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Dresdner Journal : 09.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190902096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19090209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19090209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-09
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1909
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angeschlagen werden. Ein Lockspitzeltum, wie e- in der Azew- Affäre zutage getreten ist. besteht auch in Preußen. Es sollte von der Reichsregierung dafür gesorgt werden, daß Preußen seine Spitzel nicht weiter in die polnischen Kreise vorschicke. Abg. Frhr. v. Gamp (Reichsp.): Die Lockspitzel haben nichts mit unserem Etat zu tun; bei uns gibt es überhaupt keine Spitzel. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Schwarze Listen werden so lange bestehen, wie die Arbeiter die Arbeitgeber ebenfalls boy kottieren. Das arbeiterfreundliche Herz sollte man den Unter nehmern nicht absprechen. (Widerspruch bei den Polen.) Viel fach sind die Unternehmer die Sklaven der Arbeiter. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Sie müssen sich manches gefallen lassen, was die Arbeiter sich nicht bieten lassen. (Sehr richtig! rechts.) Was den Etat anlangt, so wäre bei der Drucksachenherstellung manche Ersparnis möglich. Durch Vermehrung des Personals im Patentamte sollte dafür gesorgt werden, daß die Entschließungen nicht so weit hinausgeschoben werden müssen. Abg. Rieseberg (wirtlch. Bg.): Mit der Förderung des Handwerks ist die vielfach schikanöse Anwendung der Bäckerei verordnung schlecht in Einklang zu bringen. Die Ausdehnung der Invalidenversicherung auf die Handwerker ist nötig, damit diese nicht gezwungen sind, wie in Dresden, die Armenpflege in Anspruch zu nehmen. Leider ist für die Herabsetzung des Renten alters von 70 auf 65 Jahre immer noch nichts geschehen. Das Handwerk, das so sehr mit Ausgaben im Interesse der sozialen Fürsorge für seine Arbeiter belastet ist, sollte ebenfalls in die In validen- und Altersversicherung einbezogen werden. Die dem nächst hier stattfindende Handwerkerausstellung empfehle ich dem Staatssekretär zur tatkräftigen Unterstützung. Abg. Dr. Pach nicke (frs. Vgg.) wünschte eine erhebliche Unterstützung des Deutschen Verbands für Arbeitsnachweis. Vielleicht sei dies schon in einem der kommenden Nachtragsetats möglich; 30060 M. würden zunächst genügen, um der Arbeits losigkeit auf diesem Wege zu begegnen. Daraus wurde Vertagung beschlossen. In einer persönlichen Bemerkung wandte sich Abg. Zubeil (soz.) gegen den sächsischen Bundesratsbevollmächtigten vr. Fischer und die Art der Auslegung des Vereinsgesetzes durch die sächsische Regierung. Präsident Graf Stolberg rief den Redner wegen einer Äußerung zur Ordnung. Nächste Sitzung Dienstag nachmittags 2 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Beratung. * Wie wir schon gestern meldeten, ist der frühere Reichstags abgeordnete Hosprediger a. D. 0. Adolf Stöcker in Bozen gestorben. Adols Christian Stöcker wurde am 11. Dezember 1835 in Halberstadt geboren, wo sein Vater Wachtmeister bei den 7. Kürassieren war. Er besuchte dort das Gymnasium, dann die Universitäten Halle und Berlin und war vier Jahre lang als Hauslehrer in Zernikow in der Neumark und beim Grafen Lambsdorf in Rindseln in Kurland als Erzieher tätig. Im Jahre 1863 wurde er Pfarrer in