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Ttoiriglieh Sächsischer Staatsanzcigcr. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 215. -c> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Doengesin Dresden. Dienstag, 15. September 1908. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstrabe 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 12SK. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt. AnkündigungSseite 2b P f., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., un er dem RedaktionSstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermüßigg. aus GejchäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Wirtschaftsinspektor und Rendanten an der Gefangen anstalt Chemnitz Sekretär Franz de Guehery vom . Oktober an zum Direktor der Gefangenanstalt Bautzen zu ernennen. Se. Majestät der König haben dem Oberlehrer in Oberlungwitz Karl Friedrich Scheffler das Verdienst- kreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Die nächste öffentliche Sitzung des Kreisausschusses findet Montag, den 28. September 1908, vormittag 11 Uhr im Sitzungssaale der Königlichen Kreishauptmannschaft hier (Roßplatz 11 II) statt. 11068 Leipzig, den 11. September 1908. Ter KreiShauptmanu. - Herr Bezirkstierarzt Veterinärrat vr. Kambach in Mauchau ist vom 20. bis 27. d. Mts. beurlaubt und mit dessen Stellvertretung Herr Bezirkstierarzt Schaller in Zwickau beauftragt worden. — Dresden, am 14. Sept. 1908. Kö»igl. Kom«isfio» für das Leteriaärwese». Erueu»unge», Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» der Finanzen. Verwaltung der indirekten Abgaben. Angestellt: Militär- Anwärter Tzschupke als Grenzaufseher. — Befördert: Zoll assistent Tischendorf zum Zollsekretär in Reitzenhain; die Re- visionsaufseyer Ulbricht, Seydel, Kürschner zu Zoll assistenten in Freiberg bez. Chemnitz und Bärenstein.— Versetzt: Obergrenzkontrolleur Frauenstein als Revisionskontrolleur und Vorstand der Zollabfertigungsstelle am Bayrischen Bahnhose in Leipzig; Zollassistent Etzold als Steuereinnehmer zum Steuer- omte Wilthen. — Pensioniert: Steuereinnehmer Kaufmann in Wilthen. — Gestorben: Oberrechnungsinspektor und Vorstand der Zoll- und Steuerrechnungsexpedition Zollrat Süß in Dresden; Revisionsausseher Lange in Markneukirchen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hofe. Rehefeld, 15. September. Heute nachmittag H4 Uhr wohnten Ihre König!.Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg der Einweihung eines Ge denksteins für Ihre Majestät die Hochselige Königin-Witwe Carola bei, den die Gemeinde Rehefeld dicht am Jagd hause errichtet hat, und legten einen Kranz am Denkmal nieder. Deutsches Reich. Die Marottonote. (W.T. B.) Berlin, 14. September. Der französische Botschafter und der spanische Geschäftsträger überreichten heute mittag im Auswärtigen Amte dem stellvertretenden Staatssekretär eine identische Note über die Frage der Anerkennung Mulay Hafids. (Wiederholt.) Der Wortlaut der Note ist noch nicht bekannt gegeben. Nach einer Meldung der „Agence Havas" stellt die Note zunächst die Forderung auf, daß die Frage der An erkennung Mulay Hafids nach denjenigen Grundsätzen aelöst werden soll, nach denen das Einvernehmen der Mächte in der marokkanischen Frage seit Algeciras ge bildet und aufrechterhalten worden ist. — Frankreich und Spanien haben in Betracht gezogen, daß ihre besonderen Interessen in Marokko sie dazu bestimmten, den anderen Regierungen Vorschläge zu machen. Bei der Formulierung dieser Vorschläge haben sie es sich zur Richtschnur ge nommen, daß die Anerkennung des neuen Maghzen einzig und allein von der Erlangung von Garantien abhängig gemacht werden müsse, die gemeinsam für alle fremden Interessen gegeben würden. Diese Garantien sollten sein: Bestätigung der Akte von Algeciras und Billigung der zu ihrer Anwendung getroffenen Exekutivmaßregeln, ins besondere der Rechte, die Frankreich und Spanien zur Überwachung der Einfuhr von Waffen übertragen sind. Ferner: Bestätigung aller anderen Verträge und Ver pflichtungen des Maghzen gegenüber den fremden Regie rungen, dem Diplomatischen Korps und gegenüber Privat personen. Übernahme