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Dresdner W Journal. königlich Sächsischem Staatsanzergem. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehördea. Nr. 174. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: i. B. Regierungsassessor vr Gerth in Dresden. Freitag. 30. Juli 1909. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag- nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt.AnkündigungSleite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7b Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Fabrik- tischlcr Karl Wilhelm Ferdinand Konrad Jäger in Meißen für die von ihm am 22. April dieses Jahres mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Rettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens in dem Mühlgraben in Meißen eine Geldbelohnung bewilligt. 3023 III Dresden, am 13. Juli 1909. 5257 Königliche Kreishauptmannschaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Zm Geschäftsbereiche de» Ministeriums der Kiuauzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: der Knappschasts- älteste a. D. Oesen als Postagent in Kleinnaundorf lAmtsh. Dresden); der Fleisch- und Trichinenbeschauer Grahle als Post agent in Zauckerode lAmtsh. Dresden). (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Ausland. Von der Rordlandreise Sr. Majestät veS Kaisers. (W. T. B.) Bergen, 29. Juli. Ter Deutsche Kaiser machte vormittags einen Spaziergang und folgte dann einer Einladung des Konsuls Mohr zum Frühstück. Nach mittags arbeitete Er allein und hörte einen kriegsgeschicht lichen Bortrag des Obersten Dickhut. Zur Abendtafel waren Staatsminister Michelsen und Konsul Mohr mit Damen geladen. Tas Wetter ist aufklärend. England. (W. T. B.) London, 29. Juli. Im Unterhause erwähnte der Premierminister Asquith bei der Diskussion über die vom Reichsverteidigungskomitee gemachten Vorschläge die verschiedenen Gegenstände, die zum Bereiche des Komitees gehören, wie z. B. auch die Luftschiffahrt und ihre zu künftige Entwickelung. Auch habe das Komitee die Frage einer Invasion geprüft. Das Komitee sei einstimmig zu dem Schlüsse gelangt, solange die britische Vorherrschaft zur See in angemessener Weise gesichert sei, würde eine Invasion eine durchaus unmögliche Operation sein. (Beifall.) Der Premierminister fuhr sodann fort: Wenn wir unsere Vorherrschaft zur See verlieren würden, so wäre auch ohne eine Invasion eine Unterjochung unseres Landes unvermeidlich. Die Admiralität ist der Ansicht, daß schon eine viel geringere Streitmacht als 70000 Mann bei einer beabsichtigten Invasion der Flotte nicht mehr entgehen könne. Um unsere Sicherheit zu erhöhen, müßten wir eine heimatliche Verteidigungsarmee haben, die einem Heere von 70000 Mann begegnen könnte. Balfour drückte darauf seine allgemeine Übereinstimmung mit den Er klärungen des Premierministers aus. Sodann wurden die Vorschläge der Kommission angenommen. Schließlich wurde in 3. Lesung auch das Arbeitsbörsengesetz an genommen. Frankreich. (W. T. B.) Paris, 29. Juli. Die kürzlich vom Kriegsgericht zu Casablanca über die Deserteure der Fremdenlegion verhängten Strafen sind vom Präsidenten Falllöres ge mildert worden. Belgien. (W. T. B.) Brüssel, 29. Huli. Die Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung mit 75 gegen 48 Stimmen die vom Senat vorgestern beschlossenen Abänderungen an dem Gesetze betreffend den Maximalarbeitstag für Gruben arbeiter verworfen. Tas Gesetz geht nunmehr wieder an den Senat zurück. Zur Lage in Spanien. (W.T.B.) Cerböre, 29. Juli. Aus Madrid wird gemeldet: Eine Volksmenge, der sich Soldaten angeschlossen hatten, veranstaltete lärmende Kundgebungen vor dem König!. Schlosse. Man rief: „Rieder mit dem Kriege." Die Gendarmen bringen immer beunruhigendere Nach richten. Ein aus Barcelona eingetroffener Brief besagt, daß dort fünf Klöster und mehrere Häuser in Brand gesteckt wurden. Die Artillerie fährt fort, auf die Barrikaden der Aufständischen zu schießen. Die Zahl der Gefallenen ist bedeutend; 30 zählte man allein an der Barrikade auf der Calle del Pino. Der Früh- schnellzug von Portbou nach Barcelona mußte bei Lansa anhalten, da die neuen Brücken