Volltext Seite (XML)
Handelsminister Kossuth hielt in Beantwortung der Begrüßung der Mitglieder der UnabhängigkeikSpartel eine Rede über die politische Lage. Kossuth hob hervor, daß die Unabhängigfeitspartei, die infolge ihrer Prinzipien leider eine radikale Partei sein müßte, ein Beispiel seltener Selbstentäußerung und politischer Reife gegeben habe, indem sie die Koalitionsregierung unterstützt habe, ob wohl die Unabhängigteilspartei die Majorität im Ab geordnetenhause besitze. Durch diese Mäßigung sei es gelungen, das Einvernehmen zwischen dem König und der Nation herzustelleu. Kossuth konstatierte dann, daß die Regierung bei dem Monarchen in allen schwierigen Fragen aufrichtiges Wohlwollen gefunden habe. (Lebhafte Eljenrufe.) England. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) London, 1. Januar. Nach einem Telegramm des Privatsekretärs des Königs Lord Knollys an die Presse ist die von der „Daily Mail" gebrachte Meldung über eine Verschiebung bez. ein Aufgeben der Reise des Königs und der Königin nach Berlin unbegründet. (W. T. B.) Der letzte Quartalsausweis der Staatseinnahmen weist eine Mindereinnahme von <>10821 Psd. Sterl, auf. Insbesondere zeigt sich ein be deutender Rückgang der Zolleinnahmen, und zwar um 947000 Psd. Sterl, und der Verbrauchssteuern um .'>50000 Psd. Sterl. Der Ausweis für die 9 Monate vom 1. April bis 31. Dezember zeigt eine Minderein nahme von 5029503 Pfd. Sterl., an der die Zölle mit 3061090 Pfd. Sterl, und die Verbrauchssteuern ' mit 1 170000 Pfd. Sterl, beteiligt sind. Rußland. (W. T. B.) Die Landesverteidigungskommission der Neichsduma hat den von dem Marineministerium für den Bau von Linienschiffen für 1909 geforderten Betrag von 3 Mill. Rubeln einstimmig abgelehnt. Jekaterinoslaw, 1. Januar. Das Kriegsgericht fällte heute das Urteil in dem Prozesse wegen gewalt samer Besitzergreifung der Katerinabahn durch Aufständische im Jahre 1905. Es wurden 32 Personen zum Tode, 12 zu lebenslänglicher Zwangsarbeit und 48 zu Zwangs arbeit von verschiedener Dauer verurteilt. 39 wurden frei gesprochen. Frankreich. (W.T.B.) Paris, 31. Dezember. Im Hofe des Ministeriums des Innern wurde heute ein Mann verhaftet, der niehrere Revolverschüsse in der Richtung auf das Dienstzimmer Clsmenceaus abgegeben hatte. Der Mann ließ sich ohne Widerstand verhaften und erklärte, daß er nur habe protestieren wollen, weil ein von ihm an Elömenccau gerichtetes Gesuch abgelehnt worden sei. Der Mann heißt Benedetti und stammt aus Corsica. Der deutsche Botschafter. Fürst Radolin über brachte heute dem früheren Präsidenten Loubet die Glückwünsche Sr. Majestät des Deutschen Kaisers zum 70. Geburtstage und übermittelte gleichzeitig die Glück- wünsche des Reichskanzlers Fürsten v. Bülow. — Tie französische Regierung hat dem Gesandten v. Flotow das Großoffizierkreuz der Ehrenlegion verliehen. Paris, 1. Januar. Im Elysöe fanden heute in her gebrachter Weise die offiziellen Neujahrsempsänge statt. Nach dem Frühstück empfing Präsident Fallisres das diplomatische Korps, mit Ausnahme des italienischen Botschafters, der aus Anlaß des nationalen Unglücks später in besonderer Audienz empfangen wurde. Beim Empfang des diplomatischen Korps hielt der spanische Botschafter als Doyen eine Ansprache. Er drückte seine Freude darüber aus, daß der Friede trotz der Ereignisse und Schwierigkeiten des Jahres 1908 nicht gestört worden sei. Ferner hob der Botschafter den guten Willen der Diplomatie hervor, der es gelungen sei, die Gefahren, wenn auch nicht ganz, zu beseitigen, so doch zu mindern. Er rühmte sodann die französische Regierung, die sich mit Takt und Klugheit inmitten der gegenteiligsten Be strebungen bewege und, durch ihre Haltung oder durch Rat und Tat zur Lösung auftauchender Schwierigkeiten beitrage. Vor allem habe Frankreich mit einer anderen Macht ein erhabenes Beispiel gegeben, indem cs einen nachahmenswerten