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Dresdner W Journal. königlich Sächstsehev Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. 1908 Nr. 209 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 129ö. Ankündigungen: Die Zelle kl. Schrift derbmal gespalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zelle größerer Schrift od. deren Raum aus 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., un er dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <i- Dienstag, 8. September Amtlicher Teil. Die Königliche Kreishauptmannscheft hat dem Lager arbeiter Kurt Hugo Grahl in Dresden für die von ihm am 6. Juli dieses Jahres mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe eine Geldbelohnung bewilligt. 3380III Dresden, am 25. August 1908. 5962 Königliche Kreishauptmannschast. Herr Stadtbezirksarzt vr. Poetter in Leipzig ist für die Zeit vom 13. September bis mit 3. Oktober dieses Jahres beurlaubt und mit dessen Stellvertretung Herr Hofrat vr. Blatz — unter Beihilfe des Stadtarztes, Herrn Sanitätsrat vr. Thiersch — beauftragt worden. Leipzig, den 4. September 1908. IIL1847 Königliche Kreishanptmannschast. 5955 Tie Herren Bezirksärzte vr. Hertzsch in Borna, vr. Holz in Oschatz und vr. BoeterS in Döbeln sind in der Zeit vom 4. bis mit 17. Oktober dieses Jahres dienstlich abwesend. Die Stellvertretung wird ausgeübt: im Medizinalbezirke Borna durch Herrn Bezirksarzt Medizinalrat vr. Aindt in Grimma, im Medizinalbezirke Oschatz durch Herrn Bezirksarzt Geheimen Medizinalrat vr. Tiegel in Leipzig und im Medizinalbezirke Döbeln durch Herrn Bezirksarzt vr. Slotz in Rochlitz. Leipzig, den 2. September 1908. IIL1455 6 Königliche Kreishanplmannschaft. 59b6 (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Bo« Königliche« Hofe. Dresden, 8. September. Se. Majestät der König begab Sich heute früh von Pillnitz nach Königsbrück und wohnte auf dem dortigen Truppenübungsplätze der Besichtigung der 1. Jnfanteriebriaade Nr. 45 bei. Allerhöchstderselbe kam nach der Besichtigung in das Residenzschloß, empfing hier zunächst die Departements chefs der König!. Hofstaaten zum Rapport und hörte später die Vorträge einiger Herren Staatsminister und des König!. Kabinettssekretärs. Hierauf kehrte Se. Majestät nach Pillnitz zurück, woselbst um 2 Uhr König!. Familientasel stattfand. An dieser nahm auch Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde teil. Heute abend begibt Sich Se. Majestät der König nach Zeithain, um morgen früh der Besichtigung der 8. Jnfanteriebrigade Nr. 89 auf dem dortigen Truppen übungsplätze beizuwohnen. Lom diplomatische» Korps. Dresden, 8. September. Der König!. Preußische Gesandte Prinz zu Hohenlohe-Oehringen ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt und hat die Leitung der König!. Preußischen Gesandtschaft wieder übernommen. Dresden, 8. September. Der Kaiser!, und König!. Österreichisch-Ungarische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Frhr. v. Braun ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt und hat die Leitung der k. u. k. Öster reichisch-Ungarischen Gesandtschaft wieder übernommen. Mitteil««ge» a»S der öffeatliche« Lerwaltuag. OberverwalNmgSgericht. Der Eigentümer eines an der Leipziger Straße in Dresden gelegenen Fabrikgrundstücks hatte von der Baupolizeibehörde die Genehmigung zu verschiedenen baulichen Veränderungen erhalten. Während diese Bauten vor genommen wurden, machte der Besitzer des auf der gegen überliegenden Straßenseite befindlichen Grundstücks wegen des von ihm zur Verbreiterung der Leipziger Straße abgetretenen Lande« Rückvergütungsansprüche geltend und verlangte, daß bis zu deren Befriedigung die Fortsetzung des Baues untersagt werde. Der Stadtrat lehnte das ab, weil er auch nach ander weiter Erwägung nicht zu der Überzeugung gelangt sei, daß es sich um eine wesentlich bauliche Veränderung im Sinne der Bauordnung handle. Für die Entstehung des Rückvergütungs anspruchs sei aber ein wesentlicher Umbau Voraussetzung. Den hiergegen erhobenen Rekurs beachtete die Kreishauptmannschaft, die den Bau als einen wesentlichen ansah. Die Anfechtungsklage des Bauwerbers wurde abgewiesen, weil der Bau inzwischen vollendet, der Einstellungsantrag mithin gegenstandslos