Volltext Seite (XML)
Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. Das Liceum von La Roche-sur- s)on ist wohl die einzige höhere Lehranstalt der Welt, die in ihrem Lehrkörper einen blinden Dozenten verzeichnet. Es ist Albert Leon, der vor kurzem seine Vorlesungen eröffnet hat. Leon ist der Sohn eines Gerichtsrats beim Appellationsgericht in Bordeaux; ob gleich blind geboren, zeigte er schon als Knabe großen Eiser und Interesse für wissenschaftliche Studien, und seinem Talente gelang es schließlich auch, trotz der fast unüberwindlichen Hindernisse, sein philosophisches Studium zu Ende zu führen. Er wird jetzt vor der Pariser Fakultät mit der Verteidigung eines Satzes des Cartesius und der Theorie Spinozas über die Relation zwischen Objekt und Idee den Doktorhut erringen. s Wie wir gestern bereits kurz meldeten, ist in München, wo er nach Abschluß seiner akademischen Wirk- samkeit im Ruhestand lebte, der Kunsthistoriker Universitäts professor Alwin Schultz, Mitglied des Verwaltungs ausschusses, des Germanischen und des Nationalmuseums, gestorben. Als Sohn eines Baumeisters war er am ö. August 1838 zu Muskau in der Lausitz geboren worden. Seine Lehrtätigkeit begann er 1866 in Breslau, dann wirkte er 31 Jahre hindurch als außerordentlicher und als ordentlicher Professor an der deutschen Universität zu Prag. Seit 1903 lebte er im Ruhestand. Alwin Schultz hat in seinen zahlreichen Schriften vorzugsweise das Kunstleben und die Kunstdenkmäler Schlesiens behandelt (u. a. „Schlesisches Kunstleben vom 15. bis 18.Jahrhundert). Er schrieb aber auch eine vierbändige allgemeine Geschichte der bildenden Künste und gab reizvolle Studien zur deutschen Sittengeschichte, so z. B. in seinen Werken „Alltagsleben einer deutschen Frau zu Anfang des 18. Jahr hunderts" und „Deutsches Leben im 14. und 1.5. Jahr hundert". Aus der besonderen Beschäftigung mit dem Mittelalter ist dann sein Hauptwerk, das für den Historiker wie für den Literaturforscher gleich unentbehrliche „Höfische Leben zur Zeit der Minnesänger" erwachsen, ein Buch, auf dem alle neueren Darstellungen der mittelalterlichen, deutschen Kultur fußen. Bemerkenswert ist vor allem auch sein Werk über „Das häusliche Leben der euro päischen Kulturvölker" (München, R. Oldenbourg). Schultz facht das Alltagsleben von hoch und niedrig im Lause eines halben Jahrtausends darzustellen und gibt zu diesem Zwecke eine aus vielfachen, zum Teil sehr entlegenen Quellen geschöpfte Zusammenstellung, die dem deutschen Fleiß und deutscher Gründlichkeit alle Ehre macht. Literatur. Aus Eisenach wird berichtet: Im hiesigen Stadttheater erzielte ein neues fünfaktiges Trauerspiel „Demetrius" von Walter Flex- Äenach bei seiner Uraufführung einen wohlverdienten Erfolg. Dieser neue „Demetrius" ist nicht die Fort setzung eines der bekannten großen. Fragmente von Schiller und Hebbel, sondern eine auf durchaus anderer Problemstellung aufgebaute achtunggebietende Arbeit. Tie psychologische Entwickelung des Demetrius zum Petrüger aus Menschenhaß und Weltverachtung ist in dramatischen Bildern gegeben. Der Höhepunkt ist die Proklamation des sich nach schweren inneren Kämpfen zum Demetrius aufwerfenden Gregor Otrepief. Tas sorgfältig gearbeitete Drama zeichnet sich aus durch eine cdle, schwungvolle Sprache, guten Dialog, natürlich fort- schreitende, packende Handlung und treffliche Charakteri sierung der Hauptpersonen. Es zeugt von einer drama tischen Begabung des jungen Autors, der weiteren Kreisen bereits