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1. Beilage zu Nr. 248 des AüUlllülS Freitag, 23. Oktober 1908. Kunst und Wissenschaft. Refidenztheater. (Lewin - Jacobys „Prinz- papü".) Die gestrige erste Aufführung der amerikanifch- deutfchcn Operette „Der Prinzpapa" bedeutete für deren Versafser mehr als einen fogenannten Achtungs- oder Heiterkeitserfolg. Man vergnügte sich im Zuschauerraume allem Anscheine nach ganz außerordentlich sowohl an der Musik wie an dem Texte des neuen Werkes. Nun find gewiß weder dieser Text noch die Musik zu ihm Meister leistungen, aber beide Teile der Operette sind so ge schickt an- und ineinandergefügt, daß man ihnen recht vergnüglich fein Ohr leihen kann. Die Musik, wenn auch beileibe nicht originell, ist doch melodisch von so großer Eingänglichkeit, ist so sauber und geschmackvoll instrumen tiert, daß man sich willig von ihr umspinnen läßt, und das Textbuch, wenn auch voller Unwahrscheinlichkeiten einerseits, voller längstbekannter Wiße und alter, neu belebter Heiterkeitsepisoden anderseits ist doch so be lustigend gearbeitet, daß man sich von ihm zwei Stunden lang gan^ prächtig unterhalten sieht. Von allen Ope- rettennovttäten, die uns die bisherige Spielzeit brachte, ist diese jedenfalls die munterste und die, welche Aussicht hat, sich eine Zeitlang erfolgreich auf dem Spielplan zu behaupten. Gespielt wurde das Werk gestern abend in frischester Laune. Alle an ihm Beteiligten, die Damen: Käte Hansen und Berta Menzel und die Herren: Karl Friese, Robert Hellwia, Karl Sukfüll, Karl Bröckel, Karl Knaack rc. setzten mit schönem Eifer und froher Spiellust ihre Kräfte für ihre ohne Ausnahme dankbaren Aufgaben ein. Am Dirigentenpulte waltete Hr. Kapellmeister Rudolf Dellinger mit Geschmack und feinfühliger Sicherheit seines Amtes, die Jnszenesetzung des Werkes hatte Hr. Friese sehr geschickt besorgt. s. Konzert. Liederabend von Helene Staegemann. Die König!. Kammersängerin Frl. Helene Staegemann ist ein von den Dresdnern besonders gern gesehener Gast, und so war — ein nicht gewöhnlicher Fall — bei ihrem gestrigen Liederabend der Palmengarten dicht gefüllt von einein Publikum der ersten hiesigen Gesellschaftskreise, das mit herzlichem Beisalle nicht kargte. Und gar bald hatte sich die Künstlerin, über deren Stimme anfangs bei den ersten Liedern eine leichte Schärfe lag, völlig durchgesungen, und sie entfaltete den vollen Charm ihres so überaus liebenswürdigen Talents. Freilich einen ganzen Abend nur Lieder von Mendelssohn zu singen, ist ein mutiges Beginnen, und ein klein wenig Lange weile ist dabei ab und zu schwer zu bannen. Manche seiner Gesänge üben ja auch heute noch eine frische Wirkung aus, und man freute sich, ihnen einmal wieder im Konzertsaal zu begegnen, — unter der guten Haus musik haben sie ja immer ihren Plcm behauptet —, und die Freude ist um so lebhafter, wenn ihr Stil so meister lich getroffen wird, wie es der Konzertgeberin in einigen, wie „Tas Lchisflein", „Neue Liebe", „Bei der Wiege", dem entzückenden „Frühlingslied" in fchwäbifcher Mundart und vor allem dem als Zugabe gewährten Elfenlied aus der Musik zum Sommernachtstraum, gelang. Manch andere erscheinen aber in ihrer an der Oberfläche bleibenden Empfindsamkeit, die in musikalischen Gemein plätzen schwelgt, arg verblaßt. In dem bekannten Liede „Auf Flügeln des Gesanges" ließ es dagegen die Vor tragende an dem hier zu fordernden stärkeren Gesühlston fehlen. Hr. Koenraad v. Bos ist unter den begleiten den Künstlern einer der allerersten, seine Anpassungs fähigkeit ist unübertrefflich. Wpt. Wissenschaft. Zu den jüngst durch die Presse ge gangcnen Mitteilungen über künstliche Edelsteine gibt uns Hr. vr. Konrad Oebbeke, Professor an der Münchener