sichte, von langen schwarzen Haa ren bis zur Schulter hinab wirr um flossen, zwei tiefliegende Augen wetterleuchten, ist nicht geeignet, ihn angenehm zu machen. So von der Natur ausgestattet erscheint Paganini. Doch alles ist vergessen, sobald er zu spielen beginnt. Die Meisterschaft seines Spiels scheint selbst seinen Körper zu begeistern, denn er wird in seinen Bewegun gen lebhaft und energisch." Schon eine der vielen Fähigkeiten, die Paganini in sich vereinte, hätte damals genügt, einen Virtuosen berühmt zu machen: Er besaß eine geniale Auffassungsgabe, Klang kultur, exzellente Technik im Dop pelgriff-, Staccato- und Flageolett spiel und im Pizzicato mit der lin ken Hand - alles in allem eine bis dahin nie gehörte Spieltechnik. Der Komponist Paganini stand na türlich im Schatten des großen Gei gers. Wahrscheinlich gab es ihn auch nur, weil er keine Literatur vorfand, mit der er sein außerge wöhnliches Können hätte demon strieren können. Außerdem gehör te diese Tätigkeit zur typischen Er scheinung des Virtuosen. Das Entstehungsdatum des Violin konzertes Nr. 1 D-Dur op. 6 ist unklar. Bis jetzt wurde es auf 1818/ 19 geschätzt. Paganinis eigene Aufzeichnungen lassen aber vermu ten, daß es bereits drei Jahre eher entstand. Gedruckt wurde es erst nach seinem Tod. Dabei ergab sich folgende Besonderheit: Ursprüng lich ist der Orchesterpart des Kon zertes in Es-Dur notiert. Paganini stimmte seine Violine einen Halb ton höher, er spielte in D-Dur. Das verlieh dem Soloinstrument mehr Glanz, da es die Klangfarbe radi kal veränderte. Nachlässigerweise wurde das Konzert vollständig in D-Dur gedruckt, und so wird es auch bis heute aufgeführt. Eigentlich ist diese Änderung nicht gerechtfertigt, denn die ursprüngliche Notierung war duchaus beabsichtigt. Zum Beispiel harmonieren in Es gesetz te Klarinetten und Hörner mit ihrer stärkeren Klangbrillanz besser mit der wie oben beschrieben gestimm ten Violine. Auch würden sowohl Darm- als auch Stahlsaiten die Mehrbelastung einer durch das Höherstimmen verursachten Span nungszunahme von 10% problem los aushalten. Eine weitere Änderung gegenüber der Originalversion findet sich in der größeren Instrumentenan zahl. Allerdings stammt diese vom Komponisten selbst. Der Solopart des Konzertes enthält alle technischen Schwierigkeiten, zu denen Paganini fähig war. Trotz dem kann man nicht behaupten, es handele sich nur um eine Anein anderreihung brillanter Effekte. Das Konzert weist auch lyrische Elemen te auf. Der erste Satz beginnt mit einer emphatischen Introduktion, die da mals übliche Einleitung zum thema tischen Material. Die beiden gegen sätzlichen Themen werden in der Folge gemäß klassischen Regeln ausgeführt und verarbeitet. Ein Feu erwerk von chromatischen und diatonischen Läufen und Flageo- Spieldauer: ca. 23 Minuten