Johannes Brahms Symphonie Nr. 2, D-dur, Op. 73 wissen. Überhaupt sind die Farben der Symphonie offener, weniger ge brochen gemischt als sonst bei Brahms, der uns spüren läßt, daß er die Mischungs- und Verfremdungs künste eines Berlioz und seiner „neu deutschen“ Jünger wie Liszt und spä ter Richard Strauss durchaus hätte praktizieren können, wenn er eben wollen hätte. Der glückliche Stern, unter dem das Werk zustande kam, leuchtete auch über seinem Eintritt in die Welt: noch vor Ende des Entstehungs jahres, am 30. Dezember 1877, stell te Hans Richter die Symphonie in Wien einem hingerissenen Publikum vor, welches das Allegretto da capo verlangte. Brahms konnte berichten: „Das Orchester hier hat mit einer Wollust geübt und gespielt und mich gelobt, wie es mir noch nicht passiert ist.“ Danach präsentierte Brahms selbst sein neues Opus in großen deutschen und holländischen Musik städten; überall reagierten die Zu hörer mit Begeisterung. Die tiefste Befriedigung muß Brahms aber emp funden haben, als er seine neue Sym phonie im September 1878 in der Vaterstadt Hamburg anläßlich des 50jährigen Bestehens der Philhar monie dirigierte. Joseph Joachim steigerte die Festlichkeit des Ereig nisses, indem er für den Freund als Konzertmeister fungierte; unter den Hörern befanden sich Clara Schu mann und Brahms’ alter Lehrer Eduard Marxsen. Die Ovationen lie ßen den Meister sogar die Reserven vergessen, die er viele Jahre hindurch gegen Hamburg aus unerwiderter Heimat!iebe empfunden hatte. Erich Mauermann