Seggerde (Provinz Sachsen) und drei Jahre später in Hamersleben, in welcher Stellung er sich am 22. Mai 1867 mit Anna Krüger, der Tochter eines Fabrikanten, vermählte. Im Jahre 1871 folgte er einem Ruf als Garnison- Pfarrer nach Metz, am 18. Oktober 1874 wurde er im alten Berliner Dom als Hof- und Domprediger eingeführt, aus welchem Amte er 1890 schied. Seit 1877 war er Leiter der Berliner Stadtmission. Er wandte sich der politischen Tätigkeit zu 1879 wurde er in das preußische Abgeordnetenhaus, 1881 für Siegen in den Reichstag gewählt, wo er mit einer Unterbrechung (1893 bis 1898) als Führer der Christlich-Sozialen wirkte. Seit 1898 gehörte er dem Abgeordnetenhause nicht mehr an, und im Herbst vorigen Jahres verzichtete er, schon längere Zeit durch Kränklich keit gehemmt, auch auf sein Reichstagsmandat. — v. Stöcker ge hörte zu den hervorragendsten Erscheinungen unter den Politikern der letzten Jahrzehnte und war als guter Redner im Parlament geschätzt. Zum Besuche des Königs und der Königin von Großbritannien und Irland in Berlin. Zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem Könige von Großbritannien und Irland, Kaiser von Indien, sind kommandiert: General der Infanterie v. Loewenfeld, Geueraladjutant und kommandierender General des 10. Armeekorps, Vizeadmiral v. Usedom, Admiral ä Is. «uite und Oberwerftdirektor- der Werst zu Kiel, Generalmajor Frhr. Marschall, diensttuender General ä I» suit« Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Oberst v. Bitter, Kommandeur des Hufarenregiments Fürst Blücher von Wahlstatt (Pommerfchen) Nr. 5, Major v. Baerensprung, beauftragt mit der Führung des 1. Garde-Dragoner- regiments Königin Viktoria von Großbritannien und Ir land. Der Ehrendienst wird den Allerhöchsten Herrschaften bis Rathenow entgegenfahren und sich dort am 9. Fe bruar zum Dienstantritt melden. Auf der ersten Station in Deutschland, Herbestal, wo der Sonderzug, von Calais konimend, am 8. Februar abends eintrifft, wird eine Ehrenkompanie vom Füsilierregiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernschen) Nr. 40 aufgestellt. Beim Eintreffen in Rathenow meldet sich bei Sr. Maje stät dem König von Großbritannien und Irland der kommandierende General des 3. Armeekorps und begleitet Allerhöchstdenselben auf der Weiter reise bis Berlin. Auf dem Bahnhofe in Rathe- now steht eine Ehrenkompanie vom Füsilierregi ment Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburgi schen) Nr. 35. Ferner wird auf dem Bahnhofe in Rathenow das Husarenregiment v. Zielen (Branden burgisches) Nr. 3 zu Fuß Aufstellung nehmen. Auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin wird eine Ehrenkompanie vom 2. Garderegiment zu Fuß gestellt. Vor dem Bahn hof stehen: eine Eskadron des 1. Garde-Dragonerregiments Königin Viktoria von Großbritannien und Irland und die Leibeskadron des Regiments der Gardedukorps, um die Majestäten zum König!. Schlosse zu eskortieren. Erstere reitet während der Fahrt den Wagen der Majestäten voraus, letztere folgt hinter dem Wagen Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin. Am Wagenschlag retten: am Wagen des Königs und des Kaisers rechts der kommandierende General des Garde korps, links der Oberstallmeister, am Wagen der Königin und Kaiserin rechts der Kommandeur des Regiments der Gardedukorps, links der Kommandant von Berlin. Außer halb des Brandenburger Tores stehen Innungen und Kriegervereine im