geworden war. Nunmehr eröffnete der Stadtrat auf Grund der kreishaupt- mannschastlichen Entscheidung dem Kläger, daß er wegen des vorgenommenen Umbaues den Betrag von 1017 M. als anteilige Kosten für das zur Verbreiterung der Leipziger Straße aus Gemeindemitteln beschaffte Land zu erstatten habe. Der Rekurs hiergegen wurde abgewiesen, die Anfechtungsklage dagegen vom Oberverwaltungsgerichte mit der Begründung beachtet, daß der Stadtrat an seine frühere Entschließung gebunden bleibe. Diese enthalte die Feststellung, daß Anliegerleistungen aus Anlaß der geplanten Umbauten nicht zu entrichten seien. Wenn auch die Verpflichtung zur Erfüllung von Anlieger leistungen an sich mittelbar auf Grund der geltenden gesetz lichen Bestimmungen entstehe, müsse doch grundsätzlich gefordert werden, daß der Bauende mindestens in allen den Fällen, wo hierüber Zweifel bestünden, von den ihm in dieser Hinsicht obliegenden Verbindlichkeiten bei Erteilung der Bau erlaubnis in Kenntnis gesetzt werde, damit er beurteilen könne, ob ihm die Ausführung seines Bauvorhabens wirtschaftlich noch möglich sei. Der Umstand, daß die Kreishauptmannschaft in ihrer früheren Entscheidung jenen Beschluß dadurch außer Kraft gesetzt habe, daß sie den Rekurs des Grundstückseigentümers auf der gegenüberliegeichen Straßenseite beachtete, sei für die rechtliche Beurteilung bedeutungslos; denn diese Aushebung wirke nur zu gunsten des damaligen Rekurrenten, vermöge aber auf das Ver hältnis zwischen der Stadtgemeinde und dem Kläger keinen Ein fluß auszuüben. De»tscheS Reich. Bon den Kaifermanövern. (W.T.B.) Urville, 7. September. Se. Majestät der Kaiser, Prinz August Wilhelm, Fürst Fürstenberg und das Ge folge sind mit Automobll 12 Uhr 30 Min. auf Schloß Urville eingetroffen. Das Dorf Kürzel hat Flaggenschmuck angelegt. Die Einwohner begrüßten den Kaiser herzlich. Mit dem Kaiser hat in Urville das Hauptquartier Wohnung genommen. Nachmittags 5 Uhr 50 Min. traf auf Bahn hof Kürzel Erzherzog Franz Ferdinand von Osterreich- Este mit Gefolge ein. Zum Empfang hatten Sich ein gefunden Se. Majestät der Kaiser, der die Uniform eines österreichischen Generals trug, Prinz August Wilhelm, Fürst Fürstenberg und das Gefolge. Nach herzlicher Begrüßung schritt der Kaiser die Front der vom Loth ringischen Infanterieregiment Nr. 135 gestellten Ehren kompanie mit Seinem hohen Gaste ab, der die Uniform seines preußischen Ulanenregiments trug, und nahm den Vorbeimarsch ab. Darauf begaben Sich die Herrschaften im Automobil nach Schloß Urville, wo der Erzherzog Wohnung nahm. Zum Ehrendienst beim Erzherzog find befohlen General der Kavallerie v. Deines und Ritt meister Graf v. Kageneck, Militärattache in Wien. Saarbrücken, 7. September. Se. Kaiferl. Hoheit der Kronprinz traf heute nachmittag von Dlllingen an der Saar kommend, wo er die Panzerplattenfabrik der Dillinger Hüttenwerke besichtigt hatte, hier ein. Außer dem Kronprinzen sind der Großherzog von Baden, der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha sowie Prinz Friedrich Leopold von Preußen zur Teilnahme an den Manövern hier eingetroffen. Kürzel in Lothringen, 7. September. Kaisermanöver. Beide Parteien haben den Vormarsch angetreten. Das Wetter ist schön und sehr warm. Die Manöverleitung mit General der Infanterie v. Moltke an der Spitze liegt in Kürzel, ebenso Kriegsminister v. Einem mit seinem Stabe. Oberster Schiedsrichter ist Se. Majestät der Kaiser, Oberschiedsrichter sind General der Artillerie v. Dulip, General der Kavallerie v. Kleist, General der Kavallene v. Pfuel und General der Infanterie v. Beseler. Schieds richter sind der bayerische Generalleutnant Graf Eckbrecht v. Duerckheim, Generalleutnant Deines, der wütttem- bergische Generalleutnant Frhr. v. Starkloff, die General majore Kettembeil, v. Gündell, v. Stangen, Matthiaß v. Steuben, sowie die Obersten Stein und Wandel. Urville, 8. September. Der Kaiser, Prinz August Wilhelm und die Umgebungen begaben Sich um 6 Uhr 30 Min. in Automobilen in das Manövergelände. Erz herzog Franz Ferdinand besuchte die Messe in der katholi schen Kirche in Kürzel und begab sich dann ebenfalls ins Manövergelände. Ausland. Ungarn. (W. T. B.) Budapest, 7. September. Kaiser Franz Joseph ist heute zu einem mehrwöchigen Aufenthalt hier eingetroffen. Eine sehr zahlreich versammelte Menschenmenge bereitete ihm während seiner Fahrt zur Königsburg unter lebhaften Kundgebungen einen begeisterten Empfang. Griechenlanv. (W. T. B.) Athen, 7. September. Die Eisenbahnlinie Pyräus—Athen —Larissa ist gestern eröffnet worden. 