1857 Die “Wesendonck-Lieder”, entstanden in den Monaten November 1857 bis Mai 1858 im Züricher Asyl, haben zen trale Bedeutung für das Schaffen Richard Wagners. Zum einen als Kunst gewor dener Ausdruck seiner Liebe zu Mathilde Wesendonck, zum anderen als Ahnung, Entwurf und Skizze einer neuen musikalischen Welt. Zwei der fünf Gesänge sind ausdrücklich als Studien für “Tristan und Isolde” ausge wiesen. “Der Engel” ist eine poetische Schwärmerei in Lohengrin-Stimmung. Die ruhige Melodie wird von schwebenden Harmonien umkleidet.“Stehe still” ist, meditativ gehalten, eine wohl von Schopenhauer inspirierte Gegenüberstellung von Be wegung und Ruhe. In “Im Treibhaus” klingt der dritte Tristan-Aufzug an, in “Schmerzen” das feindliche Tagesmotiv dieser Oper. “Träume” beschwört schließ lich das Wunderreich der Nacht. Zeitaspekte • König Friedrich Wilhelm IV. übergibt wegen einer geistigen Erkrankung die Königswürde seinem Bruder Wilhelm I. • Großbritannien wirft den Aufstand in Indien nieder und besetzt mit Frankreich Kanton. • Alexander Iwanowitsch Herzen gibt in London das gesell schaftskritische russische Wochenblatt “Die Glocke” heraus. • Charles Baudelaire schreibt “Die Blumen des Bösen”, Charles Dickens “Klein Dorrit”, Gustave Flaubert “Madame Bovary”, Adalbert Stifter “Nachsommer”. Joseph von Eichendorff und Alfred de Müsset sterben, Joseph Conrad und Hermann Suder mann werden geboren. • Der französische Philosoph und Soziologe Auguste Comte stirbt. • Max Klinger wird geboren. Jean Francois Millet malt “Die Ährenleserinnen”, Ludwig Richter illustriert “Das Lied von der Glocke”, Moritz von Schwind “Sieben Raben”. Christian Daniel Rauch stirbt. • Hans von Bülow heiratet Cosima d'Agoults, die Tochter Franz Liszts. Edward Elgar und Wilhelm Kienzl werden geboren. Michail Glinka stirbt. Franz Liszt komponiert sein Klavierkon zert A-dur.