Spalier, darunter der Verein ehe maliger Blücher-Husaren aus Stolp in Pommern, dessen Protektor der König von England ist. Vom Branden burger Tore bis zum König!. Schlosse bilden die Truppen der Garnisonen Berlin und Charlottenburg, ferner das 1. Garderegiment zu Fuß und das Re- giment der Gardedukorps Spalier, die berittenen Truppen zu Fuß. Wenn der Wagen der Majestäten das Denkmal Friedrichs des Großen passiert, feuert die im Lustgarten aufgestellte Leibbatterie des 1. Garde-Feld- artillerieregiments einen Ehrensalut von 101 Schuß. Nach der Ankunft im Königl. Schlosse wird voraussicht lich im Lustgarten ein Vorbeimarsch der spalierbildenden Truppen vor Ihren Majestäten erfolgen. Auf dem Schloßhofe wird eine zweite Ehrenkompanie, und zwar die Leibkompanie des 1. Garderegiments zu Fuß, auf gestellt, bei der die beiden jüngsten Prinzen-Söhne Ihrer Kaiser!. Majestäten eintreten. Berlin, 9.Februar. Die Ausschmückung der Einzugs- straße zum Empfange des Königs von England vom Lehrter Bahnhofe durch das Brandenburger Tor, Unter den Linden bis zum Königl. Schlosse ist einheitlich in Wimpeln, Flaggen, dichten Blumengirlanden mit den englischen Farben blau-weiß-rot gehalten. Öffentliche und private Häuser sind beflaggt und mit Tannengrün und Teppichen reich geschmückt. Am Brandenburger Tor, am Opernhause und im Lustgarten sind Tribünen aufgestellt. Diese sowie die Schloßterrasse füllen sich allmählich. Gewerke, Innungen und Kriegervereine bilden vor dem Brandenburger Tor Spalier. Unter den Linden marschieren Truppen der Berliner und Charlottenburger Garnison sowie das 1. Garderegiment auf. Auf den Bürger steigen stehen dichte Mauern Schaulustiger, vorherrschend die Schuljugend, der zur Feier des Tages freigegeben worden ist. Auf den Anschlagsäulen ist jede Anzeige auf Papier in Form und Farbe der englischen Flagge ge- druckt. Es ist schönes sonniges Winterwetter. Heute morgen fuhr dem Königspaar bis Rathenow der Ehren dienst sowie der englische Botschafter und der komman dierende General des 3. Korps entgegen. Rathenow, 9. Februar. Der Zug mit den eng lischen Majestäten traf um 9 Uhr 34 Min. hier ein. Auf dem Bahnhofe hatten das Ziethen-Husarenregiment und eine Ehrenkompanie des Füsilierregiments Nr. 35 aus Brandenburg Aufstellung genommen. Der König empfing hier die Meldung des kommandierenden Generals v. Bülow und des Ehrendienstes und setzte dann nach einem Aufenthalte von 25 Minuten die Reise nach Berlin fort. Berlin, 9. Februar. Der König und die Königin von England sind heute vormittag 11 Uhr hier ein- geiroffen und wurden vom Kaiserpaar, dem Kronprinzen paar und sämtlichen Prinzen und Prinzessinnenempfangen. Der Empfang war überaus herzlich. Oberbürger meister Kirschner hielt folgende Begrüßungs ansprache: Ew. Majestät entbietet die Hauptstadt des Deutschen Reiches den ehrfurchts vollsten, herzlichsten Willkommensgruß. Das Erscheinen Ew. Majestät in unserer Stadt erfüllt uns mit aufrichtiger Freude. Mit besonderer Wärme gedenken wir am heutigen Tage der Stammesverwandtschaft des englischen und deutschen Volkes, der vielfachen persönlichen freundschaftlichen Beziehungen zwischen zahlreichen Gliedern beider Nationen sowie der engen verwandt schaftlichen Bande, welche die beiderseitigen Fürstenhäuser innig verbinden. Lebhaft sind wir uns bewußt der vielen gemein samen Interessen, die auf geistigem wie auf wirtschaft lichem Gebiete, in Wissenschaft und Kunst wie in