Volltext Seite (XML)
' ' ' ' -- — .-- Prinzessin Adelheid zu Holstein-Glücksburg — Herzog von Sachsen-Coburg, Herzogin zu Schleswig-Holstein, Prinz Albert zu Holstein-Glücksburg — Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein, Prinz Friedrich Wilhelm, Prinzessin Viktoria Margarete — Erbprinzessin Reuß j. L., Herzog von Sachsen-Altenburg, Prinzessin Auguste Viktoria von Hohenzollern — Prinz Friedrich Karl von Hessen, Fürst von Hohenzollern, Erbprinz von Sachsen-Meiningen; den Sckluß machten Erbprinz Reust j. L., Prinz Albert zu Schleswig-Holstein und Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe. 2 er Zug bewegte sich durch den Rittersaal, die Bilder galerie und den Weißen Saal zur Kapelle. Als um 5 Uhr die Höchsten Herrschaften sich der Kapelle näherten, setzte der Donichor mit Mendelssohns Doppelquartett aus dem „Elias" ein: „Tenn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten. Oberhosprediger Exzellenz v. Dryander mit der Hof- und T omgeistlichkeit erwarteten den Zug am Eingang zur Kapelle und geleitete das Brautpaar zum myrten geschmückten Altar, wo Prinz August Wilhelm sich zur Rechten der Prinzessin Braut aufstellte; der Kaiser mit der Mutter der Braut trat rechts neben den Altar, die Kaiserin mit dem Vater der Braut links, die folgenden Gruppen der hohen Hochzeitsgäste traten abwechselnd rechts und links heran, bis die letzte Gruppe der Prinzen dem Altar gegenüber den großen Halbkreis schloß. Die Umgebungen und Gefolge füllten mit den schon an wesenden Geladenen die Kapelle bis in die hochbogigen Nischen hinein, ein ebenso glänzendes wie feierliches Bild. Das letzte kalte Licht des Spätherbsttages mischte sich mit dem rötlichen warmen Schimmer der Wachskerzen auf den hohen goldenen Kandelabern. Unter den Geladenen sah man u. a. den Fürsten v. Bülow, die Botschafter Lascelles, Graf v. der Osten-Sacken, Cambon, v. Szö» gyeny, Pansa, den Herzog von Ratibor, den Fürsten Henckel-Donnersmarck, den Grafen Goertz-Schlitz, die Ge sandten v. Varnbühler, Graf Bergheim, Graf Taube, die Minister v. Schön, v. Einem, v. Tirpitz, v. Moltke, Dern burg, v. Rheinbaben, Befeler, v. Bethmann-Hollweg, v. Studt, Großadmiral v. Koester, die Admirale v. Holl mann, Graf Baudifsin, die Generale v. der Goltz, v. Stülpnagel u. a., die fremdherrlichen Offiziere und fremden Gesandten. Die Damen der Hofgesellschaft mit den wallenden Courschleiern und vielfarbigen Courfchleppen gaben dem Gesamtbilde der Versammlung etwas Zartes, Bräutliches. Die Gemeinde sang, vom Bläserbund begleitet: „Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn". Dann vollzog der Oberhofprediger die Trauung. Seiner Ansprache legte er das Bibelwort zugrunde: „Seid fleißig zu halten an der Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens" rc. Das „Ja" des Bräutigams und das der Braut klang klar und vernehmlich durch die Stille des Gotteshauses. In dem Augenblick, in dem das Hohe Brautpaar die Ring' wechselte, donnerten von der im Lustgarten auf gestellten Leibbatterie des 1. Garde-Feldartillerieregiments 36 Kanonenschüsse herüber. Es folgten Gebet, Vater unser und Segen. Der Domchor sang Gluck-Beckers „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen", mit schönem Wohllaut. Dem Brautpaar wurde die Hausbibel über reicht, Kaiser und Kaiserin beglückwünschten das Braut paar mit Kuß und Händedruck, und Gemeinde, Chor und Bläser vereinigten sich zu dem Liede „Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang". Unter den schmetternden Fan faren der alten Weise „Wilhelmus von Nassauen" verliest der Zug in feierlicher Ordnung die Kapelle. Im Ausbau der Bildergalerie statteten