ZUR EINFÜHRUNG vorwiegend als Begleiter seines Lebensgefährten, des Tenors Peter Pears, und als Dirigent eigener Wer ke war Britten auch auf der Bühne zu erleben. Im Jahr seines Todes, 1976, wurde er zum Pair of Eng land erhoben. Das War Requiem op. 66 zählt zu den bekanntesten Schöpfungen Benjamin Brittens, ist es doch ein Werk von ergreifender Eindringlich keit und packendem Zugriff. Es ent stand als Auftragswerk 1961 und wurde im darauffolgenden Jahr am 30. Mai zur feierlichen Einweihung der St.-Michaelis-Kathedrale in Co ventry uraufgeführt. Die Kirche war im November 1940 während des deutschen Bombenangriffes auf die Stadt zerstört, dann in achtjähriger Arbeit, von 1954 bis 1962, wie der aufgebaut worden. Die Einweihungsfeierlichkeiten soll ten dem Gedenken an die Toten des Krieges, dem Friedenswillen, der Bereitschaft der Völker zur Versöh nung und der Brüderlichkeit Aus druck geben. Uber den aktuellen Anlaß hinaus ist Brittens erschüttern des Kriegs-Requiem ein immer gül tiges Werk gegen den Krieg, das An klage, Mahnung und Aufforderung zur bewußten Tat für den Frieden in seine Aussage einbezieht. Die erste Aufführung in Dresden, Co ventrys Partnerstadt, fand am 13. Fe bruar 1965 statt, dem zwanzigsten Jahrestag der Zerstörung der Stadt,. Bei der Dresdner Philharmonie er klang das War Requiem zuletzt am Dresdner Gedenktag 1989 unter Herbert Kegel und wurde anschlie ßend (u.a. mit Theo Adam als So listen) für die Schallplatte aufgenom men. Brittens Werk schließt sich sehr frei an die Requiem-Form an, die als To tenmesse, Missa pro defunctis, seit dem 13. Jahrhundert Bestandteil der katholischen Liturgie ist. Ihre musikalische Substanz bezog sie zunächst aus der mittelalterlichen gregorianischen Melodik, die seit dem 15. Jahrhundert auch in einem mehrstimmigen Satz gefaßt wurde. Seitdem 16. Jahrhundert schufen fast alle bedeutenden Komponisten Requiem-Vertonungen, die immer häufiger vom gregorianischen Grund material abwichen und die Aus drucksformen ihrer Zeit einbezogen. Im 19. Jahrhundert führte die Ent wicklung zu Reqiuem-Kompositio- nen für den Konzertsaal außerhalb des gottesdienstlichen Gebrauchs, damit zu einer Vielfalt der Ge staltungsmittel und Erweiterung des künstlerischen Inhalts. Deutlich ist zu erkennen, wie die Liturgie mehr und mehr zu einem Gerüst wird für neue ästhetische Auffassungen, für eine eigene Weitsicht und den subjekti ven Kompositionsstil des Künstlers, die sich im Werk überzeitlich mit teilen. Benjamin Britten setzt in seinem War Requiem seinerseits Akzente: Er gibt dem lateinischen Messetext neuartige Gestalt und ergänzt die liturgischen Abschnitte darüber hin aus durch Verse des englischen Dichters Wilfred Owen, die als aus gesprochene Antikriegslyrik einen außerordentlich realistischen Kon-