der Verantwortlichkeit sür die Schulden des Maghzen, während die Schuldforderungen der Privat personen später geprüft werden sollen. Bestätigung der Voll machten der Entschädigungskommission in Casablanca sowie Übernahme der Verantwortlichkeit für die Bezahlung der Entschädigungen durch den neuen Sultan. Amtlicher und ausdrücklicher Widerruf des Heiligen Krieges durch einen scherifischen Brief an die Städte und Stämme. Sofortige Inangriffnahme der notwendigen Maßregeln zur Herstellung der Sicherheit in der Umgebung der Häfen und auf den in das Innere führenden Hauptstraßen. Falls diese Garantien gegeben sind, könnte Mulay Hafid als Sultan offiziell anerkannt werden, wobei die Mächte sich das Recht Vorbehalten, ünmittelbar von dem neuen Sultan die Regelung derjenigen Fragen zu fordern, die ihre eigenen Interessen berühren, im besonderen, was Frankreich und Spanien betrifft, Wiedererstattung ihrer militärischen Ausgaben und Bezahlung von Entschädi- gungen für die Amordung Angehöriger ihrer Nationen. Ferner heißt es in der Note, daß es angemessen sein würde, wenn der neue Sultan für standesgemäßen Unter halt Abdul Asis' Sorge trage. Schließlich empfiehlt sie die Beamten Abdul Asis' dem Billigkeitsgefühl Mulay Hafids. Arbeiterverficherung. (W. T. B.) Die Reform der Arbeiterversicherung ist im Entwurf fertiggestellt. Sie soll dem Reichstage sofort vorgelegt werden, um zusammen mit der Witwen- und Waisenversicherung am 1. Januar 1910 in Kraft zu treten. Sozialdemokratischer Parteitag. Nürnberg, 14. September. Im Herkules-Velodrom begannen heute früh die Verhandlungen des sozialdemo kratischen Parteitags. Die Zahl der Delegierten übertrifft diesmal bei weitem die aller früheren Parteitage. Kurz nach 9 Uhr eröffnete Reichstagsabg. Singer die Sitzung. Erster Gegenstand der Tagesordnung war der allgemeine Bericht des Vorstands, den Parteisekretär Müller (Berlin) erstattet. Vom Parteivorstand wird zur Frage der Jugend organisation eine Resolution empfohlen, in der die Forde rung der Bildungsbestrssbungen der jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen, insbesondere die Einführung in die politische und gewerkschaftliche Tätigkeit, als eine wichtige Aufgabe im Emanzipationskampf der Arbeiterllasse bezeichnet wird. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Vorträge zu veranstalten, die der Erkenntnis der Jugend angepaßt sind und vor allem die Gebiete der Naturwissenschaft, Gesundheitspflege, Literatur, Kunst, Technik, Rechts- und Volkswirtschaft, Geschichte, Politik und gewerkschaftliche Tätigkeit umfassen. Daneben ist durch Veranstaltungen ernsten und heiteren Inhalts Unterhaltung und Gesellig keit zu pflegen und durch Sport und Spiel der Jugend Gelegenheit zur Sammlung zu geben. Damit diese Zwecke auch ohne besondere Jugendorganisation erreicht werden können, sind in den einzelnen Orten „Kommis sionen für die Jugendagitation" unter Hinzuziehung von Vertretern der jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen zu bilden. Die wirtschaftliche Interessenvertretung und die Entscheidung über politische Parteifragen bleibt nach wie vor lediglich Aufgabe der gewerkschaftlichen bez. der politischen Organisationen. Parieivorstandssekretär Ebert (Berlin) berichtete dann über die Einigungsverhandlungen zwischen Lokalorganisationen und den Gewerkschaften. Es seien 5000 Lokalisten dem Zentralverband zugeführt worden, die „Freie Bereinigung der Gewerkschaften" habe sich in bewußten Gegensatz zu dem Partei programm gestellt. „Die Einigkeit" enthält unter anderem folgende Wendungen: „Die hündische Er gebenheit der gutbezahlten Parteiredakteure" (Pfuirufe). „Diese ohnmächtige Drei Millionen-Partei, die nichts kann als ihren Parteigötzen nachzulaufen, die den revo lutionären Charakter geopfert hat als Eitelkeit, Schwäche, oder um sich Einnahmen zu sichern. (Lebhafte Pfuirufe.) Diesem Treiben muß ein Ende bereitet werden. Man muß einen Strich ziehen zwischen der Partei und Leuten, die bewußt darauf ausgehen, die Einheit und Geschlossen heit zu zerstören." (Lebhafte Zustimmung.) Der Partei vorstand empfiehlt folgende Beschlußfassung: „Jede Mit- arbeit von