Volltext Seite (XML)
6 Wiesenthal gemeldet: Die Naturbühne ist im sogenannten Fuchkloch, nahe dem Forsihause Parthum, in einer romantischen W^ldschlucht gedacht. Kaum eine Viertel stunde entfernt liegt unsere Stadt Oberwiesenthal. Etwaige Überschüsse aus dem Unternehmen sollen lediglich natio nalen Schutzvereinen Böhmens zugute kommen. Der Schöpfer des Festspiels ist der Schriftsteller Julius Reinwarth in Plag, der mit seiner Arbeit hauptsächlich mit den Anstoß zu dem Naturbühnenprojekt gegeben hat. In dem fünsaktigen Festspiele findet die Entwickelung des oberen Erzgebirges von der ersten Ansiedelung bis auf die Gegenwart dramatischen Ausdruck. Neben diesem Festspiele > nd auch Ausführungen anderer dramatischer Werle und Tondichtungen, soweit sie in den Rahmen einer Naturbühne fallen, in Aussicht genommen. Die Bühne soll den Namen „Natur- und Festfpielbühne Hercynia" führen. Eine besondere Förderung darf das Projekt von einer bevorstehenden Gründung der Ver einigung erzgebirgischer Schriftsteller und Künstler „Keil- bergbund" erwarten. — Das Stadttheater in Karlsbad ist für eine ganzjährige Spielzeit an vr. Warnecke verpachtet worden. — Zu dem Zwiste zwischen Bühnengenossen schaft und Bühnenverein, den der deutsche Bühnen- verein erklärt hat, wird in der neuesten Nummer des Organs der Genossenschaft folgende Anfrage an den Bühnenverein veröffentlicht: An das Präsidium des Deutschen Bühnenvereins. Durch die Tageszeitungen wird mitgeteilt, daß der stell vertretende Präsident des Deutschen Bühnenvereins Hr. Intendant Claar in Frankfurt a. M. den Mitgliedern die Bekanntmachung zugehen ließ, daß er jede Verbindung mit der Genossenschaft ab gebrochen habe. Eine gleiche Mitteilung ist unserem Zentral bureau vom Schriftführer des Deutschen Bühnenvereins Hrn. Thealerrat vr. Max Sachse telephonisch zugegangen. Auch der Syndikus des Bühnenvereins muß den gleichen Auftrag erhalten haben, denn er lieb zwei von mir kommende und von mir wie von einer Anzahl. anderer Richter unterkertigte Rekursgerichts akten, die ich ihm durch unser Bureau zuschickte, mit dem Ver merk „Annahme verweigert. Fetisch" zurückgehen. Diese Akten lagen» aus unserem Zentralbuieau. Da ein solches Vorgehen für die streitenden Parteien auf beiden Seiten einer Rechts verweigerung gleichkäme, kann ich nicht glauben, daß der Bühnen verein eine solche ohne weiteres wird verantworten wollen und fordere ihn auf, durch die Tageszeitungen uns wissen zu lassen, wie er über das von beiden Präsidien vertretene Bühnen- Echiedsgericht und seine Rechtsprechung denkt. Berlin, 21. Dezember 1908. Hermann Rissen, Präsident. * Se. Königl. Hoheit PrinzJohann Georgbefuchte die Kunstausstellung Emil Richter, Prager Straße und eröffnete die Sonderausstcllung von Melchior v. Hugo- Stuttgart und Alfred Haensch-Dresden und besichtigte ferner mit großem Interesse die neuesten Aufnahmen der Königl. Familie von Lichtbildner Hugo Erfurth- Dresden. * In der nächsten Sitzung des Königl. Säch- sifchen Bltertumsvereins, die am nächsten Montag, abends ^8 Uhr im Kurländer Palais stattfindet, wird der Privatdozent für Kunstgeschichte an der Universität zu Leipzig Dr. Graf Vitzthum v. Eckstädt einen Vor trag halten über „Das Pirnaer Antipendium". * In der Galerie Ernst Arnold hat die hiesige Bildhauerin Frau v. Bary-Doussin eine eindrucksvolle Ausstellung ihrer neuesten Plastiken veranstaltet. Der große Oberlichtsavl birgt ein großes Monumentalrelief „Kommet her zu mir alle" mit 22 überlebensgroßen Figuren; außerdem Porträtbüsten von vr. Alfred v. Bary, Geheimrat Thode, Baron