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2. Beilage zu Nr. 92 des Dresdner Journals Freitag, 23. April 1909 Feld kultureller und wirtschaftlicher Arbeit lag vor uns, viele Opfer sind im Laufe der Zeit den Kolonien gebracht worden, und auch uns blieben Enttäuschungen und schlimme Erfahrungen, wie sie jedes Kolonialreich durchzumachen hat, nicht erspart. In erbitterten Kämpfen mit den Eingeborenen mußte Deutschland smnen überseeischen Besitz verteidigen, und mancher Pionier deutschen Unternehmungs- und For schungsgeistes ließ sein Leben, manches frische Soldaten blut floß in jenen fernen Gebieten. Aber die Arbeit, die Opfer sind nicht vergeblich gewesen, immer weiter schreitet der innere Ausbau der Schutzgebiete fort, wo die materiellen und geistigen Interessen gleichmäßig ge fördert werden. Der Handel ist im Aufblühen begriffen und weist schon stattliche Zahlen auf. Wie bereits Togo keines Reichszuschusses mehr bedarf, so steht zu hoffen, daß über kurz oder lang auch die anderen Gebiete sich werden selbst erhalten können. Selbst da, wo früher das Urteil über unsere Kolonien ein abfälliges war, herrscht heute das volle Vertrauen, daß das Werk, zu dem vor einem Vierteljahrhundert vom ersten deutschen Reichskanzler der Grund gelegt wurde, unserem Vater lande zum Segen gereichen werde. A. S. Volkswirtschaftliches. * Bei der Handelskammer Dresden, Ostra-Allee 9, liegt eine Abhandlung über die Organisation des japanischen Außenhandels für die Beteiligten zur Einsichtnahme aus. * Der Bruttogewinn sämtlicher Unternehmungen der Aktien gesellschaft für Glasindustrie vorm. Friedrich Siemens, Dresden, betrug in 1908 4705541 M. li. V. 4 767369 M.), wozu noch 24 751 M. (61 739 M.) Agiogewinn und 51 560 M. 39 900 M.) Gewinnrest aus dem Vorjahre treten. Nach Kürzung von 1 182 866 M. (1 192 389 M.) für Abschreibungen stehen 1 785 716 M. (1 933900 M.) Reingewinn zur Verfügung, woraus u. a. 1600 000 M. (wie im Vorjahre) wiederum als 16 9k Dividende an die Aktionäre verteilt und 53 967 M. 51560 M.) auf neue Rechnung vorgetragen werden sollen (im Vorjahre wurden noch 150 000 M. für Owens Patenterwerb zurückgestellt!. Die allgemein ungünstigen wirtschaftlichen Ver- Mnisse machten sich dem Verwaltungsberichte zufolge sehr ühlbar, da insbesondere der Flaschenkonsum stark beein« lußt wird durch die Geschäftslage anderer Industriezweige. Zn Deutschland waren die Flaschenverkaufspreise im Durch- chnitt wenig verändert. In Österreich und Ungarn wurden >ie erforderlichen Preiserhöhungen zumeist erst im Jahre 190x »urchgeführt. Für einen Teil der sonstigen Fabrikate haben die Zerkaufspreise einen Rückgang erfahren. Die Produktionskosten teilten sich zum Teil wieder höher, insbesondere infolge der euerem Kohlenpreise. Da die Produktion fast aller Abteilungen >en erzielten Absatz überstiegen, sind die Warenbestände auf >579 243 M. (2 927 981) angewachsen. Die Owens-Maschine am im Herbst aus dem Dresdner Werke in Betrieb. Nach Ansicht >er Verwaltung kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die ' Owens-Maschine der Herstellungsweise vermittels Handarbeit und auch allen anderen bisher bekannten Flaschenmaschinen über- egen ist. Mithin ist der gemeinschaftliche Erwerb der Owens- Zatente zum Nutzen der deutschen und österreichischen -laschenindustrie erfolgt. Für den Anteil der SiemenS-Geselllchaft an den Patenterwerbungskosten wurden im vergangenen Jahre 260 902 M. bezahlt und auf Warenkonto abgeschrieben. Die vor- übrige Reserve von 150000 M. ist bestehen geblieben. Die Ein richtungskosten für den Betrieb der Owens-Maschine waren ziemlich erhebliche. Besonders die Fabrikgebäude-, Maschinen- und liches Geschöpf ist, ein Dichteryedanke gewissermaßen der schaffenden Natur, weil ohne die anmutigen