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streben deS Sängers, ihr möglichst viel Ton abzugewinnen, stand diese auch nicht allenthalben fest. Man würde eS also jedenfalls gern sehen, wenn der Gast, um in seinem Können abschließend beurteilt zu werden, einmal in einer Partie sich vorstellte, die sich in ruhigen, gesanglichen Linien bewegt. Die übrige Besetzung der Oper (Leitung: Hr. Malala) gab zu besonderen Bemerkungen nicht Anlaß. Erwähnt sei nur, daß Frau Boehm van Endert, obwohl als unpäßlich gemeldet, die Agathe sehr lobens wert sang daß ihr Frau Nast als liebreizendes Annchen zur Seite stand und daß Hr. Grosch seinen Max, seit dem wir ihn nicht sahen, darstellerisch auf festere Füße stellte. O. S. Wissenschaft. In der Pariser Acadsmie des Jn- scriptions machte Salomon Reinach Mitteilung von einem Funde, der einem serbischen Gelehrten bei Binoa an der Donau gelungen ist. Man hat dort eine Reihe von Gräbern freigelegt, deren älteste Formen Analogien bieten zu den Grabstätten der „zweiten Stadt von Troja", während die jüngeren Gräber Gegenstände enthielten, wie sie ähnlich bei Funden in Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Thessalien und sogar Kreta ans Licht gefördert wurden. Außerdem wurde ein militärisches Diplom, datiert vom Juni 120, entdeckt, das jetzt im Museum von Belgrad bewahrt wird. Dieses Dokument gibt interessante Aufschlüsse über die Rekru tierung der römischen Kohorten. Literatur. „Julchen", das von dem Hoskapell- meister Kaehler in Schwerin nach dem Französischen des Germain und Tröbor übersetzte und bearbeitete Lust spiel (im Original „Miousic"), erlebte im Hoftheater in Schwerin dieser Tage seine Uraufführung und er zielte einen lebhaften Heiterkeitserfolg. Tas graziöse Stückchen dürste mehrfache Wiederholungen erleben. — Von Raoul Auernheimer hat das Wiener Burgtheater einen neuen Einakter „Der Unver schämte" angenommen. Bildende Kunst. Aus Darmstadt meldet man: Prof. Albin Müller wurde zum Vorsitzenden des unter dem Protektorate des Grohherzogs stehenden Hessischen Kunstvereins gewählt. Mit oieser Wahl gibt der Verein kund, daß er unter der neuen- Leitung auch neue Bahnen betreten und seine Arbeit der Pflege moderner Kunst widmen will. Tas ist von um so größerer Bedeutung, als er seine Tätigkeit nicht auf Tarmstadt beschränkt: er stellt auch in Mainz, Bad Nauheim, Gießen und anderen Städten des Großherzogtums aus. — Aus Boston wird berichtet: Die Deutsche Kunstausstellung ist gestern abend feierlich eröffnet worden. Die Ausstellung wird noch in Chicago wieder holt werden. — Der Streit um die Jmperatorenbilder der Münchener Residenz, die, wie seinerzeit berichtet wurde, von einer großen Anzahl von Künstlern und Kunstforschern Tizian zugeschrieben worden sind, dürfte jetzt beendetsein. Eine Sachverständigenkommission hat sich gegen die Autorschaft des großen Vene- tianers ausgesprochen. Musik. Der französische Komponist Saint-Säens, der aus Gesundheitsrücksichten den Winter in Las Palmas auf der Insel Grau Canaria zubrachte, wird im Laufe »es März in Monte Carlo eintreffen, um die Ur aufführung seiner neuesten Oper „Der Glaube", zu der ihm der Verfasser der „Roten Robe", Hr. Brieux, den Text schrieb, beizuwohnen. Tie Oper spielt in Ägypten. — Risto Savin (Friedrich Schirza), der bekannte slowenische Komponist, hat eine dreiaktige Oper voll endet, deren Libretto von ihm gemeinsam mit dem Wiener Musikschriftsteller