Vorgang zur Regelung aller inter nationalen Streitigkeiten geschaffen habe. Präsident FaMres erwiderte auf die Ansprache des Botschafters und hob hervor, Frankreich werde ihm dankbar sein für die schmeichelhaften Worte, die er seiner Diplomatie gezollt habe, die sich bemüht habe, gefährliche Eventualitäten zu beschwören. Die Ententen, welche die öffentliche Meinung fordere, täten der Würde der Regierungen keinen Abbruch, gestatteten aber den Frieden in der Welt zu erhalten. Zum Schluß beglückwünschte der Präsident das gesamte diplomatische Korps dazu, daß es zu diesem Werk der Eintracht beitrage. Paris, 2. Januar. Gegenüber der in der letzten Zen wiederholt ausgetauchlen Meldung, daß der Vatikan geneigt sei, seine Haltung bezüglich der durch das Trennunasgesetz geschaffenen Lage zu ändern, ist das »Echo de Paris" berechtigt, folgende Erklärung ab zugeben: Der Heilige Stuhl denkt in keiner Weise daran, seine bisherige Stellungnahme auszugeben, die mehr denn je durch die Ereignisse gerechtfertigt ist. Wenn die Lage der Kirche in Frankreich bedroht ist, so beklagt dies der Heilige Stuhl in erster Reihe. Aber -er ist der Über zeugung — und die aufrichtigen Katholiken mit ihm —, daß es nur einer ständigen konsequenten Haltung ge lingen werde, mit Hilfe Gottes die Lage zu verbessern. Spanien. (W. T. B.) Madrid, 1. Januar. In der Gemeinde Bolbaite in der Provinz Valencia entstand wegen der Oltroiabgaben ein Tumult, bei dem die Gendarmerie zum Schutz der Zollwächter eingreifen und von der Waffe Gebrauch machen mußte. Dabei wurde einer der Tumultuanten getötet, mehrere wurden verletzt. Serbien. (W. T. B ) Belgrad, 31. Dezember. Kriegsminister Ste- panowitzsch hat feine Demission eingereicht, die vom König angenommen worden ist. Au den Balkanfragen. (W.T.B.) Wien, 31. Dezember. Gegenüber den Erklärungen des bulgarischen Finanzministers in der Sitzung der Sobranje am 28. d. M. stellt die Betriebs gesellschaft der Orientalischen Eisenbahnen fest, daß im vorigen Monate durch kontradiktorische Verhandlungen in Konstantinopel zwischen dem bulgarischen Handels minister, dem türkischen Arbeitsminister und der Direktion der Orientbahnen der jährliche Reinertrag der von der Betriebsgesellschaft der orientalischen Eisenbahnen be- triebenen, von Bulgarien gewaltsam okkupierten Strecken auf 2009000 Frcs. ermittelt worden ist. Hierbei sind noch nicht berücksichtigt: 1. Entschädigung für weg genommenes Rollmaterial oder Rückgabe desselben, 2. Entschädigung für die Linie Nowazagora—Tschirpan, 3. Entschädigung wegen der Linie Bellowa—Vakarel, 4. Entschädigung für weggenommene Vorräte und für die Einnahmen seit Wegnahme der Linien, so daß, selbst wenn die von der Gesellschaft beanspruchte Entschädigung für die ihr entgehende Verkehrszunahme außer acht bliebe, der Wert der für die Eigentümer und Pächter zu leistenden Entschädigung offenbar mehr als das Dreifache des vom bulgarischen Finanzminister genannten Betrags darstellen würde. Aus dem obigen ergibt sich ohne weiteres, daß die in der Rede des bulgarischen Finanz ministers angeführten Ziffern der Rechtslage nicht ent sprechen und auf ganz willkürlicher Grundlage beruhen. Hierzu ist zu bemerken, daß Bulgarien bereits vor zehn Jahren einen Vertrag unterzeichnet hat, in dem nur für die Abtretung des Betriebsrechts der Gesellschaft, also ohne Berücksichtigung der an die Türkei zu zahlenden Ab findung für ihren Anteil an den Einnahmen und Eigen tum, und ohne Berücksichtigung der obigen durch die ge waltsame Okkupation aufgeworfenen Punkte, ein Betrag von 24,8 Mill Frcs. in bar schriftlich vereinbart und von der Sobranje genehmigt worden war, und daß der Ver kehr sich seit den seither verflossenen zehn Jahren um 25 Proz. gehoben hat, ein Vertrag, der, wie bekannt, durch die türkische Regierung, deren Genehmigung Vor behalten war, abgelehnt wurde. (W. T. B.) Konstantinopel, 31. Dezember. Mel