Bewegungen, die bunten Farben und die lieblichen Gesänge unserer Vögel unsere Wälder und Fluren unendlich öde, tot und traurig erscheinen würden. Und ist es nicht ein unsäglich kleinlicher Standpunkt, beim Anblick des int blauen Äther um starre Felszacken schwebenden Adlers gleich an den Junghasen oder das Rebhuhn zu denken, das er vielleicht im Magen haben könnte, statt sich rückhaltlos an dem ästhetischen Hochgenuß dieser herrlichen, poetischen Er scheinung zu erfreuen? Deshalb trachtet die moderne Naturschutzbewegung, alle Geschöpfe nach Möglichkeit zu erhalten, ganz besonders aber diejenigen, die durch unsere Kultur schon dem Aussterben nahegebracht worden sind, gleichviel, ob sie dieser Kultur nützlich oder schädlich sind. Dieser Standpunkt ist ja erfreulicherweise auch schon in dem neuen deutschen Bogelschutzgesetz teilweise zum Aus- druck gekommen. Und wie mit den Tieren, so verhält es sich mit den Pflanzen. Keinen unserer herrlichen, kraftstrotzenden Waldbäume, keines der lieblichen Blumen kinder möchten wir in unseren Forsten missen. Alles bildet ja ein zusammengehöriges, unauflösliches Ganzes, und eben dieses Ganze wollen wir uns erhalten, wenn es natürlich auch nur streckenweise und in kleinen Restbeständen möglich sein wird. Die neueste Richtung der Naturschutzbemegung geht deshalb darauf hinaus, Naturreservate zu schaffen, und kleine Ansänge dazu sind ja auch schon gemacht worden. Aber bei alledem, so schön und so wertvoll und so nachahmungswert es auch ist, handelt es sich immer nur um kleine Fleckchen Erde, deren Erhaltung zwar die Rettung eines hübschen Naturbildes bedeutet, der un endlichen Not des Ganzen gegenüber aber doch niemals von nachhaltiger Wirkung sein kann. Und doch muß gerade in der Erhaltung des Ganzen, des typischen Landschaftsbilds mit seiner gesamten Fauna und Flora unsere Hauptaufgabe liegen, in der Schaffung eines möglichst großen Naturschutzparks, also eine Art Yellowstone-Park im kleinen! In dem Park, der so groß als möglich gedacht ist, sollen nicht nur Tiere und Pflanzen in ihrem gegenwärtigen Zustande erhalten bleiben, sondern es soll auch der Versuch gemacht werden, früher bei uns heimische, aber bereits ausgerottete Arten dort wieder anzusiedeln, was ja auch der Wissenschaft zugute kommen würde, zumal wir daran denken, mit dem Naturpark eine wissenschaftliche Beobachtungsstation zu verbinden, falls die Mittel dazu ausreichen. Kein Schuß soll in diesem Naturpark fallen dürfen, sondern er soll eine un gestörte Zufluchtsstätte bieten für die bedrängte Tier- und Pflanzenwelt, in der sie ganz im natürlichen Gleich gewicht ihrer Eigenart leben darf, uns und unseren Nach kommen zur Freude und Belehrung. Wer uns dabei mithilft, der trägt bei zu einer Tat, die endlich eine wahrhaft großzügige Naturschutzaktion bedeutet, die nicht nur edel und wahrhaft menschlich, sondern auch im schönsten Sinne des Wortes patriotisch sein würde, weil sie uns in unberührtem jungfräulichen Zauber ein gutes Stück von dem Herrlichsten erhält, was wir besitzen, von unserem unvergleichlich schönen deutschen Wald und seiner Lebewelt. Der erwähnte Aufruf ist von einer großen Zahl namhafter Naturforscher, Führer der Naturschutzbewegung, Gelehrter, Schriftsteller und Künstler unterzeichnet. Auch beträchtliche Geldsummen sind schon eingegangen. Die Geschäftsstelle des Vereins „Kosmos" (Stuttgart, Pfizer- straße 5) wird bis auf weiteres die Vorarbeiten unent geltlich besorgen, wird aber, sobald Gewähr gegeben ist für eine gesicherte Weiterentwickelung, zurücktreten, um die fernere Leitung und Ausgestaltung einer eigenen Organisation zu überlassen. Wie vr. Floericke versichert, will der „Kosmos" keineswegs den schon bestehenden Naturschutzvereinen gegenüber als Mitbewerber auftreten, andern er