Richard Batka verfaßt wurde. — Der Komponist der zweiten „Oavalleria Uustieana", der vom Verleger der ersten „Cavalleria" so große Schwierigkeiten bereitet wurden, Domenico Leone, hat eine neue Oper vollendet, zu der ihm sein Bruder Giovanni den Text schrieb, und de den Titel „8ous le Xnout" führt. Das dreiaktige, eine sehr leidenschaft liche Handlung bringende Werk wird aber nicht in Italien, sondern in Frankreich seine Uraufführung erleben, und zwar am Pariser Gaito Ende März unter persönlicher Leitung des Komponisten. — Felix Dörmann, der Mitverfasser des „Walzer- traums", hat, wie aus Wien berichtet wird, ein neues Operettenlibretto vollendet, zu dem der junge Wiener Komponist Bruno Granichstädten, der Komponist von „Bub oder Mädel?", der ersten Neuheit des Johann Strauß-Theaters, zu der Dörmann ebenfalls das Libretto schrieb, die Musik verfaßt. Die Operette führt den Titel „Majestät Mimi". — Franz Lehar, der Komponist der „Lustigen Witwe", hat außer „Fürstenkind" noch eine zweite Operette „Zigeunerliebe", Text von Wilhelm und Bodansky, fertig. Das „Fürstenkind" wird in der nächsten Spielzeit im Wiener Johann Strauß-Theater, „Zigeunerliebe" im Carl-Theater zur Uraufführung ge langen. Theater. Wie aus St. Petersburg berichtet wird, fand vorgestern im Michael-Theater die Eröffnungs vorstellung des deutschen Gesamtgastspiels unter Leitung des Direktors Philipp Bock statt. Cs wurde Friedrich Hebbels „Herodes und Mariamne" gegeben mit Albert Heine und Frl. Lossen in den Titelrollen. Sic ernteten durch ihr meisterhaftes Spiel von Akt zu Akt sich steigernden Beifall. * Ter Dresdner Ortsverein des Richard Wagner-Verbands deutscher Frauen versendet so eben folgenden Aufruf zugunsten der Richard Wagner- Stipendien-Stiftung in Bayreuth: Nur fünf Jahre sind noch Zeit, um den einzig würdigen Nationaldan zum 100. Geburtstage Richard Wagners vorzubereiten und noch ist kaum ein Drittel der als notwendig veran schlagten Summe beisammen. Um einigermaßen im Sinne des Meisters wirken zu können, muß sein letztes Vermächtnis, das er seinen Freunden ans Herz legte, die Bayreuther Stipendienstiftung, auf eine Million M. gebracht werden. Aus ihren Zinsen werden würdigen, aber minderbemittelten Kunstfreunden je nach Bedürfnis Freiplätze, Reise- und Aufenthaltskosten in Bayreuth ge währt. Sollte es da nicht Aufgabe der deutschen Frauen sein, für den großen Verherrlicher des deutschen Frauen- ideals und für die Verwirklichung seines Lieblings- gedankens in ebenso tatkräftiger Weise einzutreten wie seinerzeit für die Erweiterung der Schillerstiftung'? Der „Schillerverband deutscher Frauen" hat von 1900 bis 1905 durch kleine Jahresbeiträge von einer Mark an, die Tausende von Frauen ohne das geringste Opfer zu leisten vermögen, ein Kapital von 220000 M. angesammelt. Was hier möglich war, muß einem „Richard Wagner- Verband deutscher Frauen" auch gelingen: ist doch das Bestreben, den geistigen Hunger unserer minderbemittelten aber kunstbedürftigen Landsleute zu stillen, gewiß nicht geringer zu bewerten, als die Verminderung materieller Notlagen. Zu diesem Zwecke hat sich von Leipzig aus ein solcher „Rickard Wagner-Verband deutscher Frauen", unter provisorischer Leitung von Fil. Anna Held gebildet und kürzlich ein zu diesem ge- wriger, aber selbständiger Dresdner Ortsverein dieses Zerbands. Dieser richtet nun an alle deutschen Frauen ne herzliche Bitte, sich — eingedenk