ZUR EINFÜHRUNG Paganini der Hexenmeister Karikatur von J. P. Lyser Niccolö Paganini gehört wohl zu den schillerndsten, mysteriösesten Figuren der Musikgeschichte. Um sein Leben ranken sich die aben teuerlichsten Legenden und tatsäch lich liegen einige seiner Lebensjah re im Dunkeln. Man wähnte ihn ernsthaft mit dem Teufel im Bunde. Daß er für einen „Hexenmeister" gehalten wurde ging sogar so weit, daß ihm die katholische Kirche bis 1 896 - 56 Jahre nach seinem Tod - ein Begräbnis in geweihter Erde verweigerte. Allerdings hatte Pa ganini zu Lebzeiten auch wenig unternommen, das Bild des diabo lischen Virtuosen zu korrigieren, schließlich erhöhte es seine Attrak tivität. Und das war nötig, denn er lebte in einer Zeit, in der Virtuosen rummel zum Musikalltag gehörte. Niccolö Paganini wurde 1782 in Genua als Sohn eines unbemittel ten, musikalisch veranlagten Kauf mannes geboren, der dem Knaben auf der Mandoline ersten Unterricht erteilte. Durch seine selbständige, eigenartige Natur blieb Paganini trotz weiterer Lehrer halber Autodi dakt. Ab 1793 spielte er öffentlich, entzog sich der Bevormundung durch den Vater schließlich durch Flucht und ging auf Wanderschaft. Seine berühmte - heute in Genua ausgestellte Guarneri-del-Gesü-Vio- line, die er bis zu seinem Tod spiel te, hatte er von einem französischen Kaufmann geschenkt bekommen und zwar als Ersatz für sein vorher beim Hazard-Spiel verlorenes Instru ment. Von 1 805 bis 1 809 war Paganini Geiger und Kapellmeister bei der Fürstin Elisa Bacciochi (einer Schwester Napoleons) in Lucca. Danach blieb er ohne Anstellung und war pausenlos auf Reisen. In Deutschland spielte er erstmals 1 828. Gemeinsam mit der Sänge rin Antonia Bianchi, mit der er von 1815 bis 1828 zusammenlebte, hatte Paganini auch einen Sohn - Achille Paganini. Seine schon länger instabile Ge sundheitzwang den Geiger schließ lich 1839, das milde Klima von Marseille aufzusuchen. Nach lan gem Leiden starb er 1 840 in Niz za an Kehlkopfschwindsucht. Ein zeitgenössischer Kritiker be schrieb 1 830 anläßlich eines Kon zertes in Braunschweig Paganinis Erscheinung folgendermaßen: „Nicht angenehm kann ich den Ein druck nennen, den die persönliche Erscheinung des Künstlers hervor rief. Eine lange dürre und schlaffe Figur, aus deren bräunlichem Ge-