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Dresdner Journal : 11.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190901115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19090111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19090111
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-11
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1909
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Wickelung der Luftschiffahrt entgegenbringen. Es ist mir sehr wertvoll, auf den Mansfelder See aufmerksam ge macht worden zu sein, der sich selbst ohne Halle als Station für Zwischenlandungen für die Süd-Nord-Linie gewiß vortrefflich eignen würde. Mit nochmaligem Dank verbleibe ich Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Graf Zeppelin." Au» den» Auslande. Das Erdbeben in Italien. Mefsina, 10. Januar. Infolge neuer Erdstöße wurden durch die aufgeregten Meereswogen 20 m vom Kai fortgerissen, wodurch große Massen der dort auf gestapelten Mehlsäcke, ein nnt Pferden bespannter Wagen und drei Eisenbahnwaggons mit Lebensmitteln ins Meer gerissen wurden. Die Stadt wird von den Truppen noch immer nach Verunglückten durchforscht. Selbst in der Nacht find Patrouillen unterwegs, um etwaigen Überlebenden, die sich durch Rufen oder Stöhnen bemerkbar machen, Hilfe zu bringen. Der Gesundheitszustand ist befriedi gend, die öffentliche Ordnung durchaus gewahrt. Heute gegen Mittag wurde unter den Trümmern ein 43jähriger Mann lebend hervorgezogen, der seit 14 Tagen ohne jede Nahrung geblieben war. Er hatte den langsamen Todeskampf seiner Frau und seiner vier Kinder mit ansehen müssen. Sein Befinden ist verhältnismäsig gut. Seit gestern herrscht hier sehr schlechtes Wetter; in der Nacht wütete ein heftiger Sturm. Es wurden auch verschiedene Erdstöße wahr genommen. Rom, 9. Januar. General Mazza telegraphierte aus Messina an den Ministerpräsidenten Giolitti: Am 7. d. M. wurden sechs Verschüttete aus den Trümmern lebend hervorgezogen. Die durch die Truppen wiedergefun denen Werte, die von den Zivilbehörden eingetragen und nach Catania gebracht worden sind, beziffern sich auf 5 Mill. Lire. Privatpersonen erhalten jetzt die Erlaub nis, unter Überwachung durch Truppen Nachgrabungen vorzunehmen. In der Stadt und Umgegend herrscht Ruhe, nur einige Verhaftungen wegen Diebstahls erfolgten. Bremen, 9. Januar. Nachdem von den Kapitänen und Inspektoren des Norddeutschen Lloyd, sowie von den Hafen- und Marinebehörden in Neapel überein stimmend berichtet worden ist, daß das Passieren der Straße von Messina für Schiffe bei Tage keine Gefahr in sich schließe, hat der Norddeutsche Lloyd seine gleich nach der Erdbebenkatastrophe erlassene Verfügung, wo nach die Schiffe seiner verschiedenen Mittelmeerlinien die Straße von Messina meiden und ihren Weg westlich von Sizilien nehmen sollten, wieder aufgehoben. Die Lloyd- dampfer werden also in Zukunft bei Tage wieder die Straße von Messina durchfahren. Nach einem Telegramm des Generals Mazza an den Ministerpräsidenten Giolitti ist der Dampfer „Caracas" der Hamburger Firma Rob. M. Sloman jun. mit Lebensmitteln in Messina angekommen. Reggio (Calabrien), 9. Januar. Die Ingenieure prüfen den baulichen Zustand der öffentlichen Gebäude. Fast alle Urkunden und Wertpapiere wurden bei diesen Gebäuden wie