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Dresdner Journal : 09.12.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190712096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19071209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19071209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-12
- Tag 1907-12-09
-
Monat
1907-12
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1907
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staudS und des kaufmännischen Mittelstands führt Abg Hoffmeister (frs Bgg) auS, er gehe nicht auf das weite Gebiet der MitletstandSfraae ein, eine zutreffende Abgrenzung de» Handwerk»- und Fabrikbetriebs sei schwierig; im allgemeinen sei er mit dem Grundgedanken de» Antrags, die Fabrikbetriebe zu den Kosten für die Ausbildung der Handwerker heranzuziehen, einverstanden, ebenso, daß die Möglichkeit der freiwilligen Versicherung der Handwerker er weitert werde Lou der Herausgabe eines Handwerkerblatt» verspreche er sich wenig. In der Frage der Einführung der kaufmännischen HandelSinspektoren seien seine Freunde geteilter Meinung. Abg Raab (wirtsch. Bgg ) ist erfreut, daß schon zwei Tage der Besprechung der Frage de» Mittelstands gewidmet seien und wünscht, daß die angelündigte Vorlage über die anderweite Regelung der Be- stimmungen über den unlauteren Wettbewerb bald komme, damit die vorhandenen Mißstände beseitigt würden. Die HandelSinspektoren müßten auS dem Handelsstande selbst hervorgehen Die Ausdehnung der Alter»- und Invalidenversicherung aus die kleinen selbständigen Handwerker sei dringend notwendig. In MittelstandSkreisen herrsche Freude darüber, daß im nationalliberalen Lager daS Wohl wollen für den Mittelstand in letzter Zeit an Umfang zugenommen habe. Bei Besprechung über den unlauteren Wettbewerb kommt der Redner aus die Mischen Gewerbetreibenden zu sprechen, die er die produktivsten Erfinder und Entdecker deS un lauteren Wettbewerb» nennt. Nach der Statistik deS Pros Nathan seien in 11 Jahren unter 1740 Fällen betrügerischen Bankerott» 191 Juden bestraft worden, während nach der BevSlkerungSkopfzahl nur 20 Juden sich hätten darunter befinden können. Wenn der Freisinn dem Handwerk den Vorwurf mache, in der Jetztzeit nicht genügend gelernt zu haben, io sei dieser Borwurf zurückzuweisen. Wenn der Mittelstand nach Hilfe schreie, so seien vorher alle anderen Mittel, wie Selbsthilfe, Genossenschaftswesen rc. erprobt worden. Am schwersten leide der Mittelstand unter dem gegenwärtigen hohen Bankdiskont; dem furchtbaren Drucke deS Geldmangels müsse man schnellstens begegnen (Beifall rechts) Abg. Kobelt (wildlib.) wünscht nicht, daß das Handwerk unter Aufgabe der jetzigen wirtschaftlichen Grundsätze zu Zuständen der vergangenen Zeitalter zurückkehre. Es genüge aber auch nicht, daß die Behörden an den Havdwerkerkongresien teilnähmen und dort Versprechungen machten Er wünsche die Einrichtung einer Hand- werkerabteilung im ReichSamt des Innern, in der technisch gebildete Männer säßen. (Lebhaftes Sehr richtig I) DaS Handwerk müsse konkurrenzfähig gemacht und sein Kredit gestärkt werden (Zu stimmung.) Bei den Submissionen könne man dem Handwerk wesentlich entgegenkommen, wenn die Vergebung der Lieferungen an die Produzenten direkt erfolge, damit auch die kleinen Handwerker daran sich beteiligten. Lebhaft gewünscht werde ferner