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für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Harten stein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. GrWedUolkssreun- Tageblatt für Schwarzenberg und Umgegend. Redaction, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. 259. Erscheint täglich mit Auinahme der Ginn- und Festtage. Preis vierteljährlich 1 Marl 80 Pfennige. JnsertionSgebühren: die gespaltene Zeile 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher loo« Inserate Lb Pfennige. Mittwoch, den 9. November Unter Aufhebung der Bekanntmachungen vom 19. August und 21. September d. 3. wird ergangener Anordnung zufolge hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Durchschnittspreise für Fourageartikel mit einem Aufschläge von fünf vom Hun dert für die Lieferungsverbände Zwickau und Schwarzenberg a) im Monat Juli dss. ZS. 6 56 für 50 Ko. Hafer, 3 - 68 - - 50 - Heu, 2 - 36 - - 50 - Stroh, b) im Monat August dss. IS. 6 56 für 50 Ko. Hafer, 3 - 68 - - 50 - Heu, 2 - 31 - - 50 - Stroh betragen haben. Zugleich wird bekannt gegeben, daß sich die Durchschnittspreise der gedachten Lieferungsverbände im Monat September dss. IS. mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert auf 6 83 für 50 Ko. Hafer, 4 - 73 - - 50 - Heu, 2 - 63 - - 50 - Stroh belaufen. Die Königlichen Amtshauptmannschaften Zwickau und Schwarzenberg, am 3. November 1887. v. Bose. Frhr. v. Wirsing. Bekanntmachung. Vorschriftsmäßig wird hierdurch bekannt gemacht, daß für den die Gemeinde Grünhain und das Grünhainer Staatsforstrevier umfassenden friedensrichterlichen Bezirk an Stelle des von Grünhain weggezogenen Herrn Oberförsters Eras der Bürgermeister und Postverwalter Herr Hermann Preiß daselbst durch das Königliche Ministerium der Justiz zum Friedensrichter ernannt worden ist. Schwarzenberg, den 4. November 1887. Das Königliche Amtsgericht daselbst. Hattaß. Kircheis. Bekanntmachung. In der Nacht vom 12. zum 13. September d. I. ist das von der Firma „Ber liner Papier-Lampenschirm-Fabrik Ebert u. Domcke" innegehabte Fabrikgebäude (früher Spinnerei) in der Chemnitzer Vorstadt hier nebst Waarenvorräthen rc. niedergebrannt. Die betheiligte Deutsche FeuerversicherungS-Actiengesellschaft zu Berlin hat, d Brandstiftung zu vermuthen steht, neuerdings beschlossen, 3W Mark Belohnung Demjenigen zu gewähren, welcher derartiges Belastungsmaterial zu bringen im Stande sei, daß daraufhin eine Ermittelung und Bestrafung des Brandstifters erfolgt. Antragsgemäß wird dies hiermit bekannt gemacht. Lößnitz, am 7. November 1887. Der Stadtrath. Zieger. Nachdem die Liste der stimmberechtigten und wählbaren Bürger für die bevor stehende Ergänzungswahl der Stadtverordneten und deren Ersatzmänner aufgestellt und in je einem Exemplare in hiesiger Rathsexpedition, im hiesigen RathSkeller und in der Woh nung des Herrn Stadtverordnetenvorsitzenden Wilhelm Neitsch zur Einsichtnahme der Be- theiligten ausgelegt worden ist, so haben diejenigen, welche gegen diese Liste Einspruch zu erheben gedenken, diesen Einspruch bis zum Ende des siebenten Tages von dem Erscheinen dieser Bekanntmachung im Amtsblatte und vom Beginn der Auslegung der Listen an ge rechnet, bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich einzureichen. Lößnitz, am 1. November 1887. Der Rath der Stadt. Zieger. Bekanntmachung. Nachdem von der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Zwickau an Stelle des von hier fortgezogenen Apothekers Herrn Otto Voigt Herr Apotheker Otto Ludwig Morgenroth hier für hiesigen Ort zum Sachverständigen für Untersuchung von Petroleum auf seine Ent flammbarkeit bestätigt worden ist, wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Schwarzenberg, am 4. November 1887. Der Stadtrath. GareiS. Fschr. Bekanntmachung. Die Communanlagen pr. 4. Termin 1887 sind bis längstens den 15. November d. Js. bei Vermeidung der sofortigen Zwangsbeitreibung an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Schneeberg, den 1. November 1887. Der Stadtrat h. vr. v. Wohdt. 