der Stunden, da Richard Wagners Kunst ihre Seelen hoch emportrug über den Alltag — mit einem ihren Mitteln entsprechenden Jahresbeitrag an dieser Sammlung zu beteiligen und nach Kräften für unsere Sache zu wirken. Anmeldungen zur Mitgliedschaft erbitten wir an den Arbeitsausschuß )es Dresdner Ortsvereins. — Dieser besteht aus folgenden Damen: Frau Prof. I)r. Bruck, Schnorrstraße 88, ll; Frl. v. Loeben, Räcknitzstraße 9, III, Frau Kurt Mey, Nürnberger Straße 14, II, sämtlich in Dresden. * Eine Ausstellung, die insbesondere den Kenner >er ostasiatischen antiken Kunst auf das lebhafteste esseln wird, eine der größten und schönsten europäischen Sammlungen japanisch-chinesischer Antike, die Sammlung H. Saenger in Hamburg, wird demnächst hier ver anstaltet werden, und zwar in einem Raume der Pianolagegesellschaft Choralion-Company. Die Sammlung, die nur antike Objekte enthält, umfaßt alte Porzellane und sonstige Keramik berühmter Perioden, Golvlackarbeitcn, insbesondere auch Schreibkasten (Suzu- ribako) von Korin, Koyetsu Chomin, ferner Jades, Schnitzereien in Holz und Elfenbein (Netzuke), sowie Jnros. Gleichzeitig kommen eine Anzahl Holzschnitte Hiroshige, Holusai, Utamaro, Koryusai, Shuncho, Shunko) und die berühmten Rollbilder Altjapans (Kakemono) zur Ausstellung, ferner Bronzen und Eisenarbeiten, sowie eine große Anzahl interessanter, teils berühmter Stich blätter. Tie Ausstellung, die Arbeiten der verschiedensten Epochen, bis in das 12. und 13. Jahrhundert zurück reichend, bringen wird, dürfte allein schon vom Punkte unstknItureUer Hinsicht lebhaftes Interesse beanspruchen. Die Eröffnung wird noch näher bekannt gegeben. Thcater, Konzerte, Vorträge. Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof- theater. Im Königl. Schauspielhause wird nächsten Sonnabend auf Allerhöchsten Befehl Kleists „Prinz Friedrich von Homburg" aufgeführt. Anfang 6 Uhr. Tie Generaloireltion hat die dreiaktige komische Oper „Die Dame Kobold" frei nach dem gleichnamigen Lustspiel von Calderon mit der Musik zu „6osi kan tutte" von Mozart, bearbeitet von Karl Scheidemantel, zur Ausführung für die Königl. Hofoper angenommen. * Residenztheater. Morgen Donnerstag und am Sonnabend finden Wiederholungen der Operette „Die Förster-Christl" statt. Am Freitag (Operetten- Abonnement, 2. Serie) und Sonntag abend ist die Operette „Die sieben Schwaben". Am Sonntag nachmittag geht bei ermäßigten Preisen die Operette „Die Fledermaus" in Szene. Das Weihnachtsmärchen „Die Reise ins Märchenland" wird jeden Mittwoch und Sonnabend nachmittag bei ermäßigten Preisen in Szene gehen. * Zentraltheater. Morgen, Donnerstag, wird zum 55. Male „Die Dollarprinzessin", Operette in drei Akten von Leo Fall, wiederholt. Infolge des an dauernden großen Erfolgs bleibt „Die Dollar prinzessin" bis einschließlich Montag, den 8. März, auf dem Spielplan. Dienstag, den 9. März (Vorabend des Bußtags) findet das einmalige Ensemblegast, spiel des Deutschen Theaters zu Berlin unter Leitung des Direktors Max Reinhardt statt. In Szene geht „Medea", Trauerspiel in fünf Akten von Franz Grillparzer, in folgender Besetzung: Kreon — Wilhelm Diegelmann, Kreusa — Leopoldine Konstantin, Jason — Eduard v. Winterstein, Medea — Adele Sandrock, Gora — Hedwig Mangel, Herold — August Momber, Land mann — Wilhelm Focke, Sklave — Heinrich v. Reichardt, Dienerin — Jenny Höhne, Medeens Kinder — Lotte Müller und Elisabeth Kielblock. Karten