die Ein schränkung der Militärbetriebswerkstätten und der Okonomie- handwerker; erforderlich sei die Förderung der Handwerker- und Kreditgenossenschaften, damit den Handwerkern Darlehen zu billigerem Zinsfuß gewährt würden. Abg Erzberger (Z.) ist erfreut über die Ausnahme der Vor lage bet allen Parteien und meint, man könne dem Zentrum nicht mehr vorwersen, daß eS papierene Sozialpolitik treibe; Sache deS Bundesrats sei e- nun, die Anregungen der Partei auSzuführen Er geht dann aus die gestrige Rede Schmidts - Berlin ein, daS 19 Jahrhundert habe nicht die Verminderung, sondern die Stärkung der Kleinbetriebe zur Folge gehabt Wenn der hohe Bankdiskont noch ein oder zwei Monate dauere, so würden Tausende von mittleren Existenzen vernichtet werden (Zustimmung.) Der Mittelstand trage die Kosten der deutschen Wellpolitik, Hunderte von Millionen, die Kiautschou und der westafrikanische Krieg gekostet habe, seien dem deutschen Volke entzogen Eine vermehrte Silberprägung würde etwas Abhilfe schaffen Der Redner wünscht dann die Vorlegung eines PostscheckgesetzeS und erörtert hierauf den Unterschied zwischen dem Fabrik- und dem Handwerkerbrtrieb. Abg Brüh ne (Soz.) legt dar, die Lehrlingsausbildung liege gegenwärtig sehr im argen; in vielen Handwerken herrsche eine fürchterliche LehrlingSzüchterei, besonders im Schlossergewerbe Der Redner weist dies ziffernmäßig nach und führt dann aus, gegen eine Erleichterung deS Beitritts der freiwilligen Invalidenversicherung habe er nichts einzuwenden, aber anderseits solle man die Hand werker der obligatorischen Krankenversicherung unterstellen. Abg. Rieseberg (Wirtsch Bgg.) hofft, daß die im Hause zu tage getretene lebhafte Handwerkerfreuudlichkeit auch bei etwaigen Vorlagen zum Ausdruck komme Auf das bloße Wohlwollen der Minister bei Vergebung der öffentlichen Arbeiten «olle man nicht angewiesen sein; man wolle eine gesetzliche Regelung dieser Materie. Einige Erhebungen über die Lage des gewerblichen Mittelstands würde er freudig begrüßen ; es würde endlich einmal festgestellt werden, wie traurig e» gerade in diesen Schichten aussehe. Abg Bindewald (Refpt.) hält den vorliegenden Antrag für eine passende Gelegenheit, endlich einmal wieder zu praktischer Arbeit überzugehen La» Handwerk verlange nach dem großen Besähigungs- nachwerS. Abg. Arendt (Rp.) weist mit Genugtuung auf die große Übereinstimmung Les Hauses in der Handwerkerfragt hin. Mit dem Abg Erzberger halte er die Frage des hohen Zinsfüße» für eine der brennendsten; er bedaure, daß die Besprechung der Interpellation vor Weihnachten nicht mehr möglich sei. Der Redner widerspricht dann dem Abg. Erzberger, daß an der jetzigen Krise, an dem hohen Zinssätze die Weltpolitik, die Kolonialpolitik Anteil habe, es handle sich gegenwärtig lediglich um eine Gold-, nicht um eine Kapitatkrisi». Abg Dove (Frs. Bgg ) befürchtet, daß auch nach der Inter pellation Kanitz der Bankdiskont so hoch bleiben werde wie bisher. Abg Albrecht (Soz.) stellt fest, daß die Sozialdemokraten bei der Errichtung der Invalidenversicherung beantragt hätten, die selb ständigen Handwerker in diese Versicherung einzubeziehen. Jetzt werde der damals abgelehnte Antrag von den sogenannten Mittel- standsparteien wieder gestellt. Das Handwerk werde vom Groß kapital aufgesogen. Mit kleinen Mitteln werde dem Handwerker stände nicht