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TLZniglich Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 286. r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <r Mittwoch, 9. Dezember 1908. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, «roße Zwingerstrabe 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mart vlerteljülMch. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 129b — Redaktion Nr. »574. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt-AnkündigungSseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Teriseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermLßigg. auf GeschLftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die nachgenannten Hofbediensteten die ihnen von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Lippe verliehenen Ordensdekorationen, und zwar das silberne Verdienstkreuz des Fürstl. Lippischen Leopold-Ordens Silberdiener Günzel und Tafeldecker Buchwald und die silberne Medaille desselben Ordens die Hoflakaien Härtel und Richter annehmen und tragen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. I« Geschäftsbereiche de» Ministerium» der Aiuauze«. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Reichelt, seither Postinspektor (HilfSreserent), als Postinspektor (Orts aufsichtsbeamter); Scheibler, seither Postsekretär, als Postmeister in Thum; Sommer, Conrad und Freitag, seither Post anwärter, al» Postassistenten. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Kult«» und öffentl. Unterricht». Gesucht für 1. Jan. oder 1. Febr. 1909 «in wahlfähiger Schulamtskandidat zur vikarischen Ver waltung einer ständigen Lehrerstelle gegen Überweisung des Ge samteinkommens. Bewerbungen baldigst an den K Bezirksschul inspektor zu Kamenz. — Zu besetzen Ostern 1909: ») eine ständige Lehrerstelle in Rabenstein i. Sa. Koll.: Die oberste Schulbehörde. 1500 M. und 325 M. Wohnungsgeld für ver heirateten, bez. 180 M. für unverh. Lehrer; d) eine neugegründete ständige Lehrerstelle in Niederhermersdorf b. Chemnitz. Koll.: Die oberste Schulbehörde. 1500 M. und 250 M. Wohnungs geld. Bewerbungen unter Beifügung der notwendigen Unter lagen, ev. eines Militär-Dienstnachweises, bis 20. Dez. an den K. Bezirksschulinspektor für Chemnitz 11, Neefestr. 48 I; — 1. Febr. (spätestens Ostern) 1909 die 2. ständige Lehrerstelle in Venusberg. Koll.: Die oberste Schulbehörde. 1500 M. Ge halt, 7b M. für Turnunterricht und freie Wohnung im Schul hause. Gesuche mit den erforderlichen Beilagen bis 21. Dez. an den K. Bezirksschulinspektor Pönitz in Marienberg: — die zweite ständige Lehrerstelle an der üklassigen Schule zu Sohland a. R. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1500 M., freie Wohnung mit Gartengenuß und 30 M. für Vertretung des Kirch schullehrers im Kirchendienst. Bewerbungsgesuche mit allen er forderlichen Zeugnissen, insbesondere auch über die musikalische Befähigung, sind bis 31. Dez. bei dem K. Bezirksschulinspektor zu Löbau einzureichen. — Vikare gesucht zur Vertretung eines erkrankten Lehrers in Großenhain und zur Verwaltung einer ständigen Stelle in Weida vom 2. Januar 1909 ab. Be werbungen an den K. Bezirksschulinspektor in Großenhain. Nichtamtlicher Teil. Pom Königlichen Hofe. Dresden, 9. Dezember. Se. Majestät der König hielt vormittags Rapport mit den Hofdepartementschefs ab und empfing nachmittags Se. Durchlaucht den Fürsten von Schönburg-Waldenburg. Aus Anlaß des Geburtstags