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konnte er durch ausgedehnte Kon zertreisen festigen, ehe er 1936 endgültig in die UdSSR zurückkehr te. Die 5. Klaviersonate op. 38, das Quintett op. 39, die 2. Sinfonie op. 40, die die Linie der Klavierstücke ,Sarkasmen' über die ,Skythische Suite' und die ,Chaldäische Be schwörung' fortsetzte, sind die chromatischsten meiner Werke. In ihnen war die Pariser Atmosphäre nicht ohne Einfluß", bekannte Pro kofjew, von dem das Pariser Publi kum natürlich Werke erwartete, die die Eindrücke des Musiklebens der 20er Jahre verarbeiteten, Werke, die nicht zuletzt beweisen sollten, daß er nicht weniger „modern" zu schreiben vermochte als die fran zösischen Komponistengruppe „Les six", die neben Igor Strawinsky und Maurice Ravel Geschmack und Richtung des hauptstädtischen Mu siklebens jener Zeit bestimmten. Und Prokofjew schrieb solche Wer ke. Neben der explosiven, kühnen 2. Sinfonie entstand für eine reisen de russische Ballettgruppe das Bal lett „Trapez", das Szenen aus dem Artistenleben darstellt. Die Musik dazu - ähnlich chroma tisch und konstruktiv gehalten wie die 2. Sinfonie - ging in das Quin tett op. 39 und - erweitert - in das Divertimento für Orchester op. 43 ein. Meisters aus den letzten Lebensjah ren. Die Sonate für Flöte, Viola und Harfe, 1915 entstanden, hat der Komponist sowohl einen „nicht ganz gelungenen Versuch", als auch „ein Gnadengeschenk" ge nannt. Überaus reizvoll ist das sich aus der Wahl der Instrumente erge bende farbliche Mischungsverhält nis. Innerhalb der drei Sätze des kostbaren Werkes wurde eine ge schlossene Form angestrebt, schon allein dadurch, daß mit dem Schluß des Finales der erste Satz (Pastora le) zitiert wird. Agogisch frei ent faltet sich der herkömmlicher har monischer Bindung entbehrende Kopfsatz - „die Melodik ist in schnell wechselnde Belichtung ge faucht, die Rhythmik höchst varia bel, im Interlude (Mittelsatz) tänze risch diszipliniert. Raffinierte Lust am reinen Spiel, delikates l'art pour l'art" (S. Greis). Zu den originellsten Persönlichkei ten der französischen Musik des 20. Jahrhunderts gehört fraglos Andre Jolivet, der 1928 bis 1933 bei Paul Le Flem in Paris Harmonie lehre, Kontrapunkt, Fuge und For menlehre studierte und gleichzeitig durch den Amerikaner Edgar Va rese, der damals in Paris lebte, als dessen einziger europäischer Schü ler in neue Tonsprachen und Tech niken eingeführt wurde, in seine ei gene und diejenige Arnold Schön bergs. Die Begegnung mit Varese, der ihn auch mit dem Gebrauch des Schlagzeuges und neuen akusti schen Forschungen vertraut mach- Abgesehen von Claude Debussys einzigem Streichquartett (1893) datieren die wenigen anderen Kam mermusikwerke des französischen Die Sonate für Flöte, Viola und Harfe hat der Komponist sowohl einen „nicht ganz gelungenen Versuch", als auch „ein Gnaden geschenk" genannt.