Liphart und anderen, sowie 12 Bronzen, teils figürliche, teils anmutige Tiergruppen. Ferner ist ausgestellt worden: eines der ganz wenigen Gemälde von Prof. Max Klinger „Homer", welches im Jahre 1902 entstand und bisher nur in der Berliner Sezession zu sehen gewesen ist. Weiterhin ist vertreten der feinsinnige Theodor v. Gosen mit einer Reihe Plastiken und der Münchner Landschafter Otto Strützel mit einer Kollektion von 34 Gemälden. Theater, Konzerte, Vorträge. * Mitteilung auS dem Bureau der Königl. Hoftheater. Das seit dem 14. September 1904 nicht wieder gegebene Singgedicht „Feuersnot" von E. v.Wol- zogen, Musik von Richard Strauß, geht nächsten Sonntag in neuer Einstudierung wieder in Szene. Die Besetzung ist die folgende: Schweiker v. Gundelfingen — Hr. Rüdiger, Ortolf Sentlinger — Hr. Nebuschka, Diemut — Frl. v. der Osten (zum erstenmal), Elsbeth — Frau Bender- Schäfer (zum erstenmal), Wigelis — Frl. v. Chavanne, Margret — Frau Nast, Kunrad — Hr. Scheidemantel, Jörg Pöschel — Hr. Wachter, Hämerlein — Hr. Trede (zum erstenmal), Kofel — Hr. Plaschke, Kunz Gilgenstock — Hr. Puttlitz (zum erstenmal), Ortlieb Tulbeck — Hr. Erl, Ursula — Frl. Reinel (zum erstenmal), Ruger Aspeck — Hr. Grosch (zum erstenmal), Walpurg — Frl. Eibenschütz. Im Anschluß an das Werk wird das Ballett „Die Puppenfee" aufgeführt. Im Königl. Schauspielhaus eröffnet Frl. Hermine Körner vom Schauspielhaus in Düsseldorf nächsten Sonn abend ein Gastspiel als „Monna Vanna". Dienstag, den 5. Januar gastiert Frl. Körner als „Elga" und Donnerstag, den 7. Januar als „Elisabeth" in dem Schauspiel „Das Glück im Winkel". Die nächsten Aufführungen des neuen Lustspiels „Die glücklichste Zeit" von Raoul Auernheimer finden Freitag, den 1. und Mittwoch, den 6. Januar statt. * Im Residenztheater wird bis auf weiteres täglich nachmittags ^4 Uhrdas Weihnachtsmärchen„Die Reise ins Märchenland" von Karl Witt, Musik von Rudolf Dellinger, abends ^8 Uhr mit vollständig neuer Ausstattung an Dekorationen, Möbel, Requisiten die Operettennovität „Die Förster-Christl" von Bernhard Buchbinder, Musik von Georg Jarno wiederholt. — Das Residenztheater veranstaltet aus Anlaß der Erdbebenkatastrophe in Süditalien eineWohl- tätigkeitSvorstellung; diese geht am Dienstag, den 5. Januar n.J. mit der erfolgreichen Operette „Die Zörster-Christl" in Szene. Hr. Direktor Witt wird >en gefamten Erlös dieser Vorstellung dem Wohl- tätigleitsfonds zur Verfügung stellen. * Zentraliheater. Morgen, Fre tag, findet nach- mittags »tz4 Uhr bei ermäßigten Preisen die 30. Aus- ührung von „Peter und Paul reisen ins Schla- afsenland", Weihnachtsmärchen in einem Vorspiel und ünf Bildern von R. Bodanzky und F. Grünbaum, Musik von Franz Lehsr, statt. Abends ^8 Uhr geht zum achtenmal „Der tapfere Soldat", Operette in >rei Alten von R. Bernauer und L. Jacobson, Musik von Oscar Straus, in Szene. Die täglichen Auf- ührungen des Weihnachtsmärchens dauern noch bis einschließlich Mittwoch, den 6. Januar n.J.; nach diesem Tage wird es nur noch jeden Mittwoch, Sonnabend und Sonntag wiederholt. * Motette in der Frauenkirche, Sonnabend, >en 2. Januar 1909, nachmittags 4 Uhr. 1. Toccata in k' ckur von Joh. Seb. Bach; 2. Psalm 121, 4—8: „Siehe, >er Hüter Israels schläft noch schlummert nicht!" Em- eitung und Fuge für vier- und mehrstimmigen Chor von Ilbert Becker, op 46, Nr. 8; 3. ») Gebet um Seelen- rieben, t>) Neujahrslied, „Geistliche Lieder, teils auf ne hoben Feste, teils auf die Passion oder Leiden Christi, teils auf unterschiedliche Vorsallungen im Christentum gerichtet, mit anmutigen Melodeyen", für Sopran und Orgel von Johann Wolfgang Frank (Ham- bürg 1681); 4. Vorspiel und Gemeindegefang: „Hilf du uns durch die Zeiten!"; 5. Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre!" Lied für Sopran und Orgel von Ludw. v. Beethoven; 6. „Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht!" Spruch für achtstimmigen Chor von Felix Mendelssohn- Bartholdy. Solistin: Königl. Hofopernfängerin a. D. Frl. Lotte Kreisler, Gesangslehrerin. Orgel: Hr. Organist Alfred Hottinger. Leitung: Hr. Paul Schöne, Kantor der Frauenkirche und Seminaroberlehrer für Musik. * Im Volkswohl-Saal, Ostraallee, Eingang Trabanten gasse, gelangen morgen, am 1. Januar, nachm. 3 Uhr das Märchen „Aschenbrödel" von S. Hennig, abends 8 Uhr die Posse „Der Viehhändler aus Oberösterreich" von F. Kaiser zur Darstellung. Am Sonntag, den 3. Januar, abends 8 Uhr kommt das Lustspiel .Der Widerspenstigen Zähmung" von W. Shakesveare zur Aus- ührung. Karten in sämtlichen Volksheimen, im Volkswohl-Saal, n der Geschäftsstelle des Vereins Bolkswohl, Glaeisstraße 8 und an der Theaterkasse erhältlich. Mannigfaltiges. AuS dem Reiche. (W. T. B.) Berlin, 31. Dezember. (Amtliche Meldung). Heute mittag 12 Uhr wurde ein Fuhrwerk auf dem Wegeübergange Km. 35,1 der Strecke Büdow- Lauenburg vom Güterzuge 993 überfahren, zerstört und hierbei sechs Personen, anscheinend Landarbeiter, verletzt, davon zwei schwer. Die Schuldfrage ist noch nicht aufgeklärt. (W.T.B.) Berlin, 31. Dezemb'er. Im Keller des Haufes Flensburger Straße 26 erfolgte heute vormittag eine Gasexplosion, durch die dort lagerndes Benzin, owie Spiritus und Brennmaterial in Mitleidenschaft ge zogen wurden. Fenster und Türen des Kellergeschosses und die Türen des Treppenhauses wurden heraus geschleudert. Bei den Löschungsarbeiten erlitten zwei Feuerwehrleute Verletzungen im Gesicht. (W.T.B.) Hamburg, 30.Dezember. Zum Zwecke der frachtfreien Beförderung von Liebesgaben aus Deutschland für die überlebende Bevölkerung der zerstörten Städte in Sizilien und Calabrien entsendet die Hamburg-Amerika-Linie am 5. Januar den von Hamburg abgehenden Dampfer „Jllyria" nach einem sizilianifchen Hafen. Zur frachtfreien Beförderung mit dem Dampfer bestimmte Liebesgaben müssen um gehend unter der Adresse „Speditionsabteilung der Ham- burg-Amerika-Linie, Hamburg-Freihafen-Kaiser Wilhelm- Hafen" abgefandt werden. (W. T. B.) Cöln, 30. Dezember. Der Rhein führt seit heute früh in seiner ganzen Breite Treibeis. Die meisten Schiffe suchen die Winterhäfen auf. Aus dem AuSlande. Das Erdbeben in Italien. über das schreckliche Unglück liegen heute folgende Nachrichten vor: Palermo, 30. Dezember. Das Blatt „Ora" meldet: Von dem Stadtrat in Mefsina sind nur der frühere Bürgermeister Darrigo und der Beisitzer Losarda am Leben geblieben. Ungefähr zwei Drittel der 160000 zählenden Einwohnerschaft sind der Katastrophe zum Opfer yefallen. Gestern abend wurden in Palermo und Messina wiederum Erdstöße wahrgenommen. Der Brand im Rathause zu Messina sowie im Hotel Belvedere dauerte gestern abend noch fort. Rom, 30. Dezember. Die „Tribuna" macht folgende Angaben: In Palmi sind 425 Tote geborgen, während die Anzahl der Verletzten nicht festzustellen ist. Die Be völkerung hält sich ohne Kleidung und Lebensmittel auf freiem Felde auf. In Bagnara beträgt die Zahl der Toten gegen 1000, in Sant Eufemia 1500, in Senn- nara 400. — In Gerace wurde gestern ein neuer Erd- stoß verspürt, der u. a. die schon halb eingestürzte Kirche völlig zerstörte. — In Seminara betrug die Zahl der Toten 1500, die der Verwundeten fast ebensoviel. Der