möchte bei dieser großen Aktion mit ihnen Sand in Hand gehen, ja, er rechnet im Interesse der chönen Sache sogar zuversichtlich auf ihre werktätige Beihilfe. Die Verhandlungen mit den maßgebenden Stellen wegen Überlassung des geeigneten Geländes, das man ganz oder teilweise umsonst oder durch billige Erb- )acht zu erwerben hofft, haben schon begonnen. Da» SS jährige Jubiläum Des Deutsche« Reiche» al» Kolonialmacht. Fünfundzwanzig Jahre sind in diesem Monat ver flossen, seitdem das Deutsche Reich in die Reihe der Kolonialstaaten eingetreten ist. Der Bedeutung dieses Jubiläums wird sich jeder bewußt sein, der den Werde gang unserer Kolonialpolitik verfolgt hat und mit uns empfindet, wie. die Opfer, die Deutschland für feine überseeischen Besitzungen brachte, nicht vergeblich waren, sondern vielleicht schon uns, jedenfalls aber den künf tigen Generationen wertvolle Früchte bringen werden. Nach den ersten Versuchen des Großen Kurfürsten, in fernen Gebieten festen Fuß zu fassen, sollten zwei Jahrhunderte vergehen, ehe der koloniale Gedanke neue Verwirklichung fand. Der deutsche Unternehmungsgeist hatte sich zwar keine Schranken auferlegen lassen, und an zahlreichen Orten der Welt, selbst in unzivilisierten Gegenden waren Niederlassungen gegründet worden, die in ständigem Aufblühen begriffen waren und unserem Handel als Stütze dienten. Aber die besonders den Bremer und Hamburger Kaufleuten durch eingeborene Stämme und durch interessierte andere Nationen bei Gebietserwerbungen bereiteten Schwierigkeiten bildeten eine stete Gefahr für die Erhaltung und Fortentwickelung der für unser Wirtschaftsleben dringend erforder lichen Niederlassungen, und als das Deutsche Reich n u gegründet worden war und seine Macht sich ent- faltete, da schien die Zeit gekommen, Deutschland in die Reihe der Kolonialstaaten eintreten zu lassen. In Wort und Schrift wurde für diesen Gedanken geworben und schon 1875 legte Vizeadmiral Livonius der Kaiser!. Admi ralität in einer kleinen Schrift „Kolonialfragen" die Not wendigkeit deutscher überseeischer Besitzungen nahe. Dre Reichsregierung ließ sich vorläufig zu irgend welchen Schritten nicht bewegen, sie beharrte auf dem Grundsätze, keine Kolonien zu erwerben, vielmehr ledig lich überall auf eine strikte Durchführung unbedingter Handels- und Verkehrsfreiheit mit gleicher Behandlung der Angehörigen aller Nationen hinzustreben. Als Fürst Bismarck angegangen wurde, zur Abwendung der Aus wanderung nach Amerika das Delagoagebiet zu erwerben und dorthin regelmäßige deutsche Dampferlinien zu sub ventionieren, fand er diesen Gedanken nicht übel, aber er vermißte den dafür erforderlichen Impuls aus der Nation und meinte, die Erwerbung deutscher Kolonien bedürfe vor allem dieses Impulses, der die Sache tragen müsse. Noch im Sommer 1883 war wenig Hoffnung vorhanden, daß die Regierung die Bestrebungen zur Er richtung von Kolonien seitens des Reiches unter stützen würde, da kam ganz plötzlich ein Umschwung der Anschauungen. Im April 1883 hatte der Bremer Kaufmann Ad. Lüderitz an der Südwestküste Afrikas die Bucht von Angra Pequena mit Umgebung erworben und davon dem Auswärtigen Amte in Berlin Mitteilung gemacht. Fürst Bismarck wollte sich erst über die etwaigen Ansprüche Englands vergewissern, er erhielt jedoch auf seine Anfrage in London keine Antwort; als er die Anfrage wiederholte, wurde ihm eröffnet, daß England zwar nur die Walfisch bai und einige Guanoinseln als Eigentum besitze, aber trotzdem die ganze Küste vom Kapland bis zur portu giesischen Kolonie als ihm gehörig und jedes Vorgehen einer fremden Macht als Eingriff in seine Rechte be trachte. Daß schon die Nähe britischen Gebiets anderen Völkern die Besitzergreifung herrenlosen Nachbarlands ver- biete, ging dem Fürsten Bismarck