Sr. König!. Hoheit des Prinzen Ernst Heinrich konzertierte vormittags 9 Uhr das Trompeterkorps des 4. Feldartillerieregiments Nr. 48 im groben Stallhof, Augustusstraße. Mittags 12 Uhr erfolgte die Einstellung Höchst- desselben als Leutnant in das 1. (Leib-) Grenadier regiment Nr. 100 auf dem Kasernenhof des Regiments, welcher Feier Se. Majestät der König mit Ihren Königl. Hoheiten dem Kronprinzen, dem Prinzen Friedrich Christian und den Prinzessinnen-Töchtern, sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde bei wohnten. Hierauf nahm der Monarch mit Allerhöchstseinen Söhnen und Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Johann Georg an dem gemeinsamen Frühstück im Offizierskasino des Regiments teil. Deutsches Reich. Jur Easablancafrage. Beilin, 8. Dezember. Für das Schiedsgericht in der Casablancafrage hat die deutsche Regierung den Wirkl. Geh. Legationsrat und Justitiar im Aus- wärtigen Amte Vr. Kriege und den, italienischen Staats rat Fusinato -u Schiedsrichtern gewählt. Die von der deutschen und die von der französischen Regierung ge wählten Schiedsrichter werden gemäß Artikel 2 des Schiedsvertrags vom 24. November d. I. nunmehr einen Obmann zu wählen haben. Ausland. Ausländische Pretzstimmen zur Rede des Fürsten v. Bülow. Fast alle österreichischen Blätter besprechen die gestrige Rede des Fürsten v. Bülow im Reichstage. Die „Neue Freie Presse" sagt: Wer die Rede des Reichs- kanzlers, die eine seiner klarsten und besten ist, unbe- fangen auf sich wirken läßt, fühlt, daß hier der leitende Staatsmann einer wirklichen und redlichen Friedensmacht gesprochen hat, der Minister einer Macht, die dort, wo sie ihr Wort verpfändet und ein Versprechen gegeben hat, ihre Zusicherung treu hält, nicht bloß nach dem Buch- staben des Vertrags, sondern nach dem großen Jnteressen- zuge, aus dem er entstanden ist. Die Rede des Fürsten v. Bülow hat ein Helles Licht auf den wahren Stand der Orientkrise geworfen. Die Rede, die eine starke Be ruhigung für alle Freunde des Friedens ist, wird in Osterreich-Ungarn mit dankbarer Sympathie ausgenommen werden und überall mit ihrer ganzen überzeugenden Kraft wirken. — Das „Neue Wiener Tagblatt" führt aus: Was uns in Osterreich-Ungarn vor allem aus der Rede entgegenschallt, das ist die Bekundung der unzweideutig sten Vertragstreue und des auch während des neuesten Standes der europäischen Dinge erprobten Festhaltens an dem Leitstern des Dreibunds. Freundschaftlich, und dabei getragen von klarem Freimut ist Fürst Bülows Auseinandersetzung des Verhältnisses zwischen Osterreich- Ungarn und Italien. Motto und Ausklang der Rede des Fürsten Bülow lautet: Vertrauen auf Erhaltung des Friedens. — Die ^Österreichische Volkszeitung" meint: Der leitende deutsche «taatSmarrn hat in kritischer Stunde unbedingt und nachdrücklich dem Frieden das Wort ge redet. Die Rede des Fürsten Bülow ist eine politische Tat ersten Ranges. — „Extrablatt" bezeichnet die Rede inhaltlich wie formell als gleich hervorragend und sagt: Der deutsche Reichskanzler hat den Standpunkt Deutsch lands in der Orientfrage als aufrichtiger Freund Oster reich-Ungarns beleuchtet. Die Rede wird überall ihren Eindruck nicht verfehlen. Das Blatt begrüßt die Rede als einen neuerlichen Freundschaftsbeweis zwischen den beiden Staaten. — Auch die „Arbeiterzeitung" hebt den Freundschaftston in den Ausführungen des Reichskanzlers hervor. — Die „Reichspost" bezeichnet die