Technischen Hochschule, auf Wunsch folgende Auskunft: „Zwischen den natürlichen und den künst. lichen Edelsteinen wird immer der wesentliche Unter schied bestehen, daß die einen ein Natur-, die anderen ein Äunstprodukt sind. Bis jetzt ist mir nicht ein einziger künstlicher Edelstein zu Gesicht gekommen, der nicht als solcher zu erkennen gewesen wäre. Die Be hauptung, daß die Kunststeine von den natürlichen Steinen nicht zu unterscheiden wären, daß sie absolut fehlerlos sind rc., trifft nach meinen Erfahrungen nicht zu. Wenn auch die Möglichkeit besteht, künstliche Edel steine herzustellen, welche die gleichen kristallographifchen, physikalischen und chemischen Eigenschaften besitzen wie die natürlichen Edelsteine, so werden sie dadurch doch nicht gleichwertig den Naturprodukten. Ebensowenig, wie eine noch so sorgfältig und täuschend ähnlich aus geführte Kopie eines kunstgewerblichen Gegenstandes, eines Gemäldes, einer Skulptur rc. je ein Original wird. Die im Laboratorium hergestellten Kunstprodukte sind nicht unter den gleichen Verhältnissen gebildet, wie das Naturprodukt, und aus diesem Grunde darf auch daraus gerechnet werden, daß, selbst wenn die augenblicklichen wissenschaftlichen Methoden zur Unter scheidung der echten von den künstlichen Edelsteinen versagen sollten, die weiteren wissenschaftlichen For schungen Methoden ausfindig machen werden, die eine Unterscheidung ermöglichen. So interessant die bis her erreichten Erfolge m der Herstellung künstlicher Edelsteine sind und so sehr wir uns darüber freuen dürfen, daß die chemische Technik derartige Fortschritte zu verzeichnen hat, so bleiben für den Kenner diefe Pro dukte doch immer Kunstprodukte, die den Naturstein niemals entwerten können. Im Gegenteil, es werden die wirklich schönen Naturedelsteine für den Kenner nur da durch gewinnen. Die Behauptung, daß durch die synthe tischen Steine der Edelsteinmarkt erschüttert werde, ist meines Erachtens völlig unbegründet." Vilvenve Kunst. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Das kecke Beispiel, das der Kunstverein mit der viel besprochenen Ausstellung Rodinscher Handzeichnungen ge geben, hat nun auch unsere Kunstsalons zu ähnlichen Taten angespornt. So ist die Hofkunsthandlung Pietro d-el Vecchio wagemutig mit einer Sonderausstellung graphischer Arbeiten des genialen, aber nicht gerade stets salonfähigen Parisers Felicien Rops hervorgetreten. In Deutschland sind bisher die gewaltigen, von einer grausigen Phantastik durchloderten Blätter aus dem Zyklus ,,1^8 ckiLboIigues" des 1897 Verstorbenen am bekanntesten geworden. Auch hier begegnet man wieder einigen dieser unheimlich packenden Phantasmagorien, die eine für einen Franzofen ganz seltene, man möchte sagen nordische (oder gar germanische) Lust an dämonischem Spiel mit den entfesselten Gewalten einer vulkanisch gebärenden Ein bildungskraft offenbaren. Tie Erinnerung an frühmittel alterliche Totentänze steigt auf, und — für uns das Jn- terefsanteste — ein innerer Zusammenhang mit den düsteren Konzeptionen Klingers in den Radierungen „Vom Tode" wird vornehmlich spürbar. Der Leipziger Meister ist nicht vergebens in Paris gewesen — der Einfluß Felicien Rops auf feine Phantasie mußte sich in seinem radierten Werk ohne Schwierigkeit nachweisen lassen! Freilich, jenen schweren, leidenschaftlichen Ernst, der bei dem deutschen Meister die Grundstimmung des Schaffens ausmacht, hat der Franzose nur zeitweise. Wieder und wieder kommt bei Rops' das leichtsinnige, sich über alle Wohlanständigkeit keck und mitunter zynisch hinwegsetzende Temperament des Bohemiens vom Monmartre zum Vorschein. Von dieser Seite lernt man ihn hier in erster Linie kennen, aber — und das ist das Versöhnliche