Industrie und Handel zwischen beiden Nationen bestehen. Mit Ge nugtuung erinnern wir uns daran, wie ost das englische und das deutsche Volk in der Vergangenheit nach gleichen Zielen gestrebt haben. Wir glauben und hoffen zuversichtlich, daß beide Völker auch in Zukunft sich begegnen werden in dem Streben» den Frieden zu erhalten und die Sache der Zivilisation zu fördern. Namens der Bürgerschaft danke ich Ew. Majestät, daß wir die Ebre und Freude Haben werden, Ew. Majestät auch in unserem Rathause begrüßen zu dürfen. Ich wünsche herzlich, daß Ew. Majestät in den Mauern der Stadt Berlin glückliche und frohe Stunden verleben mögen, und bitte den Allmächtigen, der die Herzen der Menschen und die Geschicke der Völker lenkt, daß die Tage, die Ew. Majestät als Gast unseres erhabenen Kaisers und Königs in unserer Stadt weilen, bringen mögen reichen Segen beiden Fürstenhäusern, reichen Segen beiden Völkern, reichen Segen der gesamten Menschheit! Koloniales. Gegenüber einer Nachricht der „Teutsch-Südwest- afrikanischen Zeitung" über angebliche Bewegungen der Hereros meldet ein Berichterstatter der „Köln. Zeitung" unter dem 14. Januar d. I. aus Swakopmund: „Ich komme soeben vom Norden zurück und war auch am Otjikoto-See, habe aber von Herero-Ansammlungen nichts wahrgenommen; auch hat der soeben von einer größeren Streife im Norden zurückkehrende Distriktschef von Namu- toni, Oberleutnant Fischer, von Unruhen oder Bewegungen besonderer Art nichts bemerkt." Am ersten Tage nach der Einführung des Gewichts- zolls auf Diamanten hat die Zollbehörde in Lüderitzbucht 25000 M. an Diamantenzoll eingenommen. Ausland. Österreich. Wie der „Neuen Freien Presse" aus Prag gemeldet wird, sind beim gestrigen Bummel auf dem Graben einzelne Zusammenstöße vorgekommen, wobei die Wache gegen die Tschechen einzuschreiten genötigt war. Als der Andrang am Graben zu stark geworden war, wurde der Graben von der Wache geräumt und abgesperrt. (Wiederholt.) Wie die „Neue Freie Presse" meldet, dauern die Verhandlungen des Frhrn. v. Bienerth über die Bildung eines definitiven Kabinetts fort. Graf Stürgkh wird als Uuterrichtsminister und der Präsident des Abgeordnetenhauses vr. Weißkirchner als Handels minister in das neue Ministerium eintreten, welchem Frhr. v. Bienerth als Ministerpräsident vorstehen wird. Italien. (W. T.B.) Rom, 8. Februar. Der König hat das Dekret über die Auslösung der Kammer heute unterzeichnet. Die Neuwahlen werden am 7., die Stichwahlen am 14. März stattfinden Das neue Parlament wird am 24. März zusammentreten. Dem Dekret ist ein von allen Ministern unterzeichnetes Expos« beigegcben. In dem Expose heißt eS: Das Ministerium habe genau geprüft, welches der geeignetste Zeitpunkt für die Neu wahlen sein würde, und habe dabei hauptsächlich in Be tracht gezogen, daß der Wahlkampf in vielen Teilen Italiens bereit» begonnen habe, und daß die wahren Interessen des Lande» geschädigt würden, wenn der Wahlkampf zu lange andauere. Das Ministerium habe ferner erwogen, daß die Kata ¬ strophe von Messina und Reggio, die in ganz Italien neue Bande der Brüderlichkeit geschaffen habe, für das italienische Volk ein Antrieb sein werde, kleine örtliche Kämpfe beiseite zu lassen und nur an die großen Interessen des Vaterlandes zu denken. Ferner habe das Ministerium in Betracht gezogen, daß der Stand der parlamentarischen Arbeiten eine Erledigung des Budgets vor Ostern nicht erhoffen lasse und