Richard Strauss (1889) In einem 1 892 an den Grazer Mu sikästhetiker Friedrich von Haus egger gerichteten Brief schrieb Ri chard Strauss, am meisten habe er zwischen 1 872 und 1 882 kom poniert, und zwar „zu viel und zu unkritisch". Ein Überblick über Strauss' Jugendkompositionen, zu meist Werke für kammermusika lische Besetzungen, wirft in der Tat die Frage auf, wie es dem 1864 geborenen, frühreifen Kind gelingen konnte, bereits im Gymnasialalter perfekt durchgebildete Stilkopien Mendelssohnscher oder Schu- mannscher Kompositionskunst so mühelos, aber auch so zahlreich zu produzieren. Kammermusik war recht eigentlich die Domäne des jungen Strauss, der sicher nicht zu Unrecht im Bereich der intimeren Musizierformen ein zur Erprobung kompositorischer Techniken bestens geeignetes und gut überschauba res Ubungsterrain erblickte. Bis zu Beginn der 80er Jahre waren Strauss' Kompositionen in erster Linie für das häusliche Musizieren in und mit der Familie Pschorr be stimmt, der die Mutter des Kompo nisten entstammte. Tänze, Lieder, Klavierstücke, Sonaten, Sonatinen nach klassischen Vorbildern wech seln mit ersten zaghaften Versu chen, „mit Hilfe des Herrn Kapell meister Meyer", eines am Münch ner Hoftheater beschäftigten Diri genten und Korrepetitors, für die Orchesterbesetzung der Wiener Klassik zu schreiben. In dieser ste tig fortschreitenden Entwicklung markiert die 1 883 entstandene und im selben Jahr im Münchner Kgl. Odeon unter der Leitung Hermann Levis uraufgeführte Concertou- vertüre c-Moll für großes Or chester den ersten erfolgreichen und vor allem auch außerhalb Mün chens zur Kenntnis genommenen Schritt auf dem Weg zur späteren Meisterschaft. Strauss selbst be zeichnete die Ouvertüre, der zahl reiche Komponierversuche inner halb derselben Gattung vorausge-