geholfen; man solle das Handwerk von indirekten Steuern befreien und in eine gesunde Finanzpolitik eintreten. Damit schließt die Besprechung. Die Abstimmung wird vertagt. Montag nachmittag 1 Uhr: ReichSvereinSgesetz Schluß 1^4 Uhr Weitzbuch über die Zweite /Haager Konferenz. Heute ist dem Reichstage das angekündigte Weißbuch über die Ergebnisse der im Jahre 1907 ,m Haag ab- gehaltenenZweiten Internationalen Friedenskonferenz zugegangen Wir entnehmen der „Nordd Allgem Zeitung" zunächst nachstehende Einleitung zur Denkschrift: Die Anregung zu einer Zweiten Internationalen Friedenskonferenz im Haag ist im Jahre 1904 von dem Hrn Präsidenten der Ber einigten Staaten von Amerika uuSgeganaen Im Jahre 1S0ö hat Se. Majestät der Kaiser von Rußland diese Anregung ausgenommen und Einladungen zu einer solchen Konferenz ergehen lasten, nach deren Annahme Ihre Majestät die Königin der Niederlande die Konserenz aus Milte Juni 1907 einberufen hat. Die Konferenz ist daraufhin am 15 Juni 1907 im Haag zusammengetreten und hat bi» zum 18 Oktober getagt. Beteiligt waren fast sämtliche Staaten Europa», Asien» und Amerika», zusammen 44 Staaten, während auf der Ersten Haager Friedenskonferenz von 1899, wo Mittel- und Südamerika fehlten, nur 2S Staaten vertreten waren Den Kon- ferenzberatungen lag im wesentlichen da» von der russischen Regie rung ausgestellte Programm zugrunde, da» in französischem Texte und in deutscher Übersetzung beigefügt ist. Danach sollt« sich die Konferenz mit der Verbesserung und Ergänzung der aus der Ersten Friedenskonferenz getroffenen Abkommen über die SchiedSsprechung, über daS Landkrieg-recht und über die Anwendung der Genfer Konvention auf den Seekrieg sowie ferner mit der Ausarbeitung eine» Abkommen» über Fragen de» Seekrieg»recht» befassen. Dieser Stoff wurde unter vier von der Konferenz gebildete Kommissionen in der Weise verteilt, daß sich die erste mit der SchiedSsprechung und der damit zusammenhängenden Einrichtung einer internationalen PrisengerichtSbarkeit, die zweite mit dem LandkriegSrechte, die dritte und vierte mit dem SeekriegS- recht, unter Einschluß der Anwendung der Senser Konvention auf den Seekrieg, beschäftigte». Die Konferenz hat in ihren Vollversamm lungen, Kommissionen und AuSschüsftn gegen 200 Sitzungen ab- )ehalten Da» Ergebnis ist in der in französischem Texte und in reutscher Übersetzung anliegender Schlußakte zusammengesaßt Danach hat die Konferenz 14 Vereinbarungen über die vorstehend aufgeführten Gegenstände fertiggestellt und außerdem verschiedene Erklärungen und Anregungen beschlösse». Die Vereinbarungen sind gleichfalls in französischem Texte und in deutscher Übersetzung angeschloffen, ebenso ein weiterer der Schlußakte beigefügter Vertragsentwurf, den die Konferenz den Mächten zur Annahme empfohlen hat. Bon den vierzehn Vereinbarungen beziehen sich zwei auf die SchiedSsprechung, zwei auf die Kriegführung im allgemeinen, zwei auf das Landkriegsrecht und die übrigen acht auf das SeekrtegSrecht. Durch die Ausarbeitung dieser Bereinbarungen ist daS russische Programm zum größten Teile erledigt worden; insbesondere hat die Konferenz die bestehenden Haager Abkommen von 1899 in wesent lichen Punkten verbeffert und durch neue Bestimmungen, teilweise auch durch neue Abkommen ergänzt. Aus dem Gebiete des SeekriegS- rechts hat das Programm ^allerdings nicht