Beginn des Requiems in Mozarts Handschrift Spieldauerdauer: ca. 12 Minuten Zu Wolfgang Amadeus Mozarts Lebzeiten war die Fuge als streng kontrapunktische Technik bereits weitgehend „aus der Mode" ge kommen. Zwar gehörte sie nach wie vor zur unverzichtbaren hand werklichen Grundlage der Kompo nisten, doch konnte sie nicht mehr selbstverständlicher, zeitgemäßer Ausdruck der Musik sein. Trotzdem begann Mozart auf Bitten seiner Ehefrau Konstanze, einer Liebhabe rin Bachscher Fugenkunst, sich ab 1782 intensiver mit der Fugen technik zu beschäftigen. Nachdem er anfänglich mit Bachschen Fugen experimentierte, indem er sie neu bearbeitete (so instrumentierte er z.B. fünf Fugen aus dem 2. Teil des „Wohltemperierten Klaviers" für zwei Violinen, Viola und Baß um), folgten eigene Kompositionen in diesem Stil. Mozarts Respekt vor der Fugenform als Höchstleistung der Polyphonie war zugleich ver knüpft mit dem Bestreben, von ihr aus zu neuen Zielen vorzustoßen, sie in den Diensteines neuen künst lerischen Wollens zu stellen. Dabei hat er seine Fugen nicht „aus dem Ärmel schütteln können", sondern sich durchaus ernsthaft und selbst kritisch mit diesem Problemkreis aus einandergesetzt. Die c-Moll-Fuge entstand 1783 zunächst in einer Fassung für zwei Klaviere. 1 788 instrumentierte Mo zart sie für Streichquartett um und komponierte eine Einleitung hinzu. Dieses absolut mozartisch gehalte ne Adagio enthält den Gegensatz zweier kontrastierender Gedanken, in Gestalt eines scharf punktierten, kraftvollen und eines lyrischen inni gen Themas. Die streng und dabei kühn durchgearbeitete Fuge ist or ganisch mit dem einleitenden Ada gio verbunden. Bei ihr liegt der Ge fühlskontrast bereits im Thema. Die Technik der Fugierung und Eng- führung dieses Themas weist, wie die Bachschen Fugenkompo sitionen, unfehlbare kompositori sche Meisterschaft auf, obgleich die Kunst Bachs nicht mehr Maßstab für die Fuge der Wiener Klassik sein kann.Mit ihren unvermittelten Stim mungswechseln und dynamischen Kontrasten, den chromatischen Vor haltmotiven und kühnen Modulatio nen erweist sie sich gleichzeitig als ein typisches Produkt des reifen Mozart, der auch hier subjektive Ex pressivität mit alten Satztechniken zu verbinden weiß. Mozart hinterließ sein Requiem als Torso. Andere haben es vollendet.