ZUR EINFÜHRUNG Schlacht, als Aufschrei gegen die Unmenschlichkeit des Krieges um gedeutet. Die mannigfachsten mu sikalischen Gestaltungsmittel wer den diesem Gedanken dienstbar gemacht. Das zweite Owen-Ge- dicht bringt einen lyrischen Ton in das Gemälde. Das Arioso des Ba ritons, begleitet vom Kammerorche ster, malt die Stimmung in der Nacht vor dem Kampf. Den Krieg als „Kö nig schrecklicher Gewalten" bringt das Sopransolo „Rex tremendae majestatis". Auch hier wird der ur sprünglich liturgische Sinn auf den Krieg umgedeutet, und das Bariton solo „Heb langsam dich auf, du schwarzer Arm, Kanone, in das All" flucht der Vernichtungsmaschinerie des Krieges. Hoffnungslosigkeit und Resignation über den Tod auf dem Schlachtfeld sind der Tenor dieses Satzes. Den Schwerpunkt des dritten Sat zes, den der Kinderchor in grego rianischem Tonfall eröffnet, bildet ein Wechselgesang von Bariton und Tenor. In einem Gedicht von Owen wird der alttestamentarische Inhalt der Erzählung von Abraham und Isaac in das Gegenteil verkehrt: „Aber der Alte wollt' nicht so, er bracht' ihn um, und halb Europas Samen, Mann um Mann." Britten verleiht ihr im Tonfall eines Marcia funebre eine ergreifende musikalische Wirkung. Der vierte und fünfte Satz, „Sanctus" und „Agnus Dei", sind kurz gehal ten. Als kontrastierender Abschnitt steht im Zentrum des Jubels das „Be- nedictus". Im abschließenden Bari tonarioso zweifelt Owen die Berech tigung zum Jubel an und stellt ihm Trauer gegenüber. Den inhaltlichen Höhepunkt des Werkes bildet der sechste Satz, die flehentliche Bitte „Libera me". In der Orchestereinlei tung werden nochmals die Schrek- ken des Krieges lebendig. Der zwei te Satzteil wird von einem Tenor- Bariton-Duett beherrscht: Zwei gefal lene Soldaten reichen sich im Tod versöhnend die Hand. Ihre letzten Worte sind ein Gesang der Trauer und der Versöhnung zugleich, in den Sopran, Orchester und beide Chö re einstimmen. Mit den Aufführungen des Britten sehen War Requiems, eines der be deutendsten „Anti-Kriegs-Werke" der Musikgeschichte, in dessen Mit telpunkt die Frage nach dem Sinn von Krieg und Völkermord steht, wollen die Dresdner Musikfestspie le und die Dresdner Philharmonie an die Globalität der gemeinsamen Verantwortung der Völker für Frie den und Humanität erinnern — so wie die hochrangige internationa le Solisten- und Chorbesetzung auf die Möglichkeit eines harmonischen Zusammenwirkens der verschiede nen Nationen hinweist.