die Höchsten Herrschaften dem Brautpaar ihre Glückwünsche ab, dann begann die große Gratulationscour im Weißen Saal. Im Weißen Saal hatten inzwischen die Hofstaaten die str die Cour vorgeschriebene Aufstellung genommen. Unter den Thronhimmel traten die Majestäten und das Hohe Brautpaar, dieses in die Mitte, der Kaiser rechts neben der Braut, die Kaiserin links neben dem Bräu tigam, unmittelbar neben den Kaiser bez. die Kaiserin traten dann rechts die Herzogin und links der Herzog Friedrich Ferdinand, die anderen Fürstlichkeiten schlossen sich rechts und links in zwei langen Linien an. Die Geladenen näherten sich nun von der Kapelle her dem Throne und machten, in ununterbrochener Reihe fortschreitend, den Majestäten und dem Hohen Brautpaar ihre Cour. Es defilierten, unter den Klängen der Musik, die Damen des diplomatischen Korps, geführt von dem Einführer des letzteren, Vize-Oberzeremonienmeister v. d. Knesebeck, die Botschafter und Gesandten, geführt vom Reichskanzler, die Mitglieder des Bundesrats und die übrigen geladenen Herrschaften. Nach Beendigung der Cour meldete der Oberzeremonienmeister Graf zu Eulenburg das Souper an. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften begaben sich wiederum in feier lichem Zuge durch die Bildergalerie und die angrenzen den Festräume nach dem Rittersaal zur König!. Zeremonien tafel. In der Mitte der Tafel nahm das Hohe Braut paar unter dem Thronhimmel Platz, rechts neben der Braut der Kaiser und neben ihm die Mutter der Braut, links neben dem Prinzen August Wilhelm die Kaiserin und neben dieser der Vater der Braut; die anderen Fürstlichkeiten reihten sich zu beiden Seiten in der für diesen Abend festgestellten Folge an. Gegenüber dem Brautpaar saß der Kronprinz zwischen der Prinzessin Eitel Friedrich und der Herzogin von Sachsen-Coburg. Die Generalleutnants v. Etzdorfs und Frhr. v. Medem traten an die beiden Enden der Tafel und legten die Speisen vor. Sie gaben sie den hinter ihnen stehenden Kammerlakaien, diese den Pagen und diese den fungie renden Hofchargen, Kavalieren und Offizieren. Dem Kaiser reichte der Oberstkämmerer Fürst Solms-Baruth die Suppe, der Oberst-Schenk Herzog zu Trachenberg den Wein; denselben Dienst versahen bei der Kaiserin Oberhofmeister Frhr. v. Mirbach, bei der Prinzessin- Braut Oberküchenmeister Graf Pückler, bei dem Bräutigam der stellvertretende Hofmarschall Major v. Roeder. Sobald die Suppenschüsseln von den Tafeln gehoben waren, brachte Se. Majestät der Kaiser die Gesundheit de- Hohen Brautpaares aus und erteilte hierauf den Obersten Hofchargen und den an der Zeremonientasel diensttuenden Kavalieren die Erlaubnis, sich zurück- zuziehen. Der Trinkspruch Sr. Majestät lautete: , „Ich spreche Euch in Unserm Ramen und im Ramen Meine« Haufe« den herzlichsten Glückwunsch au«! Meine liebe Alix! Du r kommst vom meerumflossenen Lande zu UN« nicht als Unbekannte, denn Du hast viele Wochen Dckner Jugend bei uns verlebt in verschiedenem Alter. In der frühesten Zeit Hai sich zwischen Euch das Band geknüpft, das zu dem heutigen glücklichen Tage geführt hat. Ich nehme Dich mit offenen Armen auf bei Uns. Mögest Du bei Uns der schönen Heimat wenigstens etwas vergessen. Ihr werdet nun Euren Hausstand begründen und das Leben zusammen beginnen. Leben heißt arbeiten, arbeiten heißt schaffen, chaffen bedeutet wirken für andere, für das Vaterland, für Unser Volk, wirken in Unserem Hause. Nach den frohen Stunden der ersten Tage und Monate wird auch an Euch der Ernst des Lebens herantreten mit seinen Pflichten, den Pflichten, wie sie in Unserem Hause geübt werden. Wir sehen auf Euch Beide, als auf Unsere Helfer