König telegraphierte an den Ministerpräsidenten, er hab« in Reggio dieselbe unglückliche Lage wie in Messina ge- roffen. Ein russisches Schiff mit 500 Verwundeten wird morgen in Neapel eintreffen, ein anderes in Syrakus. Der schwedische Konsul Martens in Messina befindet sich unter den Toten. Die „Tribuna" meldet weiter aus Monteleone: Die Erschütterung des Meeres, die dem Erdbeben folgte, war in Reggio bis zum Corso Garibaldi in einer Höhe von 10 m über dem Meeresniveau zu verspüren. Die Häuler in der Nähe des Meeres standen bis zum erste» Stock im Wasser, mehrere wurden von den Wellen fort- gerissen. Die Wirkungen der Erdstöße waren denen i» Messina ähnlich. Die Gasexplosionen verursachten un- geheuren Schaden. Die Zahl der Toten steht noch nicht fest, man glaubt jedoch, daß sie 1800 übersteigt. In dem Augenblick, da das Erdbeben eintrat, wurden zahlreiche Reisende, die auf dem Bahnhof warteten, von de» Mauern de» Bahnhofsgebäudes verschüttet. 18 Km Eisen bahn sind zerstört, ebenso die Straßen um Reggw. Em Bataillon Infanterie wurde nach Gerace und den benach barten Orten gesandt. Das Torpedoboot „Suffo", da» nach Messina mit einer Ladung Brot abg'ng, mußte de» schlechten Wetters wegen den Hafen Santa Benere auf- fuchen. Das Eifenbahnpersonal verließ den Dienst, um Familienmitglieder, die unter den Trümmern der ein gestürzten Häuser liegen, aufzusuchen. In Monteleone beginnen die ersten überlebende» au» Reggio anzukommen. Sie erzählen, daß die Stadt vernichtet und da- dem Meere zunächstgelegene Stadt viertel vom Erdboden verschwunden sei. Man glaubt, daß in Reggio 10 000 Mensch n ums Leben gekommen sind. Unter den Toten befinden sich auch der Bürger meister und der Deputierte Tripepi von Reggio. Neapel, 30. Dezember. Hier ist der Dampfer „Vin cenzo Florio" aus Mefsina mit zahlreichen überleben den an Bord, unter ihnen 8 Soldaten vom 3. Pionie»- regiment, angekommen. Diese erzählen, daß, nachdem der erste Augenblick des Schreckens überwunden war, Leutnant d'Alessandro sofort eine Hilfstruppe organisiert )abe. Man habe einige Opfer geborgen. Die Arbeit fei unter ungeheuren Schwierigkeiten vor sich gegangen, d« ein heftiger Regen fiel und Schaufeln, Hacken und dev- leichen fehlten. Aus den Trümmern der Kaserne Sant« Ilaria retteten die Hilfstruppen 25 Soldaten. Die Uber- ebenden berichten, daß auch das Gebäude der Steue»- erwaltung und das Salesianergymnasium eingestürzt seien. Von den Schülern des Gymnasiums seien nur 8 gerettet worden. Einige Stunden nach der Katastrophe landeten englische und russische Schiffe ihre Mannschaften, die überall Hilfe brachten und mit Lebensmitteln und Klei dungsstücken aushalfen. Die Matrosen pflegten 300 Ver wundete im Stadtpark. Als das Feuer sie umzingelte, retteten sie 200 Verwundete. Mefsina, 30. Dezember. Der Kreuzer „Victor -kmanuel" ist mit dem König und der Königin a» Bord heute morgen um 9 Uhr hier eingetroffen. Die auf der Reede liegenden Schiffe feuerten Salut. Der könig begab sich unmittelbar in das Zerstörungsgebiet. Er belobte die italienischen, englischen und russischen Matrosen und beglückwünschte sie warm zu ihrem helden mütigen Verhalten. Sodann unterrichtete sich den Monarch über den Stand der Rettungsarbeiten, und begab ich in Begleitung der Minister Orlando und Bertolini n die in Trümmern liegende Stadt. Die Königin bo- uchte unterdessen die Verwundeten auf den Schiffen und vendete ihnen Trost. Heute abend wird der König Keggio besuchen. Rom, 30. Dezember. Ministerpräsident Giolitti ve»- üieb mit den Ministern zusammen in beständiger