ZUR EINFÜHRUNG Alfred Schnittke wurde in Engels, der Hauptstadt der damaligen au tonomen Republik der Wolga deutschen, geboren. Seiner Fami lie blieb das Schicksal der meisten deutschstämmigen Bewohner jener Region erspart, nach dem Überfall Hitlerdeutschlands nach Mittelasien oder Sibirien verbannt zu werden. Zwölf Jahre alt, kam Schnittke nach Wien, wo der einer lettisch-jüdi schen Familie aus Frankfurt am Main entstammende Vater Redak teur einer Zeitung der sowjetischen Besatzungsmacht wurde. Hieremp Seit den achtziger Jahren verzeich nen die Werke des Wolgadeutschen Komponisten Alfred Schnittke un gewöhnliche Aufführungserfolge, die in der Musik des 20. Jahrhun derts ohne Beispiel sind. Europa weit wurde er in den Tagen und Wo chen um seinen 60. Geburtstag am 24. November vergangenen Jahres von führenden Interpreten und Klangkörpern geehrt - in Abwesen heit freilich, da seit 1985 bereits zum dritten Mal ein Schlaganfall sein Leben bedroht hatte. Bis heute ist er, der Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London so wie der Freien Akademie der Kün ste in Hamburg, Mitglied der Kö niglichen Schwedischen Akademie für Musik in Stockholm, der Akade mie der Künste in Berlin und der Bayerischen Akademie der Schö nen Künste in München ist, noch nicht genesen. Dabei beschäftigen ihn bereits intensive schöpferische Pläne für seine 8. Sinfonie. In Alfred Schnittkes Schaffen nehmen die beiden Cellokonzerfe eine zentrale Stellung ein fing er die für sein Leben entschei denden künstlerischen Eindrücke. Von 1949 an setzte er seine in Wien begonnene musikalische Aus bildung an der Moskauer Musik fachschule und seit 1953 am Tschai- kowski-Konservatorium fort, an dem er nach einer mehrjährigen Aspirantur bis 1972 als Lehrer für Instrumentation und Komposition tätig war. Das anschließende frei schaffende Wirken als Komponist in Moskau wurde mehrfach durch Auslandsaufenthalte unterbrochen. 1980 war Schnittke Gastdozent an der Wiener Musikhochschule. Zwei Jahre später trat er ebenfalls in Wien zum Katholizismus über, zu dem sich auch seine zehn Jahre zuvor verstorbene Mutter bekannt hatte. 1989 übersiedelte er, zu nächst als Fellow des Wissen schaftskollegs in Berlin-West, nach Deutschland, dessen Staatsbürger schaft er ein Jahr später erhielt. Seitdem lehrt er als Professor für Komposition in der Nachfolge György Ligetis an der Hamburger Musikhochschule. Seinen kompositorischen Werde gang hat Schnittke selbst mit kenn zeichnenden Worten geschildert: „Meine musikalische Entwicklung verlief über Klavierkonzertromantik, neoklassizistische Schulweisheit, eklektische Syntheseversuche (Orff und Schönberg) und kannte auch die unvermeidlichen Mannhaftig keitsproben der seriellen Selbstver leugnung. Doch dann beschloß ich, aus dem überfüllten Zug auszustei gen." Unbefriedigt von dem sozia-