bei den Banken wiedergefunden. * (W.T. B.) Sitten, 10. Januar. Heute vormittag ist während des Gottesdienstes das Gewölbe der als ehemaliger Wallfahrtsort bekannten Kirche des ungefähr 500 Einwohner zählenden Dorfes Nax, drei Stunden südöstlich von Sitten, eingestürzt. Die ersten Berichte meldeten 40 Tote und 60 Verwundete. Nach einer neueren Feststellung wurden 28 Personen getötet und 30 zum Teil schwer verletzt. Die Verunglückten sind aus schließlich Einheimische. Die Ursache des Einsturzes ist noch nicht festgestellt. (Berl. Lokalanzgr.) Mailand, 10. Januar. Aus ganz Mittelitalien werden schwere Schneeverwehungen gemeldet. Die telegraphische und telephonische Ver- indung zwischen Mailand und Rom ist unterbrochen. (W. T. B.) Genua, 10. Januar. Auf dem Wege von Celle nach Albissolo wurden infolge eines Erdrutsches 10 Zigeuner verschüttet, von denen 6 getötet wurden, während die übrigen Verletzungen erlitten. (W.T. B.) Lissabon, 9. Januar. In Azarucha und Arrailos bei Evora wurde heute ein Erdstoß verspürt, der aber keinen Schaden anrichtete. (W.T. B.) Konstantinopel, 9. Januar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bureaus.) In mehreren Gebieten Kleinasiens nimmt die Hungersnot zu. Nach Meldungen an den armenischen Patriarchen sind in der Umgebung von Tassin und Terdschan, ferner im Wilajet Erzerum in Musch mehrere Personen Hungers gestorben. Die Sammlungen seitens der Armenier erweisen sich als ungenügend. Eine größere Hilfsaktion und staatliche Hilfe sind dringend nötig. (W. T. B.) St. Petersburg, 9. Januar. Wie „PeterburgSkij Listok" aus Zarskoje Sselo meldet, fand oorgestem abend in einem mitten in der Stadt gelegenen Hause eine starke Bombenexplosion statt. Personen wurden nicht verletzt. Näheres ist bisher nicht bekannt geworden. (W. T. B.) Tomsk, 9. Januar. In NowonikolajewSk wurde beim Offnen der aus Tomsk eingetroffenen Post sestgestellt, daß zwei Geldpakete mit 285000 Rubel Inhalt verschwunden waren. (W.T. B.) New York, 11. Januar. Im Kohlen bergwerk „Zeigler"beiIllinois (Indiana) wurden gestern durch eine Explosion 25 Arbeiter getötet. Volkswirtschaftliches. » Die heutige Generalversammlung der Straßburge Münsterbräu-Akt.-Ges. in Straßburg'-Schiltigheim ge nehmigte sämtliche Punkte der Tagesordnung und setzte die sofort bei Herren Gebr. Arnhold in Dresden zahlbare Dividende auf 89(> fest. An Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurücktretenden Hrn. Geh. Kommerzienrats Grünewald wurde dessen Sohn Hr. Richard Grünewald in den Aufsichtsrat berufen. * Berliner Börsenbericht vom 11. Januar. (Fonds börse.) Die Woche eröffnete für Montanwerte in fester Haltung auf einen vorliegenden Eisenmarktbericht aus Oberschlesien, wo nach Anzeichen für eine Belebung des Geschäftes auf fast allen Produktionsgebieten zu verzeichnen seien. Daraufhin lagen Hütten- und BergwerkSaktien durchweg höher auf Rückkäufe. Der Bankemnarkt blieb überwiegend auf dem Schlußstand« von vor gestern. Nur Areditaktien setzten um 1,30 9b höher ein auf die vorherrschende Ansicht, daß zwischen Österreich und der Türkei eine Verständigung zu erwarten sei im Hinblick auf eine Ent schädigung von 2H Mill. Türkischen Pfund. Bon Eisenbahn aktien waren österreichische auf Wien gut behauptet, amerikanische auf New Uork schwächer. Die 3 9b>ge