bzw. die Bezeichnung „Scherzo" mitgeteilt. Die Aufführung hatte überhaupt keinen Erfolg. Es kam noch schlimmer. Die nächsten zwei Aufführungen waren am 27. Oktober 1893 in Hamburg und am 3. Juni 1 894 in Weimar. Das Werk hatte jetzt ei nen Titel. Man las (auf dem Ham burger Programm): „ ,Titan', eine Tondichtung in Symphonieform". Auch die beiden Teile und die ein zelnen Sätze wurden erläutert: „I. Theil. ,Aus den Tagen der Jugend', Blumen-, Frucht- und Dornstücke. 1. ,Frühling und kein Ende' (Einlei tung und Allegro comodo). Die Einleitung stellt das Erwachen der Natur aus langem Winterschlafe dar. 2. ,Blumine' (Andante). 3. ,Mit vollen Segeln' (Scherzo). II. Theil. ,Commedia Humana' 4. ,Gestrandet!'(ein Todtenmarsch in Callot's Manier'). 5. ,Dall' Infer no' (Allegro furioso) folgt, als der plötzliche Ausbruch der Verzweif lung eines im Tiefsten verwundeten Herzens." Zumal nach der Weima rer Aufführung wurde das Werk nicht nur scharf kritisiert: Die Pres se verband fast ausnahmslos Kritik mit gehässigsten Invektiven. Ver mutlich hat Mahler unter dem Ein druck des Mißerfolges die genann ten Titel erfunden: Der Hörer hatte jetzt etwas, woran er sich halten konnte. Aber konnte er sich wirk lich etwas vorstellen? Mit „Titan" assoziierte er allenfalls etwas Heroisches oder Prometheisches. Aber einen längst vergessenen Ro man von Jean Paul? Es war nur fol ¬ gerichtig, daß Mahler für die vierte Aufführung - in Berlin am 16. März 1 896 - sämtliche Überschriften und Erläuterungen wieder fallen ließ. Aber nicht genug damit: auch die Gliederung der Sinfonie in zwei Teile verschwand, und der zweite Satz - das „Bluminenkapitel" - wurde gestrichen. In dieser viersätzigen Form, welche auch in Berlin keinen Erfolg hatte, ist uns das Werk heute bekannt. Gustav Mahler