füllte Sinfonie. In starkem Maße kommt hier ein typisch österreichi sches Lokalkolorit zur Geltung, was nicht nur in zahlreichen volkslied- haften Motiven, sondern zudem auch in der ausgesprochen strei chermäßigen Prägung der Thema tik (im Gegensatz zu den ersten drei Sinfonien, wo besonders die Bläser bedeutsam eingesetzt wer den) seinen Ausdruck findet. Es ist für uns kaum zu begreifen, daß ge rade die verhältnismäßig unproble matische 4. Sinfonie - heute viel leicht das beliebteste und am häu figsten zu hörende sinfonische Werk Mahlers - bei den Zeitgenos sen auf Ablehnung und Unver ständnis stieß und vom Komponi sten als „Stiefkind" angesehen wer den mußte. Offenbar hat aber das Doppelbödige, Hintergründige, ein gewisser „Schein von Simpli zität", der sich als „Spiel im Spiel" entpuppt, das geradezu Vertraute an dieser Musik befremdet, die ein merkwürdiges Spiel von Leben und Tod, von Wirklichem und Mögli chem unter der Maske der Naivität treibt: „Der erste Satz beginnt, als ob er nicht bis drei zählen könnte, dann aber geht es gleich ins große Einmaleins und zuletzt wird schwindelnd mit Millionen und aber Millionen gerechnet - äußerte Mahler. Deutliches Anknüpfen an die Tradi tionen der Wiener Klassik kenn zeichnet den musikantischen, in klar überschaubarer Sonatensatz form gearbeiteten ersten Satz mit seinem charakteristischen (später mehrfach wiederkehrenden) Schel lengeläut zu Anfang. Thematisches Material bildet das von den Violi nen angestimmte frohe Hauptthe ma, das Mahler wie einen Wiener Walzer begonnen haben wollte, und ein kantables Seitenthema der Violoncelli. Der zweite Satz, ein Scherzo in Rondoform, bringt trotz des ur sprünglichen Untertitels „Freund Hein spielt auf" keine grundsätzli che Trübung. Wenn auch durch ei ne Solovioline, deren Saiten um ei nen Ton höher gestimmt sind (die „Fiedel" des Todes), unheimliche, schauerlich-fahle Klangwirkungen erzielt werden und einige spukhaft- Gustav Mahler (Schabblatt von Emil Orlik, 1902)