durch eine größere Reihe novellistischer und lyrischer Produkte bekannt geworden ist. Die Direktion des Stadttheaters nahm sich des Werkes liebevoll an. — Aus London wird berichtet: Im Duke of Uork- Theater hat jetzt ein Drama seine Uraufführung er lebt, das sich durch seine ernste und herbe Behandlung des Arbeiterproblems wesentlich von ähnlichen Stücken unterscheidet, die auf englischen Bühnen erscheinen. Es ist von John Galsworthy verfaßt und führt den Titel „Kampf"; im Mittelpunkt der Handlung steht der Widerstreit der Interessen von Arbeitgeber und Arbeit nehmer. Auf einem großen Metallwerke ist ein Streik ausgebrochen; der erste Akt zeigt die Konferenz der Fabrikanten und den Empfang einer Arbeiterdeputation, im zweiten Akte wird man im Heime des Arbeiterführers, eines wirklichkeitsfremden Weltverbesserers, Zeuge des Unglücks, das der Streik über zahllose Arbeiterfamilien gebracht hat, die hungernden Frauen kehren sich wider ihre Männer und das Gespenst des Hungertodes breitet die Schwingen. Der letzte Akt führt wieder in den Konferenzsaal der Direktoren; von dem fruchtlosen Kampfe ermattet verstehen sich beide Parteien zu einem Vergleich und akzeptieren beide genau dieselben Bedingungen, die sie bei Beginn des Streikes als unannehmbar empört zurückwiesen. Die englischen Kritiker rühmen die herbe kraftvolle Charakterführung der Hauptgestalten, die rhe torischen Phrasen mit glücklicher Selbstzucht aus dem Wege geht und so einen ungeschminkten düsteren Wirklich keitsansschnitt gibt, der beim Publikum starken Eindruck machte. Bildende Kunst. Ein römischer Grabfund ist von dem Chorherrn P. Bourban in Glarey bei Siders (Kanton Wallis) gemacht worden, wie wir einer Mit teilung des „Cicerone" entnehmen. Unter den wertvollen und zum Teil ausgezeichnet erhaltenen Fundstücken ver dienen zwei Terrakottavasen, ein Salbengefäß, mehrere Bronzeringe mit schönen geometrischen Zeichnungen, zwei große Bronzefibeln und etliche Gürtelschnallen hervor gehoben zu werden. Nach den aufgefundenen Silber und Bronzemünzen, die sämtlich aus der letzten Zeit der Republik und dem Beginn der römischen Kaiserzeit stammen, gehört das Grab dem Anfang der christlichen Zeitrechnung an. — Die Leitung des Goethe-Nationalmuseums in Weimar hat genehmigt, daß die von Schadow 1816 in Weimar über dem Antlitz Goethes abgenommene Gesichtsmaske des Dichters, die bisher niemals ver vielfältigt worden ist, nunmehr im Abguß der Allgemein heit zugänglich gemacht wird. Die Ausführung und der Vertrieb des Abgusses sind der Berliner Firma Gebrüder Micheli übertragen worden. — Der Verband deutscher Kunstgewerbe vereine, der mehr als 17 000 Mitglieder umfaßt, wird am 27., 28. und 29. d. M. seinen 19. Delegiertentag in Halle a. d. S. abhalten. Es stehen wichtige Punkte zur Beratung, so die Gebührenordnung für das deutsche Kunstgewerbe, praktische Fragen aus dem Gebiete des Kunstgewerbeschutzes, Echtfärberei, Wert der Volkskunst rc. Wir werden über die Beratungen berichten. s In Wien ist die Malerin Hermine Heller- Ostersetzer gestorben. Eine ihrer besten Arbeiten ist ein Zyklus: „Das Leben der Armen". f Die geschätzte russische Malerin Frau Nadeshda Pane, eine Nichte Puschkins, ist in St. Petersburg gestorben. Musik. Aus Mailand meldet man: Luigi Man cinellis neuer Oper „kaola, o kranv68o»" wurde bei ihrer vorgestrigen Erstaufführung im hiesigen Scala- theater ein Achtungserfolg zuteil. — Das Ballett „Der Spielmann" von Prof. Forster hatte im Karlsruher