Rede gleich falls als Friedensrede und begrüßt die ErNärungen mit Bezug auf das Bundesverhältnis mit großer Genugtuung. — Das „Fremdenblatt" betont, den geaen Osterreich- Ungarn gerichteten Vorwurf, daß es den 8tatu8 guo auf dem Balkan gestört hätte, entkräfte entschieden die Er klärung des Fürsten Bülow, daß die Türkei durch die Annexwn tatsächlich nichts verloren, durch die Räumung des Sandschaks sogar gewonnen habe. Bülow fand, daß die staatliche Gesundheit der Türkei durch die Annexion nicht gefährdet sei und drückte damit nur dieselbe Über zeugung'aus, die, bevor die Verhetzungspolitik der eng lischen Presse ihr Werk getan, auch von der Türkei ge teilt wurde. Das Blatt erblickt in der absoluten Festig keit der deutschen Bundestreue eine Garantie für die Erhaltung des Friedens. Kein Mensch in Europa zweifle heute an der Friedensliebe der deutschen Orientpolitik; und wenn dieser friedliebende Bundesgenosse so fest zu Osterreich-Ungarn halte, so sei es kein übles Zeugnis auch für dessen Friedensliebe. „Wir teilen", schließt das Blatt, „die Hoffnung des Fürsten Bülow, daß unserem Weltteil die bösen Tage erspart bleiben mögen, in denen der Wert des Bündnisses erprobt wird." Von italienischenBlättern schreibt„Giornale d'Jtalia", die Rede des Reichskanzlers Fürsten Bülow beurteile die Tätigkeit jeder einzelnen Macht mit großem Wohlwollen. Besonders liebenswürdig habe Fürst Bülow sich Italien gegenüber gezeigt, wofür ihm die Italiener aufrichtig dankbar seien. — „Tribuna" sagt, die Rede sei sehr beruhigend, weil Fürst Bülow versicherte, daß er alle Bemühungen zur Aufrechterhaltung des Friedens unter- stützen werde. Das Wort werde daher sicherlich nicht den Diplomaten genommen, um den Heeren gegeben zu werden. — „Popolo Romano" schreibt, die Rede des Reichskanzlers sei eine gute Tat, weil sie der öffentlichen Meinung Europas, die augenblicklich von einer Strömung der Ungewißheit beherrscht werde, Erleichterung ver schaffe. Bon englischen Blättern sagt „Morning Post": Die Ausführungen des Fürsten Bülow können mit Befriedi gung gelesen werden, wenn sie die Gedanken der Politi der deutschen Regierung darstellen, eine Annahme, die man nach den jüngsten Ereignissen in Deutschland viel- leicht als richtig gelten lassen kann. Sie mögen woh dazu beitragen, die Beunruhigung zu beschwichtigen, die in Europa in der letzten Zeit so allgemein geherrscht hat. Die Rede deS Reichskanzlers wird auch von einigen Pariser Morgenblättern besprochen. Der „Gaulois" findet, daß die Rede friedlich fei. Er hebt mit besonderer Genugtuung den Schlußsatz hervor, der die auf die Erhaltung »es Friedens gerichteten Anstrengungen Deutschlands be- risst: das seien ausgezeichnete Absichten, von denen Frankreich gern Kenntnis nehme. — Der „Radical" meint, es habe nicht erst der Rede des Fürsten Bülow bedurft, um hinter Österreich den Schatten des Deutschen Reiches u erblicken; jedenfalls könne man feststellen, daß von den leiden verbündeten Mächten Mitteleuropas bezüglich der iDrientkrisis ein einiges Vorgehen beobachtet werde. — Die sozialistisch-radikale „Action" meint, der Reichskanzler habe in sehr richtiger Weise die französisch-deutschen Be ziehungen gekennzeichnet. In der Tat müsse der gesunde Menschenverstand, der ebenso frei von Selbsttäuschung wie von Haß sei, für die Beziehungen der beiden Länder maßgebend sein. Unter Hinweis auf das russisch eng- ische Einvernehmen schreibt das Batt: Wenn man sich von London nach St. Petersburg verständigen kann, ohne dabei auf Deutschland anzuspielen, so sehen wir nicht ein, varum die Unterredung eine aggressive Bedeutung be ömmen soll, wenn sie über Paris geführt wird. Wir ühlen keinerlei Beruf zum Blitzableiter in uns. Der „Temps" hebt die Klarheit und den beruhigen den Ton der Rede hervor. Selbst wenn man die Zu versicht Bülows nicht teile, müsse man sich freuen, >aß er derselben Ausdruck gegeben habe. Dies gestatte ebenfalls die wertvolle Hoffnung, daß man im Hinblick auf künftige Schwierigkeiten auf den guten Willen Deutschlands rechnen könne. — Das „Journal des Debats" erklärt, Fürst Bülow habe als Staatsmann ge- prochen, dem es am Herzen liege, die Interessen und >as Ansehen seines Landes zu verteidigen, die Treue fegen den Bundesgenossen zu bekunden und die Emp- indlichkeit der anderen Staaten zu schonen. Österreich-Ungarn. (W.T.B.) Wien, 8. Dezember. Der König von Dänemark ist heute früh aus München hier eingetroffen. Der ungarische Ministerpräsident wurde heute v om Kaiser in längerer Audienz empfangen, in der die innerpolitischen Angelegenheiten Ungarns besprochen wurden. Hierauf hatte vr. Wekerle Konferenzen mit dem Minister des Äußern, dem Kriegsminister und dem öster reichischen Ministerpräsidenten. England. (W. T. B.) London, 8. Dezember. Lord Knollys, der Privat sekretär des Königs, teilte gestern den „Daily News" telegraphisch mit, daß es dem Könige besser gehe. Der König hoffe, London heute verlassen zu können. Rußland. (W.T. B.) St. Petersburg, 8. Dezember. Die Oktobristen haben in der Reichsduma eine an den Minister des Innern gerichtete dringende Interpellation eingebracht, welche die Unfähigkeit der St. Petersburger Stadtver waltung im Kampfe gegen die Cholera zum Gegen stand hat. Frankreich. (W. T. B.) Paris, 8. Dezember. Deputiertenkammer. Bei der heutigen Beratung des Gesetzentwurfs zur Abände rung des französischen Strafgesetzbuchs hat die Kammer den 8 1 des Artikels I, der die Todesstrafe aufrechterhält, in der Fassung der Kommission mit 330 gegen 201 Stim men angenommen. Im weiteren Verlauf der Sitzung interpellierte Admiral Bienaimä die Regierung wegen der Maß regelung des Admirals Germinet. Der Interpellant behauptete, es handle sich um ein Mißverständnis, die Regierung sei falsch unterrichtet worden, Germinet sei wegen seiner Energie das Opfer von Intrigen geworden, die Marine verliere in ihm eine bedeutende Kraft. (Leb hafter Beifall.) Der Deputierte Michel führte aus, Admiral Germinet habe einfach eine unumstößliche Wahr heit ausgesprochen, oie der Marineminister selbst von der Tribüne herab gesagt habe. Thomson erklärte, Germinet werde mit Recht gelobt; aber er habe unrecht getan, wiederholt Interviews zu gewähren. Alle, besonders die Führer, müßten den Gesetzen der Disziplin Folge leisten. (Beifall links.) Marineminister Picard verlas die Inter views des Admirals Germinet und erinnerte daran, daß schon der frühere Marineminister Thomson dem Admiral mehr Zurückhaltung anempfohlen habe. Trotzdem habe sich Germinet öffentlich über den Zustand der Landes verteidigung geäußert, während zur Entgegennahme von Bemerkungen der Admirale nur der Marineminister die berechtigte Persönlichkeit sei. Die Schuld GerminetS sei um so größer, als er Geschwaderchef war und keine ent mutigenden Erklärungen machen durfte. Allein die ver antwortliche Regierung habe das Recht, die Wahrheit zu