dabei — es steckt so viel stilistische Rasse, so viel knappe Schlagkraft, so viel echt gallischer Humor in diesen drastischen Verhöhnungen der französischen Bourgeoisie, daß man aus dem Lächeln und aus der Bewunderung der künstlerischen Qualitäten, die sich immer wieder enthüllen, nicht so leicht heraus kommt. Ein Sittenschilderer, ein Witzbold, ein Phantast, das sind die drei Verwandlungen, in denen sich das Künstlertum dieses berühmten Zeichners aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in oft blitzschneller Folge uns präsentiert. Wenige werden ihn in Deutschland in allen Äußerungen seines glühenden Temperaments bisher kennen gelernt haben, so ist es zu begrüßen, daß der frische Wind, der in künstlerischen Dingen zurzeit in Leipzig herrscht, uns auch ihn einmal hierher geweht hat. Kommt man von Tel Vecchio, so führen wenige Schritte hin zum Rathausbau, dem Stolz der Leip ziger. Tort lockt der geräumige Winkel vor dem Rats kellereingang, der nun den neuen Zierbrunnen trägt; wer des Weges kommt, um seinen Tämmerschoppcn in den weiten Hallen des Ratskellers pflichtgemäß zu ab- folvieren, der verfäumt nicht, zu verweilen und sich das schöne, charaktervolle Werk des Dresdner Bildhauers Prof. Wrba von allen Seiten anzusehen. Trefflich schmiegt sich der Brunnen in den Eckraum hinein, der schweren Gebäudemasse ein anmut ges Zierstück ansügend, das mit feinem Stilgefühl in seiner Formensprache harnionisch zu der umschließenden Architektur abgestimmt ist. ES liegt etwas von der schweren, wuchtigen Anmut italienischer Quattro centoplastiken über diesem Werk, das gerade dadurch vor trefflich zur Wirkung kommt. Wer denkt daran, daß dieser kräftige lebensgroße junge Bauer mit der Flöte, deo Kinder und Hunde umspielen, dort auf der Höhe der wuchtigen Vallüstersäule etwa den Rattenfänger von Hameln vorstellen soll? Niemand gottlob — so empfindet man nur die kräftige bildnerische Wirkung dieser schlichten, gar nicht aufgeputzten Gruppe, und der künstlerische Ein druck waltet frei, unbeengt durch anekootische Re miniszenzen. Es ist ein großes Verdienst Wrbas, daß hier die künstlerische Ausführung einmal den literarischen Vor wurf überflügelt und überwunden hat; im Zeitalter der „Märchenbrunnen" ist das keine kleine Leistung! Auch der Kranz der fpielenden Kinder und Tiere, die in einer zierlichen Bronzegalerie in weitem Bogen um den Fuß der Säule ziehen, wirkt durchaus als ein den Aufbau bestimmendes Ganzes und dann erst durch die hübschen Details. So könnte man seine Helle Freude an dem wohlgegliederten, künstlerisch einwandfreien Werk haben, wenn nur — das Wasser uicht wäre! Es sollte wohl um jeden Preis etwa- recht Originelles auch nach dieser Richtung geschaffen werden? Nun aber ergeben die vielen winzigen, dünnen Strählchen, die da aus den Ge stalten der Kindergalerie kreuz und quer hervor- und durcheinanderschießen, einen direkt komischen Kontrast zu der gedrungenen Kraft des ganzen Brunnenausbaues. Wenn die vier wasserfpeienden Widderköpfe am Kapitäl der Säule zu etwas reichlicherer Produktion bewogen werden könnten und dafür die kleine Gesellschaft unten ihr dürftiges Wasserfpicl ausgeben wollte, fo würde dies der Wirkung des Brunnens zweifellos dienlicher sein. Das schöne Werk verdient es schon, daß man ihm diesen rein äußerlichen Schönheitsfehler wcgretufchiere. Dein hübschen Bilde moderner Brunnenarchitektur fetzen sich etwas pomphaft alle die Beispiele berühmter Architekturstücke entgegen, die der einst viel gefeierte und auch im Auslande vielbegehrte Leipziger Aquarellist Karl Werner (geb. 4. Oktober 1808) gemalt hat, und die nun in einer großen Gedächtnisausstellung vom Kunst verein noch einmal zur Ehrung des Landsmanns herauf