Hoftheater einen durch- schlagenden Erfolg. Die hochmoderne Inszenierung war äußerst wirkungsvoll. — Die neue Spielzeit der Hammerstein-Oper in New Nork verspricht, wie man von dort schreibt, einen ganz eigenartigen Charakter zu tragen. Zum erstenmal seit Bestehen dieser Oper soll das eigentliche Genre der Opera Comique, soll die französische komische Oper in das Manhattan Opera House einziehen, und zwar mit einem großen Apparat, den Hr. Hammerstein für diese Opernabende, die am Donnerstag und Sonn abend stattfinden werden, aufwendet, in Gestalt eines eigenen Solopersonals, eines eigenen Orchesters, Chors und Balletts. Dieser große Aufwand hat seinen Grund, weil auch die Wagner-Oper in nächster Spielzeit in fran zösischer Sprache erscheinen wird. Tie neue Spielzeit bei Hammerstein beginnt am 15. November und dauert 20 Wochen. Theater. Der zweite Vorsitzende der Deutschen Bühnengenossenschaft, Emanuel Reicher, hat sein Amt niedergelegt. In einem Briefe an ein Berliner Mittagsblatt betont er, daß er deshalb demissioniere, weil er mit manchen Maßnahmen des Präsidenten, ins besondere mit der Art und Weise der Entlassung des Redakteurs der Genossenschastszeitschrift „Der neue Weg" nicht einverstanden sei. „Es ist tief schmerzlich", so heißt es wörtlich am Schlüsse des Briefes, „die humanen und edlen Ziele der Genossenschaft durch die verfehlte und eigenwillige Handlungsweise eines einzelnen derart kom promittiert zu sehen." — „Theaterhoffnungen" nennt der General intendant des Stuttgarter Hostheaters Baron zu Putlitz eine soeben bei der Deutschen Verlagsanstalt erschienene Broschüre, in der er seinen Standpunkt zu dem Streit zwischen Bühnengenofsenfchaft und Bühnen verein auseinandersetzt. Als Vizepräsident des Bühnen Vereins steht er erklärlicherweise auf dem Boden der An schauungen, die der Direktorenverband in seinen Ver handlungen kundgegeben hat, aber die Ruhe und Sachlichkeit, mit der er sich über den bekannten neuen Bühnenvertrag verbreitet, sind ein erfreuliches Zeichen für die fanstere Stimmung, die allmählich in den beteiligten Kreisen Platz gewinnt. * In dem vorderen Ausstellungsräume und zum Teil im Schaufenster der Richterschen Hofkunst- Handlung ist gegenwärtig eine Sammlung sehr inter essanter Gold- und Silberschmiedearbeiten nach Entwürfen des bekannten, in Berlin lebenden Malers Prof. W. Lucas v. Cranach, eines Nachkommen des großen deutschen Malers und Stechers Lucas Cranach, zur Ausstellung gelangt. Die Kollektion enthält die be deutendsten Arbeiten des Künstlers, die keinen Geringeren als Wilhelm Bode veranlaßten, bereits vor einigen Jahren eine Abhandlung über Cranachs Goldschmiedekunst zu veröffentlichen. Theater, Konzerte, Vorträge. * „Georgina", Lustspiel in drei Akten von Franz v. Schönthan, geht am Mittwoch, den 17. d. M. mit Fran Käthe Franck-Witt als Gast am Residenz theater zum erstenmal in Szene. Ein graziöses Lust spiel mit großem historischen Hintergrund bietet der er folgreiche Schriftsteller in feinem neuen Werk dar, das eine amüsante Verwechselungskomödie im Gainsborough, kostüm darstellt und eine Fülle der reizendsten Szenen, mit liebenswürdigem Humor erfüllt, aufweist. Franz v. Schönthan, welcher der Wiener Erstaufführung bei wohnte, mußte zahlreichen Hervorrufen Folge leisten. Frau Käthe Franck Witt spielt die Titelrolle. * Ter Lehmann-Osten-Chor bringt in seinem Konzert im Ausstellungspalast (Donnerstag, den 18. März) folgende Werke zum Vortrag: ^ve, verum oorpus von Mozart, Die Sonne naht von Schulz-Beuthen (nur Frauenchor), Zigeunerleben von Schumann und Der Glückliche von Mendelssohn (a Capells,). Karten im Sekretariat der Ehrlichschen Musikschule (Walpurgisstr. 