entfalteten die Mitglieder der Truppe eine bewunderswerte Vielseitigkeit. Wer hätte in dem Eingebildeten Kranken des Hrn. Damores den schneidigen Husarenrittmeister vom Tage zuvor er wartet. Schars wußte er den Eingebildeten zu individuali sieren, ihn in voller Natürlichkeit bei Wahrung der Schicklichkeit zu spielen und seinen Helden (!) mit einer Komik auszustatten, die unwiderstehlich hinriß. In der trefflichen Verkörperung des verständigen Bäralde, der seinem Bruder den Star zu stechen sucht, wie in dem Liebhaber Eleante bekundeten gleiche Vielseitigkeit die Herren^Perret und Polny. Voll zur Geltung kam