dungen aus Saloniki zufolge plant das Boykott komitee, falls die Frage der Angliederung Kretas an Griechenland eine für die Türkei ungünstige Wendung nehmen würde, den Boykott auch auf griechische Waren auszudehnen. London, 1. Januar. Wie das Reutersche Bureau von amtlicher Seite erfährt, haben England und Rußland Österreich Ungarn ihre Annahme der Vorschläge notifiziert, die Osterreich-Ungarn in bezug auf die mutmaßlichen Beratungen der der europäischen Konferenz vorzu legenden Fragen gemacht hat. (Meldung der „Agence Bulgare".) Sofia, 1. Januar. In seinem Expose über das Budget bespricht der Finanz minister Sallabaschew die Frage des Betriebsdienstes der Orientalischen Eisenbahnen von rein finanzieller Seite und erklärt, der Reingewinn der Gesellschaft während der letzten drei Jahre sei eine Durchschnitts dividende von 5^ Proz. gewesen, d. h. es seien 2 700000 Frcs. an die Aktionäre ausgezahlt worden bei einem Kapital von 50 Mill. Tie Großbanken, die Eigentümer der Gesellschaft sind, verkaufen an den Börsen Wien und Berlin die Aktien mit einem Durchschnittskurse von 12H Proz. auf 56 250 000. Zwischen diesem Exposs und den Erklärungen LiaptfHews, die dieser in Konstantinopel abgegeben hat, besteht kein Widerspruch. Liaptschew trachte danach, sämtliche politischen und finanziellen Fragen, die Bulgarien un) die Türkei betreffen, zu regeln, während der Finanzminister die Frage der Orientbahnen abgetrennt auf rein finanzieller Basis prüft, ohne die Gesamtsumme zu bestimmen, die Bulgarien der Türkei und der Gesellschaft zusammen für alle Fragen einschließ lich der Eisenbahnfrage zahlen würde. Türkei. (W. T. B.) Konstantinopel, 31. Dezember. Die Deputierten kammer beschloß auf Antrag des Deputierten Tjahid, den Großwesir aufzusordern, in der ersten Sitzung nach dem Beiramfest Erklärungen über die innere und äußere Politik der Regierung atzugeben. Sodann wurde auf Antrag Cosmidi beschlossen, von dem Minister des Innern Erklärungen über das Attentat auf den Thronfolger zu fordern. Die Reformprojekte des Deputierten Mahir betreffend die Finanzen, Volksausklärung und Justiz wurden einer Spezialkommission überwiesen. Die Kammer beschäftigte sich weiter mit der Bildung von Kommissionen, der Verlesung neuer Glückwünsche und Mandats- berufungen und beschloß sodann, sich wegen des Beiram- festes bis zum 11. Januar zu vertagen. Konstantinopel, 1. Januar. Das gestrige Gala diner im YUdiz zu Ehren der Kammer machte auf die Deputierten den größten Eindruck. Nach dem Dessert verlas der erste Yildizsekretär eine Rede des Sultans, in der dieser erklärt, er sei außerordentlich befriedigt, mit den Vertretern der ganzen oltomanischen Nation gespeist zu haben, und glaube, dieser Abend bedeute ein glück liches Ereignis in der Geschichte des ottomanischen Reiches. In der Rede heißt es weiter: Ich gebe die Versicherung, daß ich meine Seele dem Schutze der Bestimmungen unserer Verfassung widme, die heilige Rechte garantiert. Sodann nahm Achmed Riya das Wort zu einer Danker rede, in der er erklärte, es sei unzweifelhaft, daß sowie die Araber eine erhabene Zivilisation geschaffen, auch die Ottomanen mit ihrem Herrscher vereinigt eine Hobe Stellung in der zivilisierten Welt einnehmen würden. Er schloß mit drei Hochrufen auf den Sultan, die bei der Versammlung ein stürmisches Echo fanden. Aur Lage in Persien. (Meldung der St. Petersburger Telegr.-Agentur.) Täbris, 31. Dezember. Ain ed Tauleh riet der Stadt, sich innerhalb fünf Tagen zu ergeben. — Aus Maraga zog der Gouverneur mit 2000 Reitern aus, um sich mit Ain ed Dauleh zu vereinigen. London, 1. Januar. Wie das Reutersche Bureau erfährt, sind mit Rücksicht auf die unbefriedigende Lage in Persien die englische und die russische Regierung wegen eines künftigen politischen Zusammengehens in Perfien in Verbindung getreten. Jagd und Sport. * Witterungsberichte für den Wintersport vom heu tigen Tage: In Altenberg — 6 ", Schneehöhe 10—18 cm, Skiföre leidlich, Rodelbahn gut; Kipsdorf —5', Schnee höhe 12—15 cm, Skiföre auf den Höhen gut, Rodelbahn gut. — Riesengebirge. 