18, Fernsprecher 374). * Sonnabendvesper in der Kreuzkirche, nach- m ttags 2 Uhr. 1. Max Reger: Introduktion und Fuge, Satz 3 aus der v - moll - Sonate für Orgel (Werk 60). 2. Joseph Rheinberger: „vo prokuuckis", Psalm 130 für fünfstimmigen Chor. 3. Joh. Sebastian Bach: „Seufzer, Tränen, Kummer, Not", Arie für Sopran mit Solo-Oboe aus der Kantate Nr. 21: „Ich batte viel Bekümmernis". 4. Johann Wolfgang Frank: Passionslied für Sopran mit Orgel. 5. Antonio Lotti (geb um 1667, weil. Hoskapell- meister zu Dresden): „Öruoikixus". 6-moU für acht stimmigen Chor aus einem k'-ckur Orvcko L 5 voo! von stromonti (Manuskript auf der Königl. Bibliothek zu Dresden. — Mitwirkende: Der Kreuzchor. Soli: Frl. Gertrud Sachse, Königl. Hofopernsängerin (Sopran), Hr. Johannes König, Königl. Kammermusiker (Oboe). Orgel: Hr. Alfred Sittard, Organist der Kreuzkirche, Leitung: Hr. Otto Richter, Kantor und Königl. Musik direktor. * Motette in der Frauenkirche zu Dresden, Sonnabend, den 13. März, nachmittags 4 Uhr. 1. Freie Phantasie für Orgel, ausgesührt von Alfred Hottinger. 2. ^xnus ckei. Chor von Leo Hasler (1564 bis 1612). 3. Toch der Herr vergißt die Seinen nicht. Arie aus „Paulus" für Alt und Orgel von Felix Men delssohn-Bartholdy. 4. Vorspiel und Gemeindegesang: „Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken." 5. Sonate in 6-moll für Solovioline von Johann Seb. Bach, a) Or-Lvo; b) ^ckkßio; o) krosto. 6. Uber allen Gipfeln ist Ruh'. Lied für Alt und Orgel von Franz Liszt. 7. Erquicke mich mit deinem Licht! Chor von Albert Becker Solisten: Frl. Emmy Schulz, Opernsängerin (Alt), Frl. Gertrud Matthaes, Violinvirtuosin. Orgel: Hr. Organist Alfred Hottinger. Leitung: Hr. Paul Schöne, Kantor der Frauenkirche, Seminaroberlehrer für Musik. Mannigfaltiges. Dresden, 12. März. * Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Prinzen Friedrich Christian und Ernst Heinrich besuchten in Begleitung des Militärgouv^rneurs Major Baron O'Byru die Kunstausstellung Emil Richter, Prager Straße und besichtigten die daselbst ausgestellte Kollektion von Tier- und Landschaftsbildern, sowie die Zeichnungen von Prof. Emanuel Hegenbarth. * In der gestrigen Stadtverordnetenfiyung wurde die Neuregelung der Gehalte für die Lehr kräfte an den. städtischen Volksschulen und an den städtischen höheren Unterrichtsanstalten be raten. Deii Bericht erstattete Hr. Stadtv. Krumbein. Tie Hauptpunkte des von diesem zur Annahme empfohlenen Gutachtens sind bereits in der gestrigen Nummer unseres Blattes mitgeteilt worden. Zur Aufbesserung der Gehalte macht sich eine Erhöhung des Schulgeldes nötig, die bei den Bürgerschulen 1 M. monatlich beträgt, also von 4 M. monatlich auf 5 M. steigt. Tas Schulgeld in den Bezirksschulen soll nicht erhöht werden. Tas Gutachten des Finanzausschusses wurde nach längerer Debatte ein stimmig angenommen und ferner ein Antrag des Hrn. Stadtv. Hettner, wonach der Rat zu ersuchen ist, ob nicht sobald als möglich das Provisorium der Lehrer in Wegfall gestellt oder wenigstens auf ein Jahr abgekürzt werden kann. Ebenso wurde folgender von Hin. Stadtv. Schwarze gestellter Antrag angenommen: Soweit sich für bereits angestellte Lehrkräfte das Diensteinkommen nach den bis herigen Gehaltsbestimmungen höher stellt, als nach den neuen Gehaltsbestimmungcn, bleibt