beschworen worden sind. Werners Lebensschicksale sind uns heute das Interessanteste an seiner Künstlerpersönlich keit. Es gibt ihm eine gewisse Weihe, daß das Auge des alten Olympiers in Weimar einst auf dem jugendlichen Künstler und seinen Malereien geruht hat. „Betrachteten die Malereien von Werner" steht da lakonisch unterm 15. März 1832 in Goethes Tagebuch eingetragen — wenige Tage darauf weilte der Gewaltige nicht mehr unter den Lebenden; der junge Werner aber nahm das Goethesche Signum mit hinaus auf seinen Lebensweg: „Sie haben viel und fleißig gearbeitet, die Art Ihrer Auffassung ist lobenswert, vor allem haben Sie sich den Charakter und die Eigentümlichkeiten der alten Architektur sehr zu eigen gemacht." Heute noch, wenn man auf und ab gegangen ist vor den Architekturen und Landschaften aus Norden und Süden dieses Vielgereisten, der in Rom und in Sizilien, in Griechenland und am Nil, in London und in Christiania daheim war, kann man kein treffenderes Urtei über ihn und seine Kunst fällen. Ein auf die impressic- nistischen Anschauungen der Jetztzeit eingeschworener Be urteiler würde wobl über Werners Uberdeutlichkeit den Stab brechen müssen. Wir aber halten es mit dem milderen Urteil Goethes, das sich uns wie ein schützender Schild vor den Leipziger Maler stellt. Dem beugen wir uns: der Künstler hat dem Besten seiner Zeit genug getan! Ur. E. D. — Aus Stuttgart wird uns geschrieben: Das Preis gericht zur Entscheidung über die Entwürfe zum Hof- heaterneubau, der feit viele,- Jahren d s Streitobjekt ;er bedeutendsten deutschen Architekten bildet, trat am Montag hier zusammen. Wie schwierig es sür die Preis richter war, ein gerechtes Urteil zu fällen, geht daraus hervor, daß 23 Architekten sich an dem Wettbewerb be teiligt und einzelne dem Preisgericht sogar mehrere Pläne zum Spruch vorgelegt hatten. Ein weiteres er- chwerendes Moment in der Beurteilung der ganzen Angelegenheit bildete die Platzfrage, die vor allem ein gehende Ortsbesichtigungen notwendig machte. Wie wir leute aus bester Quelle erfahren, erhielt den ersten Preis Prof. Littmann, in Firma Heilmann und Littmann- München, der verdienstvolle Erbauer des Prinz Regenten- Theaters in München und des neuen Weimarer Theaters. Mit dem zweiten Preis wurde ausgezeichnet der bekannte Erbauer des zweiten neuen Cölner Stadttheaters Regie rungsbaumeister Moritz-Cöln und den dritten Preis er hielt ein Stuttgarter Architekt, Prof. Schmohl, in Firma Schmohl u. Stähelin. Als Bauplatz steht der bis herige Platz des Botanischen Gartens und der König!. Generalmtendantur dicht am Kö rgl. Schlosse inmitten der Stadt zur Verfügung. — Auf diesem Platz sollen zwei Theatergebäude („Großes Haus" und „Kleines Haus") er ichtet werden. Beide Häuser sollen sowohl der Oper wie dem rezitierenden Drama dienen, das Große für die heroischen Werke, das Kleine für alle Stücke, bei denen eine intime Wirkung gewünscht wird. Nach dem Pro gramm sind für das Große Haus 1400, für das Kleine 800 Sitzplätze vorgesehen. * Im vorigen Jahre, etwa um die jetzige Zeit, wurde jenes künstlerische Unternehmen vorbereitet, das die hochselige Königin-Witwe Carola zum Besten der Fürsorge Lungenkranker inauguriert hatte: die Ansichts postkarten fürstlicher Maler und Malerinnen. Die hoch- innige Tat der greisen Königin hatte einen Erfolg zu verzeichnen, der weit über alle Erwartungen hinausging. Im Rahmen der fürstlichen Künstler und Künstlerinnen, die sich mit in den Dienst der guten Sache gestellt hatten, erschien auch Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Ma thilde mit sechs Postkarten, die nach Gemälden ange fertigt worden waren, welche diese als Malerin seitdem zu hohem Ruf in weiten Volkskreisen gelangte Fürstin geschaffen hat. Nun hat sich die Prinzessin entschlossen, das Liebeswerk Ihrer hochseligen Frau Tante fortzusetzen, indem sie von Kunstwerken, die sie geschaffen hat, weitere 24 zur Verfügung gestellt hat zur Herausgabe eines Prachtwerks, dessen Reinertrag den Zwecken des Maria-Anna Kinderhospitals zugute kommen soll. Tas Werk erscheint, wie die Postkartenserien, im Ver lage von Roemmler u. Jonas, G. m. b. H., Dresden, und zwar am 15. November d. I. Es wird den Titel führen: „Bunte Blätter vom Sächsischen Hof". 