65 cm Schnee, 8 cm Neuschnee, —9 "0. Ski und Rodel ausgezeichnet. — Fichtelberg. Temperatur: — 7 ° (?. Schneehöhe 50 cm. Skiföre gut. * Mit Rücksicht auf die jetzige für die Ausübung des Wintersports günstige kalte Witterung werden die Sport sonderzüge von Chemnitz nach Oberwiesenthal und von Mügeln nach Geising-Altenberg auchmorgen, Sonntag, ver kehren. Anschluß an den ersteren bietet der früh 4 Uhr 10 Min. vom Hauptbahnhofe hierselbst abfahrende Perfonenzug nach Chemnitz, während der früh 8 Uhr den Hauptbahnhvf Dresden verlassende Pirnaer Vorortzug den Anschluß nach Geising-Altenberg vermittelt. * Im ganzen bayerischen Hochlande hat es die letzten Tage tüchtig geschneit, und es bietet sich nunmehr überall reichlich Gelegenheit zur Ausübung des gesunden nervenstärkenden Wintersports. Allseits ist man bemüht, den Gästen den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen. In den Hotels ist für gute Unterkunft und Verpflegung bestens Sorge getragen. In den Monaten Januar und Februar sind festliche Veran staltungen in großer Zahl vorgesehen. Preisrodeln, Preis« eisschießen, Ski- und Rodelrennen, Eisfeste sowie Schlittenfahrten werden nahezu an allen Wintersportplätzen veranstaltet. In der Nähe von Bad Reichenhall, Ober-Ammergau und Kohlgrub finden die interessanten Wildfütterungen statt, die jedem Tierfreund in angenehmer Erinnerung bleiben dürsten. (W. T. B.) Le Mans, 31. Dezember. Heute nachmittag machte Wilbur Wright gelegentlich des Wettbewerbs um den Michelinpreis 56'^ Runden in 2 Stunden, 20 Min. und 44 Sek, wobei er 124,3 km zurücklegte. Hiermit schlug Wright feine bis herigen Rekords. Kl-1:1 Mark . Sc. 2S Stück: SS ?f. bei so Stück: sr ?f, del 100 SMck r >0 k>l 5oennecken-0riner Varl» selatownae- Überall voi-plNIx- f. Lvennscken - kann - 8srIInI»ud«n;ir. I6-IS Wetterbericht Ver König!. Eächs. Landeswetterwarte. Wetterkarte vom Sonnabend, L. Januar, früh 8 Uhr. Witter»»g»verla«f in Lachse» am 1. Januar 1SV». Bei ungewöhnlich hohem Barometerstände hielt am 1. Januar das heitere, trockene Frostwetter an. Die Temperatur zeigte nur etwas höhere Werte als tags zuvor. Die Winde wehten schwach aus Südost bis Südwest. Die Schneedecke ist allenthalben noch gering. Die Nachrichten vom Drachen- bez. Ballonaufstieg in Linden berg fehlen. Meldmeg vom Fichtelberg (1213m) de» 2. Januar, früh 7 Uhr. Barometer: mäßig gestiegen. Leichter Nordwestwind. Temperatur: — 9.8 " 0. Bewölkung: heiter, leichte Wolken. Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern. Gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, stacker, anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost, glänzender Sonnen-Unter- und -Aufgang, Abend- und Morgenrot. Wetterlage i« Europa am 2. Januar, früh 8 Uhr. Der größte Teil des Europäischen Rußland weist noch Barometerstände von 780 mm und darüber auf. Im äußersten Norden erscheint heute ein sehr kräftiges Tief, das sich südwärts ausbreiten wird. In Verbindung mit dieser Depressionsbewegung steht eine Drehung des Windes nach Südwest. Temperaturanstieg ist bereits eingetreten und wird sich solcher weiter fortsetzen. Bewölkung und Riederschlagswahrscheinlichkeit nehmen zu. Erhebliche Nieder schläge stehen aber nicht unmittelbar bevor. Prognose für Sonntag, de» 3. Januar. Mäßige Südwest- winde; bedeckt; wärmer; kein erheblicher Niederschlag. Windströmuug und Linien gleichen Luftdruckes. Lie Zahlen bedeuten Barometerstände, die 7(00) ist weggelaffen wordeu. Witterungsmstand und Temperatur "0- Lie Zahlen bedeuten lemperaturgrade, Kältegrade sind durch — kenntlich. ZeichenerN lranz. WLmNiederschl. stürm, sch W frisch windstill wolkenlos beoc-kt bedeckt I. »ü bleckt bedeck: 2« Regen Sckmee A Nebel WKrouvc-N