Reichsanleihe lag um 0,10 3h höher, Russen von 1902 um 0,20 9h besser auf die bevor stehende Emission der neuen Anleihe. Türkische Lose lagen um IH M. höher. Schiffahrtsaktien und Große Berliner Straßen bahn waren zum ersten Kurse höher gefragt. Zu Beginn der zweiten Börsenstunde war das Geschäft aus sämtlichen Märkten äußerst eingeengt. Heute kamen 10 Mill. M. Schatzanweisungen zur Rediskontierung mit RückzahlungStermin per 1. bis 29. März 1909. Täglich kündbare- Geld 2 9H. (W.T.B.) New Bork, 9. Januar. Waldemar Schmidtmann, der an den Schmidtmannschen -alibergwerken in Deutschland beteiligt ist, wurde zum Präsidenten der Jndependant Fertilizer Company gewählt, die vor kurzem mit einem Kapital von 50 Mill. Dollar- handelsgerichtlich ein getragen wurde. (W. T. B.) New Bork, 11. Januar. Die peruanische Regierung hat, wie aus Lima gemeldet wird, beim Kongreß die Bewilligung einer Anleihe von 3 Mill. Dollars verzinslich zu 63h beantragt, für welche die Salzsteuer als Sicherheit dienen soll. Die Anleihe wird zur Tilgung der überwiegend in Deutsch land untergebrachten Anleihe vom Jahre 1906 verwendet werden. Prod»«bSe»ers z» Dresden, 11. Januar, nachmittags 2 Uhr. Weizen per 1000 kx netto, weißer, 206—211 M., brauner, 7b bis 78 kg 201-207 M., brauner, feuchter, 70—74 kg, 191 bis 199 M-, russischer, rot, 240-248 M., russischer, weiß, -,- M., Kansas 244—248 M., Argentinier 244—247 M., amerikanischer, weiß, 233—235 M., Roggen per 1000 kg netto, sächsischer, »euer. 70—74 kg, 160—168 M., preußischer ,— M., russischer 187—191 M., Gerste per 1000 Kg netto, sächsisch« neu 183-196 M., schlesische 195—210 M., Posener 195-205 M., böhmische 215—225 M., mährische ,— M., Futtergerste 144 bi- 147 M., Hafer per 1000 kg netto, sächsischer, 160-166 M., do. neu, M., schlesischer u. Posener , M., Mai» per 1000 kg netto Cinquantine, alt 185—195 M-, do. neu 175—185 M., La Plata, gelber, alt 173 bi» 178 M., Rundmais, gelb, alt 173 bis 178 M., do. neu Frucht 157—165 M., Erbsen per 1000 Kg netto, Futterware 188—195 M., Bohnen per 1000 Kg netto —,— M., Wicken per 1000 kg netto säch sische 165—175 M., Buchweizen per 1000 Kg netto, inländischer, 200—210 M., fremder 200—210 M. Olsaaten per 1000 kg netto, Winterraps, trocken, M., Leinsaat per 1000 Kg netto, feine 255—265 M., mittlere 245 bi» 255 M., La Plata 240-245 M., Bombay — bis — M., Rübdl per 100 Kg netto mit Faß. Raffiniertes 69,00 M., Rapskuchen per 100 kg, Dresdner Marken, lange 13,50 M., runde —,— M. Lein kuchen Dresdner Marken, per 100 kg I. 18,50 M-, II. 18,00 M. Malz per 100 kg netto ohne Sack 32,00—34,00 M., Weizenmehl per 100 kg netto ohne Sack exkl. der städt. Abgaben Dresdner Marken. Kaiserauszug 35,50—36,00 M., GrieSlerauszug 34,50—35,00 M., Semmelmehl 33,50—34,00 M., Bäckermundmehl 32,00—32,50 M., GrieSlermundmehl 24,50—25,50 M., Pohlmehl 18,50—20,00 M., Roggenmehl per 100 kg netto ohne Sack, Dresdner Marken Rr. 0 26,00—26,50 M., Nr. 0/1 25,00—25,50 M., Nr. 1 24,00 bi» 24,50 M., Nr. 2 21,50—22,50 M., Nr. 3 17,50-18,00 M., Futtermehl 14,60—14,80 M-, Weizenkleie per 100 kg netto ohn« Sack Dresdner Marken, grobe 11,60—11,80 M-, feine 11,20 bi» 11,40 M., Roggenkleie per 100 kg netto ohne Sack, Dresdner Marken 12,60—13,00 M. Wetter: Frost. Stimmung: Ruhig. * Dresdner Marktpreise am H.Januar. Kartoffel» 50 