doch wider den Strich, und als das Gerücht auftauchte, die Kapkolonie wolle das Lüderitzland besetzen, da sandte Bismarck am 24. April 1884 an den deutschen Konsul in Kapstadt folgendes Telegramm: „Nach Mitteilung des Hrn. Lüderitz zweifeln die Kolonialbehörden (Kaplands), ob seine Erwerbungen nördlich vom Oranjestrom auf deutschen Schutz Anspruch haben. Sie wollen amtlich erklären, daß er und seine Niederlassungen unter dem Schutze des Reiches stehen." Diese Depesche ist der Ausgangspunkt, der Tag, an dem sie abgeschickt wurde, der Geburtstag der deutschen Kolonialpolitik. Nachdem Fürst Bismarck einmal die Kolonialpolitik begonnen hatte, führte er das Werk energisch fort, und er traf ungesäumt alle Maßnahmen zur Sicherung des erworbenen Gebiets, vr. Nachtigal, der Generalkonsul in Tunis, wurde zum Reichskommissar für Westafrika ernannt und damit der Grund zur deutschen Verwaltung gelegt. Der nächste Punkt, wo deutsche Kaufleute Niederlassungen gegründet hatten, war Kamerun, wo einzelnen Firmen von den Häuptlingen die volle Sou veränität über das Duallagebiet übertragen worden war. Alle diese Rechte gingen auf das Deutsche Reich über. Am 12. Juli 1884 lief das Kanonenboot „Möwe" in die Mündung des Kamerunflusses ein und zwei Tage darauf fand die feierliche Besitzergreifung durch vr. Nachtigal statt, der kurz vorher auch im Togogebiet die deutsche Flagge gehißt hatte. Wir können in dem engen Rahmen dieses Aufsatzes keine Kolonialgeschichte des Deutschen Reiches bringen, sondern müssen uns auf die kurze Wiedergabe der wich- tiasten Daten beschränken. Nachdem an der Westküste Afrikas dem Deutschen Reiche ein großes Gebiet gesichert worden war, richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Ostküste, wo seit einem halben Jahrhundert der deutsche Handel das Übergewicht gehabt hatte. Am 27. Februar 1885 erhielt Karl Peters für die von ihm gegründete Gesellschaft für Deutsche Kolonisation, aus der später die Deutsch ostafrikanische Gesellschaft wurde, den Kaiserlichen Schutzbrief, und nachdem die englischen Quertreibereien überwunden waren, erkannte der Sultan von Sansibar die deutsche Schutzherrschaft über die in Ostafrika erworbenen Ge- biete an. Den letzten Kolonialbesitz erlangte Deutschland im Stillen Ozean, und durch die Pachtung von Kiautschou wurde auch den politischen und wirtschaftlichen Interessen des Deutschen Reiches an der Ostküste Asiens Rechnung getragen. So war verhältnismäßig schnell ein weiter und ausdehnungsfähiger Besitz erworben worden, der durch zahlreiche Verträge mit anderen Kolonialstaaten gesichert und in seinen Grenzen festgelegt wurde. Ein großes Ein Naturschutzpark. Der „Kosmos", Gesellschaft der Naturfreunde in Stuttgart, der Dürerbund und der Österreichische Reichsbund für Vogelkunde und Vogelschutz in Wien wenden sich in einem Aufrufe an alle Freunde der Natur mit der Bitte, ihnen zur Einrichtung eines Naturschutzparkes im Alpengebiet behilflich zu sein. Sie verweisen dabei auf einen von vr. Kurt Floericke in Heft 4 der Zeitschrift „Kosmos" (Handweiser für Naturfreunde, Franckhfche Verlagshandlung, Stuttgart veröffentlichten sehr beachtenswerten Aufsatz, aus dem wir auszugsweise die wesentlichsten Gedanken wieder geben wollen: Niemals hat der Mensch unsinniger, unerbittlicher, grausamer und rücksichtsloser unter der Tier-und Pflanzen welt gehaust, als während der letzten fünf Jahrzehnte. Klingt es nicht wie schneidender Hohn, ist es nicht eine grausame Ironie des Schicksals, daß gerade das viel- gerühmte Zeitalter der Naturwissenschaften unsere Natur so verhunzt hat wie kein anderes? Zuerst traf die Aus- rottung diejenigen Tierarten, die von Natur aus infolge ihrer Nahrung als Mitbewerber für den egoistischen und engherzigen Menschen in Betracht kamen, also