2 Bttchr. Deutschland und Rußland seit dem Berliner Congreß. Die Frage des russischen Kaiserbesuchs ist jetzt, wie im Monat September, als dieselbe zum ersten Male auftauchte, wiederholt Gegenstand sehr bestimmter Kundgebungen in der Berliner Regierungspresse gewesen. Dieselben gipfelten in der Betonung der Anschauung, daß ein Besuch des Cza- ren bei unserem Kaiser nur dann einen Zweck und Werth für Deutschland haben könne, wenn er als Einleitung und Besiegelung einer, den früheren Traditionen entsprechenden Wendung der russischen Politik zu betrachten sei. Gleich zeitig ward auf die Thatsache hingewiesen, daß die Stim mung in Rußland dem Czaren eine solche Wiederannäherung nicht verstatten werde, und daß die russische Politik, um für diesen Höflichkeitsbesuch die Verzeihung der Panslavisten zu erhalten, in der Folge nur noch antideutscher auftreten dürfte. Noch vor kurzer Zeit erklärte die „Post", wenn allen Erwartungen entgegen der Besuch sich verwirklichen sollte, so werde er ein politisches Ereigniß von den größten Folgen sein, u. z. entweder die alte Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland wiederherstellen, was die sofortige Umkehr der russischen Presse zur Folge haben müsse, oder die längst dieser Freundschaft versetzte Wimde beträchtlich erweitern. Die heutige Lage der Beziehungen Deutschlands zu Rußland scheint mit der von 1879 nicht ohne Aehnlichkeit zu sein. Kaiser Alexander II. war seit seiner Thronbestei gung bis zum Jahre 1876, also mehr al» 20 Jahre hin durch, regelmäßig nach Deutschland gekommen. Ein nicht unerheblicher Theil seiner Jugenderinnenmgen fesselte ihn an Berlin und Potsdam ; der preußischen Armee war er mit warmer Sympathie zugethan; er trug ihre Uniform mit Vorliebe und fühlte nach seinen eigenen Worten „sich gern al» preußischer Officier". So gehörten denn auch die Pa raden vor dem Kaiser von Rußland zu dem regelmäßigen Sommerprogramm de» Gardecorps, und e» ist noch in der Erinnerung der Zeitgenossen, wie der Vater de» jetzigen Ezaren zu Anfang Juni 1871, mitten in den Einzugs-Vor bereitungen, nach Berlin kam, seinen sieggekrönten Onkel persönlich zu beglückwünschen, wie er dann in Coblenz sein aus Frankreich heimkehrendes Garde-Grenadier-Regiment mit ehrender Auszeichnung empfing und es der Kaiserin Augusta persönlich vorführte. Als er im Mai 1876 zum letzten Male in Berlin weilte, hatte er zum Empfang des Grafen Andrassy, der zu Conferenzen mit unserem Reichskanzler und dem Fürsten Gortschakoff nach Berlin gekommen war, den Maria-Theresien-Orden zum preußischen pour Io merits und dem russischen Georgsorden angelegt, die Kriegsorden der drei Reiche, und empfing den österreichisch-ungarischen Minister, auf die Orden deutend, mit den Worten: „Voivi I» ba86 äs w» xolitiyus!" Im folgenden Jahre kam der Kaiser nicht, des russisch-türkischen Krieges wegen, in welchem, wie Fürst Bismarck später im Reichs tage ausgesprochen, „Deutschland Rußland seine Hülfe bis hart an die Grenze zwischen diplomatischer und militai- rischer Unterstützung lieh;" im