erschöpft werden können, weil die RechtSaufsaffungen und die Interessen der beteiligten Mächte nicht überall in Einklang zu bringen waren Immerhin sind auf diesem Gebiete wichtige Fragen geregelt worden; auch berechtigt die Errichtung eines internationalen PrisenhosS zu der Hoffnung auf eine sachgemäße Weiterbildung des SeekrtegSrecht». Die Konferenz selbst hat mit dem in der Schlußakte niedergrlegten vierten Wunsche angeregt, die Ausarbeitung einer vollständigen Seekriegsordnung in daS Programm der nächsten Konferenz aufzunehmen und bis dahin auf den Seekrieg soweit wie möglich die Grundsätze der Landkriegs ordnung anzuwenden. Von den sonstigen in der Schlußakte gegebenen Anregungen ist besonder« hervorzuheben der Beschluß über die Beschränkung der Militärlasten, der in Bestätigung deS gleichen Beschlusses der Ersten Friedenskonferenz den BertragSmächten daS ernstliche Studium dieser Frage empfiehlt. Der neue Beschluß, der von der Konserenz ohne weitere Erörterung einstimmig angenommen worden ist, entspricht der Stellung, die Deutschland in der Frage von vornherein ein genommen hat Denn die Reichsverwaltung, die diese» schwer wiegende Problem bereit» vor der Konferenz einer eingehenden Prüfung unterzogen hatte, kann nur wünschen, daß die Frage bei allen beteiligten Mächten den Gegenstand einer weiteren ernsten Prüfung bilden möge. Sie wird nicht verfehlen, deren praktische Ergebnisse in Verbindung mit den Ergebnissen ihrer eigenen Prüsung seinerzeit in sorgfältige und gewissenhafte Erwägung zu nehmen. Im Anschluffe an diese Einleitung zur Denkschrift teilt die „Nordd. Allgem. Zeitung" einige Abschnitte und die Schlußworte der Denkschrift mit, in denen eS heißt: »Die vorstehend aufgesührten Bereinbarungen sind am Schlüsse der Konferenz mit dem Datum deS 18. Oktober 1907 von den Vertretern der Mehrzahl der Mächte unterzeichnet worden. Die deutschen Bevollmächtigten baden namentlich mit Rücksicht darauf, daß die Bevollmächtigten anderer Großmächte die Bereinbarungen nicht sofort unterzeichneten, von deren alsbaldiger Zeichnung gleich falls abgesehen Deutschland ist aber durchaus geneigt, die sämtlichen Vereinbarungen mit Ausnahme der Erklärung über die Luftschiffe (Anlage 1S) demnächst zu unterzeichnen, wobei nur die wenigen oben erwähnten Vorbehalte zu machen sein werden Nach den Bestim mungen der Schlußakte wird diese Zeichnung so angesehen, als ob sie am Tage des Schlusses der Konferenz erfolgt wäre. Die Konferenz hat endlich in der Schlußakte den Mächten empfohlen (Seite 41), nach Ablauf eines Zeitraums, der etwa dem seit der vorigen Konferenz verstrichenen entspricht, eine dritte Friedenskonfe renz zu veranstalten. Deutschland wird, soweit sich zurzeit übersehen läßt, gern bereit sein, dieser Anregung Folge zu geben." Zur Flottenvorlage. Zur Flottenvorlage schreibt die „Kölnische Zeitung": »Am kommenden Montag wird die Beratung der Novelle zum Flottengesetz, die bekanntlich die Lebensdauer der Linienschiffe von 25 aus 20 Jahre herabsetzen soll, und des Marineetats für 1908 in der Budgetkommission deS Reichstags beginnen. Während die Redner aller übrigen Deckungsparteien bei der ersten Lesung des ReichS- daushaltetats die Marineforderungen lediglich vom Standpunkte deS Regierungsvorsch^gs erörterten, erklärte der Abg Basiermann, daß die Nationalliberale Partei es für notwendig