'Ter Betrieb ist bereits auf der ganzen Linie im Gange. Die Presse hebt die große Bedeutung dieses Ereignisses iür den Fortschritt hervor und drückt die Hoffnung aus, >aß die Türkei binnen kurzem die Verbindung dieser Linie mit den türkischen Netzen genehmigen werde, was die Krönung dieses Friedenswerks bedeuten und dem wirtschaftlichen Leben der macedonischen Wilajets einen neuen Aufschwung verleihen würde. Türkei. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." aus Konstantinopel von heute meldet: Eine ernste Bewegung gegen die Verfassung ist in dem kurdischen Lande südlich von Ersindjan ausgebrochen, wo der Kurdenchef Ibrahim Pascha mit Hamidiehregimentern den türkischen Truppen Gefechte liefert. Die Truppen haben anscheinend bisher wenig Erfolge und nicht unbedeutende Verluste gehabt. Befehle zum rücksichtslosen Vorgehen sind erlassen worden. Zur Lage in Marokko. (W-T. B.) Paris, 8. September. Ter „Agence Havas" wird aus Colomb-Bechar von heute gemeldet: Die Kolonne hat heute früh 6 Uhr das Lager der Harka angegriffen. Der Kampf dauerte bis 4 Uhr nachmittags. Die Harka hatte große Verluste und ist in voller Auflösung. Auf französischer Seite wurden drei Mann verwundet. Ein Berliner Telegramm der „Köln. Ztg." stellt zu dem Artikel des „Temps" vom 2. d. M., in dem die vier Bedingungen Frankreichs für die Anerkennung Mulay Hafids ausgestellt wurden, die, wie es weiter hieß, bei der deutschen Regierung keinen Widerspruch ge funden hätten, fest, daß bis zum 2. d. M. abends die fran zösische Regierung in Berlin keinerlei Mitteilung in der vom „Temps" erwähnten Art habe machen lassen. In Paris habe Minister Pichon dem deutschen Geschäftsträger am 26. v. M. mitgeteilt, für ihn laute in der marokkanischen Frage jetzt die Parole: abwarten. Am 26. v. M. teilte der Vertreter des beurlaubten Direktors dem deutschen Geschäftsträger mündlich mit, daß zwischen der französi- chenund derspanischenRegierung Verhandlungenim Gange eien zum Zwecke der Feststellung des Wortlauts eines demnächst an die Signatarmächte der Algecirasakte über die etwaige Anerkennung Mulay Hasids zu richtenden Handschreiben. Seine endgültige Anerkennung werde wohl noch in ziemlich weitem Felde liegen. Hinsichtlich der Bedingungen für seine Anerkennung müsse man die Übernahme aller bestehenden Verträge Frankreichs und als ersten Beweis einer versöhnlichen Gesinnung wenig stens den Versuch einer beruhigenden Einwirkung auf die Harka an der algerischen Grenze verlangen. Weitere Mitteilungen sind im Berliner Auswärtigen Amte über die nach deutscher Auffassung- vorliegende Notwendigkeit einer raschen Anerkennung Mulay Hafids nicht gemacht worden. (Meldung der „AgenceHavas".) Paris, 8. September. Uber den Zusammenstoß der französischen Truppen mit der feindlichen Harka bei Budenib wird noch gemeldet: Oberst Alix rückte gegen 5 Uhr früh mit 5000 Mann gegen das Lager der Harka in Djorf vor und stieß 4 Irm von Budenib entfernt auf den Feind. Nach vierstündigem Kampfe war die Harka vollständig aufgelöst. Die fran zösische Kolonne bemächtigte sich des feindlichen Lagers, das die Harka unter Zurücklassung von Lebensmitteln in offener Flucht verlassen hatte. Die Verluste des Feindes sind beträchtlich. Auf französischer Seite sind nur 1 Leutnant und 21 Mann verwundet, darunter 3 schwer. Der Ausgang des Kampfes ist der großen Wirksamkeit der französischen Artillerie zu verdanken. Mannigfaltiges. Dresden, 8. September. * Ihre Durchlauchten Prinz und Prinzessin Udo Löwenstein-Wertheim mit Prinz Alfred sowie Prinz und Prinzessin Friedrich von Thurn und Taxis sind in Dresden eingetroffen und haben im Hotel Bellevue Wohnung genommen. Se. Durchlaucht Fürst Anton v. Sulkowski hat Dresden nach kurzem Aufenthalt im Hotel Bellevue wieder verlassen. * Das am vergangenen Sonntag veranstaltete Ge sangskonzert des Dresdner Chorgesangsbunds im ! Ausstellungspark erfreute sich eines lebhaften Besuchs