kg 2 M. 80 Pf. bi- 3 M. — Pf. Heu in Sebund 50 kg 3 M. 60 Pf. bis 3 M. 80 Pf. Roggen st roh, Flegeldrusch, per Schock 36 M — Pf. bi» 38 M. — Pf. Berlin, 11. Januar. (Produktenbörse.) Weizen per Mai 211,00, per Juli 212,25, per September 203,50. Ziemlich be hauptet. Roggen per Mai 175,75, per Juli —,—, per Sep tember —,—. Still Hafer per Mai 166,75, per Juli 167,00. Fester. Mai» amerik. mixed per Mai —,—. per Juli 143,75. Behauptet. Rüböl per Januar 62,80, per Mai 58,00, per Oktober 54,90. Behauptet. Geschäftliches. — Ein zweckmäßiger Schreibtischkalender für 1909 ist der Soenneckensche Umlegkalender Nr. 263, der infolge seiner Zweckmäßigkeit besondere Empfehlung beanspruchen darf. Der Kalender ist nicht nur ein bloßer Datumzeiger, sondern er ist auch ein unentbehrliches Hilfsmittel zur genauen und pünktlichen Er ledigung aller Vorfälle im Geschäfts- und Privatleben, da er aus reichend Raum zum Vormerken bietet. Ein Kalenderblock mit großen deutlichen Tageszahlen ruht auf einer zweckmäßigen Unter lage aus fein poliertem Holz; jedes Blatt enthält den Kalender des vorliegenden und des folgendes Monats. Keine Notiz geht verloren, da ein zweckmäßiger Bügel die Blätter, die umgelegt werden können, festhält. Der Kalender ist zu dem Preise von 2,50 M. in jeder Schreibwarenhandlung zu haben. Der Ersatz kalenderblock kann jährlich zu mäßigem Preise nachbezogen werden. Eine Verkleinerung dieses Kalenders bildet der hübsche Damen schreibtischkalender Nr. 744 (2,50 M.), ein größerer Kalender hat die Nr. 266 und kostet 3,50 M. Vom Landtage. Dresden, 11. Januar. In der heutigen 166. Sitzung der Zweiten Kammer wurde zunächst Punkt 1, die in der 165. Sitzung ausgesetzte Beschlußfassung über die Be schwerde der Firma Eismann u. Stockmann wegen des nachträglichen Eingangs eines Schreibens von der Tages ordnung abgesetzt. Sodann wurden die Amtsgerichts petitionen beraten. Den Bericht erstattete Abg. Anders. Zu der Petition der Gemeinde Schöneck war noch eine Petition der Gemeinde Hammerbrücke gegen Aus- bezirkung aus dem Amtsgerichte Falkenstein eingegangen. Diese wurde vom Abg. Wolff befürwortet. Die Kammer beschloß, die Petition der Gemeinde Schöneck zur Er wägung zu überweisen und die der Gemeinde Hammerbrücke auf sich beruhen zu lassen. Die Petition um Errichtung eines Amtsgerichts in Weißenberg be fürwortete Abg. Pflug mit dem Hinweis darauf, daß im Jahre 1851 der Stakt Weißenberg durck den König!. Kommissar zugesichert worden sei das Gericht solle dauernd in der Stadt bleiben, und daß ihr im Jahre 1874 eine Entschädigung bei Verlegung des Gerichts in Aussicht gestellt worden sei. Se. Exzellenz der Hr. Justizminister vr. v. Otto wies daraus hin, daß bei der früheren günstigen Beurteilung der Petition der Stadt Weißenberg Behauptungen dieser Stadt als maßgebend angesehen worden seien, die sich als nicht zutreffend herausgestellt hätten. Er erklärte weiter, daß ihm die vom Abg. Pflug hervorgehobenen Zusicherungen neu seien und er sich dazu nicht äußern könne. Der Abg. Hähnel begründete ebenfalls den Antrag der Deputation. Die Petition wurde zur Kenntnisnahme überwiesen. Die vomAbg.vr.Zoephel befürwortete Petition der Stadt Lunzenau wurde zur Kenntnisnahme überwiesen. Dasselbe geschah mit der Petition der Stadt Strehla, für die der Abg. Sekretär 