Jahre 1878 hielten ihn von Berlin die Verhandlungen des CongresseS, auch wohl das Leiden unseres Kaisers an den Folgen seiner Verwundung, fern; endlich war sein Besuch für das nächste Jahr in Aus sicht genommen zur goldenen Hochzeit unsere» Kaiserpaares. Er war 50 Jahre zuvor Zeuge der Vermählung gewesen und bei diesem Anlaß zum Chef des 3. Manen-Regiments ernannt worden; zu dem Hochzeitsjubiläum gesellte sich für ihn also auch noch da» militairische. Schon hatten die Berliner Zeitungen die Liste des Gefolges von hundert Per sonen mitgetheilt, welches den Czaren begleiten sollte; plötz lich ward, ein oder zwei Tage vor der angekündigten An kunft, die Welt durch die Mittheilung überrascht, daß Ale xander II. nicht nach Berlin komme. Die Gründe, welche den Gesuch verhinderten, sind authentisch noch nicht bekannt geworden, aber sie liegen deutlich genug in dem Abkommen mit Oesterreich ausgesprochen, welche» Fürst Bismarck 3 Monate später in Wien «bschloß. Zu der OfficierS-Depu- tation de» 3. Manen-Regiment», welche nach Petersburg entsandt wurde, sprach der Czar sein tiefe» Bedauern au», „daß «» ihm leider unmöglich gemacht worden sei, nach Berlin zu kommen und bei diesem Anlaß da» Jubelfest mit seinem Regiment zu begehen". Bekanntlich hatte unmittelbar nach dem Berliner Con greß die russische Presse jenen Ton leidenschaftlicher Feind seligkeit anzuschlagen begonnen, der mit geringen Unterbrech ungen bis heute andauert und Abwechselung lediglich in dem Grade der Gehässigkeit bietet. Ende August kam Alexan der II. zu den Manöver» nach Warschau, von Berlin wurde Feldmarschall v. Manteuffel an der Spitze einer Anzahl er lesener Officiere dorthin gesandt. Der Czar nahm die preu ßischen Officiere und namentlich den Feldmarschall von Man teuffel in so ehrender und auszeichnender Weise auf, — er erschien öffentlich nie ohne den letzteren —, daß namentlich die englischen Zeitungscorrespondenten nicht umhin konnten, diesen Umstand hervorzuheben. Bei einem großen Feste auf dem Schlosse Lazienki erschienen die preußischen Gäste erst nach dem Kaiser und traten, wie die „Times" berichteten, mit solchem Stolze auf, als ob sie der eigentliche Mittelpunkt des Abends seien. Um jene Zeit verstummten die Angriffe der russischen Presse, und auf der großen Parade bei Berlin am Sedantage verbreitete sich unter der militärischen Umge bung Kaiser Wilhelms die überraschende Nachricht, daß der Kaiser sich am nächsten Tage zu einer Begegnung mit dem Czar Alexander nach Alexandrowo, auf russischem Gebiet be legen, begeben werde. Es geschah dies auf der Reise zu den Manövern nach Königsberg. Feldmarschall v. Man teuffel meldete sich bei unserem Kaiser auf dem Bahnhofe in Bromberg und geleitete ihn nach Alexandrowo, wo die Räumlichkeiten so beschränkt waren, daß das preußische Ge folge in den Eisenbahn - Coupee» übernachten mußte. Daß unser Kaiser auf russisches Gebiet ging, ist damals vielfach Gegenstand der Erörterungen gewesen. Kaiser Wilhelm fühlte sich dazu bewogen durch die herzliche und ehrenvolle Aufnahme, welche seine Officiere in Warschau gefunden, und die außerordentlich schwierige Lage de» damals schon von Mordversuchen heimgesuchten Czaren, welchem inmitten dieser Schwierigkeiten und Gefahren chetlnchmeich di« Hand zu reichen unserem greisen Monarch«« WchDHstß war. Wae Fahrt nach Drutschland würde die Lage Alexander» den Panslavisten und der erregten öffentlichen Meinung Ruß land» gegenüber noch mehr erschwert haben. Während da» deutschß Publikum sich, wenn auch ungern, mit dieser That-