in Unserem Wirken. Tu, Mein Sohn, hast Unserem Hause Ehre gemacht mit Deinem Examen, welches Dir zu Deiner Zivillaufbahn den Weg geöffnet hat, und Du wirst Meiner Frau filfreich zur Seite stehen in den Werken der barmherzigen Liebe. Möge für Euch auch das Bild maßgebend sein, welches für uns Menschen von oben gezeichnet ist: Der Strom, der sich zwiefach teilt! Der eine Arm, der belastet wird, der die Schiffe trägt, dem Meere zu, ein Vorbild dafür, daß einem im Leben von oben Lasten auserlegt werden, die gemeinsam getragen werden sollen und daß die Kraft zum Tragen aus dem festen Vertrauen auf dort Oben erwächst — und der andere Arm, der Arbeit verrichtet, auf dies Bild greifen wir zurück, als ein Bild dafür, daß wir tetig wirken sollen in Werken der Liebe zu den Brüdern, und wirken in stetiger Arbeit für das Wohl des großen ganzen und zur Ehre Unseres Hauses! In diesem Sinne erheben wir die Gläser und trinken jetzt auf das Wohl Sr. König!. Hoheit des Prinzen August Wilhelm und der Prinzessin August Wilhelm von Preußen!" Um 8 Uhr fand das Fest in dem feierlichen Fackel- anz im Weißen Saale nach althergebrachter Sitte feinen Abschluß. Der hohe Saal glänzte und schimmerte in Weiß, Gold und Marmor, während draußen die Bauten am Lustgarten in Buntfeuer aufleuchteten. Die Herren und Damen des hohen Adels, das diplomatische Korps und die übrigen Geladenen nahmen auf einem >em Thron gegenüber errichteten Hautpas Platz, die ibrigen Damen in der großen Loge. — Im Zuge nahte )er Hof. Wiederum nahmen das Brautpaar und die Majestäten unter dem Thronhimmel Aufstellung, sämt liche Fürsten und Prinzen traten zur Rechten, sämtliche Fürstinnen und Prinzessinnen zur Linken des Thrones. Der Kaiser erteilte den Befehl zum Beginn des Fackel tanzes an den Oberstmarfchall Fürsten zu Fürstenberg, sieser näherte sich dem Hohen Brautpaar und lud dieses durch eine Verbeugung zum Beginn des Tanzes ein. Die Musik setzte ein, der Tanz begann. Die hohe Ge stalt des Oberstmarschalls mit dem großen Oberst marschallstabe schritt voran, zwölf Pagen mit weißen hell brennenden Wachsfackeln gingen paarweise hinter drein. Das Hohe neuvermählte Paar folgte. Nach einem Rundgang im Saale, bei dem Alles sich vor dem hohen Paar neigte, näherte sich die hohe Braut dem Kaiser und forderte Se. Majestät zum Tanze auf, gleichzeitig der Bräutigam Ihre Majestät. So erfolgte ein neuer Rundgang. Im nächsten Gang führte der Bräutigam die Herzogin, die Braut wurde vom Herzog Friedrich Ferdinand geführt. Und nun tanzte die Braut immer mit je zwei bez. vier der Prinzen, gleich zeitig der Bräutigam mit je zwei Prinzessinnen. Nach beendigtem Fackeltanz traten die Pagen mit den Fackeln dem Zuge der Fürstlichkeiten bis an den Eingang der für die hohen Neuvermählten eingerichteten Gemächer vor. Hier wurde die Prinzessinnenkrone den Beamten des Hausschatzes wieder überliefert, die stell vertretende Oberhofmeisterin der Braut nahm die Ver teilung des Strumpfbandes vor und Se. Majestät der Kaiser entließ den Hof. Prinz und Prinzessin August Wilhelm begaben sich nach Schloß Hubertusstock, der Kaiser geleitete das hohe Paar zum Stettiner Bahnhof. Zur Reichsfinanzreform. Der „Vorwärts" veröffentlicht Teile des Entwurfs eines Elektrizitäts- und Gassteuergesetzes. - Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt dazu: Die abgedruckten Be stimmungen entsprechen dem Entwürfe, wie er vor einigen Wochen dem Bundesrate vorgelegt worden war. Da der Entwurf nicht bloß den beteiligten Dienststellen im Reiche und in den Bundesstaaten, sondern auch ver schiedenen sachverständigen Interessenten vertraulich mit geteilt worden ist, so läßt