Spieldauer: ca. 11 Minuten Titelblatt der Erstausgabe von Tschaikowskis Sinfonischer Ballade „Der Wojewode" ZUR EINFÜHRUNG Die sinfonische Ballade „Der Wojewode" op. 78 nach einem Gedicht von Alexander Puschkin ist die letzte programmusikalische Ar beit Peter Tschaikowskis. Sie hat keinerlei Zusammenhang mit der frü hen Oper gleichen Namens des Komponisten. Nach dem Mißerfolg der von ihm geleiteten Moskauer Ur aufführung vom 18. November 1891 vernichtete Tschaikowski die Partitur. Sie wurde jedoch nach dem Tod des Komponisten aus den Orchesterstimmen rekonstruiert, 1 897 veröffentlicht, ist freilich bis heute weitgehend unbekannt geblie ben, ja in Vergessenheit geraten. Das Puschkin-Gedicht erzählt von einem Wojewoden (Heerführer), der nachts nach Hause reitet, aber in seinem Schloß das Zimmer sei ner Frau leer findet. Von schlimmen Ahnungen beunruhigt, sucht er sie mit seinem Diener und findet sie im Park, wo ihr junger Liebhaber im Mondlicht vor ihr kniet. Der heran schleichende Wojewode drängt sei nen Diener umsonst, die Frau zu erschießen, worauf er sich selber erschießt. Ging es Tschaikowski in früheren programmatischen Werken mehr um die musikalische Zeichnung von Charakterporträts, so komponierte er in diesem Falle der äußeren Handlung entlang. Ein den ganzen ersten Teil beherrschendes Ostinato- Motiv schildert den nächtlichen Ritt des ahnungsvollen Wojewoden. Allerlei Motive rufen in das Ostinato hinein, unter anderem eine herabstürzende Violin- passage. Die Entwicklung nimmt an Intensität zu. Plötzlich erscheint, von Celesta und Harfe umspielt, eine Melodie in den Holzbläsern. Ihr korrespondiert eine zweite Melodie in den tiefen Streichern. Die beiden Weisen, Liebesthemen, symbolisieren das tete ä tete der Liebenden im Park und wechseln miteinander ab. Ihren Höhepunkt erreicht die lyrische Szene mit dem Wiedererscheinen der ersten Me lodie in den Violinen. Dann kehrt zunächst leise das Ostinato wieder: Der Wojewode naht. Nach einer Steigerung ein plötzlicher harter Schlag von Pauke und Trommel: Der Schuß. In pathetischen, vom schweren Blech beherrschten For- tissimo-Takten schließt das Werk düster in a-Moll.