1859 In seiner Oper “Tristan und Isolde” brachte Richard Wagner vor dem Hinter grund einer tragisch enden den Liebesgeschichte aus dem nordischen Mittelalter die Einheit von Musik und Handlung, von Wort und Ton zu einem neuen Höhe punkt. Das führt zu einer Verwischung und später zur Auflösung der alten musikali schen Formen. Innerer See lenbewegung gibt bereits das Vorspiel Ausdruck, das der Komponist 1859 mit einem Konzertschluß versah. Ein Sehnsuchtsmotiv, der soge nannte “Tristanakkord”, der zu Beginn erklingt und in mannigfachen Abwandlun gen das Vorspiel durchzieht. Es ist in seiner zwiespältigen Gespanntheit zwischen auf strebenden und absinkenden Halbtonschritten (Chroma tik) mit seinen Vorbehalten und in seiner unlösbaren Verschmelzung mit der erre genden Harmonik kenn zeichnend für den leiden schaftlichen “Tristan”-Stil. Zeitaspekte NT • Frankreich und Sardinien führen den italienischen Einigungs krieg gegen Österreich, das im Frieden von Zürich die Lombar dei an Sardinien abtreten muß. • In der Schlacht von Solferino erlebt der Schweizer Arzt Henri Dunant das Elend der Verwundeten und Gefangenen - seinem Bemühen ist die 1864 geschlossene, bis heute wirksame Genfer Konvention zu danken, die das Los dieser Kriegsopfer human zu regeln sucht. • Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, wird geboren. Bismarck wird preußischer Gesandter in Rußland. • Charles Dickens veröffentlicht “Die Geschichte zweier Städte”, Iwan Gontscharow den Roman “Oblomow”, dessen Titelgestalt einen zeitgenössischen russischen Prototypus portraitiert. Fritz Reuters plattdeutscher Roman “Ut de Franzosentid” erscheint. Friedrich Hebbel vollendet sein dreiteiliges deutsches Trauer spiel “Die Nibelungen”. • Hector Berlioz beendet die Komposition “Die Trojaner”, Charles Gounods Oper “Margarethe” wird in Paris, Giuseppe Verdis “Ein Maskenball” in Rom aufgeführt. • Honore Daumier malt “Drama”, Arnold Böcklin “Pan im Schilf’. • Der englische Naturforscher Charles Darwin begründet mit sei ner Schrift “Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl” die Selektionstheorie, den “Darwinismus”, und ein Verständnis von der Entwicklung des Lebens als Evolution. Charles Gounod