Zum heutigen Programm Die Begegnung mit Mathilde Wesendonk, seiner Zürcher Schutzherrin, wirkte tiefgreifend auf Richard Wagners schöpferische, insbesondere inspirative Gedankenwelt ein. Zur natürlichen Entspannung nach des Komponisten Flucht ins Zürcher Exil - als Folge seines Engagements für die frei heitlichen Ideen des Dresdner Maiaufstandes 1849 - trat der im Frühjahr 1852 beginnende Gedankenaustausch mit Ma thilde Wesendonk, die ein Jahr zuvor mit ihrem Ehegatten in der Schweizer Metropole ansässig geworden war. Bedeu tende theoretische Schriften, so «Oper und Drama« entstan den, gewissermaßen als umfassende Bestandsaufnahme seiner musikalischen Ideenwelt. Die Weiterarbeit am »Ring« wich in den folgenden Jahren der Konzeption und Nieder schrift des »Tristan«. 1859 schloß er das epochemachende Bekenntniswerk ab. Die Komposition der »Wesendonk-Lieder« sind ein weiteres Zeugnis der für Wagners Schaffen und Leben so entschei dend prägenden Zürcher Jahre, ja der ganz unmittelbare Aus druck tiefen persönlichen Erlebens. Die fünf klavierbegleite ten Gesänge nach ausgewählten Gedichten Mathilde We sendonks entstanden in den Jahren 1857 und 1858, teils in mehrfach geänderten Fassungen, und erklangen einzeln zu besonderen Anlässen. 1862 erschienen sie, von Wagner nach der Dramaturgie der Gedichte, also nicht nach der Ent stehung geordnet. Im gleichen Jahr führte Hans von Bülow die Gesänge in der Orchesterinstrumentation von Felix Mottl erstmals als Zyklus öffentlich auf. Die enge Verwandtschaft der Lieder mit der geistigen und musikalischen Tristanwelt ist offenkundig. Zwei der Gesänge, »Im Treibhaus« und »Träume«, bezeichnete Wagner aus drücklich als »Studie zu Tristan und Isolde«. Die weltentsagende Philosophie Arthur Schopenhauers, aber auch das Wesendonk-Erlebnis waren wesentliche Triebkräfte bei der Entstehung des Musikdramas »Tristan und Isolde« von Richard Wagner (1813-1883). Vollendet wurde es 1859 in Luzern. Zur Uraufführung des Werkes kam es jedoch, nach vielen Widrigkeiten, erst 1865 in München. In verdichteter Form gewinnt die Tristanwelt im Vorspiel ihre Klanggestalt. Wagner bezeichnet es übrigens als »Einlei tung«, wohl um damit auf die enge musikdramaturgische Bin dung an das Kommende hinzudeuten. Kompositionstech-