ihnen das höhere Diensteinkommen nach den bisherigen Gehaltsbestimmungen gewahrt. Uber die Beschaffung der Mittel zu der vom 1. Januar 1909 ab in Aussicht genommenen und beschlossenen Erhöhung der Lehrer- und Beamten gehalte und ein Schreiben der Ortsgruppe Dresden des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes betreffend Beibehaltung des steuerfreien Fünftels der Privatangestelltcn bei Erhebung der Cchulanlagen berichtete Hr. Stadtv. Brann. Er fchlug folgendes Gutachten zur Annahme vor: „Kollegium wolle 1. dem Beschlusse des Rates, die allgemeine Erhöhung der Lehrer- und Beamtengehä ter mit Wirkung vom 1. Januar 1909 eintreten zu lassen, zustimmen, 2. in teilweiser Abweichung von der Ratsvorlage die Er hebung von 59 Proz. der Staatseinkommenstener für die Stadtgemeinde und von 53 Prvz. wie bisher für die Schulgemeinde — nicht 52 Proz., wie der Rat vor schlägt —, zusammen also 7 Proz. mehr als im Vorjahr für das Jahr 1909 bewilligen: 3. dem Beschlusse des Nates, die Schulanlageordnung alsbald dahin abzuändern, daß festes Diensteinkommen voll zur Schul einkommensteuer heranzuziehen ist, beitreten uns 4. dem Beschlusse des Rates, in die Prüfung der Frage, ob die Arbeiterlöhne erhöht werden sollen, erst dann emzutreten, nachdem die Vorlagen wegen Ausbesserung der Gehälter verabschiedet sein werden, zwar zustimmen, dabei aber den Rat ersuchen, diese Prüfung sofort nach Erledigung der Gehaltsvorlagen vorzunehmcn und den Stadtverordneten dann möglichst bald von dem Ergebnis dieser Prüfung Kenntnis zu geben, sowie hierdurch das Gesuch der Ortsgruppe Dresden des Teutschnationalen Handlungsgehilfcnverbands (juristische Person) Hamburg für erledigt erklären." Das Gutachten wurde ange nommen mit Ausnahme des Antrags betreffs der Er höhung der Arbeiterlöhne. Zu diesem Punkte hatte Stadtv. Fleißner beantragt, den Nat zu ersuchen, mit den Vorlagen auf Erhöhung der Beamtengehälter zugleich eine solche auf Erhöhung der Löhne der städtischen Arbeiter vorzubereiten, und zwar so zeitig, daß sie noch im Laufe des Jahres 1909 von den Stadtverordneten erledigt werden kann. Dieser Antrag wurde angenommen. Ein Antrag der Stadtv. Christoph und Großmann folgenden Wortlauts: „Kollegium wolle abweichend von der Ratsvorlage zum „Nachtrage zur Schulanlagen-Ordnung für die Schul gemeinde Dresden vom 1. Januar 1904" für die Privat- angestellten folgende Übergangsbestimmung be schließen: Den Privatangestellten, welche festes Tiensteinkommen im Sinne des § 30 der Revid. Städte- ordnnng beziehen und deren Einkommen 3000 M. nicht übersteigt, ist das steuerfreie Fünftek bei der Schul- einkommenstener so lange zu belassen, bis eine Erhöhung des Einkommens um mindestens 100 M. durch das Kataster nachgewiesen wird. Diese Übergangsbestimmung gilt nur für die Steuerjahre 1909 bis einschließlich 1913" wurde abgelehnt. * Heute vormittag 10 Uhr fand in der Annen- schule die feierliche Entlasfung der Abiturienten statt. Als Ehrengast wohnte u. a. der frühere Rektor der Anstalt, Lr. Geh. Studienrat Ur. Oertel, bei. Allgemeinem Choralgefang folgten der englische Vortrag des Abiturienten Rudolf Plaul über Lord Tennyson und der deutsche Bortrag des Abiturienten Kurt Scholz über die Kultur- fortschritte der Menschheit durch die großen Entdeckungen und Erfindungen. Der Chorgesang „Pilgerspruch" von Mendelssohn Bartholdy leitete zur Rede des Rektors, Hrn. Prof. vr. Henke über, der das Wort Goethes zu grunde lag: „Wem wohl das Glück die schönste Palme