erachte, über die Forde rungen der Verbündeten Regierungen hinauszugehen und einen schnelleren Ersatz der veralteten Schiffe der Kaiser- und Wittelsbach- Klasse herbeizuführen, als ihn die neue Tabelle L der Marinevorlage 1908 vorsieht. Nach dem Regierungsvorschlag nämlich würden bis zum Jahre 1917 außer der „Oldenburg", den Küstenpanzern der Siegfried- ktasse und den vier Brandenburg-Schiffen nur die vier ersten Schiffe der Kaiserklasse ersetzt werden Nach diesem Zeitpunkt würden also noch sechs Schiffe (eins Kaiserklasse und süns Wittelsbach) nicht ersetzt sein, die schon heute wegen der geringen Leistungsfähigkeit ihrer schweren Artillerie — beide Schiffsklassen haben nur vier 24 cm- Geschütze — bei den modernen Gefechtsentfernungen nur einen äußerst beschränkten Gesechtswert haben. Der Abg. Bassermann will dagegen auch diese sechs Schisse schon bis 1917 ersetzt haben, woraus sich nachstehender Ersatzbauplau ergeben würde: 1908 drei (ein Olden burg, zwei Siegfried), 1909 drei (drei Siegfried), 1910 drei (drei Siegfried), 1911 zwei (zwei Brandenburg), 1912 zwei (zwei Branden burg), 1913 zwei (zwei Kaiserklasse), 1914 zwei (zwei Kaiserklasse), 1915 zwei (ein Kaiserklasse, ein Wittelsbach), 1916 zwei (zwei Wittels bach), 1917 zwei (zwei Wittelbach). Das sind im ganzen 23 gegen 17 Schiffe der neuen Tabelle L. Bei diesem Bauplan würde also in der Annahme, daß im Jahre 1911 der noch immer ausstehende Neubau des 38. Linienschiffs in Angriff genommen wird, die Zahl der jährlich auf Stapel zu legenden Linienschiff« nicht Plötzlich, wie es die Regierungsvorlage zur Folge hat, von drei auf jährlich nur ein Linienschiff, sondern zunächst nur auf jährlich zwei Linienschiffe sinken Da bei einer Lebens dauer von 20 Jahren unsere ersten deutschen Dreadnought im Jahre 1926 (die erste Rate von »Ersatz Sachsen" ist 1906 bewilligt) ersatz pflichtig werden, sind in den 14 Jahren von 1912 ab gerechnet 2 Brandenburg, 5 Schiffe der Kaiserklasse, 5 Wittelsbach und 10 Schiffe der Braunschweig- und Deutschlandklasie, iuSgesamt also 22 Schiffe zu ersetzen Diesen Ersatz will der Baflermannsche Vor schlag also in der Weise regeln, daß er zuerst acht Jahre lang jähr lich ie zwei Schiffe und daun sechs Jahre lang jährlich je ein Schiff ersetzt, während der Bauplan de» ReichSmarineamt» zuerst sechs Jahre lang jährlich je ein Schiff und dann acht Jahre lang je zwei Schiffe ersatzpflickiig macht. Niemand, dem an der baldigen Schaffung einer wirklich leistungs fähigen deutschen Flotte liegt und der in Übereinstimmung mit der englischen Fachpresse der Ansicht ist, daß die Schiffe der Kaiser- und WtttelSbachklasie schon jetzt kaum noch einen Anspruch auf die Be zeichnung Linienschiffe haben, wird sich der Berechtigung und gleich zeitig auch der wirtschaftlichen Rationalität eines solchen verbesserten Bauplan» entzieheu können. Bon unserer Marineverwaltung ist früher stet» auf die große Bedeutuug der Gleichwertigkeit inner halb einer Schlachtflotte hingewiesen worden, und ihr Wert hat nicht nur von jeher in England, sondern auch wiederholt in Frankreich, und zwar hier durch die gleichzeitige Schaffung ganzer LinienschiffS- geschwader zu je sech» gleichartigen Schiffen überzeugenden Ausdruck gefunden E» ist aber klar, daß die Frage der Gleichartigkeit mit der außerordentlichen Steigerung der modernen SchtffSabmeffungen