Vorspruch. Feierlich setzt das „Glo ria" ein mit einem vierstimmigen A-cappella-Ruf des Chores und der majestätisch einfallenden Antwort des Orchesters. Chorische Vier stimmigkeit und Wechsel von Frau en- und Männerstimmen bleiben bis zum „Gratias agimus" herrschend. Das „Qui tolllis" aber ist ein düste res, wildes Zwischenspiel. Die Po saunen intonieren eine drohende, an das liturgische „Dies irae" an klingende Melodie, gegen die die Streichinstrumente mit synkopischen Tremolo-Akzenten angehen; der Chor deklamiert, die Stimmen in Oktaven koppelnd, in abgerissenen Ausrufen, nur in der Bitte „Miserere" findet er sich zu harmo nischer Vierstimmigkeit zusammen. Das „Quoniam" wiederholt den klangprächtigen Beginn des „Glo ria", eine freie, lyrisch strömende Fuge über ein langatmiges Thema schließt den Teil ab. Das „Credo" beginnt leise mit ei nem geheimnisvollen Paukenwirbel, der wie ein düsteres Leitmotiv im merfortwiederkehrt, der Chor singt das Glaubensbekenntnis liturgisch förmlich. Wie in der As-Dur-Messe, sind auch hier Geburt und Leidensgeschichte Christi zu einem zweiteiligen Mittel satz von lyrisch-balladeskem Klang zusammengeschlossen. „Et incarna- tus est" singt der Solotenor auf eine kantable Melodie, die die Violon celli schon präludierend vorweg nahmen, während die übrigen Streichinstrumente nur leise rhyth misierend die tragenden As-Dur- Harmonien angeben. Ein zweiter Solotenor und der Sopran führen die Melodie im dreistimmigen Kanon weiter. In dumpfem as-Moll setzt das „Crucifixus" ein, das dem Chor zugeteilt ist. Es steigert sich vom unheimlichen Pianissimo über heftige Akzente schnell zu einem Aufschrei auf einem verminderten Septakkord, der sogleich wieder ins Pianissimo zurücksinkt. Beide Teile, Incarnatus und Crucifixus, werden mit leichten harmonischen Varian ten gekürzt wiederholt. Vom „Resurrexit" an benutzt Schubert das thematische Material des An fangs, so daß sich für das ganze „Credo" eine dreiteilige Form er gibt, der das „Et vitam venturi saeculi" als breit ausgeführte Fuge angehängt wird. Das klang prächtige „Sanctus" ist kurz, das „Benedictus", ein Stück von ruhiger Schönheit, beruht auf einer schlich ten Melodie, die bei der Wieder holung in den Tenor gelegt und von einer ebenso melodischen Sopran stimme übersungen wird. Erschrek- kend wirkt der Einsatz des „Agnus Dei". Der Vokalsatz wird von Posaunen verstärkt und von unruhig synkopier ten Streicherfiguren und gewaltsa men Hornstößen begleitet: ein Aus bruch der Sündenangst und der To desfurcht, den das einfache „Dona nobis pacem" nicht besänftigt. Ganz kurz vor dem Schluß kehrt der Aus bruch des „Agnus" mit äußerster Steigerung wieder, und seine Erre gung klingt bis in die feierlichen Schlußtakte nach. Franz Schuberts Messe in Es-Dur stammt aus dem letzten Lebensjahr des Komponisten