sind täglich bis 2 Ubr an der Kasse des Zentraltheaters zu haben. * Das Konzert des Dresdner Männergesang- Vereins vom 5. Februar d. I. erfährt jetzt eine Wieder- holung in Reichenberg in Böhmen. Der genannte Verein wird auf Einladung des Reichenberger Männcrgesangvereins hin am 7. März ein Konzert dortselbst, mit dem „Gänger" von Kurt Striegler als Hauptwerk, zugunsten des Deutschen Schulvereins abhalten. Als Solisten wirken mit die Königl. Hofopern sängerin Frl. Magdalene Seebe und der Königl. Hof opernsänger Gustav Fricke, während den Orchesterpart die Kapelle des K. K. Infanterieregiments Nr. 74 über nommen hat. * Der letzte Komponistenabend — Sonntag, den 7. März — '^8 Uhr im Vereinshause ist Chopin und Liszt gewidmet. Mckwirkende sind Prof. Reuß (Vortrag), Jenny Winds (Rezitation), Konzertsängerin und Klavier- virtuosin Henriette Orbaan und Kantor Johann Kötzschke (Orgel). * Am Bußtag, den 10. März, spricht im großen Saale des Gewerbehauses Pastor Friedrich Steude aus Bremen über „die natürliche Entstehungsgeschichte des Christentums". Pastor Steudel ist den Dresdnern ourch seine Vorträge in den letzten Jahren als ein aus gezeichneter, den Stoff beherrschender Redner bekannt geworden. * Dasgletzte dieswinterliche Konzert des Lehmann- Osten-Chores findet Donnerstag, den 18. März im Ausstellungspalast statt. U. a. wirken Hr. Hofschauspielcr Waldeck und Hr. Kammervirtuos Wiggert mit. — In dem Konzert Jacques Thibaud (Violine), in dem der Pianist Rudolf Zwintscher (Klavier) mit- wirkt, kommen Kompositionen von Händel, Lalo, Beet hoven, Fiorillo, Wieniaweky-Thibaud, Sarasate und Schumann zu Gehör. — Am 23. März veranstaltet im Palmengarten Helene Melar unter Mitwirkung von Emmy Rhode (Klavier) einen Liederabend. Am Klavier begleitet Hr. Reinhold Bender. — Teresa Carrenos einziger Klavierabend findet am 25. März im Palmengarten statt. — Tie Schwestern Helene und Eugenie Adamian» Schülerinnen von Prof. Martin Krause, geben am 27. März im Palmengarten einen Klavierabend. — Bogea Oumiroff (Baritonist) und Mary Wurm (Klavier) veranstalten am 29. März im Palmen garlen ein Konzert. — Der Liederabend von Anna Erler-Schnaudt findet am 31. März im Palmengarten statt. — Im Gewerbehause hält der berühmte Natur- forscher und Weltreisende vr. Sven Hedin am 31.Mürz einen Vortrag: „Eine Reise in Tibet" (mit Lichtbildern). Karten bei Ries. Mannigfaltiges. Aus Lachsen. (W.T. B.) Leipzig, 2. März. Bor dein Dis ziplinarhof hatte sich gestern der Konsul Eschke zu verantworten. Das Urteil sollte heute verkündet werden. Bevor dies geschah, traf jedoch die Nachricht ein, daß der Angeklagte sich in einer Privatwohnung in der Brüder straße erschossen habe. Leipzig, 2. März. Am Montag unternahm der Handlungsgehilfe Gutschner einen Erpressungsversuch an dem Bankdireltor Naumann. Dieser erhielt von Gutschner einen Brief, in dem er und seine Familie mit dem Tode bedroht wurden, falls nicht bis abends 7 Uhr bei dein Bäckermeister Selle in der Josephstraße 300 M. hinterlegt würden. Der Brief war zanz ähnlich gehalten wie die von dem Mörder des ^riedrichschen Ehepaares an Hrn. Weber gerichteten Briefe. Als Gutschner sich abends das Geld durch ein Kind aus dem Laden des Bäckermeisters holen ließ und sich in der Nähe des Ladens zeigte, wurde er ver haftet. Er legte ein umfassendes Geständnis ab und will die Tat aus Not und Unüberlegtheit begangen haben. Mit den: längst gesuchten Erpresser