0r. Seetzen eintrat. Die Petitionen der Stadt gemeinden Brandis, Flöha, Geringswalde und fleyer blieben auf sich beruhen. Zu den Petitionen prachen die Abgg. Ahnert, Clauß und Gleisberg. Letzte Drahtnachrichten. Bertin, 11. Januar. Die Feierlichkeiten aus Anlaß der 60. Wiederkehr des Tages, wo Kaiser Franz Joseph zum Chef des Kaiser Franz-Garde-Grenadierregiments Nr. 2 ernannt wurde, begannen mit einem großen Wecken auf dem Kasernenhofe des Regiments. Vormittags fand ein Festgottesdienst in der katholischen sowie in der evan gelischen Garnisonkirche statt. An diesem nahmen der Kaiser, die Mitglieder der österreichisch-ungarischen Bot schaft, Generalfeldmarschall v. Hahnke, der Kommandant von Berlin, Generalmajor v. Böhn und die übrigen L la. suite stehenden Generale teil. Nach dem Gottesdienste beyab Sich der Kaiser mit Gefolge zum Offizierskafino, wo der Bildhauer Wolf dem Monarchen das Geschenk des Osfizierkorps an Kaiser Franz Joseph, nämlich einen mm Bildhauer Wolf modellierten Fahnenträger, überreichte. Inzwischen hatte das Regiment auf dem Kasernenhofe Ausstellung ge nommen. Der Kaiser wies in einer Ansprache das Regiment auf die Bedeutung des Tages hin und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hurra auf den Jubilar. Sodann folgte ein Parademarsch, an den sich ein Frühstück im Offizierskasino schloß. Berlin, 11. Januar. Der deutsche Handelstag wurde heute von seinem Präsidenten Kämpf unter An wesenheit einer Reihe von Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden im Langenbeckhause eröffnet. Darauf hielt der Staatssekretär des Innern vr. v. Bethmann- Hollweg folgende Ansprache: Der Einladung zu den Verhandlungen des deutschen Handels tages bin ich auch in diesem Jahre gern gefolgt. Zugleich ent ledige ich mich eines besonderen Auftrages des Hrn. Reichs kanzlers, wenn ich Sie auch in seinem Namen herzlich begrüße und des Interesses versichere, das er, das die Reichsregierung und das die durch den Hrn. Handelsminister vertretene preußische Regierung an Ihren Beratungen nehmen. Sie wollen sich mit einer Reihe von Fragen beschäftigen, die für das Reich die ernsteste Bedeutung haben, und wenn ich die Leitsätze Ihrer Tagesordnung ansehe, so finde ich, daß die negative Kritik dabei nicht zu kurz kommen wird. Und doch handelt es sich um Dinge, bei denen wir positive Ergebnisse erzielen müssen, vor allem bei der Reichsfinanzreform, die nicht eine Frage einzelner Parteien oder einzelner Erwerbsstände, sondern eine Lebensfrage des deutschen Volkes ist. Mein spezielles Ressortinteresse wird durch die Arbeitskammervorlage berührt, die Sie besprechen und verwerfen wollen. Ich muß es mir versagen, was ich an sich gern täte, Ihnen die Grundgedanken des Entwurfs vorzuführen. Vielleicht gelänge es mir dann doch, irrtümliche Annahmen der Kritik zu widerlegen. Aber Sie wissen, die erste Lesung der Vorlage im Reichstag steht noch aus, und bevor ich sie dort vertreten habe, kann ich mich in öffentliche Polemik nicht einlassen. Als Männer, die mitten im wirtschaftlichen Leben stehen, und denen je größer unsere wirtschaftliche Entwickelung gewesen ist, die Wechselwirkung zwischen wirtschaftlichen Verhältnissen und politischen Ge staltungen um so klarer vor Augen steht, werden Sie es den Verbündeten Regierungen nicht zutrauen, daß