ein provisorische« Budget, das schwere Schäden für die Staatsverwaltung mit sich bringe, nötig werden würde. Das Exposö führt dann die von der jetzt auf gelösten Kammer beschlossenen wichtigen Reformen an, dar- unter die Ausdehnung des Staatsbetriebes «auf 13 200 Kilo meter Eisenbahnen, die Konversion der Rente, Herabsetzung des Petroleumzolles, Ermäßigung der Postgebühren, Ver staatlichung der von der Privatindustrie betriebenen Telephon- jinien, die Gesetze betreffend die Emissionsbanken. Das Expose erwähnt ferner die in allen Zivil- und Militärverwaltungen ein geführten Reformen, die sozialen Reformen, die aus Anlaß des etzten Erdbebens getroffenen Maßnahmen rc. Das Expose führt >ann weiter aus: Alle vorerwähnten Maßregeln entsprechen der Politik des Friedens, der Freiheit, der Arbeit und der sozialen Nerechtigkeit, die mit immer wachsender Festigkeit und Energie ortgesetzt werden sollte, wenn wir wollen, daß unser Land rasch >as hohe Ziel erreicht, welches das Ideal aller derer ist, die Italien lieben. Daß dieses Ziel erreicht werden kann, zeigen die von Italien in den letzten Jahren gemachten Fortschritte. Das Budget befindet sich seit mehreren Jahren in blühendem Zustande. Lin Vergleich des endgültigen Budgets des Jahres 1900 01 mit rem des Jahres 1907 08 zeigt, daß in diesen sieben Jahren die Einnahmen um 214 Mill, gestiegen sind, obgleich im Budget von (907/08 eine Anzahl von Einnahmen nicht mehr erscheinen, die n den früheren Budgets figurierten. Der wirtschaftliche Fort- chritt Italiens zeigt sich auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens. Unter anderem ist die Einfuhr von Kohle von 4947180 t m Jahre 1900 auf 8300439 t im Jahre 1907 gestiegen. In der- elben Zeitperiode ist die Bruttoeinnahme der Eisenbahnen von 297 auf 434 Mill, gestiegen. Bon 1900 bis 1908 sink» sie Einlagen bei den Kreditinstituten und den Sparkassen von 2957 auf 5237 Mill, gestiegen, die Metallreserven res Emissionsinstituts stiegen von 575 auf 1450 Mill.» ravon 1177 in Gold. In dem genannten Zeitraum wurden ür 1180 Mill. Titres der öffentlichen Schuld aus dem AuSlande zurückgekauft. In ungeahntem Maße sind die Löhne der Arbeiter zestiegen. Das Expose weist ferner auf die Notwendigkeit von Reformen des öffentlichen Unterrichts, besonders des technischen Unterrichts hin, und auf eine Anzahl anderer nötiger Maßnahmen, wie Ausnutzung der Wasserkräfte Italiens, Aufforstung der Berge, Verbesserung der Transportmittel zu Wasser und zu Lande, Ver besserung des Post-, Telegraphen- und Telephondienstes, allmähliche Herabsetzung der Konsumsteuern. Besonders drei Dinge, heißt es in dem Exposö weiter, sind nötig, wenn man will, daß dieser be wundernswerte wirtschaftliche Fortschritt andaure, nämlich das Gleichgewicht des Budgets fest aufrechterhalten, in bester Weise ür den Kredit sorgen, sehr solide Garantien für den Geldumlauf aufrechterhalten. Gleichzeitig mit den Reformen aus wirtschaft lichem Gebiete müssen solche auf dem Gebiete der Rechtspflege Platz greifen. Das Strafverfahren muß beschleunigt, das Zivil- rrozeßverfahren vereinfacht werden. Zum Schluffe heißt es in rem Exposö: Die Politik des Friedens und der herzlichen Freund- chast mit allen Mächten, der loyalen Ausführung des Bündnis vertrags und aller internationalen Pakte, die von Italien ständige befolgt wird, hat ihm die Sympathie aller zivilisierten Völker ge sichert, eine Sympathie, von der wir einen