eine herbere, kräftigere Tonsprache aus, die Steigerung der Chromatik eine Bereicherung seiner harmoni schen Mittel. Mendelssohns zwei Hauptsinfo nien, die Schottische und die Italie nische Sinfonie - von der unklaren Chronologie seiner Sinfonien sei hier nicht gesprochen - verdanken beide ihre Entstehung Naturein drücken. Der Komponist, den Wag ner mit Recht einen „Landschaftsma ler" nannte, weilte im Jahre 1 829 in Schottland, und unter dem Ein druck der Highlands und Fjorde, des Besuches der in einer schwer mütig-herben Landschaft gelege nen, zerfallenen Kapelle des Edin burgher Stuart-Palastes keimten die ersten Gedanken zu der Schotti schen Sinfonie, die seine bedeu tendste werden sollte und erst 13 Jahre später ihre endgültige Gestalt gewann. Doch die düstere Erregt heit, die leidenschaftlichen Ausbrü che des Werkes sind nicht allein aus der schottischen Natur geflossen, sie spiegeln auch jene tiefen Kon flikte wider, von denen schon die Rede war. Aus einer Situation der Enttäu schung und aufkommenden Resi gnation „heraus wuchs das Werk über eine programmatische Land schaftsschilderung hinaus und wur de zur künstlerischen Selbstbefrei ung des Meisters. Die Gegensätze prallen hart aufeinander, und mit fast BeethovenscherTitanik wird um die Lösungen gerungen. Unterschei det sich das Werk schon in der Formgestaltung von seinen Vorgän ¬ gern, so weist es eine weitere Merk würdigkeit auf: Mendelssohn gibt den Sätzen zwar die üblichen ita lienischen Tempobezeichnungen, bemerkt aber darüber hinaus, daß der Inhalt der einzelnen Sätze auf dem Programm angegeben werden könne wie folgt, wobei die inhalt lich bezogenen Begriffe von den Tempobezeichnungen abweichen: Zeichnung Mendelssohns von der Schottlandreise 1829 Spieldauer: ca. 40 Minuten I. Einleitung - unruhig, aufgeregt, bewegt II. sehr lebhaft und lustig III. langsam singend IV. schnell, kriegerisch, kämpfe risch - sieghafter Schluß Mendelssohns problemreichstes Werk darf wohl zugleich als der Hö hepunkt seines sinfonischen Schaf fens gelten" (K.-H. Köhler).