und damit der Kampfkraft der Linienschiffe noch wett brennender gewvrdea ist. Der Baflermannsche Vorschlag ist auf der organischen woblbewährten Grundlage deS Flott,ngesetze« aufgebaut, und sowohl die Verbündeten Regierungen al» auch die flottrnfteundlichen Parteien sollten um so weniger Bedenken tragen, sich ihm anzuschließen, al» auch der größte «rgwohu geae» uferlose Flottenpläne den Vorschlag nicht ander» al» durchaus maßvoll bezeichnen kann ' Koloniales. (W. T. B) Berlin, 7. Dezember Kaiserliche Marine. S. M. S. „Stein" ist am 6. Dezember in Ea«ta eingetroffen und geht am 13. Dezember von dort nach Alexandrien in See S M S „Jlti«" ist am 6 Dezember in Nagasaki einaetroffen S. M S. „Luchs" ist am 7. Dezember von Schanghai nach Hongkong in See gegangen. Der Reich«postd. „Prinz Eitel Friedrich" mit dem au«reisenden AblösungSttanSport für die Marinefeldbatterie Kiautschou an Bord ist am S Dezember in Colombo eingetroffen und an demselben Tage weitergegangen S M. SS „Rhein" und „Undine" sind am 5. Dezember in Kiel eingetoffen. Mit dem am 30. November von Schanghai abgegangenen ReichSpostd. „Prinzeß Alice" kehren in die Heimal zurück: Korvettenkapitän Küsel, b.s'ier Kvmmandant S M E „Iltis", Kapitänleutnant Förtsch, bisher Kommandant S M S „Tsingtau", Leutnant zur See v Wickede von S M S „Leipzig", Oberleutnant Schönfeld vom 3 Seebataillon, Marine- Generaloberarzt NuhkowSki, die Marine-Stabsärzte vr Mac. Lean und vr. Esch, vier Deckoffiziere und 33 Zwischendeck paffagiere TranSportsührer ist bi« Genua Korvettenkapitän Küsel, dann Kapitänleutnant Förtsch. ReichSpostd „Prinzeß Alice" trifft fahrplanmäßig am 12. Januar in Hamburg ein Die Heimreise von Ostasien haben weiter angetreten: Kapitän zur See Pilken, bisher Kommandant S. M. S. „Fürst Bis marck", über Amerika, Kapitänleutnant v Hase von S. M S. „Fürst Bismarck" und Marine-Oberzahlmeister Rust von S. M Si „Luchs" über Sibirien. Darmstadt, 7. Dezember. Staatssekretär Dernburg, der gestern zum Besuch hier weilte, wurde der „Darmstädter Zeitung" zufolge vom Großherzog in Audienz empfangen. Cuxhaven, 8. Dezember. Heute nacht ist der Damvser „Eduard Woermann" mit dem Rücktransport der südwest afrikanischen Schutztruppe in Stärke von 16 Offizieren und Beamten, 160 Unteroffizieren und 455 Mannschaften hier ein- getroffen Ausland. König Oskar von Schweden -s-. Gestern vormittag starb in Stockholm König Oskar II von Schweden. Mit ihm ist einer der ältesten und populärsten europäischen Fürsten dahingegangen. Er war ein Friedensfürst im wahrsten Sinne des Wortes, eine edle, vornehme Persön lichkeit. Von Haus aus Seemann, also Soldat, hatte er zu gleich wissenschaftliche und künstlerische Neigungen; er hat sich vor allem durch geschichtliche Forschungen, literarische Studien und künstlerische Betätigung ausgezeichnet. Wissenschaft, Kunst und Industrie fanden in ihm ihrm eifrigsten und freigebigsten Förderer. Jederzeit treu seinem Wahlspruch: „DaS Wohl der Brüdervölker", hat er zwar die Freude gehabt, während seiner Regierungszeit in Schweden die lebhafteste Entwickelung auf allen Gebieten zu beobachten, aber auch den Schmerz, die Trennung der Brüdervölker zu erleben. Gegenüber den dauernden Bestrebungen der radikalen norwegischen Storthing- mehrheit, die Verbindung zwischen Schweden und Norwegen zu lösen, verfolgte der König eine