und dem Mörder der Friedrichschen Eheleute hat der Mann nichts zu tun. Meuselwitz, 2. März. Heute früh gegen 7 Uhr wurde auf dem hiesigen Bahnhofe der Bahnhofsvorsteher Karl Klaus von hier beim Zurückvrücken des Leipzig— Meuselwitzer Güterzugs Nr. 7772 nach dem Rangierberge von dem Zuge gestreift und zur Seite geschleudert, wo durch er einen Schädelbruch erlitt. Der Bedauernswerte wurde in seiner Wohnung untergebracht. Schneeberg, 2. Marz. Der in einer Länge von 14 km vor der Mulde in großem Pogen nach Ober- schlema führende Floßgraben, in den Jahren 1556 bis 1560 von der hiesigen Stadt erbaut, sollte schon mehrmals in einem Tunnel durch den Gleesberg geführt werden, um ihn noch mehr ausnutzen zu können. Dieser Plan wurde in der letzten Stadtverordnetenversammlung neuerdings erörtert. Tie Baukosten des seinerzeit Auf sehen erregenden Werkes betrugen 3587 Fl. 2 Gr. 2 Ps., genau so viel, als die der hiesigen Hauptkirche St. Wolf gang. Aue, 2. März. Der Leiter der Deutschen Fach schule für Blecharveiter, Hr. Prof. Dreher, ist heute früh einem Herzschlag erlegen. Tie hiesige Stadt verliert in ihm einen verdienstvollen Mann. Er war viele Jahre Stadtverordneter und in den letzten Jahren Stadt- verorduetenvorsteher. Seit 1880 stand er der Fachschule als Leiter vor. Noch in diesem Monat wollte Hr. Prof. Dreher nach Dresden übersiedeln, um in den wohl verdienten Ruhestand zu treten. Prof. Dreher wird Freitag, 5. März, an seinem 63. Geburtstage, beerdigt. Prrna, 2. März. Im hiesigen Königl. Seminar bestanden sämtliche Kandidaten die Prüfung. Als wissenschaftliche Hauptzensur erhielten 3 Id, 6 Ila, 10 II, 6 Ilb, 1 Illa, 2 III. Copitz, 2. März. Am 20. v. M. erstand der Maurer Schäfer bei der Versteigerung des Nachlasses des Weichenwärters Voigt einen Kleiderschrank. Bei einer späteren näheren Untersuchung des Schrankes stellte es sich heraus, daß unten am Boden in einem Kasten acht Staatspapiere im Werte von 2400 M. lagen. Tie Zinsleisten fehlen. Zittau, 1. März. Eine volkswirtschaftlich be deutsame Neuerung wollen, wie das „Chemn. Tgbl." meldet, in Oberoderwitz die Licht- und Kraftwerke einführen, um die Leinen-Hausindustrie vor dem völligen Aussterben zu bewahren. Die genannte Firma ließ durch einen Hrn. Schwabe aus Hohenstein Ernstthal einen alten 12/4 breiten Handleinwandweb stuhl für mechanischen Betrieb umbauen. Hrn. Schwabe ist es, wie das genannte Blatt ebenfalls gemeldet, gelungen, einen mechanischen Webstuhl, der ebenso leicht, wie der frühere Handstuhl, in jeder Stube unterzubringen ist, herzustellen. Der An trieb erfolgt durch einen winzigen Elektromotor von cin Drittel Pferdestärke. Dieser Motor verbraucht die Ar beitsstunde ungefähr 3 bis 4 Pf. an Kraft, obgleich der Stuhl in der Minute 70 Schläge macht und eine 12/4 breite schwere Leinwand liefert. Vielleicht ist durch diese Erfindung ein Weg gefunden, um die im Verschwinden begriffene Hausweberei wieder neu zu beleben, zumal die Kosten der Einrichtung eines Handstuhles für mechanischen Betrieb verhältnismäßig nicht zu hoch sind und die Neuerung für alle Gewerbearten, Hosenstoff, Jacquard, Inletts und dergl., sich einführen läßt. Aus dem Reiche. (W.T. B.) Osterburg, 2. März. Ihre Majestät die Kaiserin traf heute mittag 1 Uhr 10 Min. hier cin und wurde vom Landrat v. Jagow und Bürgermeister billiges empfangen. Ihre Majestät fuhr sofort zur Taub stummenanstalt, wo sie von einer Schülerin begrüßt