24 Drei farbendrucke nach Originalgcmälden Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen. Fesselte die Fürstin in den Postkartenserien vor allem als Landschafterin, so zeigt sie an diesen neuen Früchten ihres Künstlerfleißes ihr hochentwickeltes Können als Genre- und Volkstypenmalerin. Und wie die Werke ihrer Hand die Bewunderung als reine Kunstwerke finden müssen, als Oiebilde, die tiefe Eindrücke gewähren in die kunstbegeisterte Seele und in die kunstgeübte Hand der hohen Malerin, so fesseln sie auch durch ihren Inhalt: Die Prinzessin hat das bunte, male rische Leben, wie es sich am König!. Hoflager zu Pillnitz vollzieht, wenn der Königliche Schloßherr dort weilt, in lebensvoll erfaßten Ausschnitten festgehalten. Der Preis des ganzen Werkes, das mit Geleit worten Sr. Exzellenz des Hrn. Oberstmarschalls und Präsidenten der Ersten Kammer der Ständeversammlung, Grafen Vitzthum von Eckstädt versehen, in 4 Lieferungen zu je 6 Blatt erscheint, beträgt bei Vorausbestellung 12 M. In geschmackvollen Schutzmappen, die je sechs der Kunstblätter enthalten sollen, auf den Tisch des Salons gelegt, oder als Wandschmuck in Rahmen gefaßt, werden die den Originalen aufs sorgfältigste nachgebildeten Repro duktionen wiederum jene volle künstlerische Wirkung üben, die in so bezwingendem Maße den Postkartengemälden der erlauchten Prinzessin bcschieden war. Wir weisen schon heute auf die eigenartige Publikation hin, die im Hinblick auf die edlen Zwecke, denen ihr Reinertrag gilt, hoffent lich dieselbe freundliche Aufnahme im Volke finden wird wie das vorjährige Unternehmen. * Ausgezeichnet durch die Anwesenheit Cr. König!. Hoheit des Prinzen Johann Georg hielt gestern abend im Festsaale der Technischen Hochschule Hr. Prof. Martin seinen Vortrag über Victor Hugo als Dramatiker. Ausgestellt zum Vortrag waren von Rounel und Boucher je eine lebensvolle Maske des Dichters. Klar, lebendig und fesselnd wußte der Hr. Vortragende aus dem Lebens werke des Dichters, das umfassend ist gleich dem „Ocean", die geschichtlichen Dramen herauszuheben. Cromwell, Hernani, sowie die sonstigen Dramen fallen der Zeit nach zusammen mit den Werken der großen Geschichtschreiber Thiary, Michelet und anderer, die mit den geschichtlichen Persönlichkeiten auch ein Bild ihrer Zeit zu geben trachten. Zugleich prägt sich in der Wahl der Helden, die der Dichter sehr verschiedenen Völkern entnimmt, sein Streben aus, gleich den Romantikern zu erweisen, daß über dem Einzelvolke die Menschheit thront. Nach dem Gekagten erscheint es als selbstverständlich, daß der Dichter sich bestrebt, seinem Werke den echten Lokalton zu geben. Mit schönem Eiser trat der Hr. Redner den Vorwürfen entgegen, die eine kleinliche Kritik in die Dramen des Dichters trägt. Er zeigte, wie das Unwahr scheinliche mancher Szenen ausgehoben wird durch ihre Schönheit, und durch treffende Proben erwies er, wie seelisch fein der Dichter zu malen weiß, wie fcharf zu charakterisieren. Hierzu kommt ein Stil, glänzend, er haben — doch auch das Komische im Wort eint sich ihm — und dabei von einem schier unermeßlichen Reichtum. Von Herzen stimmen wir des Redners Wünschen am Schlüsse zu, unsere Hofbühne möge das eine oder andere