Sitzung im Ministerium des Innern, um persönlich die Maß nahmen zu treffen, die angesichts des fürchterlichen Un glücks notwendig sind. Auch im Arbeits- und im KriegS- ninisterium ist man mit der Organisation der Hilfe- eistung Tag und Nacht tätig. Auf Anordnung des Marineministeriums werden die Dampfer „Taormina" mit 2500 Betten und „Campania" mit 2000 Betten an Bord -eute abend Genua verlassen, um nach Messina und Reggio zu fahren. Aus Palermo sind die Dampfer „Stura" und „Ancona" mit Truppen an Bord nach Messin« abgefahren. Auch aus vielen anderen Häfen Italiens ind Kriegs- und Handelsschiffe mit Hilfsmann- chaften, Lebensmitteln, Kleidem und sonstigen Gütern rach Messina unterwegs. Die öffentliche Hilfstätigkeit )at mit außerordentlichem Eifer eingesetzt. Magistrate, Banken, Körperschaften und Private haben Subskriptions listen aufgelegt. In ganz Italien finden Trauerkund gebungen statt, die ein erhebendes Gepräge der Brüde»- lichkeit tragen. Die römischen Blätter geben nach wie vor Extrablätter aus, die von der Menge mit tiefer Er schütterung gelesen werden. In allen Städten Italiens und den Städte» anderer Staaten werden Hilfskomitees gebildet. Aus Berlin wird gemeldet: Das Protektorat über das deutsche Hilfskomitee in Sizilien übernahm Ihr« Majestät die Kaiserin, das Ehrenpräsidium Reichskanzler Fürst Bülow. Dem Hilfskomitee schlossen sich hervo»- ragende Männer aus ganz Deutschland an. Es kommt darauf an, eine Zersplitterung zu vermeiden. Es wird gebeten, die Beiträge an die Zahlstellen des Hilfskomitees gelangen zu lassen. Die konstituierende Versammlung findet in den nächsten Tagen statt. Als Sammelstellen fungieren die Berliner Großbanken. Das Bureau des Komitees befindet sich Alsenstraße 10. ES haben bereit- gezeichnet Geh. Kommerzienrat Koppel 10 000 M. und Geh. Kommerzienrat Richard Pinfch 5000 M. Die telegraphischen Weisungen an Deutschland- diplomatische und konsularische Vertreter in Italien um Beschaffung näherer Angaben darüber, ob und wie weit deutsche Landsleute von der Erdbebenkatastrophe be troffen worden sind, haben bisher nicht zum Ziele ge führt, weil die regelmäßigen Verbindungen mit den Un- glücksstättcn unterbrochen und die Ermittelungen vo» Einzelheiten an Ort und Stelle außerordentlich erfchwert sind. Aus den nämlichen Gründen Hut auch das Ersuche» an die italienischen Behörden um Auskünfte bisher ohne Erfolg bleiben müssen. Unter diesen Umständen erschien es geboten, durch Entsendung von Beamten nach Messina und anderen beschädigten Städten für die er forderlichen Nachrichten über das Schicksal der Deutschen und für geeignete Hilfeleistung Sorge zu tragen. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes hat deshalb die Botschaft in Rom mit entsprechender Weisung versehen. Berlin, 30. Dezember. Eine heute nachmittag ein getroffene Depesche des Kaiser!. Botschafter» Grafen Monts in Rom lautet: Wegen Schicksals Konsuls und Deutscher Kolonie in Messina Gabe ich unverzüglich von italienischer Regierung Auskunft erbeten; wegen Unter- brechung der Verbindung wird Aufschluß schwerlich so gleich zu erhalten sein. Der Kaiserliche Konsul in Palermo meldet: Uber Befinden des Konsuls Jacobs und der Deutschen Messina- ist hier auch auf amtlichem Wege nichts fest- zustellen, da Verbindungen unterbrochen sind. Nach Meldungen Berliner Morgenblätter soll sich jedoch der Konsul Jacob sowie der Pastor Müllensiefen unter den geretteten Deutfchen befinden. Die Frau Pastor soll schwer verwundet sein. Auch die Frau des Konsuls ist angeblich verwundet. Die deutsche Kolonie in Messina