sie in sozialpoliti scher Träumerei neue Organisationen Vorschlägen, ohne auf deren Einfluß auf die Gestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse bedacht zu sein. Vielleicht werden Sie bei Erörte rungen auch finden, daß die wachsende Konzentration där Be triebe im Riesenbetriebe Hand in Hand mit der immer steigenden Verwirklichung des Assoziationsgedankens sowohl auf seiten der Arbeitnehmer als auch auf seiten der Arbeitgeber neue Verhält nisse zwischen den beiden Kontrahenten des Arbeitsvertrags ge schaffen und diese voneinander abgerückt hat, und daß es ebenso dem wirtschaftlichen wie dem politischen Interesse entspricht, nach Organen zu suchen, die den für beide Teile nötigen Zusammen hang, wo er unterbrochen wurde, wieder Herstellen sollen. Ich kann nur hoffen, daß Sie wie bisher in der freien und weiten Auffassung, welcher der deutsche Handel und die deutsche Industrie ihre Expansivkraft verdanken, an die Erledigung Ihrer Geschäfte berantreten werden, und wünsche Ihren Beratungen den besten Erfolg. Ter Handelstag nahm schließlich folgende Resolution an: „Der Entwurf eines Gesetzes über den Zwischenhandel des Reiches mit Branntwein ist abzulehnen, da er ein Staatsmonopol einführt und den gegenwärtigen Besitzern von Brennereien, ins besondere landwirtschaftlichen Brennereien, einen ungebührlichen Vorteil zuwendet. Zur Erzielung der erforderlichen Mehreinnahmen aus dem Branntwein wird die Aufhebung der zurzeit innerhalb des Brennereigewerbs bestehenden Vergünstigungen und eine an gemessene Erhöhung der Verbrauchsabgaben empfohlen neben der im Interesse der Vereinfachung der Gesetzgebung die übrigen Branntweinsteuern, Maischbottichsteuer, Branntweinmaterialsteuer und Brennsteuer zu beseitigen sind." Wien, 11. Januar. Der Kaiser empfing heute mittag den deutschen Militärattache Grafen v. Kageneck in Audienz, der ihm ein Handschreiben des Deutschen Kaisers aus Anlaß des 60jährigen Jubiläums als Chef des preußischen Kaiser Franz-Gardegrenadierregiments überbrachte. Wien, 11. Januar. (Wiener K. K. Telegr.-Korr.- Bureau.) Nach Informationen von maßgebender Stelle entbehren die vorstehenden Zeitungsnachrichten der Be stätigung. Messina, 11. Januar. Die Beerdigung der Leichen ist jetzt von der Stadtverwaltung übernommen worden. Das Totengräberamt versehen wieder Zivilpersonen unter Leitung zweier Ärzte. Der Zugverkehr ist in vollem Um fange wieder ausgenommen worden. Aber die Reisenden dürfen ohne Erlaubnisschein vom Präfekten Messina nicht betreten. Gestern wurde hier unter den Soldaten eine Sammlung zum Besten der Überlebenden veranstaltet. Catania, 11. Januar. Die erste deutsche Hilfsexpe dition unter vr. Colmars Führung ist an Bord der „Bellora" hier eingetroffen. Konstantinopel, 11. Januar. Der „Jeni Gazetta" zufolge wurde das österreichisch-ungarische Angebot von 2^ Mill. Pfund für die bosnischen Staatsgüter im gestrigen Ministerrate definitiv verworfen. Auch der „Jkdam" sagt, der Ministerrat habe beschlossen, das An gebot nicht anzunehmen. Der Deputierte Ismail Hakka bespricht im „Tanin" das Angebot und sagt, Osterreich- Ungarn habe sich vom ottomanischen Standpunkte ent fernt, der nicht nur die bosnischen Staatsgüter, sondern auch den Staatsschuldenanteil umfasse.
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