sich hier noch schwerer als sonst vermuten, ob und wo eine Indiskretion begangen ist, oder wie sonst die Redaktion des „Vorwärts" m den Besitz des Schriftstücks gelangt sein kann. Die Vorlage hat übrigens bei den Beratungen im Bundesrate, die noch nicht völlig abgeschlossen sind, eine Reihe von Änderungen erfahren, so daß die jetzige Bekanntgabe im „Vorwärts" sich jedenfalls mit der endgültigen Fassung nicht decken wird. In dem Entwürfe ist nach dem „Vorwärts" eine doppelte Besteuerung, nämlich einmal der elektrischen Arbeit und des Gases, sodann der Beleuchtungsmittel vorgesehen. Dementsprechend ist der Gesetzentwurf in zwei Abschnitte eingeteilt. Besteuert sollen werden die elektrische Arbeit (Kraft und Licht) und da« Gas mit b Proz. des Abgabepreises, jedoch nicht über Pf. für die Kilowattstunde bez. für das Kubikmeter. Besteuert wird auch, was man für den eigenen Gebrauch er zeugt, und zwar mit H Pf. für die Kilowattstunde oder das Kubikmeter. Die zur Ermittelung der Steuer nötigen Meßgeräte müssen vom Betriebsinhaber selbst angeschafft oder auf eigene Kosten leihweise entnommen werden, nur wenn Elektrizität oder Gas ausschließlich zum eigenen Bedarf erzeugt werden, erhält der Be triebsinhaber auf seinen Antrag während der ersten zehn Jahre alljährlich ein Zehntel der ihm durch die Anschaffung der Meß geräte entstandenen Kosten oder die Hälfte des von ihm für die Apparate gezahlten Mietsbetrags zurück. Bon den Beleuchtungsmitteln werden besteuert: elektrische Glühlampen und Brer er für solche, Glühkörper für GaS-, Spiritus etroleum- und ähnliche Glüh lampen, Brennstifte für elektrische Bot.iuampen, Quecksilberdampflampen und ihnen ähnliche elektrische Lampen. Diese neue Steuer für Beleuchtungsartikel soll betragen: für Glühlampen und Brenner zu solchen: 1. bis zu 10 Watt: 10 Pf. für das Stück, 2. von über 10 bi« 20 Watt: 1b Pf. für das Stück, 3. von über 20 bis 50 Watt: 20 Pf. für das Stück, 4. von über bO bi» 100 Watt: 30 Pf. für das Stück, b. von über 100 Watt: 50 Pf. für das Stück; V. für Glühkörper zu Gasglühlicht- und ähnlichen Lampen: 10 Pf. für daS Stück; 6. für Brennstiste zu elektrischen Bogenlampen: 1 M. für das Kilogramm; 0. für Ouecksilberdampf- und ähnliche Lampen bis 100 Watt: 1 M. für das Stück, für solche von höherem Verbrauche je 1 M. mehr für jedes weitere angefangene 100 Watt. Die Steuer für Beleuchtungsmittel ist von deren Herstellern mittels Anbringung und Entwertung von Steuerzeichen an den Packungen zu entrichten, bevor die fertigen verpackten Erzeugnisse aus der Erzeugungsstätte entfernt werden. Die .näheren Bestimmungen über die Wertbeträge der Steuerzeichen, über die Form, ihre Anfertigung, ihren Vertrieb und die Art ihrer Verwendung wird der Bundesrat treffen. Der rusfische Minister des Äußern Iswolski in Berlin. (W. T. B.) Berlin, 23. Oktober. Der rusfische Minister des Äußern Iswolski ist heute vormittag aus Baden-Baden fier eingetroffen. Ausland. Österreich-Ungarn. Wien, 22. Oktober. Der „Politischen Korrespondenz" Zufolge hat der Kaiser dem bisherigen rumänischen Ge- andten in Wien Alexander Lahovary die Eiserne Krone erster Klasse verliehen. (W. T. B.) Wien, 22. Oktober. Der Eisenbahn- min ster richtete aus Anlaß der auf den Nordbahnlinien eing-tretenen passiven Resistenz einen Erlaß an alle Organe der Staatseisenbahnverwaltung, in dem er unter Hinweis auf die jüngste noch nicht abgeschlossene Staats aktion zugunsten des Eisenbahnpersonals die Teilnehmer an der Resistenz auffordert, von ihrem pflichtwidrigen Beginnen abzulassen, und den Entschluß der Regierung ausdrückt, der mutwillig die wirtschaftlichen Interessen der gesamten