glänzenden, ergreifenden Beweis aus Anlaß des grausigen Unglücks gehabt haben, das uns kürzlich betroffen hat. Da es unser fester Vorsatz ist, auf demselben Wege zu verharren, können wir auf eine lange Friedens periode vertrauen. Das kann uns aber nicht von der Fürsorge für eine sichere Land- und Seeverteidigung entbinden, welche die sicherste Garantie des Friedens und ein unentbehrliches Element des wirtschaftlichen Gedeihens des Landes ist; denn einen sicheren Fortschritt kann es da nicht geben, wo die Existenz nicht sicher ist und wo die legitimsten Interessen wirksamen Schutzes entbehren. Der in den letzten Jahren gemachte schnelle Fortschritt zeigt, daß wir auf gutem Wege sind. Es würde ein sehr schwerer Irrtum sein, diesen Weg dadurch zu ändern, daß wir uns auf eine Aben teuerpolitik und auf überstürzte Reformen in einem vitalen Teile unserer Organisation einlassen. Eine neue Periode ebenso schnellen Fortschritts, wie der war, der seit dem Anfang dieses Jahrhunderts gemacht worden ist, wird, wenn er nicht hinreichen sollte, um das Ideal zu erreichen, das wir für unser Land erstreben müssen und erstreben, doch gewiß genügen, um die letzten Spuren jener In feriorität zu verwischen, aus der wir dank der Weisheit des Parlaments und dank dem bewundernswürdigen Patriotismus unseres Volkes herausgekommen sind. Rußland. (W. T. B.) St. Petersburg, 8. Februar. Die Reichsduma hat heute den Gesetzentwurf betreffend die Besteuerung von Zigarettenhülsen und Zigarettenpapier angenommen. Die „St. Petersburger Telegraphenagentur" ver öffentlicht ein Regierungscommuniquö, in dem es heißt: Die Presse und die Gesellschaft besprechen fortgesetzt eine Reihe vom Ingenieur Azeto organisierter terroristischer Akte, darunter die Ermordung des Großfürsten Sergius, des ehemaligen Ministers Plehwe rc., wobei fast alle politischen Morde und schweren Verbrechen Azew zu geschrieben werden. Gleichzeitig wird auf die Beteiligung einiger Amtspersonen an den genannten Verbrechen hin gewiesen, wobei die Verhaftung Lopuchins sogar als Maßnahme gegen weitere regierungsfeindliche Ent hüllungen hingestellt wird. Um nicht vollkommen un gerechtfertigte Aufregung und Mißtrauen zu erwecken, hält die Regierung es für ihre Pflicht, zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, daß niemand von Amtspersonen an irgendwelchen terroristischen Akten oder sonstigen ver brecherischen Handlungen von Revolutionären beteiligt gewesen ist und daß ferner hinsichtlich Azews Teilnahme an politischen Verbrechen in Regierungsorganen niemals irgendwelche Hinweisungen gemacht worden sind. Ein gehende Erklärungen werden von der Regierung in der Reichsduma gemacht werden. Frankreich. (W. T. B.) Paris, 8. Februar. In bezug auf den Ertrag der indirekten Steuern und Monopole im Monat Januar, der den Ertrag im gleichen Monat des Vorjahrs um 22348000 Frcs. überstieg, wird in einer halbamtlichen Note erklärt, der Mehrertrag sei darauf zurückzuführen, daß der französische Fiskus rm Januar 24400000 Frcs. Stempelsteuer für die letzte russische Anleihe erhalten habe. Spanien. (W.T.B.) Madrid, 8. Februar. Die Deputiertenkammer hat gestern mit 79 gegen 41 Stimmen einen Antrag ab gelehnt, nach dem es jedem Senator oder Abgeordneten untersagt sein sollte, in der Direktion oder im Verwal- tungsrat irgendeiner industriellen oder kommerziellen Ge sellschaft tätig zu sein.
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