feste, aber stet« versöhnliche Politik. Die vornehme Haltung, die er bei der endgültigen Trennung eingenommen hat, ist noch in aller Erinnerung Der Schmerz über die Lösung der Union hat de« greisen Monarchen Lebensabend verbittert. Oskar II. Friedrich war geboren in Stockholm am 21 Januar 1829 als Sohn des Königs Oskar I. und der Königin Josephin- geb Prinzessin von Leuchtenberg. Er folgte am 18. September 1872 seinem Bruder, dem Könige Karl XV., aus dem Throne von Schweden und Norwegen. In einem an daS norwegische Stortbing gerichtete« Schreiben vom 26 Oktober 1905 verzichtete der König auf die Krone von Norwegen. Wegen seiner Verdienste um Kunst und Wissenschaften war König Oskar Ehrendoktor der Universitäten Erlangen, Wien, Leyden, Bologna, Oxford und Cambridge sowie Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin und St. Petersburg. Er stand als Großadmiral L la suite der Kaiserlich Deutschen Marine. Vermählt war der König seit 6. Juni 1857 mit Sophie, Prin zessin von Nassau Aus dieser Ehe stammen vier Kinder: d-r Kronprinz, jetzige König, Oskar Gustav Adols, Prinz Oskar, der auf die eventuelle Thronfolge verzichtet und den Namen Prinz Bernadotte, Gras von Wisborg, angenommen hat, Prinz Carl und Prinz Eugen, der sich als Maler einen Namen gemacht hat. Zum Tode de« Königs liegen noch folgende Meldungen vor; Stockholm, 7. Dezember. Wegen ungünstiger klimatischer Verhältnisse im Dezember hatte König Oskar gewünscht, sich nach Südeuropa zu begeben, um dort die strengsten Winter monate zuzubringen. Aber die Arzte rieten aufs bestimmteste von einer längeren Reise ab Man beschloß daher, daß der König in diesen Tagen in SaltSjöbaden Aufenthalt nehmen sollte. Die Ärzte hatten bereits vor mehreren Wochen gesucht, den König zu bewegen, sich von Regierungsgeschästen fern zuhalten. Aber der König hatte mit solchem Interesse alles, was geschah, verfolgt, daß er e« nicht über sich bringen konnte, die Regierungsgeschäfte vor Mittwoch abzugeben, an welchem Tage die Regentschaft dem Kronprinzen übertragen wurde. Bei den Audienzen am Oskartag, dem 1 Dezember, fühlte sich der König so schwach, daß er sich zwischen den Audienzen auf« Sofa legen mußte Montag und Dienstag fühlte er sich etwa« bester, am Mittwoch verschlimmerte sich indessen der Zu stand plötzlich ohne jede äußere Ursache, der König war nicht mehr imstande, da» Bett zu verlasten. Damal« begannen bereit» die Perioden der Bewußtlosigkeit. Die Krankheit hat in den letzten Tagen dem Könige oft heftige Schmerzen bereitet Al» die Ärzte gestern abend um, 9 Uhr beim König ge wesen waren, erhielt er einige Zeit Ruhe und schlief fest vier Stunden Kurz vor 1 Uhr nacht» erwachte er mit heftigen Schmerzen Diese dauerten bi« ^3 Uhr, al» die Ärzte sich genötigt sahen, dem Könige Kampfereinspritzungen zu geben, um einige Lmdcrung der Schmerzen zu schaffen Am ganzen heutigen Tage war der König so mitgenommen, daß er die Schmerzen nicht so stark fühlte, wie an den Vortagen; jetzt scheint er ohne Schmerzen zu sein. Man hat versucht, dem Könige Speise in flüssiger Form zu geben, aber er konnte sie nicht aufnehmen, da da« Schlucken ihm Schwierigkeiten be reitete Nach einer Entleerung der Blase, die Prof. Berg '^4 Uhr nachmittag« vornahm, war der Zustand im allgemeinen unverändert und sehr ernst
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