Bevölkerung schwer bedrohenden Auflehnung mit allen Machtmitteln zu begegnen. (Berl. Morgenbl.) Bodenbach, 22. Oktober. Gestern nacht fanden in verschiedenen Städten Nordböhmens Gegendemonstrationen gegen die Prager Exzesse statt. (W.T.B.) Budapest, 22. Oktober. Ter Heeres ausschuß der österreichischen Delegation hat das Marinebudget angenommen. Die Ungarifche Delegation verhandelte heute das Heeresbudget. Mehrere Redner beschwerten sich darüber, daß die staatsrechtlichen Forderungen Ungarns noch immer nicht erfüllt seien. Auf eine Anfrage bezüglich der Blättermeldung, nach welcher der Minister des Äußern bei seinem gestrigen Besuche im Klub der Unabhängig keitspartei geäußert habe, daß angesichts der nicht ganz geklärten Lage die südöstliche Grenze jedenfalls verstärkt werden müsse und es keine überflüssige Vorsicht sei, wenn man die dort stationierten serbischen Regimenter durch ungarische ersetzen würde, erklärte Feldmarschalleutnant Hoffmann, die Heeresleitung sei von der Überzeugung )urchdrungen, daß jedes Mitglied der gemeinsamen Armee jederzeit, auch in Zukunft, bereit sei, in die Bresche zu treten, wenn der oberste Kriegsherr dies ver lange. Hätte der Kriegsminister diese Überzeugung nicht, so dürfte er nicht auf seinem Posten verbleiben. Tie Heeresleitung hege keinerlei Mißtrauen gegen die Truppen an der Grenze, wozu auch kein Grund vorliege. Die dem Minister des Äußern zugeschriebenen Äußerungen seien nicht gemacht worden. (Zwischenrufe von Mit gliedern der Unabhängigkeitspartei: Es war keine Rede davon!) Was die Frage betreffe, ob die Heeresleitung Vorsorge getroffen habe, um die Zahl der an der Grenze befindlichen Truppen verstärken zu können, so teile er nur mit, daß die Heeresleitung sich mit den Regierungen beider Staaten ins Einvernehmen gesetzt habe, damit im Notfall diese Vermehrung unter Beobachtung der Gesetze sofort geschehen könne. Bisher sei eine derartige Not- Wendigkeit nicht eingetreten und deshalb eine Vermehrung auch nicht erfolgt. England. (W. T. B.) London, 22. Oktober. Siebzehn Anhängerinnen des Frauenstimmrechts erschienen heute vor dem Polizeigericht unter der Beschuldigung, bei de« Demon strationen am 13. d. M. der Polizei Widerstand geleistet zu haben. Sie weigerten sich, für ihr Verhalten in Zu kunft Bürgschaft zu geben, und wurden zu Gefängnis strafen von drei Wochen bis zu drei Monaten verurteilt. Rußland. (Berl.Morgenbl.) St. Petersburg, 22. Oktober. Der Marineminister ist zur Inspizierung nach Sebastopol abgereist. Nach der Inspektion unternimmt die Schwarze Meer-Flotte eine Kreuzfahrt in das Schwarze Meer. Frankreich. (W.T. B.) Paris, 22. Oktober. Im Ministerrat unterzeich nete Präsident Fälliges die Ernennung Picards zum Marineminister. Picard wohnte alsdann dem Ministerrat bei, der sich mit der Frage der Tagesordnung im Parla ment beschäftigte. Zur Lage auf dem Balkan. Wien, 22. Oktober. Das „Fremdenblatt" bespricht den türkisch-bulgarischen Konflikt und drückt die Hoffnung aus, daß sich eine friedliche Lösung finden werde. Das Blatt schreibt u. a.: Osterreich-Ungarn wolle, daß ein starkes Bulgarien und eine starke Türkei sich neben einander selbständig entwickeln und gegenseitig Mitgaranten des Friedens und des Status guo auf der Balkanhalbinsel werden. Wir drohen nicht, weil wir unS stark fühlen. Wir wünschen eine starke Verankerung der Türkei gegen alle Stürme der Orientpolitik, well diese Stärke unsere eigene Position festigt und der Türkei eine der verläß lichsten Garantien ihrer Sicherheit und Zukuntz gewährt. Die andere Garantie werden der Türkei hoffentlich die Jungtürken schaffen, indem sie ihr Land stark und selb-