mit Dynamit in die Lust gesprengt waren. Bayonne, 29. Juli. Aus Madrid läuft folgende Meldung ein: Die Lage in Spanien erscheint un entwirrbar. Die Regierung hat die Zustände in Bar- celona als sehr ernst anerkannt. Gerüchte außerordent- lich schwerwiegenden Inhalts rufen, da zuverlässige Nach richten nicht vorhanden sind, große Bestürzung hervor. Heute wurde hier davon gesprochen, daß in Barcelona eine provisorische Regierung proklamiert worden sei. Der Ursprung der Bewegung liegt in einem Gegensatz der öffentlichen Meinung zu der gegenwärtigen Regierung. Die Revolutionäre haben sich dann die schwierige äußere Lage zunutze gemacht und plötzlich eine allgemeine Re volte unter der Arbeiterbevölkerung Barcelonas hervor gerufen. Die Bewegung in Barcelona scheint demnach weder antipatriotischen noch separatistischen Charakters zu sein. Madrid, 29. Juli. Im Ministerrate erklärte Maura, er habe über die Lage in Barcelona, die sich etwas gebessert habe, die beste Meinung. Cerbere, 29.Juli. Die Verbindung zwischen Port bou und Barcelona wird morgen wieder hergestellt sein. Cerbere, 30. Juli. Wie aus Granvillers gemeldet wird, sind dort zwei Klöster in Brand gesteckt wor den. In Casa de la Selva wurden die Gendarmen von der Bevölkerung entwaffnet, gefangengenommen -und eingesperrt. Die Reservisten aus den Jahrgängen 1906, 1907 und 1908 sind einberufen, aber keiner von ihnen hat sich in der Kaserne gemeldet. Die Türket und die Kretafrage. Konstantinopel, 29. Juli. In der Kammer kam es heute zu einer patriotischen Kundgebung wegen Kreta. Die Sitzung wurde mit der Verlegung von Telegrammen eröffnet, die in sehr großer Zahl aus allen Teilen der Türkei eingelaufen sind. In diesen Depeschen wird die Veranstaltung von Versammlungen angekündigt und erklärt, daß alle Ottomanen bereit seien, ihr Blut für die Verteidigung der Rechte der Ottomanen auf Kreta zu vergießen. Mehrere türkische, albanische und arabische Deputierte hielten unter lebhaftem Beifall be geisterte Reden, in denen sie der Regierung Untätigkeit vorwarsen, sie aufforderten, energisch vorzugehen, und erklärten, daß alle zum Kampfe bereit seien, um die griechische Flagge auf Kreta zu zerreißen und eine Re gierung zu vernichten, welche diese Flagge auf Kreta gehißt habe. An der Debatte beteiligten sich auch ein armenischer und ein bulgarischer Deputierter sowie der Grieche Arta, der die Regierung aufforderte, diese Frage in einer den Interessen der Ottomanen entsprechenden Weise zu lösen. Der Präsident erklärte, er werde dem Kabinett von den Gesinnungen der Kammer Mitteilung machen. Wie er wisse, sei die Regierung bemüht, die Interessen des Vaterlandes zu wahren. Man müsse ihr darin freie Hand lassen. Die Pforte hat den Schutzmächten mitgeteilt, wenn auf Kreta die griechische Flagge gehißt werden sollte, so würden sie die Türken selbst herunterholen. Zur Lage in Marokko. (W.T.B.) Paris, 29. Juli. Nachrichten aus Melilla zeigen Marina in einer außerordentlich kritischen Lage. Ter General soll 75000 Mann Verstärkung erbeten haben. Tie Soldaten sind demoralisiert und vollständig von Kräften. Tie Eingeborenen sind von ihren Erfolgen wie berauscht, greifen die Posten der Vorhut an und drohen, bis an die Tore der Stadt vorzurücken. Die Einwohner der außer halb der Mauern belegenen Vorstädte fliehen nach Melilla. Der Feldzug zeigt, daß die Organisation des Verwaltungs- dienstes sowohl wie die der Armee mangelhaft ist. Aus Melilla wird unter dem 28. Juli gemeldet: Seit dem Kampf vom 27. Juli ist die Eisenbahn ab geschnitten und damit die Versorgung der spanischen Vor posten mit Munition und Lebensmitteln unmöglich ge worden. Ihre Stellungen werden also wahrscheinllch aufgegeben werden müssen. Die Lage in Melilla ist ernst: man kämpft unter den Mauern der Stadt. Außer dem General Pintos sind ein Oberst, zwei Oberstleutnants, ein Major, fünf Hauptleute, viele Subalternoffiziere und etwa 1000 Soldaten gefallen. Die Zahl der Verwundeten, unter denen sich viele Offiziere befinden, beträgt 1500 bis 2000. Das Hippodrom ist mit Leichen angefüllt. Ein Gerücht will wissen, daß zwei Generale schwer verwundet seien. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Gibraltar, 29. Juli. Sechs spanische Jägerbataillone aus Algeciras und den benachbarten Städten sind heute auf vier Ozean dampfern nach Melilla eingeschifft worden. Die Schiffe gehen heute nachmittag in See. Madrid, 29. Juli. Einer amtlichen Meldung aus Alhucemas zufolge eröffnete die Besatzung gegen eine 6000 Mann starke Harka ein Feuer, das erwidert wurde. Oran, 29. Juli. Die französische Regierung hat den Dampfer „Aude" zum Transport von Lebensmitteln nach Melilla gechartert. Der Dampfer wird Oran nachts verlassen. Paris, 30. Juli. Dem „Matin" wird aus Oran gemeldet, daß nach aus Melilla eingetrosfenen Nachrichten zahlreiche Familien sich nach Malaga und Gibraltar ge flüchtet haben. Die Angreifer seien 30000 Mann stark, und wenn sich die Lage nicht bald bessere, werde ihre Zahl auf 50 000 Mann steigen. Der von der franzö sischen Regierung gecharterte Dampfer der Compagnie Transatlantique soll von Oran unverzüglich mit 2000 Rationen Lebensmitteln nach Melilla avgehen. Demselben Blatte wird aus Madrid gemeldet, in Melilla seien aus dem Riffgebiete Juden eingetroffen, die berichten, daß die Riffleute in den letzten Kämpfen überaus große Verluste gehabt hätten und entmutigt seien. Sie würden um Frieden bitten, fürchteten aber, daß General Marina von ihnen die Auslieferung der Waffen verlangen werde. Zur Lage in Persien. (Berl. Morgenbl.) Teheran, 29. Juli. Die ersten Hinrichtungen von Reaktionären fanden bei Sonnen untergang statt. Mehrere Hauptreaktionäre, lauter reiche Persönlichkeiten, wurden nachmittags dem Kriegsgerichte eingeliefert und sehen ihrer Aburteilung entgegen. Es bestätigt sich, daß Liakoff Teheran endgültig verlassen wird. Mannigfaltiges. Dresden, 30. Juli. * Se. König!. Hoheit der Großherzog von Baden überreichte gestern abend in Leipzig Sr. Exzellenz dem Hrn. Staatsminister vr. Beck persönlich das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen, dem Hrn. Geh. Regierungsrat vr. Schmaltz das Komturkreuz desselben Ordens. ß Vorgestern verschied im 83. Lebensjahre Hr.Ministerial direktor a. D. Geh. Rat Hedrich infolge Herzlähmung. Geh. Rat Hedrich gehörte bis zum Jahre 1889 dem Justizministerium an. Er wurde, nachdem er nach Voll endung feiner Studien bei verschiedenen Rechtsanwälten tätig gewesen war, 1850 Akzessist und Protokollant am Gericht Oederan. Im Jahre 1853 wurde er Aktuar beim Justizamt Grüllenburg. 1856 wurde er zum Gerichtsrat beim vormaligen Bezirksgericht Meißen er nannt. Er war dann Hilfsarbeiter am Appellationsgericht Leipzig und 1861 Gerichtsamtmann in Schwarzen berg. Im Jahre 1864 als Hilfsarbeiter ins Justiz ministerium berufen, wurde er 1866 Geh. Justizrat und 1878 Geh. Rat. Im Jahre 1883 wurde er zum Ministerial direktor ernannt. Bei seiner am 1. Mai 1889 erfolgten Versetzung in den Ruhestand wurde ihm von Sr. Majestät dem Könige das Komturkreuz 1. Klasse des König!. Sächsischen Verdienstordens verliehen. Nach Rücktritt von seinem Amte war er noch als von der Ersten Kammer der Ständeversammlung erwählter Richter Mitglied des StaatSgerichtshofs. * Die Verpackung der Pakete nach überseeischen Ländern läßt noch immer zu wünschen übrig, trotzdem wiederholt die Postanstalten angewiesen worden sind, auf die vorschriftsmäßige feste Verpackung derartiger Sen dungen besonders zu achten. Den Aufgabepostanstalten wird daher erneut dringend zur Pflicht gemacht, die Bor- chriften des Paketposttarifs genau zu befolgen. Die Ab- ender von Paketen nach überseeischen Ländern sind in cdem Falle darauf aufmerksam zu machen, daß die nnere und äußere Verpackung durchaus sorgfältig und dauerhaft sein mich, und daß Kisten au- dünnen und wenig widerstandsfähigen Brettern zur Verpackung nicht verwendet werden dürfen. Pakete, deren Verpackung den Vorschriften nicht entfpricht, sind von der Annahme zur Postbeförderung unbedingt zurückzuweisen Ebenso haben die Grenz-EingangSpostanstalten streng darauf zu halten, daß die vom AuSlande zugehenden Pakete nach überseeischen Ländern nur mit ordnungsmäßiger Ver packung weitergefandt werden. * Der Gedanke, in nächster Zeit in Dresden einen großen Kommer- der alten Sängerschafter de-