Parteigenossen in den mit der freien Ver einigung deutscher Gewerkschaften verbundenen Vereinen sowie in dem allgemeinen deutschen Metallarbeiterverband ist unvereinbar mit den Grundsätzen und Interessen der Sozialdemokratie." — Alsdann berichtete Schulz-Berlin über die Parteischule, worauf eine Mittagspause eintrat. Koloniales. (W.T. B.) Berlin, 14. September. Staatssekretär Dern burg ist heute nachmittag hier wieder eingetroffen. Berlin, 14. September. Nach einer Mitteilung des Kriegsministeriums ist der deutsche Ablösungstrans port für das ostasiatische Detachement, der am 3. September die Heimreise von Tientsin aus angetreten hat, gestern vollzählig und in guter Verfassung in Irkutsk eingetrosfen. Hamburg, 14. September. Mit dem Dampfer „Bürgermeister" langte heute von Swakopmund ein aus fünf Offizieren, 302 Unteroffizieren und Mannschaften bestehender Truppentransport aus Teutsch-Süd westafrika hier an. Mit dem gleichen Dampfer ist Landrat v. Uslar, der im vorigen Jahre auf Veran lassung der deutschen Regierung nach Deutsch-Südwest afrika gereist war, um dort nach Wasser zu suchen, wieder hier eingetroffen. Ausland. Österreich. Die „Wiener Politische Korrespondenz" schreibt zu der bevorstehenden Zusammenkunft des Ministers des Äußeren Frhrn. v. Aehrenthal mit dem russischen Minister des Äußern Iswolsky, sie bedeute die sicht bare und endgültige Widerlegung der Ansicht, daß an Stelle der früher bestandenen österreichisch-russischen Entente ein Gegensatz getreten sei. Dieses BUd sei von Kreisen ent worfen worden, deren Bestreben ein dauernder Zwiespalt oder mindestens ein äußerst kühles Verhalten zwischen Osterreich-Ungarn und Rußland entsprechen würde. Die wirklichen gegenseitigen Beziehungen der beiden Mächte trügen keineswegs dieses Gepräge. Für Osterreich-Ungarn und Rußland als Nachbarn der Türkei sei die Pflege freundschaftlicher Fühlung und ein einvernehmliches Zu sammenwirken in der Behandlung der dieses Gebiet be treffenden Fragen das Ergebnis der politischen Logik, und die jetzige Zusammenkunft lasse mit voller Deutlich keit erkennen, daß auf beiden Seiten der Wunsch nach Erhaltung dieser Harmonie, der auch vom gesamteuropäi schen Standpunkt ein nicht geringer Wert beizulegen sei, fortdauernd bestehe. Wien, 15. September. Den Blättern zufolge stattete der serbische Minister des Äußern Milowanowitsch dem Minister des Äußern Frhrn. v. Aehrenthal einen Besuch ab und hatte mit ihm eine Unterredung. — Die „Zeit" veröffentlicht ein Interview mit dem serbischen Minister des Äußern, in dem dieser erklärt, für seine Begegnung mit Frhrn. v. Aehrenthal habe kein besonderer Grund vorgelegen. Er werde jederzeit korrekte und freundschaft liche Beziehungen mit Osterreich-Ungarn unterhalten. Milowanowitsch besprach sodann die großserbische Be wegung, erklärte, er wolle die Sache nicht zu tragisch nehmen und versicherte, daß die Agitation mancher Serben in Bosnien und der Herzegowina auf eine tat sächliche Unterstützung durch die serbische Regierung nicht rechnen könne. Ruhland. (W.T. B.) St. Petersburg, 14. September. Der deutsche Botschafter, Graf v. Pourtalss, hat einen zwei monatigen Urlaub nach dem Auslande angetreten. Ge schäftsträger während dieser Zeit ist der Botschaftsrat vr. v. Miquel. Schwei;. (W. T. B.) Genf, 14. September. Heute nachmittag fand hier eine Versammlung von Delegierten der Ver einigungen von Ägyptern statt, die Europa bewohnen, wobei beschlossen wurde, an Sir Edward Grey ein Tele gramm zu senden, um gegen die Okkupation Ägyptens durch England zu protestieren und die sofortige Räumung Ägyptens zu verlangen. Ferner wurde beschlossen, auch an den Khediven ein Telegramm zu senden, ihn von dem Telegramm an den englischen Minister des Auswärtigen zu unterrichten und ihn zü bitten, die Verfassung in Ägypten wiederherzustellen. Dänemark. (W. T. B.) Kopenhagen, 14. September. Der Reichstag ist auf den 28. September einberufen worden. Spanien. (W.T.B.) San Sebastian, 14. September. Der Minister für Ackerbau, Industrie, Handel und öffentliche Arbeiten Gonzalez Besada ist zum Finanzminister ernannt worden. An seine Stelle ist der Gouverneur der Bank von Spanien