vor allem die Raubtiere und Fischfresser. Wo sind sie hin, die Reiher- und Kormorankolonien, die Bären, Luchse, Wild katzen, Nörze und so viele andere, wo sind die Stein adler geblieben und die Bartgeier, an deren herrlichem Fluge sich noch vor ein paar Jahrzehnten jeder Besucher der Alpen erfreuen konnte? In die entlegensten Wild nisse sind sie verdrängt, und auch dorthin folgt ihnen unerbittlich der Jäger. Die Fischereiberechtigten haben selbst der harmlosen Wasseramsel und dem wunderschönen Eisvogel, diesem fliegenden Edelstein unserer Gewässer, den Krieg erklärt.' Unter diesem schonungslosen Kampf verödet unsere Natur mehr und mehr, daß es immer stiller, unheim lich still in unseren Wäldern und Fluren wird. Selbst die harmlose Kleintierwelt hat schwer gelitten und ist viel fach zur Auswanderung gedrängt worden durch die trau rigen Folgen, die unsere Kultur für andere Lebewesen mit sich gebracht hat. Die Vernichtung der Feldhecken, des Unterholzes im Walde, das Ausmerzen der alten, hohlen Bäume beraubt selbst unsere Singvögel mehr und mehr der gewohnten Brutstätten. Das Trockenlegen aller Sümpfe und Moräste, das Regulieren der Bäche und Flüsse verdrängt alle die verschiedenen Arten Sumpf- und Wasservögel. Jedoch die Natur läßt sich nicht spotten, sich nicht ungestraft verhunzen. Sie wehrt sich gegen die selbst- süchtige Herrschaft, die der Mensch über sie ausüben möchte, und schon machen sich allenthalben die schädlichen Folgen dieser kurzsichtigen und einseitigen Behandlung geltend, die ihr gegenüber Platz gegriffen hat. Die Wälder liefern nicht die Erträge, auf die der Forstmann glaubte rechnen zu dürfen, denn die Verwandlung in einförmige, gleichmäßig abgeholzte Bestände bot der ver heerenden Gewalt der Stürme freies Spiel, begünstigte den Ausbruch von allerlei Pflanzenkrankheiten und die unheimliche Vermehrung der verschiedensten forstschädlichen Insekten; die Vernichtung des Unterholzes hat in vielen Gegenden schwere klimatische Nachteile mit sich gebracht. Das Eindämmen der Ströme hat diese ihrer natürlichen Jnundationsgebiete beraubt und verursacht, wenn einmal der schützende Damm durchbrochen ist, um so fürchter lichere Überschwemmungen. Die rasche Abnahme der Singvögel hat ein überhandnehmen der Pflanzenschäd linge in der Kerbtierwelt bewirkt, und selbst die schonungs lose Vernichtung des Raubzeugs ist nicht ohne verhäng nisvolle Folgen geblieben. Seit die Adler in den Alpen nahezu ausgerottet sind, hat dort die Gemsräude erschreckend um sich gegriffen, weil eben das Raubtier fehlte, das die kranken Individuen vernichtet, ehe sie ihre Genossen anstecken können. Das Verschwinden des Habichts hat in vielen Gegenden eine rasche Vermehrung der Eichhörnchen im Gefolge gehabt, die alle Baum sämereien verzehren und alle Vogelbruten vernichten. Wo man Bussarde und Störche ausrottete, da haben sich die giftigen Kreuzottern so unheimlich vermehrt, daß man etzt bestrebt ist, die vertriebenen Räuber künstlich wieder anzusiedeln. Es konnte nicht ausbleiben, daß einsichtige Männer auf die traurigen Folgen dieser unsinnigen Vernichtungs- wut aufmerksam wurden, und so setzte schon vor einem ,alben Jahrhundert eine Bewegung zum Schutze der Tiere und Pflanzen ein, die sich aber ausschließlich auf >aS Utilitaritätsprinzip gründete, also die Schonung des Tieres ganz von seinem angeblichen Nutzen oder Schaden abhängig machte. Jetzt beginnt in Deutschland eine andere Auffassung des Naturschutzes sich durchzusetzen. Vorgeschrittene Geister haben das Nützlichkeitsprmzip als völlig ungenügend verworfen. Wir wollen -. B. einen Vogel nicht deshalb schützen, weil er vielleicht schädliche Insekten vertilgt, sondern wir wollen den Vogel schützen, um des Bogels selbst willen, weil er in feiner Art em Herr-